Plötzlicher Herzstillstand bei Sportler*innen

Pressemitteilung der Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK)

Der aktuelle Fall des dänischen Profifußballers Christian Eriksen zeigt, dass auch junge, vermeintlich gesunde Menschen von schweren kardialen Ereignissen betroffen sein können. Die Ursachen sind vielfältig.

Düsseldorf, 15.06.2021 – In Deutschland erleiden Jahr für Jahr etwa 65.000 Personen einen plötzli-chen Herzstillstand. Für etwa 60.000 Menschen verläuft dieses schwerwiegende kardiale Ereignis tödlich. Ein plötzlicher Herzstillstand bei jungen populären Profisportler*innen mitten auf dem Spiel-feld sorgt für große Bestürzung in der Öffentlichkeit und eine hohe mediale Aufmerksamkeit. Tat-sächlich sind diese Fälle aber eher eine Ausnahmeerscheinung. Denn es sind fast ausschließlich ambitionierte Hobbysportler*innen, die von einem plötzlichen Herzstillstand beim Sport betroffen sind, so die Zahlen des „Sudden Cardiac Death Registers“ (www.scd-deutschland.de). Ein erhöhtes Risiko konnte vor allem beim Fußballspielen und Laufen beobachtet werden.

Rasches Handeln rettet Leben
Ein plötzlicher Herzstillstand ist meist die Folge eines anhaltenden Kammerflimmerns, ein Zustand, bei dem sich die Herzkammern aufgrund ungeordneter elektrischer Erregungen immer wieder sehr schnell und unkoordiniert zusammenziehen und wieder lösen. Dadurch wird kein Blut mehr durch den Kreislauf gepumpt und die Betroffenen verlieren plötzlich das Bewusstsein. Bei fehlendem Puls ist eine schnelle Reanimation lebenswichtig. Denn jede Minute, in der ein Patient nach einem plötz-lichen Herzstillstand nicht mittels Herzdruckmassage behandelt wird, sinkt die Überlebenswahr-scheinlichkeit um 10 Prozent.
So betont Professor Philipp Sommer, Sprecher der DGK-Arbeitsgruppe Elektrophysiologie und Rhythmologie: „Entscheidend für die Prognose des Patienten ist die sofortige Einleitung der Reani-mationsmaßnahmen durch Kompression des Brustkorbs. Diese kann und soll auch unbedingt von anwesenden Laien durchgeführt werden. Nur diese Maßnahme entscheidet häufig darüber, ob und wie der Patient ein derartiges Ereignis überlebt. Alles ist besser als nichts zu tun. Als medizinischer Laie können Sie auch nie für eine suboptimale Durchführung belangt werden- also Hand auf’s Herz!“

Herzerkrankungen bei jungen Menschen oft unerkannt
Die im SCD-Register dokumentierten Fälle zeigen deutlich, dass auch junge, vermeintlich gesunde Menschen oft unentdeckt unter kardiovaskulären Erkrankungen leiden, die dann zu schwerwiegen-den kardialen Ereignissen führen können. Die zugrunde liegenden Erkrankungen sind dabei unter-schiedlich. So verzeichnet das Register eine vorzeitige Verkalkung von Herzkranzgefäßen, Herz-muskelentzündungen und angeborene Fehlverläufe von Herzkranzarterien als häufige Ursachen des plötzlichen Herztodes bei Sportlern unter 35 Jahren. Auch virale oder bakterielle Infekte können eine Herzmuskelentzündung verursachen, sodass nicht zu früh nach einer vermeintlich überstande-nen Infektion wieder mit dem Sport begonnen werden sollte.

Zur Prävention empfehlen Kardiolog*innen regelmäßige sportkardiologische Untersuchungen für Sportler*innen. So auch DGK-Pressesprecher Professor Michael Böhm: „Die kardiovaskuläre Ge-fährdung hängt stark vom individuellen Risikoprofil ab. Insbesondere Sportlerinnen und Sportler mit unentdeckten Herzerkrankungen haben ein besonders hohes Risiko, beim Sport einen plötzlichen Herzstillstand zu erleiden. Dieses Risiko kann durch regelmäßige Screenings stark verringert werden.“

Auf Sport verzichten müssen aber auch Sportler*innen mit kardiovaskulären Erkrankungen nicht, so Böhm weiter: „Körperliche Aktivität und auch sportliche Betätigung verringern kardiovaskuläre Ereig-nisse wie Herzinfarkte und Schlaganfälle über eine Verbesserung des Gesamtrisikos auch bei er-krankten Patienten“. Besonders wichtig für Patient*innen sind dabei regelmäßige kardiologische Un-tersuchungen und sofortige Vorstellung beim Kardiologen oder in der Notaufnahme, falls Beschwer-den auftreten.

Weiterführende Informationen:
Sudden Cardiac Death Register: http://sportmedizin-saarbruecken.de/de/forschung/sudden-cardiac-death-scd-register-deutschland
Infoseite der Deutschen Herzstiftung zur Reanimation: https://www.herzstiftung.de/infos-zu-herzer-krankungen/koronare-herzkrankheit/ploetzlicher-herztod/herzdruckmassage-wiederbelebung

Medienkontakt: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie Pressesprecher: Prof. Dr. Michael Böhm (Homburg/Saar) Pressestelle: Kerstin Kacmaz, Tel.: 0211 600 692 43, Melissa Wilke, Tel.: 0211 600 692 13presse@ dgk.org
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 11.000 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbil-dung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org
Wichtige Informationen für Nicht-Mediziner stellt die DGK auf den Seiten ihres Magazins „HerzFitmacher“ zusammen: www.herzfitmacher.de

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