Corona-Forschung

Kinder sind keine Pandemie-Treiber
Kinderbetreuungseinrichtungen müssen während der Pandemie soweit irgend möglich offen bleiben. Zu diesem Fazit kam die Auswertung der vom Bayerischen Wissenschaftsministerium geförderten bayernweiten Langzeitstudie „Covid Kids Bavaria“, die das Corona-Infektionsgeschehen in Grundschulen, Kindergärten und Kindertagesstätten erforschte und an der auch das UKW beteiligt war. Die Auswertung der Daten von insgesamt mehr als 2.500 Kindern sowie 1.200 Lehrkräften, Betreuerinnen und Betreuern wies klar darauf hin, dass Kinder während der zweiten und dritten Corona-Welle keine Treiber der Pandemie waren. Auch bestand kein erhöhtes Infektionsrisiko durch den regulären Besuch der Kinderbetreuungseinrichtungen.
Die Studie Wü-KiTa-CoV 2.0, in der zuhause durchgeführte Tests untersucht wurden, untermauerte diese Erkenntnis und zeigte zudem, dass eine kontinuierliche Testung von asymptomatischen Kita-Kindern nur in sehr hohen Inzidenzphasen beziehungsweise bei Auftreten eines neuen, pathogeneren Virus sinnvoll ist. Von den knapp 6.800 Spucktests und mehr als 3.900 Nasenabstrichen, die von Mai bis Juli 2021 von 452 Kindergartenkindern im Alter von 2 bis 6 Jahren und 139 Erzieherinnen und Erziehern zuhause durchgeführt wurden, war ein einziger Corona-Test positiv (Jama Network Open, Doi:10.1001/jamanetworkopen.2022.31798).

Basis-Immunität bei Kleinkindern nach Omikron-Welle
Mit der Ausbreitung der Omikron-Variante des Corona-Virus haben auch die Infektionen bei den 2- bis 6-Jährigen rasch zugenommen. Doch in der Würzburger Kindergarten-Studie konnte gezeigt werden, dass sich während und durch die Omikron-Welle eine hohe Immunität gegen das neue Corona-Virus bei Kleinkindern entwickelt hat. Zudem waren die meisten Infektionen nur leicht ausgeprägt oder kaum wahrnehmbar. Die Auswertungen wurden im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht (DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0345).
Verbund FOR-COVID
Anfang 2022 gab das Bayerische Wissenschaftsministerium bekannt, dass es den im Herbst 2020 eingerichteten Bayerischen Forschungsverbund FOR-COVID zur Erforschung des Corona-Virus SARS-CoV-2 und der dadurch verursachten Erkrankung Covid-19 für weitere drei Jahre mit insgesamt 2,4 Millionen Euro fördert. An dem Projekt sind die Universitäten in Erlangen-Nürnberg, München, Regensburg und Würzburg beteiligt.
Bedarf von Krebskranken in der Pandemie
Die vom HNO-Facharzt Dr. Christian Wilhelm erstellte Umfrage „Krebs und Covid-19 bei Erwachsenen“ in der Corona Health App soll Auswirkungen der Infektionsschutzmaßnahmen ermitteln und Lösungen aufzeigen, um die Feststellung, Behandlung und Nachsorge der Krebserkrankung in künftigen Krisensituationen zu verbessern.
Studie zum Post-Covid-Syndrom
Die Corona-Wellen ebben zwar langsam ab, die Nachwirkungen sind bei einigen, die sich mit SARS-CoV19 infiziert hatten, jedoch noch gewaltig. Die vom Würzburger Institut für Allgemeinmedizin geleitete Pilotstudie PreVitaCOV ist eine der ersten medikamentösen Therapiestudien zu langfristigen Symptomen nach einer Infektion mit Covid-19. In der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten, vierarmigen, randomisierten, kontrollierten Studie werden die Wirksamkeit und Sicherheit von Prednisolon und einer Fixkombination der Vitamine B1, B6 und B12 beim Post-Covid-19-Syndrom untersucht.
Neue Erkenntnisse zu Schimmelpilzinfektionen bei Covid-19
Für Patientinnen und Patienten mit schweren Covid-19- Infektionen kann eine Schimmelpilzinfektion in der Lunge zu einem zusätzlichen Problem werden. Die Covid-19-assoziierte pulmonale Aspergillose, kurz CAPA, wurde bei ein bis zwei von zehn Personen festgestellt, die aufgrund einer Covid-19-Infektion auf der Intensivstation waren. Die Arbeitsgruppe von Jürgen Löffler hat eine Studie zu sekundären Schimmelpilzinfektionen bei Covid-19-Erkrankungen durchgeführt. Ergebnis: Betroffene weisen Merkmale einer gestörten Wirtsimmunität gegenüber pathogenen Schimmelpilzen auf (publiziert in Frontiers in Immunology, doi: 10.3389/fimmu.2022.954985).

Die rot eingefärbte humane Immunzelle steht mit ihren Ausläufern in Kontakt mit dem blau eingefärbten Pilz Aspergillus fumigatus (Hyphen).
Eine groß angelegte klinische Studie mit mehr als 35.000 durchgeführten Paralleltestungen am UKW zeigt, dass Antigen-Schnelltests eine Schwäche bei der Erkennung von Omikron-Infektionen haben. Mit sinkender Viruslast nahm auch die Empfindlichkeit der Schnelltests ab. Doch gerade bei einer hohen Viruslast wurden Omikron-Infektionen durch Antigen-Schnelltests schlechter erkannt. Clinical Microbiology and Infection, 2022, doi.org/10.1016/j.cmi.2022.08.006.

Potentielle Quelle für SARS-CoV-2-Mutationen
In einer deutsch-österreichischen Kooperation haben Martina Prelog vom Uniklinikum Würzburg und Sissy Sonnleitner von der Medizinischen Universität Innsbruck am Beispiel einer Krebs-Patientin gezeigt, wie in Personen, bei denen das Immunsystem mittels Medikamenten heruntergefahren werden musste, besorgniserregende Varianten des Corona-Virus entstehen können. Eine einzige Person kann somit als potenziell neue Quelle für Virusvarianten in Frage kommen. Die Studie wurde im Journal Nature Communications veröffentlicht (doi.org/10.1038/s41467-022-30163-4).
Schwanger und Covid-19: Gefahr für Mutter und Kind
Bislang galten Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Leber, Niere und Atemwege sowie Diabetes und Krebs, aber auch Übergewicht und Rauchen als Risikofaktoren für einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung. Inzwischen muss auch eine Schwangerschaft als Risikofaktor gezählt werden. Denn selbst junge, gesunde Frauen, die ein Kind erwarten und sich mit SARS-CoV-2 infizieren, können einen derart schweren Verlauf haben, dass sie intensivmedizinisch behandelt werden müssen, sofern sie nicht geimpft sind. Erste Daten zu schwangeren Frauen und Müttern aus dem Cronos-Register, die wegen Covid-19 intensivmedizinisch behandelt werden müssen, sind im Februar 2022 im Journal of Clinical Medicine erschienen. Sie waren im Durchschnitt 33 Jahre alt und in der 33. Schwangerschaftswoche. Bei 30 von den 101 untersuchten Fällen war nur eine Behandlung mit Sauerstoff notwendig, 22 erhielten eine nicht-invasive Beatmung, 28 eine invasive Beatmung und 15 eine ECMO. Daher der Appell: Eine Impfung schützt – wie bei allen anderen Patienten auch – vor einem schweren Verlauf!