Neue Apps und Schulungen
Antiinfektiva-App als neue Informationsplattform
Mit einer Web-App können die Ärztinnen und Ärzte des UKW schnell und unkompliziert auf die beim Einsatz von Antiinfektiva geltenden Standards zugreifen. Seit Anfang Februar 2022 finden sie dazu auf ihren Dienst-Smartphones und -Tablets ein entsprechendes Icon, das mit einer für mobile Endgeräte optimierten Webseite verknüpft. Die Innovation geht zurück auf eine Initiative der Arbeitsgruppe Antimicrobial-Stewardship des UKW und wurde vom Servicezentrum Medizin-Informatik (SMI) des UKW in einem zweijährigen Prozess entwickelt. Das Medium ist allerdings weit mehr als ein digitales Nachschlagewerk und Qualitätsmanagementinstrument. So dient die Anwendung auch als Kommunikationskanal, der die Nutzerinnen und Nutzer mit aktuellen Meldungen und monatlichen Tipps übersichtlich und bequem auf dem aktuellen Stand hält.
In Zukunft soll über die App auch ein direkter Austausch – zum Beispiel über relevante mikrobiologische Befunde – mit dem AMS-Team des UKW möglich sein. Als weitere Funktion ist ein Antiinfektiva-Quiz geplant, das auf eine spielerische Wissensvermittlung abzielt. Zudem wird daran gearbeitet, das Angebot auch auf das regionale AMS-Kliniknetzwerk auszurollen. Bei diesem Netzwerk berät und schult die Arbeitsgruppe AMS des Uniklinikums auf Basis von Kooperationsverträgen andere Krankenhäuser in Mainfranken zu den Themen der Antimicrobial Stewardship.

Preiswürdige Trainings-App für Menschen mit axialer Spondyloarthritis
Das UKW unterstützt die Applimeda GmbH bei der Entwicklung einer App, die Menschen mit axialer Spondyloarthritis (vormals Morbus Bechterew) zu einer leitliniengerechten, individualisierten Bewegungstherapie anleiten soll. Die unheilbare, chronisch-entzündliche Erkrankung äußert sich häufig durch starke Rückenschmerzen und kann unter anderem zur völligen Versteifung der Wirbelsäule führen. Die Produktidee des Start-ups wurde im April 2022 beim „Gründungswettbewerb – Digitale Innovationen“ des Bundeswirtschaftsministeriums mit einem Preisgeld von 7.000 Euro ausgezeichnet. Mittlerweile ist die Anwendung unter dem Namen Axia fertiggestellt und ein CE-gekennzeichnetes Medizinprodukt.
Hinter Applimeda stehen die Würzburger Medizinstudenten Maxime le Maire und Tobias Heusinger sowie der Würzburger Informatiker Robert Leppich. „Ende 2020 nahmen wir im Zusammenhang mit unserer damals noch in Planung befindlichen App Kontakt mit der Rheumatologie des UKW auf“, berichtet Tobias Heusinger und fährt fort: „Daraus entwickelte sich der Plan, die klinische Wirksamkeit des Programms in wissenschaftlichen Studien am UKW zu überprüfen.“ Dies soll nun ab Oktober 2023 in zwei randomisiert-kontrollierten Studien mit insgesamt 204 Teilnehmenden erfolgen. Von Seiten des UKW betreuen Privatdozent Dr. Marc Schmalzing, der Leiter des Schwerpunkts Rheumatologie/Klinische Immunologie an der Medizinischen Klinik II, sowie seine Kolleginnen und Kollegen Dr. Patrick-Pascal Strunz, Dr. Hannah Labinsky, Dr. Matthias Fröhlich sowie Dr. Anna Fleischer das Projekt.

Die Gründer der Applimeda GmbH, Maxime le Maire und Tobias Heusinger (Zweiter und Dritter von links), mit ihren Ansprechpartnern am UKW – PD Dr. Marc Schmalzing, Dr. Matthias Fröhlich und Dr. Patrick-Pascal Strunz (von links). Es fehlen Dr. Hannah Labinsky und Dr. Anna Fleischer.
Kurs für Eltern von Frühgeborenen und kranken Neugeborenen
Raketenstart ins Familienleben – so heißt ein Kursprogramm, das die Würzburger Universitäts-Kinderklinik seit Sommer 2022 anbietet. Zielgruppe sind die Eltern von Frühgeborenen oder kranken Neugeborenen. Die kostenlose Schulung besteht aus sechs inhaltlich eigenständigen Modulen, die unabhängig voneinander besucht werden können. Sie widmen sich Fragen wie: Wie sieht die Erlebniswelt eines Frühgeborenen aus? Wie kann ich mein Kind in seiner Entwicklung unterstützen? Was ist bei der Ernährung zu beachten? Was tue ich zuhause bei gesundheitlichen Problemen – vom ersten Schnupfen bis zur Ersten Hilfe? Wie finde ich für mich selbst in einer anstrengenden Zeit Zugang zu kraftspendenden Ressourcen?
Während die Initiative von hoch engagierten Pflegekräften ausging, gehören dem Schulungsteam neben Kinderärztinnen und -ärzten auch Expertinnen und Experten der Physiotherapie, Seelsorge, Psychologie und Sozialpädagogik an. Zudem wirkten betroffenen Eltern bei der Gestaltung der Themen maßgeblich mit. Die Kursmodule werden in einem regelmäßig wiederkehrenden Intervall angeboten.

Das Elternberatungsteam der Würzburger Universitäts-Kinderklinik präsentiert ihr neues Kursangebot für Familien mit Frühgeborenen oder kranken Neugeborenen.
Epilepsie-Schulung für Kinder, Jugendliche und Eltern
Flip & Flap ist ein an der Universitäts-Kinderklinik in Lübeck schon vor über 20 Jahren entwickeltes Schulungsprogramm für Kinder und Jugendliche mit Epilepsie sowie deren Eltern. Seit dem Frühjahr 2022 wird es in aktualisierter Form auch am UKW angeboten. Bei der in einen Kinderkurs für Sechs- bis Zwölfjährige und einen Jugendlichenkurs für 13- bis 18-Jährige aufgeteilten Schulung lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, was in ihrem Körper passiert, wenn sie epileptische Anfälle haben. Sie erlangen größere Sicherheit im Umgang mit ihrer Krankheit und können sie auch in ihrem Freundeskreis besser erklären. Bei der parallel stattfindenden Elternschulung gibt es unter anderem Hilfestellungen zum Umgang mit Epilepsie in der Schule und der Öffentlichkeit. Außerdem werden Wege zur Angstbewältigung im Zusammenhang mit der Erkrankung aufgezeigt.
Die Einführung von Flip & Flap an der Würzburger Universitäts-Kinderklinik ist eng mit der Person von Prof. Dr. Juliane Spiegler verbunden. Die Kinderärztin mit Spezialisierung Neuropädiatrie wechselte im Oktober 2021 von Lübeck ans UKW, wo sie die ärztliche Leitung des Frühdiagnosezentrums / Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) übernahm. Die Professorin kann sich aus ihrer Zeit an der Universitäts-Kinderklinik in Lübeck auf langjährige Schulungserfahrungen stützen. Deshalb lag es nahe, in Würzburg die derzeit bundesweit einzige Trainerausbildung für das von ihr in den vergangenen zwei Jahren federführend medizinisch überarbeitete Kursprogramm zu installieren. Die erste Trainerschulung mit 14 Teilnehmenden fand im November 2022 in den Räumen des SPZ statt.

Prof. Dr. Juliane Spiegler präsentiert kindgerechtes Infomaterial aus der Epilepsie-Schulung Flip & Flap.