Urintest verbessert die Diagnose von Neben­nieren­krebs

Ein einfacher Urintest kann die Diagnose von Nebennierenkrebs beschleunigen, die Prognose der Patienten verbessern und den Bedarf an invasiven Diagnosemethoden verringern. Dies zeigt eine neue Studie mit Würzburger Beteiligung.

Bildgebende Verfahren, wie beispielsweise die Computer- oder die Magnetresonanz-Tomographie, werden in der klinischen Praxis immer häufiger eingesetzt. Quasi „nebenbei“ werden bei etwa fünf Prozent dieser Untersuchungen Knoten in der Nebenniere entdeckt. Diese so genannten „Nebennieren-Zufallsgeschwülste“ sind in der Mehrzahl harmlos. Bis das aber sicher ist, müssen sich die Betroffenen einer Reihe von Untersuchungen unterziehen. Häufig kommen dabei erneut bildgebende Verfahren zum Einsatz. Neuere Studien zeigten jedoch, dass diese nur begrenzt in der Lage sind, festzustellen, ob eine Gewebeveränderung gutartig ist oder ob es sich um Krebs handelt. Außerdem werden die Patienten einer weiteren Strahlenbelastung ausgesetzt, die Kosten sind beträchtlich und die Untersuchungen liefern selten die Informationen, die sich Arzt und Patient wünschen. Schnellere Diagnose, gezielte Behandlung Diese Situation verbessern könnten jetzt die Ergebnisse einer neuen, multi­zentrischen Studie, die von Ex­perten der Universität Birmin­g­ham/GB geleitet wird. Daran beteiligt ist auch die Endokrinologie des Uniklinikums Würzburg (UKW) unter Leitung von Prof. Dr. Martin Fassnacht. Ergebnisse der Studie wurden im Juli dieses Jahres in der Fachzeitschrift „The Lancet Diabetes & Endocrinology“ veröffentlicht.

Demnach könnte ein einfacher Urintest zum Nachweis überschüssiger Steroidhormone in der Nebenniere – ein Schlüsselindikator für Neben­nierentumore – die Diagnose und Behandlung von Patienten mit einem Nebennierenkrebs beschleunigen und dazu beitragen, unnötige Operationen bei Patienten mit einer harmlosen Geschwulst zu vermeiden.

Mehr als 2.000 Patienten mit neu diagnostizierten Nebennierentumoren nahmen an der Studie teil. In 14 Zen­tren des Europäischen Netzwerks zur Erforschung von Nebennierentumoren (ENSAT) wurden sie über einen Zeitraum von sechs Jahren unter­sucht. Unter anderem mussten sie nach der Diagnose eine Urinprobe abgeben, die anschließend auf ihren Gehalt an Hormonen der Nebennieren analysiert wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass der Urintest weniger Fehler produzierte als bildgebende Tests.

Prof. Dr. Wiebke Arlt ist ­Direktorin des Instituts für Stoffwechsel- und Systemforschung an der Uni Birmingham und Seniorautorin der Studie. Vor ihrem Wechsel nach England forschte sie etliche Jahre am UKW. Von den jetzt veröffentlichten Ergebnissen verspricht sie sich viel: „Wir hoffen, dass sie dazu beitragen, die Belastung der Patienten signifikant zu verringern und die Kosten im Gesundheitswesen zu senken, indem nicht nur die Anzahl unnötiger Operationen bei Personen mit gutartigen Veränderungen reduziert, sondern auch die Anzahl der erforderlichen bildgebenden Verfahren begrenzt wird“. Einführung in Routinepraxis steht bevor Prof. Fassnacht arbeitet mit seinem Team bereits an der Einführung der neuen Urin­diagnostik für die klinische Routinepraxis in Würzburg. „Sobald wir soweit sind, wird dies die Diagnostik der Patienten mit Nebennierentumor sicher deutlich optimieren. Wir erwarten, dass die Patienten mit bösartigen Veränderungen der Nebennieren damit auch früher im Krankheitsverlauf identifiziert werden können, was dann auch die Prognose verbessern wird.“

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