Auch bei Immunschwäche impfen

Impfstoffe gehören zu den nebenwirkungsärmsten Arzneimitt eln überhaupt und sind daher prinzipiell auch für geschwächte Menschen geeignet.

Für Deutschland wird die Zahl der Menschen mit einem Immundefekt oder einer Immunschwäche auf mehr als 7,5 Millionen geschätzt. Zugrundeliegen können hier chronische Krankheiten wie Krebs, eine Milzentfernung, eine nicht entdeckte oder nicht behandelte HIV-Infektion, eine fortgeschrittene chronische Herzschwäche, eine chronische Leber- oder Nierenerkrankung oder ein Diabetes mellitus. Daneben unterziehen sich – auch dank immer größerer Fortschritte der modernen Medizin und ­einer höheren Lebenserwartung – immer mehr Menschen einer das Immunsystem schwächenden („immunsuppressiven“) medikamentösen Behandlung. Dabei kann es sich zum Beispiel um Therapien bei Krebserkrankungen, rheumatologischen Erkrankungen, chronischen Darmentzündungen, einer Schuppenflechte oder auch Behandlungen nach einer Transplantation zur Verhinderung einer Abstoßung handeln. Infektionskrankheiten eine besondere Gefährdung Eine besondere Gefährdung all dieser Menschen stellen Infektionskrankheiten dar, weshalb diesbezüglich einer effektiven Gesundheitsvorsorge eine hohe ­Bedeutung zukommt. Neben der all­gemeinen Lebensführung spielen hier Impfungen eine große Rolle, da durch sie ein spezifischer Schutz gegen eine Vielzahl von Infektionen aufgebaut werden kann.

Autor: Prof. Dr. Hartwig Klinker, Leiter der Infektiologie am Uniklinikum Würzburg

Nur Lebendimpfstoffe können problematisch sein Auch Menschen mit Immunsuppression können – und sollten – Impfungen er­halten! Vorsicht ist allenfalls bei den ­wenigen Lebendimpfstoffen – also gegen Masern, Mumps, Röteln, Windpocken und Gelbfieber – angebracht. Die allermeisten Impfstoffe sind jedoch Totimpfstoffe aus inaktivierten, abgetöteten Erregerbestandteilen und stellen auch bei Immunschwäche kein Risiko dar. Beispiele sind die Impfstoffe gegen Influenza, Pneumokokken, Diphtherie, Tetanus, Polio, Keuchhusten, FSME, Meningokokken, Hepatitis A und B sowie auch die zu erwartenden Corona-Impfstoffe.

Da in einigen Fällen die Wirksamkeit bei geschwächten Patienten eingeschränkt sein kann, sollte, wenn möglich, vor einer immunsuppressiven Therapie geimpft werden. Am Uniklinikum Würzburg, wo viele Patient*innen mit Immunsuppression betreut werden, ist eine umfassende Beratung zu Impfungen in allen Abteilungen fester Bestandteil der individuellen Aufklärung. In schwierigen Fällen werden weitere Spezialisten aus dem Klinikum hinzugezogen.

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