Notfalltraining vor Ort

Im Oktober führte das Simulations­team der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerz­therapie mit Mitarbeiter*innen des Herzkatheterlabors der Med I ein In-situ-Teamtraining durch. In realitätsnah gestalteten Notfall­situationen ging es dabei vor allem um die Bedeutung der nicht-­technischen Fähigkeiten sowie den „Faktor Mensch“ in diesem komplexen und sicherheits­kritischen Arbeitsbereich.

Ein Team des Herzkatheterlabors beim Notfalltraining am Full-Scale-Patientensimulator.

Die Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie des Uniklinikums Würzburg (UKW) betreibt schon seit den 1990er Jahren ein Simulations­zentrum. Das Team der Schulungseinrichtung wurde im Herbst dieses Jahres zum zweiten Mal von Kolleginnen und Kollegen aus dem Herzkatheterlabor (HKL) der Medizinischen Klink I angefordert. Auf Initiative des leitenden Oberarztes, Privatdozent Dr. Peter Nordbeck sowie von Dr. Björn Lengenfelder und der Pflegeleiterin Dagmar Straus war ein spezielles Notfalltraining gewünscht. „Dabei sollten gezielt nicht-technische Aspekte in diesem komplexen Arbeitsumfeld im Fokus stehen – also zum ­Beispiel die effektive Kommunikation in Stresssituationen, das Ressourcenmanagement, die dynamische Entscheidungsfindung und die Zusammenarbeit im Team“, schildert Funktionsoberärztin Jasmin Wagner, langjährige Mitarbeiterin und Instruktorin für Teamtrainings des Simulationszentrums. Zusammen mit ihren Kollegen Julie Gröne und Manuel Hassemer rückte sie für mehrere Stunden im Herzkatheterlabor an, denn das Training sollte am realen Arbeitsplatz unter möglichst realen Arbeitsbedingungen stattfinden. Zum Einsatz kam ein Full-Scale-Patientensimulator. Darunter versteht man eine lebensgroße Nach­bildung des menschlichen Körpers, die computergestützt und verbunden mit einer aufwändigen technischen Apparatur verschiedene Patientenzustände ­simu­liert. Auf diverse klinische Eingriffe und Behandlungsmaßnahmen reagiert der Simulator wie ein echter Patient. Nachbesprechung von Videoaufzeichnungen Mit authentisch aus Pflegekräften, Assistenzarzt und Oberarzt zusammengestellten HKL-Teams wurden zwei Zwischenfälle simuliert, die so oder ähnlich auch im klinischen Arbeitsalltag jederzeit vorkommen können. Das Simulationsteam zeichnete das Vorgehen und die Kommunikation der Akteure per Video auf. Diese Aufnahmen waren die Grundlage für das anschließende Debriefing, bei dem die Szenarien intensiv und kollegial nachbesprochen wurden.

Das Simulationsteam: Julie Gröne, Jasmin Wagner und Manuel Hassemer (von links).

Nach dem Konzept des Crisis Resource Managements „Wir orientierten uns dabei am Konzept des Crisis Resource Managements“, erläutert Jasmin Wagner, die das Training leitete. CRM zielt darauf ab, bei Zwischenfällen und unter Stress im Team möglichst effektiv und sicher handeln zu können. Dadurch wird die Rate an Komplikationen reduziert und die Patientensicherheit erhöht. Der Weg dahin ist in praxisnahen, einfach anwendbaren CRM-Leitsätzen formuliert, wie zum Beispiel: „Antizipiere und plane voraus“, „Übernimm die Führungsrolle oder sei ein gutes Teammitglied mit Beharrlichkeit“, oder „Re-evaluiere die Situation immer wieder.“ Laut Jasmin Wagner ist Kommunikation wie ein Kleber, der die einzelnen Bestandteile des CRM zusammenhält. Wegen dieser zentralen Stellung müsse gute Kommunikation von allen Teammitgliedern aktiv geübt und betrieben werden. Bei den Teilnehmer*innen kam das ­Simulationstraining durchweg sehr gut an. Sie lobten die Maßnahme als sinnvoll, praxisnah und kompetent.