Breite Dankbarkeit am zweiten

Tag der Selbsthilfe

Am 5. Dezember 2020 beging das Uniklinikum Würzburg seinen zweiten Tag der Selbsthilfe. Die Referent*innen der online übertragenen Veranstaltung – unter ihnen der Würzburger Bischof Dr. Franz Jung – würdigten die oft ehrenamtlich erbrachten Leistungen der vielen, mit dem Klinikum kooperierenden Selbsthilfegruppen.

Sie trugen vor der Kamera zu einem informativen Tag der Selbsthilfe 2020 am Uniklinikum Würzburg bei: Der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Georg Ertl, Bischof Dr. Franz Jung, Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Sozialreferentin Dr. Hülya Düber (oben, von links) sowie Kathrin Speck vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, Landtagspräsidentin a.D. Barbara Stamm, die externe Selbsthilfebeauftragte Gabriele Nelkenstock und die Musikerin Paula Schlotter.

Der 5. Dezember ist der jährliche „Internationale Tag des Ehrenamts“. Wie schon im vergangenen Jahr nutzte das Uniklinikum Würzburg (UKW) diesen Anlass auch heuer zu einem „Tag der Selbsthilfe“. Seit gut zwei Jahren intensiviert das Klinikum kontinuierlich seine Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen. Seit einem Jahr darf es den vom bundes­weiten Netzwerk „Selbs­t­hilfe­freundlichkeit und Pa­tientenorientierung im Ge­sundheits­wesen“ vergebenen Titel „Selbst­hilfefreundliches Krankenhaus“ führen.

Wegen der Kontaktbeschränkungen der Corona-Pandemie musste der zweite Tag der Selbsthilfe als Online-Veranstaltung stattfinden. Da­zu kam eine kleine Gruppe von Aktiven und Gastredner*­innen in der Magistrale und im Raum der Stille am Zentrum für Operative Medizin des UKW zusammen. Alle Interessierten konnten sich über eine Internet-Kommunikationsplattform zuschalten und den Ansprachen in Wort und Bild folgen.

In seiner Begrüßungsrede wies Prof. Dr. Georg Ertl, der Ärztliche Direktor des UKW, darauf hin, dass die Medizin gerade in den letzten Jahren gelernt habe, die Patienten noch viel weitreichender als Partner zu akzeptieren. Selbsthilfegruppen spielen in diesem Beziehungsgeflecht nach seinen Worten eine entscheidende Rolle. Der Tag der Selbsthilfe sei eine Gelegenheit, sich hierfür seitens des Uniklinikums herzlichst bei allen Beteiligten zu bedanken.

Lückenschluss im Gesundheitssystem Als erster Gastredner würdigte der Würzburger Bischof Dr. Franz Jung Selbsthilfegruppen als „eine ansteckende Form von Gesundheit“. Der Selbsthilfe gehe es darum, die Ehre des Pa­tienten zu wahren und ihn in seiner Würde und Selbstwirksamkeit zu be­stärken. „Zugleich will sie aber dem Krankenhaus zur Ehre ge­reichen, das erkannt hat, dass Selbsthilfe eine ­Lücke im Gesundheitssystem schließt, die weder durch den Patienten noch durch die Klinik abgedeckt werden kann“, sagte der Bischof. Um das facetten­reiche Zusammenspiel von Patient, Selbsthilfe und Arzt weiter zu beschreiben, nutzte Jung die Geschichte des „Haupt­manns von Kafar­naum“ aus dem achten Ka­pitel des Matthäus-Evange­liums. Unter anderem wurde hierbei deutlich, dass es zu den wesent­lichen Aufgaben der Selbsthilfe gehört – kombiniert mit einer kritisch-konstruktiven Begleitung – das Vertrauen des Patienten in die behandelnde Institution und Person zu stärken.

Die Digitalisierung eröffnet neue Wege Christian Schuchardt, der Würzburger Oberbürgermeister, nutzte seine Ansprache, um die gemeinsamen Digi­talisierungsbemühungen des UKW und des Aktivbüros der Stadt Würzburg im Corona-Jahr zu loben. So hätten, neben dem virtuellen Tag der Selbsthilfe, schon eine ganze Reihe von erfolgreichen Online-Veranstaltungen stattgefunden, die dazu beigetragen hätten, mit der Selbsthilfe in Kontakt zu ­bleiben.

„Die Digitalisierung wird uns auch in Zukunft weitere neue Wege eröffnen“, betonte anschließend Dr. Hülya Düber. Die Sozialreferentin der Stadt Würzburg fuhr fort: „Es ist uns wichtig, auch diejenigen zu erreichen, die hier bislang Berührungsängste oder keine technischen Voraussetzungen hatten.“ Deshalb werde das Aktivbüro der Stadt Würzburg im Jahr 2021 das Projekt „Digitalisierung in der Selbsthilfe“ durchführen. Hierzu zählt das Online-Seminar „Gesundheit stärken“, das im kommenden Jahr vom Aktivbüro im Verbund mit den anderen unter­fränkischen Selbsthilfe-Kontaktstellen angeboten werden soll. Trotz aller Hindernisse vorangekommen Kathrin Speck, die Geschäftsführerin des Bezirksverbands Unterfranken des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, schilderte in ihrem Vortrag einige der Herausforderungen, die die Selbsthilfe unter den Bedingungen der Covid-19-Pandemie zu meistern hatten – und teilweise nach wie vor zu meistern ­haben. So konnten zum Beispiel mit dem Lockdown über lange Zeit keine persönlichen Treffen der Gruppen stattfinden, viele Veranstaltungen mussten abgesagt werden. „Hier war eine große Flexibilität und Kreativität gefragt, um überhaupt weiterarbeiten zu können“, berichtete Speck. Trotz dieser Hindernisse sei der Prozess des „Selbst­hilfefreundlichen Krankenhauses“ am UKW durch das bereitwillige Engagement aller Beteiligten auch in diesem Jahr ein gutes Stück vorangekommen.

Drei regionale Selbsthilfegruppen vorgestellt Im Vorfeld des Tags der Selbsthilfe hatte das UKW alle kooperierenden Selbsthilfe eingeladen, an einem Preisrätsel teilzunehmen. Barbara Stamm, die bayerische Landtagspräsidentin a.D., übernahm die Aufgabe, die drei Gewinnergruppen vorzustellen. Dazu zählt die Selbsthilfegruppe Grombühl 4 des Kreuzbundes. In der Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Sucht kommen Betroffene mit Schwerpunkt Alkohol, Medikamente und illegale Drogen – zum Teil mit Doppeldiagnosen, wie beispielsweise Depressionen – zusammen.

Gewonnen hat auch die Selbsthilfegruppe Aphasie & Schlaganfall Mömbris. Die seit 13 Jahren bestehende Gruppe umfasst Schlaganfallpatienten und teils von Aphasie betroffene Personen im Alter von etwa 45 bis gut 70 Jahren sowie deren An­gehörige.

Das Losglück war außerdem der Selbsthilfegruppe Würzburg 3 für Leukämie-und Lymphomerkrankte hold. Deren rund 15 Gruppenmitglieder sind der festen Überzeugung, dass sie sich gegenseitig im Umgang mit diesen Krankheiten unterstützen, informieren und ermutigen können. Dank der Selbsthilfe­beauftragten Alle drei Gewinnergruppen erhielten jeweils einen großen, kulinarischen Geschenkkorb.

Zum Abschluss der Veranstaltung dankte Gabriele Nelkenstock, die externe Selbsthilfebeauftragte des UKW, nochmals allen Engagierten für ihren Einsatz – für den zweiten Tag der Selbsthilfe, wie auch während des gesamten Jahres 2020.

Aufgelockert wurden die Redebeiträge durch Musikstücke, an Violine und Piano vorgetragen von Paula und Michaela Schlotter, sowie eine humoristische Videobotschaft des Bauchredners und Comedians Sebastian Reich.