Der Pandemie immer

einen Schritt voraus

Der Kampf gegen Covid-19 hat massive Auswirkungen auf die Arbeit des Uniklinikums Würzburg. Es galt und gilt auch jetzt noch, der Pandemie durch ein vorausschauendes Planen und Handeln immer einen Schritt voraus zu sein.

Szenefoto eines Treffens der Klinikumseinsatzleitung im Hörsaal des Zentrums für Innere Medizin. An den Tischen sitzen von links die Professoren Thomas Wurmb, Ralf-Ingo Ernestus, Georg Ertl und Ulrich Vogel.

Als sich im März dieses Jahres in der breiten deutschen Öffentlichkeit das Bewusstsein für die vom Coronavirus ausgehenden Gefahren und Heraus­forderungen erst schrittweise herausbildete, hatte das Uniklinikum Würzburg (UKW) schon lange die ersten strukturellen Maßnahmen zum Umgang mit der ­Pandemie ergriffen: Bereits Ende Ja­nuar – mit Bekannt­werden der ersten Münchener Covid-19-Fälle – war eine Coronavirus-Arbeitsgruppe gegründet worden. In dieser kooperieren Verantwortliche der Kliniken, Institute und Verwaltungs­bereiche des UKW mit Ver­tretern der Universität und des Klinikums Würzburg Mitte. „Diese Arbeitsgruppe war sehr wichtig für die Erstellung der Hygienepläne und die Abstimmung verschiedener Aufgaben“, erinnert sich Prof. Dr. Georg Ertl, der Ärztliche Direktor des UKW. Als dann in der Folgezeit die Fallzahl anstieg, konnte das Uniklinikum auf ­bereits existierende Katastrophen- und Notfallpläne zurückgreifen. Diese sahen als einzuberufende Führungs­struktur eine so genannte Klinikums­einsatzleitung (KEL) vor. „Dieses Gremium ist vergleichbar mit einem klassischen Krisenstab und bewertet die medizinische, personelle und materielle Lage. Die KEL leitet den Einsatz und kann der jeweiligen Krisensituation angepasst sehr schnell und flexibel entscheiden“, beschreibt Prof. Dr. Thomas Wurmb, der Leiter der Sektion Notfall- und Katastrophen­medizin am UKW. Unter Leitung von Prof. Ertl oder dem Stellvertretenden Ärztlichen Direktor, Prof. Dr. Ralf-Ingo Ernestus, kamen ab dem 6. März nahezu täglich Vertreterinnen und Vertreter aus allen kritischen Bereichen des Klinikums – von Personal über Logistik, Technik und Hygiene bis zur Kommunikation – zu einer oft mehrstündigen Lage­besprechung im Hörsaal II des Zentrums für Innere Medizin zusammen oder berieten per Videokonferenz. Ein täglicher E-Mail-Newsletter informierte alle Beschäf­tigten des Klinikums und der UKW Service GmbH über die Lage­entwicklung sowie über die aktuellen Entscheidungen der KEL (siehe auch S. 24). Ergänzt wurde der Newsletter durch eine Intranetseite mit einer Liste der wesentlichen Dokumente und einer FAQ-Sektion.

So verteilten sich die Corona-Patienten auf die Bereiche des UKW.

Kapazität der Intensivstationen erhöht „Die Politik forderte von der deutschen Krankenhauslandschaft eine Kapazitäts­erhöhung von Intensiv­stationen und Beatmungs­plätzen sowie das Freihalten von Betten auf Allgemeinstationen“, beschreibt Prof. Ernestus und fährt fort: „Diesem Anspruch kamen wir am UKW durch eine medizinisch vertretbare ­Reduktion des elektiven, planbaren Behandlungs­programms nach. Basis dafür war eine Kategorisierung von diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen nach fachspezifischer medizinischer Dringlichkeit.“ So war nach seinen Worten die Notfallversorgung zu keinem Zeitpunkt eingeschränkt. Täglich wurde bewertet, welche weiteren Patienten entsprechend einer Einteilung nach vier Dringlich­keits­stufen versorgt werden konnten. Bei der Moderation und Umsetzung der Entscheidung konnte sich die KEL stets auf Dr. András K. Szabó, den ärztlichen OP-Manager am UKW, verlassen. In täglichen Sitzungen wurde interdiszi­plinär unter seiner Leitung das OP-­Programm geplant. In der gemeinsamen Abstimmung entsprechender Kapazitäten spielte die Materiallage, die in verschiedenen ­Bereichen (Schutzausrüstung, Medi­kamente, Anästhesiebedarf) mehrfach kritisch war, eine wesentliche Rolle.

Überwältigende Resonanz an freiwilligen Helfern

Vor dem Hintergrund des teils dramatischen Personalmangels während der Corona-Pandemie in anderen Ländern veröffentlichte das UKW im März auf seiner Homepage ein Online-Formular, über das sich potenzielle Helfer melden konnten. „Mit rund 600 Freiwilligen war der Rücklauf überwältigend“, zeigt sich Birgit Roelfsema tief beeindruckt. Die Stellvertretende Pflegedirektorin des UKW fährt fort: „Der weitere Verlauf der Pandemie in unserem Einzugsbereich sorgte glücklicherweise für verhältnismäßig wenige stationäre Covid-19-Patienten. Dank der hohen Verfügbarkeit unserer Beschäftigten durch internen Personalwechsel und das große Engagement der Medizinstudierenden konnten wir die Infektionswelle des Frühjahrs so gut abfedern, dass nur die Dienste von einigen wenigen Freiwilligen in Anspruch genommen werden mussten.“ Zum Einsatz kamen vor allem examinierte Pflegekräfte, Medizinstudierende sowie Rettungsdienstmitarbeiter/innen. Studentinnen und Studenten wurden bevorzugt eingestellt, weil diese kurzfristig verfügbar waren, fachliche Vorerfahrungen mitbrachten und das weitläufige Klinikumsgelände bereits kannten. „Hätten wir den Bedarf so nicht abdecken können, hätten wir natürlich gerne auch die Hilfsbereitschaft von weiteren Freiwilligen in Anspruch genommen. In jedem Fall danken wir allen von Herzen für diese großartige Solidarität“, unterstreicht Birgit Roelf­sema. Aktuell gibt es nach ihren Worten keinen weiteren Bedarf an freiwilligen Meldungen.

Um seine Intensivkapazitäten auszuweiten, erhöhte das UKW den Bestand an Beatmungsgeräten und wandelte Überwachungs- in Intensivbetten um. Außerdem wurden das ärztliche und pflegerische Personal sowie teilweise auch Medizinstudierende geschult. „Besonders wichtig war die Planung einer stufenweisen räumlichen Ausweitung der Intensiv- und Beatmungskapazitäten im Zentrum Operative Medizin bis hin zu einer potenziellen Nutzung von Aufwach- und OP-Räumen“, schildert Prof. Wurmb. Nach seinen Angaben hätte durch eine Verdoppelung der entsprechenden Kapazitäten auch bei einem massiven Anstieg von intensivpflichtigen Patienten eine noch adäquate Versorgung stattfinden können. „In Deutschland war die Ausbreitung nie so explosiv, unter anderem wegen der Pandemie-Maßnahmen, sodass diese Pläne bisher nur in den ersten Stufen umgesetzt werden mussten und uns Verhältnisse wie in Norditalien oder New York erspart ­geblieben sind“, unterstreicht der Klinikumsdirektor Ertl.

Hilfreiche Unterstützung von Studierenden Zu den Infektionsschutzmaßnahmen zählte auch die Trennung von Patienten mit Symptomen einer Atemwegs­erkrankung bereits an allen Klinikein­gängen. Während der ersten Erkrankungswelle war die Unter­stützung durch studentische Hilfskräfte in der Patientenversorgung besonders hilfreich (zu den weiteren studentischen Leistungen siehe auch Kasten). Jede Klinik erarbeitete Pläne für eine frühestmögliche Detektion von Verdachtsfällen und die räumliche Trennung fachspezifischer Covid-19-­Stationen. Diese wurden unter Einbe­ziehung aller erforderlichen Infektions­schutzmaßnahmen eingerichtet und vorübergehend in Betrieb genommen. Aufgrund einer erfreulichen Abnahme der Infektionszahlen konnten diese Stationen mittlerweile wieder ihrer vorherigen Bestimmung zugeführt werden. Die Pläne können bei Bedarf jederzeit reaktiviert werden.

Hohes studentisches Engagement

„In einer Online-Umfrage Anfang März 2020 schrieben wir 2.600 Studierende der Human- und Zahnmedizin an und fragten sie nach ihrer prinzipiellen Bereitschaft, das Klinikum bei der Bewältigung der Herausforderungen der Corona-Pandemie zu unterstützen“, berichtet Prof. Dr. Sarah König. Die Leiterin des Lehrstuhls Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung (UKW) und Studiendekanin der Medizinischen Fakultät fährt fort: „Wir erhielten 1.144 positive Rückmeldungen, was einem sehr beachtlichen Rücklauf von etwa 44 Prozent entspricht.“ Von diesen grundsätzlich bereiten Studierenden wurden rund 250 als Helfer/innen am UKW unter Vertrag genommen. Davon arbeiteten in der Folge: ▶ 78 als Lotsinnen und Lotsen, ▶ 73 als Pflegehelfer/innen, ▶ 36 auf den Intensivstationen, ▶ 22 in den Notaufnahmen. Weitere Studentinnen und Studenten halfen in der Abstrichstelle, in der Zahnklinik, der Apotheke, der Hygiene, der Impfpasskontrolle, der Epidemiologie, der Verwaltung sowie beim Blutentnahmedienst mit. „Insgesamt bin ich sehr stolz auf unsere Studierenden, auf die wir uns in dieser Krise verlassen konnten“, freut sich Prof. König und ergänzt: „Die dabei geleistete Arbeit stellt für die angehenden Medizinerinnen und Mediziner neben der eigenen Lern- und Lebenserfahrung auch eine unverzichtbare Unterstützung zur Bewältigung der Pandemie dar.“

Die Medizinstudentinnen Tilla Folttmann (links) und Katharina Brohm simulieren hier ihre Arbeit in der Abstrichstelle.

Bei einem Besuch am Uniklinikum Würzburg im April dieses Jahres bedankte sich Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler (im Bild links) speziell bei den Reinigungskräften. Der strikten Einhaltung der ohnehin durchweg höchsten Hygiene- und Sauberkeits­standards, die in den Universitätsklinika gelten, komme angesichts der Corona-Pandemie eine absolut essentielle Bedeutung zu, so der Minister. „Dafür sorgen Sie, die Reinigungskräfte, jeden Tag. Sie helfen entscheidend mit, damit die Grund­voraussetzungen für die Arbeit in einem Klinikum gegeben sind“, sagte Sibler.

Hoher Grad an Sicherheit für Patienten und Personal „In den vergangenen Monaten wurden verschiedene krankenhaushygienische Voraussetzungen für eine Infektions­kontrolle von SARS-CoV-2 geschaffen“, sagt Prof. Dr. Ulrich Vogel. Der Leiter der Stabsstelle Krankenhaushygiene am UKW präzisiert: „Meilensteine waren dabei die Anordnung einer generellen Mund-Nasen-Schutz-Pflicht für alle Beschäftigten am 23. März, die Einführung von Abstrichtests auf SARS-CoV-2 bei allen stationär aufzunehmenden Patienten am 26. März sowie die Aufforderung an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sich bei jedem Symptom einer Atemwegs­infektion sofort auf das neue Corona­virus testen zu lassen.“ Der Covid-19-Hygieneplan wurde regelmäßig an sich beständig ändernde Vorgaben und Empfehlungen angepasst. Er weist ­mittlerweile die Version 48 auf, ein ­Rekordwert für Hygienedokumente. Bedeutend war auch die Schulung des Ablegens kontaminierter Schutz­ausrüstung. „Eine falsche Durch­führung dieses Prozesses birgt ein erhebliches ­Risiko für Personal­infektionen“, betont Prof. Vogel. Viele Schulungen wurden nicht nur für das UKW-Personal angeboten, auch das Landratsamt Würzburg wurde bei der Schulung von Personal aus der mobilen Altenpflege unterstützt. Zusammen mit der intensiven Kontakt­nach­verfolgung, die das Hygiene­fach­personal in enger Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt bei jedem neuen Covid-19-Fall koordinierte, bedeuten diese Maßnahmen nach Prof. Vogel einen hohen Sicherheitsgrad für Patienten und Personal. So registrierte die Stabsstelle Kranken­haushygiene seit Beginn der Pandemie bis Ende Mai insgesamt 36 infizierte ­Klinikumsmitarbeiter/innen, davon 16 im Pflegedienst und acht im ärztlichen Bereich. Bei lediglich sechs der infizierten Beschäftigten ist eine Ansteckung bei der Arbeit im UKW möglich oder wahrscheinlich. Bei bisher 104 stationär ­behandelten Patienten ist beruhigend, dass sich nach Erfassung der Stabs­telle Krankenhaushygiene nur fünf Patienten im Krankenhaus infiziert haben.

Mehr als 10.000 Tests auf SARS-CoV-2 im Monat Die Abstrichtests auf SARS-CoV-2 und die hohen Laborkapazitäten in Deutschland gelten als ein Grund für die erfolgreiche Bekämpfung der Erkrankung hierzulande. Am Institut für Virologie und Immunbiologie der Uni Würzburg wurde die Testkapazität ständig ausgeweitet. Sie lag zu Beginn der ersten Corona-Welle Ende Februar bei rund 50 pro Tag und wurde bis Mitte März nahezu verzehnfacht. „Diese Steigerung sowie die Aufrecht­erhaltung dieses Testniveaus gelang durch enormen Einsatz des gesamten Virusdiagnostik-Teams, das dabei durch MTAs aus anderen Bereichen, MTA-Azubis und auch durch viele Studierende aus den Bereichen der Medizin, Biomedizin und Biologie unterstützt wurde“, verdeutlicht Dr. Benedikt Weißbrich, der Leiter des Virusdiagnostik-Labors. Die Durchführung der SARS-CoV-2-PCR-Tests wurde vor allem im März und April durch eine allgemein sehr unsichere Versorgungslage mit Testkits erschwert, so dass mehrfach Test­systeme aufgrund von Lieferabrissen der Testhersteller kurzfristig umgestellt werden mussten. Dass dies ohne Einschränkungen der erreichten Testkapazität hier und ebenso andernorts gelang, ist insbesondere auch der hohen fachlichen Kompetenz und Flexibilität des Laborpersonals zu verdanken, die allgemein für die Ausschöpfung und den Ausbau der bereits erwähnten hohen Labor­kapazitäten in Deutschland ein ganz wesentlicher Faktor sind. Eine große Hilfe für die Bewältigung der Probenanzahl ergab sich auch durch den Umzug eines Geräts zur automatisierten Probenaufbereitung aus der UKW-Biobank in das Virus­diagnostik-Labor. „Durch diese und weitere Automatisierungen liegt die Testkapazität mittlerweile bei 600 bis 700 Tests pro Tag. Im Rahmen des Bayerischen Testkonzepts ist ein weiterer Ausbau der ­Kapazitäten auf 1.000 Tests pro Tag vorgesehen“, berichtet Dr. Weißbrich. Bei einer erneuten Zunahme der Krankheitsaktivität könnte zusätzlich das Institut für Hygiene und Mikrobio­logie (IHM) hinzugezogen werden, das ebenfalls Tests etabliert hat. Für das Gesundheitsamt der Stadt Würzburg, vor allem aber für die Mitarbeiter/innen des UKW wurde im Gebäude D20 eine Untersuchungsstelle etabliert, die das IHM gemeinsam mit dem UKW betreibt (siehe S. 15). „Durch das Abflachen der Infektionskurve ist die Untersuchungsstelle zunehmend weniger ausgelastet, ihre Kapazität wird aber bei einer weiteren Erkrankungswelle von großem Nutzen sein“, sagt Prof. Dr. Dr. Christoph Schoen vom IHM.

Desinfektoren reinigen Seniorenheim

Das Würzburger Seniorenheim St. Nikolaus war im März dieses Jahres der Schauplatz eines schweren Corona-Ausbruchs. Auf eine entsprechende Anfrage der Katastrophenschutzbehörde an das Uniklinikum Würzburg hin, erklärte sich das Tochterunternehmen UKW Service GmbH umgehend bereit, die Zimmer der betroffenen Bewohner zu desinfizieren, da dieses über das erforderliche Fachpersonal verfügt. Am 28. März um 6:00 Uhr rückten sechs Desinfektoren im Seniorenheim St. Nikolaus an und reinigten in einem 18-stündigen Einsatz rund 30 Räume sowie Treppen und Flure. Vertreter von Feuerwehr und Hilfsorganisationen sowie der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt bedankten sich für die schnelle, unkomplizierte und hochprofessionelle Hilfe.

MTA im Virusdiagnostik-Labor bei der Bearbeitung von Abstrich-Proben

Moderne Datenverarbeitung erleichtert die Lagebewertung Die tägliche Bewertung der Lage durch die KEL wird durch eine moderne Datenverarbeitung deutlich erleichtert. Das Servicezentrum Medizin-Informatik (SMI) entwickelte für die KEL ein Dashboard auf Basis eines automatisierten Berichtswesens, das die Fallzahlen, die Belegung der Krankenhausbetten, die Lagerhaltung, die Daten des Robert Koch-Instituts und viele weitere darstellt. „Das SMI hat sich als flexible Einheit erwiesen, die die für die Pandemie-Bekämpfung notwendigen digitalen Werkzeuge in kurzer Zeit bereitstellen konnte“, lobt Prof. Ertl. Das Klinikum ist in der Pandemie-Bekämpfung eng in regionale Netzwerke eingebunden. Vertreter der KEL nehmen an wöchentlichen Treffen der Behörden von Stadt und Landkreis teil. Das UKW berief Prof. Wurmb als Pandemiebeauftragten, der aktiv in der Führungsgruppe Katastrophenschutz mitarbeitet. Der Ärztliche Leiter dieser Führungsgruppe ist Prof. Dr. Frank Schuster, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie am UKW. Die Stabsstelle Krankenhaushygiene beteiligte sich engagiert an Schulungsmaßnahmen für das Personal von Alten­pflege­einrichtungen. Nicht zuletzt leistete das UKW internationale Unterstützung: Drei italienische Corona-Patienten wurden hier intensivmedizinisch behandelt (siehe Kasten). Erfahrungen fließen in die Forschung ein „Durch die intensive und reibungslose interdisziplinäre Zusammenarbeit konnte die erste Welle der Corona-Pandemie erfolgreich bewältigt werden. Zudem wurden die Voraussetzungen geschaffen, bei einem erneuten Anstieg der Erkrankungsaktivität rasch und gut vorbereitet reagieren zu können“, sagt Prof. Ertl. Nach Einschätzung des Ärztlichen Direktors gehört dazu auch, dass die behandelnden Ärzte wertvolle klinische Erfahrungen sammeln konnten. Diese fließen wiederum in Forschungsprojekte ein, die sowohl klinisch und epidemiologisch als auch grundlagenwissenschaftlich ausgerichtet sind. Die Ergebnisse wurden bereits in ersten Publikationen festgehalten. Zudem beteiligen sich verschiedene Kliniken und universitäre ­Institute an dem durch das Bundes­forschungsministerium finanzierten Nationalen Netzwerk der Universitätsmedizin im Kampf gegen Covid-19.

Pforten als wichtige erste Kontaktpunkte

Die Pförtnerinnen und Pförtner sind zentrale Akteure im Corona-Management des UKW. Sie müssen im Zusammenspiel mit den Security-­Kräften viele der sich ändernden gesetzlichen Vorgaben gegenüber Patienten und Besuchern kommunizieren und umsetzen. Besonders fordernd konnte diese Aufgabe werden, wenn emotional aufgewühlte Gesprächspartner kein Verständnis für bestimmte Regelungen der vergangenen Wochen aufbringen konnten oder wollten.

Patientenbegleitdienst transportiert Covid-19-Patienten

Die Patientenbegleiter/innen müssen auch Corona-Patienten transportieren. Das dabei von manchen in der Anfangsphase der Pandemie empfundene Unbehagen konnte durch entsprechende Hygieneschulungen und den Einsatz von geeigneter Schutzausstattung überwunden werden. Während der Besuchsbeschränkungen fungierte der Patientenbegleitdienst auch als Botendienst und lieferte so manches Mitbringsel direkt zu den Patienten.

Security-Kräfte helfen bei der Umsetzung

Neu im äußeren Erscheinungsbild des UKW sind die seit März eingesetzten Sicherheitskräfte. Sie unterstützen die Beschäftigten an den Pforten bei der Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben, führen Eingangskontrollen durch und geben Mund-Nasen-Schutzmasken an Patienten und Besucher aus. Zu den Aufgaben der Security-Leute gehört im Fall des Falles eine deeskalierende Situationslösung. In den Außenbereichen des Klinikums sorgen sie zudem für die Einhaltung der Abstandsregeln.

Digitalisierung der Lehre Die Corona-Krise beeinflusste auch die universitäre Lehre für Studierende der Human- und Zahnmedizin erheblich. Das Studiendekanat der Uni Würzburg stand in ständigem Austausch mit der KEL, um Lösungen zu finden, die sowohl der Weiterentwicklung der Lehre unter Corona-Bedingungen als auch der Patienten- und Mitarbeiter­sicherheit in der klinischen Lehre dienen. So wurde in kurzer Zeit die Digitalisierung vieler Lehr­veranstaltungen umgesetzt. „Das außerordentliche Engagement der Dozierenden trägt dazu bei, dass die Studierenden mit vielfältigen und auch sehr kreativen Online-Materialien zum Lernen gut versorgt sind“, betont Prof. Dr. Sarah König vom Lehrstuhl Medizinische Lehre und Ausbildungs­forschung der Uni Würzburg. Eine Ausnahme von der „digitalen Uni“ bilden vereinzelte (Labor-)Praktika in Präsenz, die unter strikter Einhaltung der universitären ­Sicherheitskonzepte durchgeführt werden. Daneben sind Ausbildungsabschnitte mit Patienten zulässig, in denen die Studierenden im Arbeitsalltag der Kliniken integriert sind. Hierzu zählen das Praktische Jahr, ausgewählte Blockpraktika und spezielle Behandlungskurse in der Zahnmedizin. Die Studierenden werden zu Beginn der Wochenpraktika auf SARS-CoV-2 getestet. Einzeltermine mit Unterricht am Patienten sind aber weiterhin ausgesetzt.

Der erste geheilte italienische Corona-Patient Giacomo C. (Dritter von rechts), am Entlassungstag mit Prof. Dr. Stefan Frantz, Dr. Susanne Wiebecke, Privatdozent Dr. Dirk Weismann, Prof. Dr. Georg Ertl, Prof. Dr. Hermann Einsele und Prof. Dr. Patrick Meybohm (von links).

Übergang in den Regelbetrieb Nach der ersten Welle der Pandemie ist der schrittweise Übergang in den Regelbetrieb nun wieder in anderer Weise herausfordernd. „Vor uns liegen viele Monate in denen wir gemeinsam lernen müssen, auch langfristig mit neuen Anforderungen an Hygiene und Infektionsschutz umzugehen“, kündigt Prof. Vogel an. Nach seinen Worten sind Abstandsregeln und menschliche Nähe kein Widerspruch. Auch seien Gespräche mit Mund-Nasen-Schutz im Umgang mit Patienten zwar ungewohnt, aber möglich. In Abhängigkeit vom Infektions­geschehen sowie aufgrund kurzfristiger Verordnungen wird die Würzburger Universitätsmedizin auch weiterhin oft sehr schnell entscheiden müssen. „Wir verfolgen die Strategie, das Klinikum auf kommende Belastungen so vorzubereiten, dass auch bei steigenden Infektionszahlen die Versorgung sowohl von Corona- als auch aller übrigen Patienten sichergestellt ist“, erläutert Prof. Ertl. Die jetzt zu erarbeitenden Konzepte reichen von der Schaffung flexibler und zugleich verlässlicher intensiv­medizinischer und operativer Kapazitäten bis zur Anpassung von Personalplänen und Versorgungs­strukturen. Ertl: „Die bemerkenswerten Erfahrungen der letzten Wochen und Monate begründen unsere Zuversicht, dass wir auch die kommenden Aufgaben gemeinsam bewältigen werden!“

Italienische Patienten erfolgreich behandelt

Zur Unterstützung des durch die Corona-Pandemie stark belasteten Gesundheitssystems Italiens wurden in diesem Frühjahr drei Covid-19- Patienten aus dem EU-Partnerland erfolgreich am UKW behandelt. „Die drei Männer zeigten unterschiedliche, aber in jeden Fall hoch­komplexe Krankheitsbilder, die nur durch aufwändige Therapien und eine intensive Betreuung in den Griff zu bekommen waren“, berichtet Prof. Dr. Patrick Meybohm, der Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie des UKW. So wurde das allen gemeinsame Lungenversagen durch eine künstlichen Beatmung kompensiert, in einem besonders schweren Verlauf mussten die Experten zeitweise sogar die extrakorporale Membran­oxygenierung (ECMO), also quasi eine künstliche Lunge, einsetzen. Hinzu kamen Thrombosen, eine Lungenembolie, eine schwere Infektion des Lungenfells, Nieren­funktions­störungen sowie Kreislauf- und Blutdruck­probleme. Nach Aufenthalten zwischen knapp drei und fast sieben Wochen konnten die dankbaren Patienten gesund oder zumindest in stabilem Zustand in ihr Heimatland zurückkehren.

Das Gratis-Essen wurde als To-go-Variante ausgegeben.

Freies Essen – große Leistung

Zwischen dem 1. April und dem 31. Mai 2020 übernahm der Freistaat die Verpflegungskosten aller Krankenhausbeschäftigten in Bayern – so auch am UKW (siehe auch klinikum & wir 1/2020). Hier wurden in diesem Zeitraum weit über 200.000 Mittagessen ausgegeben. „Die Umsetzung des Ministerrats­beschlusses und die überwältigende Inanspruch­nahme des kostenlosen Mittagessens durch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am UKW, waren eine große logistische Herausforderung, welche die Beschäftigten von WOROS Catering sowie der Klinikumsküche tagtäglich – gerade auch an den Wochenend- und Feiertagen – mit hohem persönlichen Einsatz meisterten“, lobt Tobias Firnkes, der Leiter des Geschäftsbereichs „Wirtschaft und Versorgung“ des UKW und Geschäfts­führer der UKW Service GmbH. Auch die Empfänger/innen wussten das Gratis-Essen sowie das Engagement bei dessen Herstellung und Verteilung zu schätzen. „Wir haben uns sehr über die zahlreichen positiven Kommentare zur Qualität der Speisen, zur Organisation der Essensausgabe und zur Freundlichkeit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefreut“, berichtet Michael Geimann, der Betriebsküchenleiter der UKW Service GmbH.