Wird

Tele­moni­tor­ing

zur Routine­versorgung bei Herz­insuffizienz?

In der MEMS-HF Registerstudie wurde erstmals in Europa bei Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz geprüft, ob eine Fernüberwachung des Drucks in der Pulmonalarterie mit dem CardioMEMS™HF System sicher und machbar ist, und ob die Ausrichtung der Therapie an den Druckergebnissen die Prognose der Patienten verbessert.

Der 15 Millimeter lange Sensor wird mit zwei Drahtschlaufen in der Pulmonalarterie fixiert.

Herzinsuffizienz ist in Deutschland der häufigste Grund für eine Klinikeinweisung. Allein zwischen den Jahren 2000 und 2013 stiegen die Krankenhausaufnahmen aufgrund dieser Diagnose um 65 Prozent. Zum einen nimmt die Lebenserwartung kontinuierlich zu. Zum anderen werden akute kardiovaskuläre Erkrankungen immer häufiger überlebt, und die Betroffenen bekommen später oft eine Herzinsuffizienz. Klinische Symp-tome einer Verschlechterung spüren die Patienten in der Regel erst, wenn ein weiterer Krankenhausaufenthalt nicht mehr zu vermeiden ist. Der Druckanstieg in der Pulmonalarterie deutet indes schon Wochen zuvor die drohende Entgleisung an. Früh genug um durch eine geeignete Therapieanpassung die klinische Dekompensation zu verhindern. Das CardioMEMS™HF System bietet die Möglichkeit, mit einem in die Lungenarterie eingebrachten Sensor die Druckwerte täglich zu überwachen. Die Patienten leiten sie selbst ab und übertragen sie auf eine sichere Website, wo das Betreuungsteam sie überprüfen und nach dem Ergebnis die Therapie ­flexibel anpassen kann. Professor ­Christiane Angermann vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) berichtete beim Online-Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in einer „Late Breaking Clinical ­Trials“ Session am 23. Juni über die von ihr geleitete multizentrische MEMS-HF Studie, in der die Anwendung das CardioMEMS™HF Systems erstmals in Europa untersucht wurde.

234 Patienten mit einer schweren Herzinsuffizienz erhielten in insgesamt 31 Zentren in Deutschland, Irland und den Niederlanden einen CardioMEMS Sensor. „Das System erwies sich als sehr sicher, und die Teilnahmetreue der Patienten war extrem hoch“, berichtet Prof. Dr. Christiane Angermann erfreut. Die klinischen Erfolge waren ebenfalls deutlich: „Die Hospitalisierungsrate war nach der Implantation des Sensors im Vergleich zum Jahr vorher um mehr als 60 Prozent reduziert, und die jährliche Sterblichkeit war mit weniger als 14 Prozent bei diesen Hochrisikopatienten relativ niedrig“, erklärt Christiane Angermann. „Besonders in der Anfangsphase wurden oft Medikamente angepasst. Eindrucksvoll war auch, dass sich die Lebensqualität umso mehr verbesserte, je ausgeprägter die Drucksenkung in der Pulmonalarterie war. Die depressiven Symptome bildeten sich ebenfalls zurück. Dazu kamen eine dauerhafte Verbesserung der NYHA* Klasse bei über 40 Prozent der Patienten und ein dramatischer Abfall des Herzschwächemarkers NT-proBNP.“

Wie geht es weiter? Derzeit wird im Auftrag des Gemeinsamen Bundesauschusses (G-BA) in der randomisierten PASSPORT-HF Studie geprüft, ob das CardioMEMS™HF System in die Regelversorgung integriert werden soll. „Wichtig ist jedoch, dass die übertragenen Messwerte der Patienten von einer geschulten Pflegekraft und im Bedarfsfall zusätzlich vom Arzt regelmäßig evaluiert und interpretiert werden, sodass die Medikation und Therapie zeitnah angepasst werden können“, resümiert Prof. Dr. Stefan Störk. Leiter der neuen PASSPORT-HF Studie. Entscheidend ist, dass das CardioMEMS™HF System nur ein Hilfsmittel und nicht selbst eine Therapie ist. Sein Wert ist umso größer, je besser das Betreuungsteam die Information für die Behandlung nutzt.

Autorin: Kirstin Linkamp

Bilder: Abbott, 2020

*  Die New York Heart Association (NYHA) hat die Herzinsuffizienz in vier Stadien eingeordnet.