Corona

kommt das Klinikum

teuer zu stehen

Wie erlebten Ärztinnen und Ärzte die vergangenen Monate der Corona-Pandemie? Hier Eindrücke und Aspekte aus einigen der speziell involvierten Bereiche.

„Aus jetziger Perspektive wird die Corona-Pandemie für uns zu einem hohen Defizit gegenüber unserem diesjährigen Wirtschaftsplan führen“, sagt Philip Rieger, der Kaufmännische Direktor des Uniklinikums Würzburg. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Weil weniger Patienten behandelt werden dürfen, kommt es zu Erlöseinbußen. Die Fixkosten des Großkrankenhauses müssen aber weiterhin aufgebracht werden – und es kamen und kommen zusätzliche Investitionen hinzu, zum Beispiel, um die Kapazitäten der Intensivmedizin zu erhöhen. Hoffnung auf den Freistaat „Zwar gibt es mittlerweile diverse finanzielle Entlastungsmaßnahmen vom Freistaat und vom Bund“, berichtet ­Rieger und fährt fort: „Allerdings müssen wir nach Hochrechnungen feststellen, dass die vorgesehenen Mittel bei weitem nicht ausreichen, um die Kosten des Klinikbetriebes und der Covid-19-bedingten Investitionen zu decken.“ Der Kaufmännische Direktor hofft deshalb auf eine noch weitergreifende Unterstützung durch den Freistaat. Baden-Württemberg habe beispielsweise schon ein Programm von 615 Millionen Euro aufgelegt, um seinen Universitätsklinika in diesen herausfordernden Zeiten unter die Arme zu greifen. Ergebnisse Über den Telefonkontakt konnte den Patienten die Sorge bezüglich eines Infektionsrisikos im Zusammenhang mit einem Klinikbesuch genommen werden. Für jeden einzelnen Patienten war eine fachspezifische ärztliche Betreuung gesichert. In der 13. und 14. Kalenderwoche konnte die Zahl der Patienten mit geplanter, persönlicher Vorstellung um 78 % reduziert werden. Allerdings war in dieser Zeit die Hälfte aller ambulanten Patienten dringlich und die Vorstellung nicht zuvor terminlich vereinbart. Auch der Anteil der unmittelbar stationär aufzunehmenden und zeitnahe zu operierenden Patienten stieg von 38 % im Vergleichszeitraum 2019 auf aktuell 75 %. Lehren Aus der „erzwungenen“ Umstrukturierung der Hochschulambulanz in einem operativen Fach haben wir viele positive Erfahrungen gewonnen und Lehren für die Optimierung der ­Patientenversorgung an der Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Behandlung gezogen. Dazu gehören vor allem die Verlagerung von ambulanten Kontakten in eine Telefonsprechstunde, die bessere Vorbereitung von Erstvorstellungen sowie die Überarbeitung standardisierter Abläufe inner­halb der Ambulanz. Fazit Die mit der Pandemie verbundenen Herausforderungen boten die Chance, in kurzer Zeit gewohnte Pfade zu verlassen sowie Erfahrungen mit neuen Abläufen zu sammeln und deren Vorteile zu erkennen. Der daraus entstandene Schwung motiviert alle Beteiligten, weiter an innovativen Konzepten zu arbeiten sowie zeitgemäße und effizientere Strukturen zu etablieren. So könnte die Krise sogar dazu führen, dauerhaft die Zufriedenheit von Patienten und Mitarbeitern zu steigern.

Autoren:

Dr. Silvia Herbold, Oberärztin und Leiterin der Neurochirurgischen Poliklinik

Prof. Dr. Ralf-Ingo Ernestus, Direktor der Neurochirurgischen Klinik und Poliklinik sowie Stellv. Ärztlicher Direktor des UKW

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1.200.000

Atemschutzmasken (medizinischer Mund-Nasen-Schutz und FFP-Masken) gehören zu den Sinnbildern für die Corona-Pandemie. Zwischen Anfang Februar und Ende Mai 2020 wurden davon am Uniklinikum Würzburg gut 1,2 Millionen Stück verbraucht. Im Vorjahreszeitraum waren es nur etwas mehr als 500.000. Durch die Preissteigerungen während der Pandemie wuchsen die Ausgaben des Klinikums in den ersten fünf Monaten dieses Jahres dafür weit überproportional an: rund 440.000 Euro in 2020 versus ca. 39.000 Euro in 2019.

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