Wie unser Herz unter kardiovaskulären

Risikofaktoren leidet

Floran Sahiti hat Herzultraschallbilder und Gesundheitsstörungen der STAAB-Probanden ausgewertet. Der Bluthochdruck wirkt sich am deutlichsten auf die Herzarbeit aus, aber auch andere Risikofaktoren beeinflussen die Myokardleistung.

PD Dr. Caroline Morbach leitet das Echokardiografie-Labor am DZHI und hat den MD/PhD-Studenten Floran Sahiti bei seiner Arbeit betreut.

Bluthochdruck, starkes Übergewicht, Diabetes mellitus, Nikotinkonsum und Fettstoffwechselstörungen sind allesamt Faktoren, die das Risiko für die Ent­stehung einer Herzinsuffizienz erhöhen. Wie stark diese Risikofaktoren Funktion und Leistung unseres Herzens beeinflussen, hat Floran Sahiti vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) genauer unter die Lupe genommen und neue Erkenntnisse gewonnen. Dazu hat der 28-jährige Mediziner aus dem Kosovo Herzultraschall-Bilder von insgesamt 1929 Männern und Frauen aus der popu­lationsbasierten STAAB-Kohortenstudie, einem Gemeinschaftsprojekt des Instituts für Klinische Epidemiologie und Biometrie (Studienleitung: Prof. Peter U. Heuschmann) und dem DZHI (Studienleitung: Prof. Stefan Störk), ausgewertet und die ­Bewegung des Herzmuskels mit den ­Risikofaktoren des jeweiligen Stu­dienteilnehmers in Beziehung gesetzt, 77 Prozent hatten mindestens einen ­Risikofaktor. Ergebnis: Alle Risikofaktoren waren mit einer schlechteren Effizienz der Herztätigkeit assoziiert. Am eindrücklichsten war dieser Zusammenhang für den Risikofaktor Bluthochdruck, sowohl was die Häufigkeit angeht als auch die Auswirkung. Mehr Arbeit, aber weniger Effizienz In der Studie war die sogenannte Hypertonie definiert als Blutdruckwert höher als 140/90 mmHg oder Einnahme blutdrucksenkender Medikamente. Floran Sahiti fand heraus, dass ein Hochdruckherz nicht nur insgesamt mehr Arbeit aufwendet, sondern insbesondere einen hohen Anteil an verschwendeter Arbeit leisten muss.

„Wir können mit sogenannten ‚pressure-strain loops‘ die gesamte vom Herzmuskel geleistete Arbeit auf eine ganz neue Art berechnen. Das Besondere dabei ist, dass sich ‚gute‘ und ‚schlechte‘ Anteile der Herzarbeit den einzelnen Phasen des Herzzyklus und den einzelnen Segmenten des Herzmuskels zuordnen lassen“, erklärt Floran Sahiti. „Wir können so berechnen, wieviel von der für die Herzarbeit aufgewendeten Energie verschwendet wird. Ein gesunder Herzmuskel verschwendet nahezu keine Energie und hat damit eine optimale Effizienz. Beim kranken Herzen kann der Anteil verschwendeter Arbeit hoch sein – selbst bei normaler linksventrikulärer Auswurffraktion.“

Die Ursachen für die aufwändige aber ineffiziente Herzarbeit bei Bluthochdruck seien nicht offensichtlich, sondern be­ruhen unter anderem auf subtilen Störungen im Zusammenspiel von elektrischer Erregung, Pumpvorgängen und der Funktion der Herzklappen. Auch die anderen Risikofaktoren waren mit einem ungünstigeren Herzarbeit-Profil verbunden, wenngleich nicht in dem Ausmaß wie der Bluthochdruck. Zu diesen Risikofaktoren zählen starkes Übergewicht (Adipositas = Body Mass Index von über 30 kg/m2), Diabetes mellitus, Nikotinkonsum und Fettstoffwechselstörungen (Dyslipidämie = LDL-Cholesterin-Wert von über 190 mg/dl oder fett­senkende Therapie). „Wir schließen daraus, dass diese traditionellen Risikofaktoren unabhängig vom systolischen Blutdruck die linksventrikuläre Myokardleistung beeinflussen“, resümiert Floran Sahiti.

Experten sind sich einig: Die wissenschaftliche Arbeit, die jetzt im Journal of Human Hypertension veröffentlicht worden ist, leistet einen wertvollen Beitrag zum grundlegenden Verständnis der Physiologie des Herzens sowie der Pathophysiologie der Herzinsuffizienz.