Prof. Dr. Wolfgang Müllges gestorben

Am 7. Februar dieses Jahres verstarb im Alter von 62 Jahren völlig unerwartet Prof. Dr. Wolfgang Müllges. Der Verlust des empathischen Neurologen hinterlässt für viele Beschäftigte und Patient*innen des ­Uniklinikums Würzburg eine schmerzliche Lücke.

„Mit dem plötzlichen Tod von Wolfgang Müllges am 7. Februar 2021 verlieren wir nicht nur einen gleichermaßen kompetenten wie engagierten Mediziner, sondern auch einen im gesamten Klinikum höchst beliebten und geschätzten Kollegen“, bedauert Prof. Dr. Ralf-Ingo Ernestus, der Stellvertretende Ärztliche Direktor des Uniklinikums Würzburg (UKW).

Wolfgang Müllges (Jahrgang 1958) startete in der Würzburger Universitätsmedizin im Jahr 1991 als Stationsarzt der Neurologischen Klinik. Als Facharzt für Nervenheilkunde war er sowohl in Neurologie als auch in Psychiatrie und Psychotherapie ausgebildet. „Ausgehend von dieser Grundlage hat Wolfgang Müllges in den vergangenen 30 Jahren die Neurologie am UKW maßgeblich mitgestaltet“, berichtet Prof. Dr. Jens Volkmann, der Direktor der Neurologischen Klinik und Poliklinik, und fährt fort: „So profitierten unsere Patientinnen und Patienten zum Beispiel von seiner Expertise für Zerebrovaskuläre Erkrankungen, Dopplersonographie und Klinische Neuropsychologie. Sein besonderes Herzblut galt zudem der Notfall- und Intensivmedizin.“ Letzteres wird unter anderem unterstrichen durch seinen langjährigen Einsatz in der Deutschen Gesellschaft für Neurointensiv- und Notfallmedizin (DGNI) als Mitglied, Schatzmeister und Präsident. Intellektueller und charismatischer Lehrer Viele, die mit ihm zu tun hatten, bescheinigen Wolfgang Müllges ein intellektuelles Wesen und einen messerscharfen Verstand. Sein breites Wissen und seine Lebenserfahrung gab der ­Geschäftsführende Oberarzt bereitwillig weiter. „Als charismatischer Ausbilder und Mentor hat er Generationen von jungen Neurologinnen und Neurologen geprägt. Sein Wirken hat entscheidende Impulse für die neurologische Intensivmedizin in Deutschland gesetzt“, ist sich Prof. Volkmann sicher. Hoher Einsatz bei ethischen Themen Zu den besonderen Interessensschwerpunkten von Prof. Müllges zählte auch die Organspende. Er wirkte in der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) mit und engagierte sich als Transplantationsbeauftragter des UKW über viele Jahre bei zahlreichen Angehörigengesprächen, Aufklärungsveranstaltungen und Mitarbeiterschulungen sowie in der Hirntoddiagnostik. „Dabei wichen seine Ansichten zu ethischen Fragen, Apparate­medizin, Tod und Selbstbestimmung häufig von der Mainstream-Meinung des Durchschnitts-Transplantationsmediziners ab. Gerade in Gesprächen zu kon­troversen Themen konnte er mir oft ganz andere Sichtweisen auf die Dinge vermitteln“, schildert Dr. Anna Laura Herzog, die Leiterin des Transplantationszentrums des UKW.

Mit moralischen Dilemmata im Krankenhausalltag beschäftigte sich Prof. Müllges auch im Klinischen Ethikkomitee (KEK) des UKW. Er war von dessen Gründung in 2008 an als aktives Mitglied dabei und übernahm 2014 den Vorsitz. „Dieses Amt füllte er bis zu seinem Tod in vorbildlicher Weise aus. Wir werden seine differenzierte Sichtweise bei der Betrachtung ethischer Fragen, seinen Scharfsinn und einzigartigen ­Humor vermissen,“ sagt Dr. Elisabeth Jentschke, die stellvertretende Vor­s­itzende des KEK. Unverwechselbarer Humor Gerade der letztgenannte feine Humor faszinierte sowohl Kolleg*innen, als auch Patient*innen. Dr. Herzog bringt es so auf den Punkt: „Wolfgang Müllges hatte – neben aller Sachkenntnis – eine angenehme Leichtigkeit und Ironie gegenüber anderen, aber vor allem auch gegenüber sich selbst. Ich habe viel von ihm gelernt und vermisse schon jetzt häufig seinen Rat.“