Förderpreisgelder unterstützen die

Würzburger Krebsforschung

Die Stiftung zur Förderung der Krebsforschung an der Uni Würzburg unterstützt ein weiteres Mal den wissenschaftlichen Kampf gegen Tumorerkrankungen: Fünf Projekte erhielten insgesamt 77.500 Euro

Von links: Prof. Dr. Paul Pauli, Prof. Dr. Matthias Frosch, Gabriele Nelkenstock, Barbara Stamm (Ehrenpräsidentin der Stiftung) und Prof. Dr. Hermann Einsele bilden zusammen mit dem abwesenden Oliver Jörg den Stiftungsrat der Stiftung „Forschung hilft“. Hinzu kommt Prof. Dr. Jens Maschmann, der Ärztliche Direktor des Uniklinikums Würzburg. Gemeinsam präsentierten sie die Förderurkunden für die jetzt unterstützten Krebsforschungsprojekte.

Der Würzburger Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ gründete Ende 2017 unter dem Namen „Forschung hilft“ eine Stiftung zur Förderung der Krebsforschung an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Seither schüttet die Stiftung jährlich Förderpreisgelder an lokale Wissenschaft­lerinnen und Wissenschaftler aus. Mitte Januar dieses ­Jahres wurden auch für das Jahr 2021 Mittel in einer Gesamthöhe von 77.500 Euro bereitgestellt.

Aus den eingegangenen Forschungsanträgen wählte der externe und unabhängige wissenschaftliche Beirat der Stiftung gebildet aus Experten der Uniklinika Essen, Jena und Regensburg – fünf Projekte aus, die jeweils mit Beträgen zwischen 10.000 und 17.500 Euro gefördert werden. CAR-T-Zellen mit zwei Rezeptoren Unter den Förderungsempfängern ist die Arbeitsgruppe von Dr. Sabrina Prommersberger und Prof. Dr. Michael Hudecek, beide von der Medizinischen Klinik II des UKW. Ihr Ziel ist es, die CAR-T-Zell-Therapie bei Multiplem Myelom noch effektiver und sicherer zu machen. Während die bisher eingesetzten CAR-T-Zellen üblicherweise nur einen CAR-Rezeptor auf­weisen, entwickeln die Würzburger Forscherinnen und Forscher Varianten, die gleich zwei dieser Andockpunkte auf ihrer Oberfläche tragen. So können die modifizierten Killerzellen Krebszellen noch genauer erkennen und bekämpfen. Neue Krebsmodelle herstellen Das Team von Prof. Dr. Andreas Beilhack, ebenfalls von der Medizinischen Klinik II, will aus Knochenmarkproben von Myelompatienten dreidimensionale Tumormodelle herstellen. Anhand dieser Modelle können subtile Veränderungen des Tumors analysiert und die bestmögliche Therapie eruiert werden. Mit daraus gewonnenen Erkenntnissen sollen Tumor­mechanismen gezielt ausgeschaltet werden, die eine körpereigene Immunantwort unterdrücken.

„Wir freuen uns sehr über die Anerkennung und die Aufmerksamkeit, die unsere Arbeit durch die Förderung erfährt – gerade jetzt in einer Zeit, in der auch wissenschaftliches Arbeiten durch Quarantänemaßnahmen, ungewohnte Lieferengpässe und - verzögerungen stark erschwert wird.“

Dr. Sabrina Prommersberger, Medizinische Klinik und Poliklinik II des UKW

Analyse der Knochenmarkarchitektur Welche Zellstrukturen des Knochenmarks sind an der ­Resistenzbildung gegenüber neuen Immuntherapien be­teiligt? Wie normalisiert sich das Knochenmark nach einer erfolgreichen Immuntherapie und schützt so vor einem Rückfall der Krebserkrankung? Welche Eigenschaften er­lauben es Tumorzellen, eine Immuntherapie zu überleben? Antworten auf diese Fragen sucht die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Dominic Grün, Lehrstuhlinhaber für „Computational Biology of Spatial Biomedical Systems“ an der Uni Würzburg, gemeinsam mit dem Team um Dr. Leo Rasche von der Medizinischen Klinik II. Als Schlüsseltechnologien kommen dabei die Einzelzell-mRNA-Sequenzierung und die Mikroskopie-basierte seqFISH-Methode zum Einsatz, kombiniert mit Methoden des maschinellen Lernens und der Künst­lichen Intelligenz. Zuckerstruktur auf Tumorzellen besser verstehen Krebszellen sind, wie jede gesunde Zelle auch, von einem Mantel aus Zuckermolekülen umgeben. Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Martin Kortüm von der Medizinischen Klinik II will herausfinden, wie die Veränderung der Zuckerstruktur auf Tumorzellen das Ansprechen auf eine Krebstherapie ­beeinflusst. Im Idealfall lassen sich Ansätze identifizieren, die für therapeutische Interventionen nutzbar sind. Ein Protein als neue Zielstruktur? Bösartige Tumorzellen, die sich aus ihrem Zellverband lösen, schaffen es, dem in solchen Fällen „üblichen“ programmierten Zelltod zu entgehen – eine wichtige Voraussetzung für die Bildung von Metastasen. Die Mechanismen, die Tumorzellen dafür einsetzen, sind weitgehend unbekannt. Eine wichtige Rolle scheint dabei das Protein CEACAM1 zu ­spielen. Das interdisziplinäre Forschungsteam um Dr. Florian Kleefeldt will die Signalwege aufdecken, über die CEACAM1 den programmierten Zelltod verhindert. Außerdem soll überprüft werden, ob sich das Protein als therapeutische Zielstruktur zur Prävention und Behandlung metastasierender Tumoren eignet. Extrem schwierige Spendensituation „Wir freuen uns sehr, dass es mit dem Abschluss des Jahres 2021 dann doch noch möglich war, Fördermittel auszuschütten“, berichtet Gabriele Nelkenstock vom Stiftungsrat von „Forschung hilft“. Lange Zeit sah es nicht danach aus, denn das Spendenaufkommen im vergangenen Jahr war sehr niedrig. Gabriele Nelkenstock sieht dafür eine Reihe von Gründen. So verhinderten nach ihren Worten die Infektionsschutzauflagen der Corona-Pandemie die bislang üblichen Benefizveranstaltungen, über die sonst vergleichsweise große Beträge generiert werden konnten. „Hinzu kommt, dass die Fokussierung auf die Probleme mit Covid-19 in den letzten beiden Jahren das Thema Krebs aus der öffentlichen Wahrnehmung spürbar herausgedrängt hat“, schildert Nelkenstock. Aus ihrer Sicht völlig zu Unrecht, denn nach aktuellen Zahlen muss man leider davon ausgehen, dass in Deutschland jede und jeder Zweite im Lauf seines Lebens an Krebs erkrankt. „Aus dieser Perspektive ist eine Spende für die Krebsforschung auch eine Investition in die gesundheitliche Zukunft – für einen selbst, wie auch für Angehörige, Freunde und Bekannte“, argumentiert die Vorsitzende des Stiftungsrates. Dass es am Ende glücklicherweise wieder mit einer Förderpreisvergabe klappte, lag laut Gabriele Nelkenstock maßgeblich an den Einnahmen durch ein erfolgreiches Crowd-Funding-Projekt in den letzten Wochen des vergangenen Jahres.

Zusammen mit den neuen fünf Vorhaben konnte die Stiftung bislang 24 Würzburger Projekte mit insgesamt 385.500 Euro fördern. Für den Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Matthias Frosch, war diese substanzielle Unterstützung bisher eine wichtige Grundlage für die Erfolge der Krebsforschung und Krebstherapie in Würzburg. Er erläutert: „Würzburg spielt in der Onkologie international in der ersten Liga. Die Einrichtung des Nationalen Centrums für Krebserkrankungen – abgekürzt NCT – ist hierfür ein sichtbares Beispiel, von dem insbesondere auch die Bevölkerung sowie die ­Patientinnen und Patienten aus der Stadt und dem Umkreis von Würzburg erheblich profitieren werden.“

Wer die Stiftung „Forschung hilft“ weiter voranbringen will, kann auf folgendes Konto spenden: Stiftergemeinschaft der Sparkasse Mainfranken Würzburg IBAN: DE19 7905 0000 0000 0655 65 | BIC: BYLADEM1SWU