Neuer Experte

stärkt die Psychoonkologie

Als neuem Leiter des Schwerpunkts Psychosomatik, Psychotherapie und Psychoonkologie am UKW ist es Prof. Dr. Imad Maatouk wichtig, dass in der modernen Hoch­leistungs­medizin auch die psychische Gesundheit der Menschen und ihrer Angehörigen beachtet und gefördert wird

Prof. Dr. Imad Maatouk leitet den Schwerpunkt Psychosomatik, Psychotherapie und Psychoonkologie an der Medizinischen Klinik II des UKW, Bild: D. Peter

Prof. Dr. Imad Maatouk leitet den Schwerpunkt Psychosomatik, Psychotherapie und Psychoonkologie an der Medizinischen Klinik II des UKW, Bild: Bild: D. Peter

Neuer Experte

stärkt die Psychoonkologie

Als neuem Leiter des Schwerpunkts Psychosomatik, Psychotherapie und Psychoonkologie am UKW ist es Prof. Dr. Imad Maatouk wichtig, dass in der modernen Hochleistungsmedizin auch die psychische Gesundheit der Menschen und ihrer Angehörigen beachtet und gefördert wird

Seit Anfang November 2021 hat Dr. Imad Maatouk die Professur für Medizinische Psychosomatik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) inne. In dieser Funktion leitet er auch den Schwerpunkt Psychosomatik, Psychotherapie und Psychoonkologie an der Medizinischen Klinik und Poli­klinik II (Med II) des UKW. Vor seinem Wechsel nach Unter­franken war er als ­Leiter verschiedener Psycho­therapie­stationen und der Sektion Psychoonkologie an der ­Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psycho­somatik des Universitäts­klinikums Heidelberg sowie am dortigen Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen tätig.

Bisherige Karriere in Heidelberg Geboren in Bad Homburg vor der Höhe und aufgewachsen in Dortmund, studierte Imad Maatouk ab dem Jahr 1999 Humanmedizin an der Georg-August-Universität Göttingen. Als sehr prägend empfand er zudem einen rund einjährigen Studienaufenthalt an der Université Réné Descartes in Paris. Dort beeindruckte ihn vor allem die starke, verantwortungsvolle Einbindung der Medizinstudierenden in die klinische Versorgung. „Schon vor Beginn des Studiums entwickelte ich ein großes Interesse an den Zusammen­hängen zwischen psychischen, körperlichen und sozialen Gegebenheiten“, berichtet der Mediziner. Während seiner Hochschulzeit hätte er sich auch vorstellen können, Allgemeinarzt zu werden. Stattdessen schlug er den Ausbildungsweg zum Internisten ein, als er im Jahr 2007 als Assistenzarzt an der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik in Heidelberg startete. Rotationen führten ihn dabei auch in die Kardiologie und Gastroenterologie.

Seine Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin ergänzte er im Jahr 2019 mit dem Erwerb des Facharztes für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. „In der Psychosomatik treffen sich meine Interessen“, erläutert Maatouk. Dabei ist ihm seine Stellung als ärzt­licher Psychotherapeut wichtig: „Die internistische ärzt­liche Sozialisation ist im Umgang mit den Patienten und bei der Kommunikation mit den Behandelnden sehr hilfreich, da man das System kennt, dieselbe Sprache spricht und auch die Per­spektive der Kollegen erlebt hat“, so der Professor.

„Schon die Diagnose Krebs ist für alle Patientinnen und Patienten ein Schock. Hinzu kommen häufig auch Ängste und Schuldgefühle.“

Prof. Dr. Imad Maatouk

Psychische Belastungen bei Krebs Ein Hauptthema im Schwerpunkt Psychosomatische Medizin an der Med II ist die Psychoonkologie. Ein Bereich, auf den er sehr gut vorbereitet ist – nicht zuletzt, weil hier die Heidelberger Klinik als seine vorherige Ausbildungs- und Arbeitsstelle eine bundesweite Vorreiterrolle einnimmt. „In der Psychoonkologie behandeln wir psychische und psychosomatische Erkrankungen einschließlich den Belastungen, die durch eine Krebs­erkrankung entstanden sind“, beschreibt der Experte und präzisiert: „Schon die Dia­gnose Krebs ist für alle ­Pa­tientinnen und Patienten ein Schock. Hinzu kommen häufig auch Ängste.“ Verbreitet seien ferner Schuldgefühle, die sich bei der selbstgestellten Frage nach dem Grund der Erkrankung entwickeln können.

Nach seinen Erfahrungen sind viele Betroffene in der Lage, diese Herausforderungen und Krisen durch eigene Ressourcen und unterstützt von Familie sowie betreuenden Ärztinnen und Ärzten gut durchzustehen. Es gibt aber eine große Gruppe, die stärker belastet ist: Bei etwa einem Drittel der Krebspatientinnen und -patienten entsteht eine manifeste psychische Krankheit – meistens Angsterkrankungen oder Depressionen. „Diese brauchen eine intensivere psychotherapeutische Beratung und Behandlung“, unterstreicht Prof. Maatouk. Hierbei kommen auch Medikamente und Entspannungsverfahren zum Einsatz.

In vielen Fällen sei es wichtig, die psychoonkologischen Unterstützungsangebote zunächst möglichst niederschwellig zu gestalten. Maatouk: „Dazu ge­hören zum Beispiel die am UKW bereits sehr gut eta­blierten Yoga- und Achtsamkeitskurse.“ Er selbst hat darüber hinaus gute Erfahrungen mit den von ihm und seiner Heidelberger Arbeitsgruppe in den letzten Jahren entwickelten onlinebasierten Therapien gemacht. Die digitalen Programme enthalten Module, welche die Patientinnen und Patienten für sich selbst bearbeiten können, kombiniert mit einer persönlichen Betreuung per Video oder über einen schriftlichen Austausch. „Für Menschen, die zunächst Hemmungen haben, mit jemanden aus dem ‚Psych-Fach‘ zu reden, kann das Online-Angebot auch ein Türöffner für folgende persönliche Gespräche sein“, weiß Prof. Maatouk. Er plant, ähnliche Programme auch in Würzburg ins Leben zu rufen. Leiter der Tagesklinik Er und das Team des Würzburger Schwerpunkts betreuen zum einen Patientinnen und Patienten während ihres stationären Aufenthalts in der Med II. Zum anderen sind auch eine am­bulante und teilstationäre Betreuung möglich. Für letztere steht die von Prof. Maatouk geleitete Interdisziplinäre Psychosomatische Tagesklinik zur Verfügung. Diese wird von der Med II zusammen mit dem Zen­trum für Psychische Gesundheit (ZEP) betrieben. „Wir wollen die jetzt schon intensive Zusammenarbeit mit dem ZEP in Zukunft auch in anderen Be­reichen noch weiter ausbauen“, kündigt der Schwer­punktleiter an. Ein weiterer wichtiger Partner ist für ihn das psycho­onkologische Team des am UKW ange­siedelten Comprehensive Cancer Centers (CCC) Mainfranken.

Neben den Krebspatientinnen und -patienten will Prof. Maatouk auch deren Angehörige verstärkt in den Blick nehmen. „Diese sind in ähnlicher Weise von psychischen Belastungen betroffen, nehmen aber zu einem wesentlich geringeren Anteil psychosoziale Unterstützung in Anspruch, weil sie ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen“, berichtet der Schwerpunktleiter. Hier sei geplant, ein familientherapeutisches Angebot aufzu­legen, das sich speziell auch um die Familien mit minderjährigen Kindern von Krebserkrankten kümmert. Wichtige Forschungs­bausteine Unter den vielfältigen Forschungsschwerpunkten des Professors hat am UKW zunächst die psychoonkologische Versorgungsforschung oberste Priorität. In diesem Zusammenhang leitet er zum Beispiel die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte LIFT-Studie, welche die Versorgung bei krebsbedingter Fatigue untersucht. Weiterhin ist er Teilprojektleiter in dem vom Bundesforschungsministerium geförderten ADDRESS-Verbund, der die psychosoziale Versorgung bei Krebsprädispositionssyndromen analysieren und verbessern will. „Diese Leuchtturmprojekte sind essentielle Bausteine für unser geplantes Nationales Centrum für Tumorerkrankungen“, unterstreicht Prof. Dr. Hermann Einsele, der Direktor der Med II Das sogenannte NCT WERA wird derzeit unter Federführung der JMU, des UKW und des CCC Mainfranken einge­richtet – im Verbund mit den Unis und Uniklinika in Erlangen, Regensburg und Augsburg. Prof. Einsele ist der Würzburger Standortkoordinator des neuen Centrums, das die Erforschung von Krebs vorantreiben und mög­lichst vielen Patientinnen und Patienten Zugang zu den neuesten Behandlungsmethoden verschaffen will.

Neben der Psychoonkologie ist Prof. Maatouk auch ein ausgewiesener Experte bei der Erforschung der Prävention psychischer Erkrankungen am Arbeitsplatz, speziell im Gesundheitswesen.