Alarmzeichen

Fettleber

Würzburger Hepatologinnen und Hepatologen fordern, die Fettleber endlich ernst zu nehmen. Bei jedem fünften Betroffenen kommt es zu Entzündungen mit schwer­wiegenden Folgen.

Laura Caracci* ist die tausendste Patientin in der Würzburger Fettleberkohorte. Sie war in letzter Zeit oft müde und hatte ein merkwürdiges Druckgefühl im Bauch. Glücklicherweise hat sie einen aufmerksamen Hausarzt, der sie gründlich untersucht und beim Abtasten des Bauches eine vergrößerte Leber entdeckt hat. Eine Ultraschalluntersuchung bestätigte den Verdacht. Sie hat eine nicht-alkoholische Fettlebererkrankung, kurz NAFLD genannt.

Laura Caracci steht für jeden vierten Menschen auf dieser Welt. Dennoch wird die Fettlebererkrankung viel zu oft bagatellisiert. „Und das ist fatal“, mahnt Professor Dr. Andreas Geier, Leiter der Hepatologie am Uniklinikum. Denn bei jedem fünften Betroffenen entzündet sich die Leber. Aus der nicht-alkoholischen Fettleber wird eine nicht-alkoholische Fettleber-Entzündung (NASH). Und die Entzündung, auch bekannt als Hepatitis, kann schwerwiegende Folgen haben. Das Lebergewebe wird durch hartes narbiges Bindegewebe ersetzt und vernarbt. Aufgrund der Fibrose kön­nen die Leberzellen ihre zahlreichen Stoff­wechsel- und Entgiftungsfunktionen nur noch eingeschränkt wahrnehmen. Die Leber kann sich bis zu einer Zirrhose verhärten und Krebs entwickeln. Nach Modellierungen, die das Würzburger Leberzentrum mit internationalen Kooperationspartnern für Deutschland aufgestellt hat, wird sich die Zahl der an Zirrhose Erkrankten in den nächsten zehn Jahren mehr als verdoppeln, und damit auch die Zahl der Personen auf der Transplantationsliste. Demgegenüber steht die sinkende Zahl an Spender­o­rganen. „Wer auf der Liste steht, hat ohne Transplantation eine Lebenserwartung von unter zwei Jahren“, so Geier.

Monika Rau und Andreas Geier vom UKW begrüßen die 1.000 Patientin in der Fettleberkohorte.

Befund und Therapie verbessern Vorbeugen ließe sich durch eine Umstellung der Ernährung und Bewegung. Denn der größte Risikofaktor ist Übergewicht. Selbst Betroffene profitieren von einer Lebensstiländerung. „Wenn sie zehn Prozent an Gewicht verlieren, können die Vernarbungen und die ­damit einhergehenden histologischen Veränderungen der NAFLD zurück­gehen“, weiß Privatdozentin Dr. Monika Rau. Die Oberärztin hat den Forschungsschwerpunkt Fettleber am UKW von Beginn an mitgeprägt und vor zehn Jahren mit Andreas Geier die Würz­burger Fettleberkohorte aufgebaut, die heute eine der größten NAFLD-­Kohorte in Deutschland und Europa ist.

„Die Kohorte hilft uns dabei, die Entstehung und Entwicklungen der Fett­leberbedingten Krankheiten noch besser verstehen und Ansätze für Diagnostik und Behandlung finden“, erklärt Monika Rau. „Wir haben zum Beispiel gelernt, ab welchem Steifigkeitsgrad man Betroffene zur Biopsie schicken sollte. Und wir haben Immunzellen im Blut gefunden, die auf eine Leberent­zündung hindeuten. Auch die Darmbakterien wurden unter die Lupe genommen.“ Es kommen immer neue Fragestellungen, die im Rahmen der Kohorte und dank der tausend Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer beantworten werden könnten.

*Name der Patientin wurde geändert.

Fibroscan-Sprechstunde am UKW

Das Uniklinikum Würzburg bietet eine Fibroscan-Sprechstunde an. Bei diesem Spezial-Schall werden die Steifigkeit der Leber und der Verfettungsgrad gemessen. Anmeldung über Claudia Hart, Telefon 0931 201-40815