Nährstoffe

statt Antibiotika

Kann eine Nahrungsergänzung schwere Infektionen bei Neugeborenen verhindern? Translationale Pädiatrie und Kinderklinik erhalten mit Kooperationspartnern 1,9 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF.

Professorin Dorothee Viemann ist Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin und leitet seit Juli 2021 die Translationale Pädiatrie am UKW.

Professorin Dorothee Viemann ist Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin und leitet seit Juli 2021 die Translationale Pädiatrie am UKW.

Nährstoffe

statt Antibiotika

Kann eine Nahrungsergänzung schwere Infektionen bei Neugeborenen verhindern? Translationale Pädiatrie und Kinderklinik erhalten mit Kooperationspartnern 1,9 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF.

„Das Sepsisrisiko erhöht sich deutlich, wenn es Frühgeborenen an Alarmin S100A8/A9 mangelt“

Prof. Dr. med. Dorothee Viemann

Eine Blutvergiftung (Sepsis) ist lebensbedrohlich – besonders für Frühgeborene, denn sie können innerhalb von wenigen Stunden daran sterben. Bei ihnen kann eine Blutvergiftung auch die Ursache einer jahrelang erhöhten Anfälligkeit für weitere Krankheiten sein. Da man derzeit nur schwer abschätzen kann, welches Baby tatsächlich eine Sepsis entwickelt, erhalten die meisten der Frühgeborenen, bis zu 85 Prozent, vorsorglich Antibiotika. Diese Medikamente können somit Leben retten, haben aber auch Nachteile wie die Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen oder eine Störung der Darmflora. Letzteres kann langfristig chronisch entzündliche Erkrankungen, Allergien, Fettleibigkeit und Diabetes nach sich ziehen.

Ein Team um Professorin Dr. Dorothee Viemann, Leiterin der Translationalen Pädiatrie und Professor Dr. Christoph Härtel, Klinikdirektor der Kinderklinik am UKW, untersucht nun im Forschungsprojekt PROSPER, ob eine bestimmte Nahrungsergänzung Frühgeborene vor einer Blutvergiftung schützen kann. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt dieses Vorhaben mit rund 1,9 Millionen Euro. Neben dem UKW sind die Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), die Universität Münster, das Max-Delbrück-Zentrum und die Charité in Berlin am Projekt beteiligt. Alarmine könnten der Schlüssel sein Professorin Viemann und Dr. Sabine Pirr von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben zuvor herausgefunden, dass sogenannte Alarmine die Entwicklung der Darmflora und des Immunsystems nach der Geburt positiv beeinflussen. Diese Proteine befinden sich in hohen Mengen in der Muttermilch. „Das Sepsisrisiko erhöht sich deutlich, wenn es Frühgeborenen an Alarmin S100A8/A9 mangelt“, erklärt Dorothee Viemann. Im Projekt PROSPER (Prevention of Sepsis by personalized nutritional S100A8/A9 supplementation to vulnerable neonates) soll nun gezeigt werden, dass die Nahrungsergänzung mit S100A8/A9 Frühgeborene, die niedrige Spiegel dieses Alarmins aufweisen, vor einer Sepsis schützt. PROSPER soll die Voraussetzungen für die Durchführung einer anschließenden klinischen Studie schaffen und ist somit ein Beispiel für die schrittweise Translation von Grundlagenforschung in die klinische Anwendung.