Nach 18 Jahren als HNO-Klinik­direktor verab­schiedet

Prof. Dr. Rudolf Hagen nahm im Herbst dieses Jahres seinen Abschied als Direktor der HNO-Klinik.

Prof. Dr. Dr. h.c. Rudolf Hagen (Jahrgang 1957) setzte seine Kompetenzen seit dem Jahr 2005 als Direktor der HNO-Klinik in der Patientenversorgung ein und gab dieses Wissen an Studierende sowie Fachkolleginnen und -kollegen aus aller Welt weiter. Ende September 2023 schied er aus dem Amt aus.

„Die Würzburger HNO-Klinik zählt seit jeher zu den renommiertesten Kliniken in ganz Deutschland. Diese Tradition zu wahren, war für mich natürlich immer ein großer Ansporn“, blickt Prof. Hagen zurück. Dass ihm dies bestens gelang, lässt sich unter anderem an den 20 in seiner Amtszeit erfolgten Habilitationen ablesen. Laryngoplastik nach Hagen In der Patientenversorgung lag einer seiner Schwerpunkte auf der rekon­struktiven Chirurgie, die er maßgeblich prägte. So entwickelte er eine mikrochirurgische Methode zur Rekonstruktion des Kehlkopfes aus Unterarmgewebe. Für die „Laryngoplastik nach Hagen“ wurde er mit dem Anton-von-Tröltsch-Preis, der höchsten wissenschaftliche Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, geehrt. Eine Herzensangelegenheit war für den Klinikdirektor a.D. die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit bösartigen Tumoren. Nach seinen Worten sind das Erinnerungen, die ihm auch nach Jahrzehnten bleiben. Etwa an ein dreijähriges Mädchen mit einem großen Tumor an der Zunge, den zuvor niemand operieren wollte. Prof. Hagen und sein Team wagten sich an den Eingriff. Mit Erfolg: Das Kind konnte wieder sprechen. Bis heute besteht ein Kontakt zu der ehemaligen Patientin, die jetzt eine junge Frau ist.

Bei der ärztlichen Ausbildung hatte für Prof. Hagen eine Vorgabe Priorität: „Jeder, der an die Klinik kommt, muss wissenschaftlich arbeiten.“ Das wurde auch bei der täglichen Frühbesprechung deutlich. „Dort mussten die jungen ­Kolleginnen und Kollegen einen dreiminütigen Fachvortrag halten. So war der wissenschaftliche Austausch integraler Bestandteil im Klinikalltag“, erläutert Hagen. Erst im Juli 2023 erhielten er und sein Team den Lehrpreis der Medizinischen Fakultät. Weiter als Seniorprofessor In 2009 gründete Prof. Hagen am UKW ein interdisziplinäres Hörzentrum, das Comprehensive Hearing Center. Dem Vorreitermodell folgten viele weitere Kliniken. 36 dieser Zentren in aller Welt schlossen sich zur Dachorganisation „Hearring“ zusammen – seit Kurzem unter der Führung von Prof. Hagen (s. Kasten unten). Auch der Würzburger Universitätsmedizin bleibt er im Rahmen einer Seniorprofessur erhalten. Dort geht es unter anderem um das Thema „Hörscreening bei Erwachsenen“.

Neue Aufgaben als Hearring-Präsident Die internationale Hearring-Gruppe engagiert sich in der Spitzenforschung auf dem Gebiet der Hörimplantate, in der Verbesserung audiologischer Verfahren sowie in der Entwicklung und Perfektionierung chirurgischer Techniken. Das unabhängige Netzwerk ist ein Zusammenschluss von 36 Comprehensive Hearing Centers weltweit – von Antwerpen bis Würzburg. Beim Jahrestreffen der Vereinigung Ende Oktober 2023 in Würzburg wurde Prof. Hagen für die kommenden fünf Jahre zu deren Präsidenten gewählt. Er erläutert: „Mit dem Amt ist zum einen die ­Organisation vieler internationaler Tagungen verbunden. Zum anderen geht es darum, in unterentwickelten Regionen der Erde sogenannte Hearing-Camps zu veranstalten, bei denen Operateurinnen und Operateure sowie Hörspezialistinnen und -spezialisten unabhängige Versorgungseinheiten für Schwerhörige und ­Taube aufbauen.“

Zur Person Stephan Hackenberg studierte Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seine berufliche Laufbahn begann er an der HNO-Klinik des Universitätsklinikums Regensburg, bevor er 2008 ans UKW wechselte. Dort habilitierte er im Jahr 2013. In Würzburg war er zuletzt Leitender Oberarzt bis zu seinem Wechsel 2021 nach Aachen. Er verfügt über die Zusatzbezeichnungen „Allergologie“ und „Plastische Operationen“ und ist Mitglied in diversen nationalen und europäischen Fachgesellschaften. Als Vorstandsmitglied der Europäischen Gesellschaft für Kinder-HNO ESPO ist ihm die Versorgung junger Patientinnen und Patienten ein besonderes Anliegen.

HNO-Klinik unter neuer Leitung

Prof. Dr. Stephan Hackenberg ist der Nachfolger von Prof. Dr. Rudolf Hagen als Direktor der HNO-Klinik des UKW.

Stephan Hackenberg (Jahrgang 1977) kam im Jahr 2008 als Assistenzarzt erstmals an die HNO-Klinik des UKW. Seit dem 1. Oktober dieses Jahres ist er dort Klinikdirektor. Diese Position übernahm er von Prof. Dr. Dr. h.c. Rudolf Hagen, der Ende September in den Ruhestand ging (siehe links). Zuletzt arbeitete Prof. Hackenberg als Direktor der HNO-­Klinik an der Uniklinik RWTH Aachen. „Ich freue mich sehr auf meine neuen Aufgaben in Würzburg, das exzellente wissenschaftliche Umfeld und nicht zuletzt auf die wunderschöne Stadt. Mein Ziel ist es, gemeinsam mit meinem Team die sehr gut etablierten Strukturen der Klinik weiter aus­zubauen und zugleich neue wissenschaftliche Per­spektiven für eine moderne Patientenversorgung zu entwickeln“, kündigt der Rückkehrer an. Neue Medikamente ergänzen Versorgung Der Schwerpunkt von Prof. Hackenberg liegt auf der Behandlung von Krebs­erkrankungen der Kopf-Hals-Region. Er erläutert: „In den letzten Jahren konnten Methoden etabliert werden, die eine exaktere Diagnosestellung sowie eine schonendere und vor allem wirksamere Therapie ermöglichen. Gemeinsam mit unseren Partnern aus dem Comprehensive Cancer Center Mainfranken und dem Nationalen Centrum für Tumor­erkrankungen NCT WERA werden wir weiter daran arbeiten, unseren Patientinnen und Patienten eine noch bessere Behandlung zu ermöglichen.“ Im Jahr 2014 wurde Hackenberg mit dem Preis der Arbeitsgemeinschaft Onkologie der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie ausgezeichnet. Fortführung der engen ­interdisziplinären Zusammenarbeit Die Würzburger HNO-Klinik ist zudem ein international anerkanntes Zentrum für die Behandlung von Hörstörungen. Laut dem neuen Direktor soll neben dem Hörimplantat-Programm für hochgradig schwerhörige und ertaubte ­Patientinnen und Patienten zukünftig auch die Schädelbasischirurgie im interdisziplinären Klinikverbund ausgebaut werden. Die Fortsetzung der engen berufsgruppenübergreifenden Zusammenarbeit ist nach seinen Worten auch ein Schlüssel für die erfolgreiche Therapie von Stimmstörungen, Kehlkopferkrankungen und chronischen Entzündungserkrankungen der Nase.

Die Strukturen in Würzburg und das Team der Klinik sind Prof. Hackenberg sehr gut bekannt: Bevor er im August 2021 Klinikdirektor in Aachen wurde, war er Leitender Oberarzt der HNO-Klinik am UKW. Dass ihm auch die gute Lehre besonders am Herzen liegt, kann man unter anderem daran ab­lesen, dass ihm im Jahr 2020 der Lehrpreis der Medizinischen Fakultät in Würzburg für seine Verdienste um die Online-Lehre verliehen wurde. Ein weiterer Pluspunkt bei der Würzburger Klinikleitung sind für Prof. Hacken­berg die Chancen, die sich aus dem geplanten Erweiterungsgelände Nord ergeben. „Hier zeigt sich für die HNO-Klinik in den kommenden Jahren eine spannende bauliche Perspektive. Daran mitzuwirken, ist natürlich auch eine besondere Aufgabe, auf die ich mich sehr freue“, unterstreicht der ­Mediziner.

Impressum

Datenschutzerklärung