Neue Studie
Die psychische Gesundheit junger Familien verbessern
Das UKW nimmt an der größten deutschen Studie zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von jungen Familien teil. Untersucht wird die Wirkung des Versorgungskonzepts UPlusE. Bei diesem kommt zur U-Untersuchung des Kindes ein Screening der Eltern auf mögliche psychosoziale Belastungen hinzu.


Freya Lanczik (links) und Dr. Andrea Gehrmann koordinieren die Studie UPlusE am UKW.
Etwa 15 Prozent der Mütter und fünf Prozent der Väter sind rund um die Geburt ihres Kindes von Depressionen und Angststörungen betroffen, oft auch in Kombination. Im Gegensatz zum harmlosen Baby-Blues, den 50 bis 80 Prozent aller Mütter nach der Geburt erleben und der vor allem durch starke Stimmungsschwankungen gekennzeichnet ist, handelt es sich bei Wochenbettdepressionen um schwere psychische Erkrankungen. Neben den negativen Auswirkungen auf die gesamte Familie, insbesondere auch auf die Entwicklung der Kinder, sind Suizide eine der häufigsten Ursachen für Müttersterblichkeit in den Industrieländern. Bei frühzeitiger Diagnose gut behandelbar Umso wichtiger ist das neue Versorgungsprojekt UPlusE, das nun im Rahmen einer großangelegten, multizentrischen Studie unter Leitung des Klinikums Nürnberg untersucht wird. Die Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des UKW ist maßgeblich an dem Mitte Februar dieses Jahres gestarteten Vorhaben beteiligt. „Obwohl Ärztinnen und Ärzte vor allem in der Gynäkologie und Pädiatrie regelmäßig junge Familien sehen, wird bisher nur ein Bruchteil der psychischen Erkrankungen vor und nach der Geburt tatsächlich frühzeitig erkannt und behandelt. Dabei sind diese Erkrankungen bei frühzeitiger Diagnose in der Regel gut und schnell therapierbar“, berichtet Dr. Andrea Gehrmann. Die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie ist am UKW verantwortlich für die Mutter-Kind-Sprechstunde und die Spezialambulanz für peripartale psychische Erkrankungen. Screening mittels Praxis-App Im Rahmen von UPlusE werden Schwangere und junge Eltern bis zur U6-Untersuchung des Kindes von ihrer Gynäkologin oder ihrem Gynäkologen oder ihrer Kinder- und Jugendärztin oder ihrem Kinder- und Jugendarzt im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen mittels einer Praxis-App regelmäßig zu ihrem psychischen Befinden und möglichen Belastungen befragt. Ergeben sich aus dem Screening Hinweise auf eine mögliche Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit, werden Kontaktdaten für eine Beratung oder Behandlung psychischer Erkrankungen vermittelt. „Mit dem Screening sollen langwierige und schwere Krankheitsverläufe vermieden und die daraus resultierenden psychischen Belastungen für die betroffenen Familien reduziert werden. Das trägt zu einer gesunden Entwicklung des Kindes bei“, sagt die Psychologische Psychotherapeutin Freya Lanczik, die gemeinsam mit Andrea Gehrmann die Studie am UKW koordiniert. Insgesamt sollen bis Mitte 2026 bundesweit 10.000 Mütter und Väter rekrutiert werden. Ziel der Studie ist es, das Screening auf peripartale psychische Störungen in gynäkologischen und pädiatrischen Praxen künftig in die gesetzlichen Leistungen der Krankenkassen aufzunehmen.