Antigenschnelltests unter der Lupe
Eine Studie des UKW untersuchte über die Corona-Pandemie hinweg die Leistungsfähigkeit von SARS-CoV-2-Antigenschnelltests. Außerdem wurden die interagierenden Effekte der Omikron-Virusvariante und der Covid-19-Impfung analysiert.

Antigenschnelltests unter der Lupe
Eine Studie des UKW untersuchte über die Corona-Pandemie hinweg die Leistungsfähigkeit von SARS-CoV-2-Antigenschnelltests. Außerdem wurden die interagierenden Effekte der Omikron-Virusvariante und der Covid-19-Impfung analysiert.

Für eine Studie führten zwischen November 2020 und Juni 2023 verschiedene Kliniken des UKW zusammen mit den Instituten für Hygiene und Mikrobiologie sowie für Virologie und Immunbiologie der Uni Würzburg 78.000 Antigenschnelltests an Patientinnen und Patienten, deren Begleitpersonen sowie an Beschäftigten durch. Zusammen mit jedem Antigenschnelltest wurde auch ein Abstrich für die PCR-Diagnostik als Referenz entnommen. „Davon ausgehend verglichen wir die Sensitivität und Spezifität der Antigenschnelltests mit der als Goldstandard geltenden PCR-Diagnostik“, berichtet Isabell Wagenhäuser aus der Zentralen Einrichtung Krankenhaushygiene und Antimicrobial Stewardship des UKW. Die Erstautorin der im November dieses Jahres im Journal eBioMedicine veröffentlichten Studie fährt fort: „Dabei analysierten wir die Auswirkungen von Alter, Geschlecht, Impfung, Virusvarianten, Viruslast im Rachenraum zum Zeitpunkt des Abstrichs sowie die Symptomatik auf die Testperformance.“ Nach ihren Worten gibt es in dieser klinischen Screening-Anwendung mit diesen Faktoren und in dieser hohen Qualität weltweit keine vergleichbare Studie. Einflüsse auf die Testleistung Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die Sensitivität der Antigenschnelltests über die Pandemie hinweg rückläufig war. Nicht nur die Viruslast im Rachenraum, sondern auch die Covid-19-Symptomatik der getesteten Person – wie Fieber oder Husten – beeinflussten die Testleistung. Da bei Geimpften seltener Symptome auftraten, war bei ihnen die Testempfindlichkeit geringer. „Trotz dieser Einschränkungen sind Antigenschnelltests nach wie vor ein nützliches Instrument zur schnellen Erkennung einer SARS-CoV-2-Infektionen bei symptomatischen Personen und eine wichtige Ergänzung zu PCR-Tests“, unterstreicht Wagenhäuser. Privatdozent Dr. Manuel Krone, stellvertretender Leiter der Zentralen Einrichtung für Krankenhaushygiene und Antimicrobial Stewardship des UKW und Letztautor der Studie, ergänzt: „Unsere Studie ist nicht zuletzt wichtig, um auch für den Nachweis anderer Erreger mit Antigenschnelltests die Stärken und Schwächen der Testmethodik besser zu verstehen. Beispielsweise, ob bei einer saisonalen Häufung von akuten respiratorischen Infektionen die Ressource Schnelltest gezielt und bewusst eingesetzt werden soll oder nicht.“ Weitere Erkenntnisse aus der Studie Wie können die Bevölkerung, Politik, Wissenschaft und Industrie darüber hinaus von den Studienergebnissen profitieren? „Wir alle wissen jetzt, dass die Schnelltests bei Symptomen unabhängig vom Impfstatus und der Omikron-Variante aussagekräftig sind“, schildert Krone. Für die Politik ist die Studie nach seiner Einschätzung von retrospektivem Wert, aber auch von Bedeutung für die Vorbereitung auf zukünftige Pandemien. So zeige sie, dass die Rolle von Antigenschnelltests in Screening-Programmen für asymptomatische Personen kritisch hinterfragt werden müsse. „Rückblickend waren zum Beispiel die Antigenschnelltests in den Schulen bei asymptomatischen Kindern und Jugendlichen von geringem Nutzen“, bewertet der Krankenhaushygieniker.
Für die Industrie und die Wissenschaft könnte nach seinen Angaben der Aspekt der Viruslast interessant sein. Krone: „Wir setzen meist RNA-Menge und Viruslast gleich, weil wir sie so einfach bestimmen können. Unsere Daten weisen darauf hin, dass das Verhältnis von Nukleokapsid, also eines Virusproteins, das wir mit Schnelltests detektieren, und der RNA in Rachenabstrichen nicht konstant ist, sondern von der Symptomatik des Infizierten abhängt. Und diese hängt wiederum vom Impfstatus und der Virusvariante ab.“