Neubau optimiert Klinikapotheke
Spitzenstandards für höchste Arzneimittelsicherheit: Ein im Dezember 2024 feierlich in Betrieb genommener Neubau macht die Apotheke des UKW fit für Gegenwart und Zukunft.

Die Apotheke des UKW bietet für den Klinikbetrieb unerlässliche Dienstleistungen. So stellt die von Dr. Mareike Kunkel geleitete zentrale Einrichtung die Arzneimittelversorgung der jährlich knapp 370.000 (2023) ambulanten und stationären Patientinnen und Patienten des Klinikums sicher. Außerdem beliefert sie Institute und Labore mit Chemikalien, Reagenzien und Diagnostika. Kurz vor ihrem 75-jährigen Jubiläum im kommenden Jahr erreichte die Apotheke am 12. Dezember 2024 einen weiteren Meilenstein in ihrer Entwicklung: An diesem Tag wurde auf dem Klinikgelände an der Josef-Schneider-Straße ein Neubau feierlich in Betrieb genommen, in dem jetzt nach höchsten Standards unter anderem Zytostatika und Ernährungslösungen zubereitet werden. Produktion von Zytostatika „Am neuen Standort führen wir verschiedene, bisher räumlich verteilte Herstellungsbereiche zusammen“, beschreibt Dr. Kunkel. Dazu gehört nach ihren Worten die bislang im Gebäude D2 untergebrachte Zubereitung von Zytostatika, also von Medikamenten zur Behandlung von Krebserkrankungen. Über 62.000 dieser Wirkstoff-Dosen werden aktuell am UKW jährlich unter strengsten Reinraumbedingungen hergestellt. „Damit leistet die Klinikapotheke einen wichtigen Beitrag für unsere hochmodernen onkologischen Therapieangebote“, unterstreicht Philip Rieger. Der Kaufmännische Direktor des UKW fährt fort: „Mit dem Neubau sind wir zudem sehr gut aufgestellt für weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet.“

Der Apothekenneubau steht auf einer ehemaligen Freifläche des Luitpold-Campus und hat die Adresse D29.
Die Apothekenleistung in Zahlen
▶ In den vergangenen zwölf Monaten belieferte die Apotheke das UKW mit Artikeln im Wert von rund 159 Millionen Euro.
▶ Zu den am häufigsten angeforderten „Bestsellern“ gehören verschiedene Gebinde mit isotonischer Kochsalzlösung (Natriumchlorid, NaCl), die Schmerzmittel Metamizol, Paracetamol und Ibuprofen, der auf die Magensäurebildung wirkende Protonenpumpenhemmer Pantoprazol sowie Blutzuckerteststreifen.
▶ Das teuerste, in 2024 am UKW über 30 Mal verabreichte Arzneimittel ist das CAR-T-Zell-Produkt Carvykti. Eine Gabe davon kostete bis Ende Juni dieses Jahre 420.000, seither „nur“ noch 285.000 Euro. Wenn man von den in der Krebsimmuntherapie eingesetzten, gentechnisch veränderten T-Zell-Produkten absieht, ist das teuerste Medikament Spinraza, bei dem eine Dosis mit rund 77.000 Euro zu Buche schlägt. Es wird zur Behandlung der spinalen Muskelatrophie angewendet und wurde am UKW in diesem Jahr 26 Mal verabreicht.
Stand: jeweils Anfang Dezember 2024

Herstellung von Ernährungslösungen Weiterhin integriert der Neubau die bisher im Gebäude D5 lokalisierte Herstellung von parenteralen Ernährungslösungen. Die ebenfalls aseptisch gefertigten Produkte dienen der patientenindividuellen Versorgung von Früh- und Neugeborenen sowie von Kindern mit Krebserkrankungen, die anderweitig nicht ausreichend ernährt werden können. „Die neuen Räume bieten optimale Voraussetzungen für höchste Arzneimittelsicherheit, wovon unsere Patientinnen und Patienten unmittelbar profitieren“, betonte Prof. Dr. Stefan Frantz, stellvertretender Ärztlicher Direktor des UKW, bei der Eröffnung des mit der Adresse D29 im UKW-Lageplan verorteten Bauwerks. Standort des Unit-Dose-Systems Das Gebäude ist zudem der Standort für ein neues, vollautomatisches Verblisterungs- und Kontrollsystem für die Medikamentenversorgung auf den Stationen. Das UKW ist das zweite Klinikum in Bayern, das über ein sogenanntes „Unit-Dose-System“ verfügt. Dabei erhalten die Patientinnen und Patienten ihre Arzneimittel individuell abgepackt in kleinen Tütchen. Mitte Dezember 2024 waren bereits zwölf Stationen des UKW an das System angeschlossen, weitere sollen etappenweise in den kommenden Monaten folgen. Derzeit produziert das Unit-Dose-System wöchentlich rund 20.000 Medikamenten-Einheiten.
Die Apothekenleiterin Dr. Mareike Kunkel erklärt den Ablauf: „Bei der Unit-Dose-Versorgung werden zum Beispiel Tabletten, Kapseln oder Dragees mithilfe eines Automaten individuell für jede Patientin und jeden Patienten hygienisch und sicher verpackt, beschriftet und anschließend elektronisch durch einen Datenbankabgleich kontrolliert. Diese Päckchen werden dann durch die Pflegefachkräfte auf den Stationen verteilt.“ Das bisherige Zusammenstellen der oralen Medikation durch den Pflegedienst auf den Stationen entfällt dadurch weitgehend.
Auf den Tütchen ist ersichtlich, für welchen Tag und welchen Einnahmezeitpunkt das Arzneimittel gedacht ist. Zusätzlich sind weitere Informationen aufgedruckt, wie etwa der Name und das Geburtsdatum der Patientin oder des Patienten, die Anzahl der enthaltenen Tabletten und gegebenenfalls weitere Hinweise zur Einnahme des Medikaments. Auch der Beipackzettel ist über einen QR-Code abrufbar. „Das Verfahren verspricht eine weitere Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit“, unterstreicht Dr. Kunkel. Aktuell können bis zu 750 feste orale Präparate in die Unit-Dose-Versorgung am UKW integriert werden.
Die Apotheke des UKW



Beim Unit-Dose-System wird durch viele Scanschritte und automatisierte Kontrollsysteme die Arzneimitteltherapiesicherheit erhöht.

Im Neubau der Klinikapotheke werden unter anderem Medikamente zur Krebstherapie unter Reinraumbedingungen hergestellt.

Prof. Dr. Stefan Frantz (stellvertretender Ärztlicher Direktor), Dr. Mareike Kunkel (Leiterin der Klinikumsapotheke) und Marcus Huppertz (Pflegedirektor des UKW).
Über das Bauwerk und den Bauablauf Das neue Apotheken-Bauwerk steht mitten im historischen Luitpold-Campus des UKW im Würzburger Stadtteil Grombühl. Es umfasst zwei Vollgeschosse und ein Technikgeschoss. Die Bruttogrundfläche beträgt 1.900 Quadratmeter. Ausgeführt wurde das Gebäude in modularer Bauweise. In insgesamt 44 Baumodulen war die grundlegende Ausstattung für die hochspezialisierten Arbeitsbereiche bereits montiert, was eine vergleichsweise schnelle Fertigstellung ermöglichte: Die Bauarbeiten starteten im August 2022 und konnten bereits Ende 2023 abgeschlossen werden. Es folgten Qualitätsprüfungen und behördliche Freigaben der Reinraumbereiche sowie ein intensiver Probebetrieb. Mitte dieses Jahres konnte die reguläre Produktion aufgenommen werden.
Das UKW errichtete den Neubau in Eigenregie. Gemeinsam investierten der Freistaat Bayern und das Uniklinikum rund 20 Millionen Euro in Gebäude und Ausstattung. Weitere Arzneimittelproduktion in der Aumühle Neben der jetzt neuen „Patientenindividuellen Zubereitung (PIZ)“ in D29 ist die Apotheke des UKW schon seit zehn Jahren zu großen Teilen im nahegelegenen Industriegebiet Aumühle untergebracht. Im ersten Stock über dem Zentrallager des Klinikums werden – unterstützt von einem halbautomatischen Kommissionierungssystem – rund 1.800 Firmenprodukte verwaltet. Außerdem werden in den dortigen Reinräumen über 150 weitere Arzneimittel standardmäßig in fast 2.000 Herstellungen pro Jahr produziert – von Kapseln über Salben und Nasentropfen bis hin zu Infusionslösungen. „Wir stellen hier für die Kliniken des UKW vor allem Medikamente her, die von der Pharmaindustrie nicht angeboten werden. Außerdem überbrücken wir – sofern technisch realisierbar – Lieferengpässe“, berichtet Dr. Kunkel. Für die Aufgabenvielfalt der Apotheke kann sie sich auf fast 90 Mitarbeitende stützen – neben 25 Apothekerinnen und Apotheker vor allem pharmazeutisch-technische Assistentinnen und Assistenten (PTA).