Chirurgische Forschung auf eine höhere Stufe bringen

Prof. Dr. Nicolas Schlegel ist der Inhaber des neu geschaffenen Lehrstuhls für Experimentelle Viszeralchirurgie am UKW.

Neben der Patientenversorgung liegt Prof. Dr. Nicolas Schlegel auch die chirurgische Forschung am Herzen.

Im Jahr 2019 wurde am UKW eine deutschlandweit einmalige W2/W3-Professur für Experimentelle Viszeralchirurgie mit Nicolas Schlegel (Jahrgang 1979) als Clinician Scientist im Tenure-Track-Verfahren besetzt. Der von ihm vorangetriebene Brückenschlag zwischen Chirurgie und translationaler Forschung hat sich bewährt: Die Würzburger Universitätsmedizin richtete nun einen Lehrstuhl für Experimentelle ­Viszeralchirurgie ein, den Prof. Dr. Schlegel seit Dezember 2024 leitet. Zweitgrößtes Chirurgisches ­Studienzentrum in Deutschland Eine der wichtigsten Leistungen im Rahmen seiner Tenure-Track-Professur war die Gründung des Chirurgischen Studienzentrums. „Damit schufen wir eine Struktur, die es uns ermöglicht, mit einem eigenen Studienteam systematisch Patientinnen und Patienten in große überregionale klinische Studien einzuschließen, aber auch eigene Studien durchzuführen“, sagt Prof. Schlegel und verdeutlicht: „Vor fünf Jahren konnten wir nur 22 Patientinnen und Patienten für chirurgische Studien re­krutieren, im vergangenen Jahr waren es bereits 360. Damit sind wir das nach Heidelberg das zweitgrößte chirurgische Studienzentrum in Deutschland.“ Die Studien beschäftigen sich insbesondere mit der Verbesserung der chirurgischen Vorgehensweise.

Wie sieht der Alltag eines Experimentellen Viszeralchirurgen aus? „Pro Woche widme ich mich zwei Tage der Forschung, drei Tage stehe ich im OP – und die Lehre ist natürlich allgegenwärtig“, berichtet Schlegel und ergänzt: „Zugunsten der Forschung habe ich mein chirurgisches Spektrum eingeschränkt und konzentriere mich auf die endokrinologische Chirurgie. Das heißt, ich operiere vor allem Schild­drüsen und Nebenschilddrüsen.“

„Pro Woche widme ich mich zwei Tage der Forschung, drei Tage stehe ich im OP – und die Lehre ist natürlich allgegen­wärtig.“

Prof. Dr. Nicolas Schlegel

In der Grundlagenforschung ist der Professor mit drei Schwerpunkten breiter aufgestellt: chronisch entzünd­liche Darm­erkrankungen, kolorektale Karzinome sowie Veränderungen nach bariatrischer Chirurgie. In der klinischen Forschung beschäftigt er sich mit der ­Endokrinen Chirurgie und ­Aspekten der perioperativen Medizin. Ein wichtiges Ziel dabei ist, den Körper optimal auf die Operation vorzubereiten, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, Schäden zu minimieren und die Genesung zu fördern. Hier zeigen die so genannten Fast-Track-Programme Erfolge: Die Operierten sind schneller wieder fit, früher zu Hause, und es gibt weniger Komplikationen. Stabilisierung der Darmbarriere als wichtiges Ziel Im größten Projekt der translatio­nalen Grundlagenforschung wird die Fehl­regulation der Darmbarriere bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen untersucht, ­unter anderem an Organoid-Modellen. „Wir sammeln hierfür bei Operationen anfallendes Restgewebe, das uns ­Patientinnen und Patienten spenden, und züchten daraus Darm­epithelstrukturen“, erklärt Schlegel. Viele Aspekte der Darmbarriere seien bereits verstanden, aber es müssten noch Angriffspunkte validiert werden, damit schäd­liche Bakterien und Krankheitserreger nicht durch die Zellschicht des Darms ins Körperinnere eindringen und Entzündungen auslösen. Hierzu wird ­gerade die Gründung eines überregionalen Forschungskonsortiums vorbereitet. Die Organoid-Technologie kommt auch in der Tumorforschung zum Einsatz. Schlegel leitet den vom Bayerischen Zentrum für Krebsforschung (BZKF) geförderten Leuchtturm „Präklinische Modelle“, um Proof-of-Concept-Studien für alle Forschenden im BZKF-Netzwerk zu beschleunigen.

Bild: Ulrich Bender

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