Pflegen im Mitarbeiterpool – Sandra M. erzählt über ihre Arbeit

Der Mitarbeiter-Pool für Pflegekräfte bietet vor allem in Punkto flexible Arbeitszeiten viele Vorteile. Um 8 Uhr kommen, um 13 Uhr gehen – das ist hier möglich. Für Sandra war das aber nicht ausschlaggebend. Sie ist seit zwei Jahren Pflegerin im Mitarbeiterpool – hier erzählt sie, warum.

Sandra, was waren Ihre Gründe für den Wechsel in den Mitarbeiterpool?

Nach 18 Jahren in der Psychiatrie war es an der Zeit für einen Tapetenwechsel – ich wollte Neues sehen, Neues lernen. Was ich genau sehen wollte, wusste ich nicht. Meine Klinikpflegedienstleitung hat mich auf den Mitarbeiterpool gebracht, den hatte ich gar nicht auf dem Schirm. 

Wie gestaltet sich Ihre Arbeit?

Im Schnitt wechsle ich alle drei Monate die Station. Der Riesen-Vorteil: Ich kann mir wünschen, wann ich wie arbeiten möchte. Dafür gebe ich meinen Dienstplan bei der jeweiligen Stationsleitung ab, und in den meisten Fällen wird der so übernommen.

Ich arbeite als Vollzeitkraft im Mitarbeiterpool, das ist untypisch. Genauso "besonders" ist, dass ich ganz normal im Früh- und Spätdienst mitschichte. Nachtdienste mache ich nicht. Zudem habe ich vereinbart, dass ich nicht auf Intensiv- oder IMC-Station eingesetzt werde. Außerdem habe ich festgelegt, dass ich nicht in der Gynäkologie arbeiten möchte – das war mein Horroreinsatz in der Ausbildung! Im letzten Mitarbeitergespräch habe ich das revidiert. Jetzt bin ich doch neugierig und möchte reinschauen. Mein negatives Bild darüber ablegen – oder erneut bestätigen.

Als Pool-Pflegekraft bekomme ich feste Patienten, um die ich mich selbstständig kümmere. Die ganze Schicht "nur" grundpflegerische Tätigkeiten übernehmen gibt's hier nicht – ich bin ein gleichwertiger Teil des jeweiligen Pflegeteams. Das ist anspruchsvoll, keine Frage, aber machbar.

Wie gestaltet sich die Einarbeitung?

Da ich nur relativ kurz auf einer Station bin und meistens komme, wenn es brennt, muss die Einarbeitung schnell gehen. Zu Beginn 14 Tage mitlaufen ist oftmals nicht ganz drin. Oft ist es auch dieses "berühmte kalte Wasser" – aber fragen kann man immer und jeden. Die erste Woche ist immer neu und aufregend, danach bin ich angekommen und alles ist entspannt.

Wie war Ihre Anfangszeit als Pool-Pflegekraft?

Meinen ersten Einsatz hatte ich auf der 6 West in der Neurologie. Da hatte ich 14 Tage Einarbeitung, um mir die somatische Pflege wieder näher zu bringen. Das war aber wie Fahrrad fahren, die Basics, wie Spritzen oder Körperpflege, kamen schnell wieder. Die spezielle Pflege musste ich neu erlernen.

Danach ging's auf die O23 Allgemeinchirurgie, gefolgt von O14 Unfallchirurgie, M32 Gastroenterologie und O11 Herz-Thorax-Chirurgie. Aktuell bin ich auf der 4 West der Psychiatrie. Danach geht's auf die O24 Urologie. Wieder etwas Neues – das gedankliche Herzklopfen ist schon da.

Hatten Sie vor einem Einsatz Angst?

Das ist wie in der Ausbildung – vor jedem neuen Einsatz habe ich ungefähr eine Woche davor Muffensausen: Wie ist das Team? Die Arbeit? Die Abläufe? Vor der O11 – unserer Allgemeinstation der Herz-Thorax-Chirurgie – hatte ich Respekt. Patienten mit gefühlt tausend Ableitungen und Drainagen betreuen; das Herz ist sowieso ein sensibles Organ. Nach vier Wochen fühlte ich mich auch hier sicherer, aber das war schon ein spezieller Einsatz, in dem ich sehr vorsichtig war. 

Auf der O14 hatte ich dann nach knapp 20 Jahren erstmals wieder Begegnungen mit dem Thema "Tod und Sterben". Da ist mein Herz spazieren gegangen. Aber dann ging irgendwie doch alles ganz automatisch. Das Reanimations-Team war sofort da, das war sehr eindrucksvoll.

Gibt es kleine und/oder große Erfolge, auf die Sie seit Beginn Ihrer Arbeit im Pool zurückblicken können?

Toll ist es, wenn ich mein psychiatrisches Wissen auf den somatischen Stationen einbringen kann. Eine Patientin hatte zum Beispiel ein stimmungsaufhellendes Medikament am Abend eingenommen, ich wusste aber, dass man das morgens einnehmen muss. Oder oftmals wird Tavor als Schlafmedikament eingesetzt, das wirkt aber primär angstlösend. Auf dieser Station hat es sich dann tatsächlich durchgesetzt, dass Tavor nicht mehr bei der Schlafbedarfsmedikation steht. Das ist dann schon ein kleiner Erfolg.

Ich merke, dass ich mir ein sehr breites pflegerisches Wissen angeeignet habe. In der Chirurgie habe ich unglaublich viel über Verbandstechniken und die verschiedenen Wundauflagen gelernt. Jetzt in der Psychiatrie kann ich Verbandswechsel super durchführen und nebenbei kritisch hinterfragen, ob die Auflage geeignet ist oder nicht. Und ganz nebenbei beurteile ich das Kalium eines Patienten, weil ich durch den Einsatz in der Herz-Thorax-Chirurgie darauf fokussiert bin.

Wie geht's für Sie weiter?

Die nächsten zwei Jahre möchte ich noch im Pool arbeiten. Vielleicht habe ich bis dahin eine Station gefunden, auf der ich für längere Zeit bleiben möchte.


Sandra, vielen Dank für diesen Einblick!