Aktuelle Meldungen

Hatte schon der Neandertaler eine Fettleber?

Was uns die Archäogenetik über Lebersteatose bei alten und modernen Menschen sagt – Publikation im Fachjournal Gut

 

Ein gemeinsames Forschungsprojekt der Universitätskliniken Würzburg (UKW) und Homburg (UKS) und des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA) in Leipzig ermöglicht wichtige neue Einblicke in die evolutionären Grundlagen menschlicher Stoffwechselerkrankungen. Die relevanteste Genvariante, die für Fettlebererkrankungen verantwortlich ist, stammt aus der Zeit vor der Abspaltung vom Neandertaler. In alten Genomen dieser archaischen Menschen lag die Häufigkeit der Variante des PNPLA3-Gens bei 100 Prozent, möglicherweise aufgrund von Vorteilen bei der Kälteanpassung.

 

Grafik zur Evolution und Verbreitung der Fettleber-Genvariante
Vorhandensein der PNPLA3 rs738409-Genvariante bei modernen und archaischen Menschen, wobei die großen Menschenaffen die ursprüngliche Variante, den Wildtyp tragen. © UKW
Rekonstruktion von Neandertalern in einer Höhle
Rekonstruktion einer Neandertalergruppe. Was können uns archäogenetischen Erkenntnisse über die Lebersteatose bei alten und modernen Menschen sagen? © Johannes Krause, Neandertal group by Atelier Daynes, Paris, France. In: Museum of the Krapina Neanderthals, Krapina, Croatia. Project and realization of the Museum: Zeljko Kovacic and Jakov Radovcic.

Würzburg. Ein bisschen Fett ist ok. Wenn die Leber als zentrales Organ des Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsels aber mehr Fett speichern muss, als sie abbauen kann, spricht man von einer Fettleber. 30 Prozent der modernen Bevölkerung sind von dieser sogenannten Steatose betroffen. „Und mit der Zahl der Übergewichtigen steigt die Zahl unserer Patientinnen und Patienten“, warnt Prof. Dr. Andreas Geier, Leiter der Hepatologie am Universitätsklinikum Würzburg (UKW). Jeder Fünfte mit einer Fettleber erkrankt an einer Fettleberhepatitis. Die Entzündung kann zu schweren Vernarbungen - Fibrose und Zirrhose - sowie zu Krebs führen. Doch nicht nur Umweltfaktoren wie Überernährung und Bewegungsmangel, sondern auch genetische Veranlagungen können eine Fettleber verursachen.

DNA von 10.000 alten und modernen Menschen analysiert

Eine bekannte und relevante Rolle bei der Entwicklung einer Fettlebererkrankung spielt die häufige Variante rs738409 des PNPLA3-Gens (siehe Infokasten). Während die Variante in afrikanischen Ländern eher selten auftritt - in Kenia liegt die Häufigkeit bei 8 Prozent - tragen in Mesoamerika rund 70 Prozent das Risiko-Allel, Spitzenreiter ist Peru mit 72 Prozent. Wie kommt es zu dieser auffallend heterogenen globalen Präsenz des Risiko-Allels? Wo liegt der Ursprung der PNPLA3-Variante rs738409? Diese Fragen beschäftigten den anthroplogisch interessierten Andreas Geier schon länger. Er kontaktierte Prof. Dr. Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig (MPI-EVA), der im Jahr 2022 für die Sequenzierung des Genoms der Neandertaler mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Pääbo stellte den Kontakt zur Abteilung Archäogenetik her, deren Direktor, Prof. Dr. Johannes Krause, der erste genetische Nachweis eines Denisova-Menschen gelang. Der Denisova-Mensch lebte vor rund 40.000 Jahren im sibirischen Altai-Gebirge und gilt neben Homo sapiens und Neandertaler als dritte Population der Gattung Homo. 

Gemeinsam mit Stephan Schiffels, Leiter der Arbeitsgruppe Populationsgenetik am MPI-EVA, Prof. Dr. Marcin Krawczyk vom UKS und seinem Doktoranden Jonas Trost analysierte Andreas Geier die DNA von mehr als 10.000 archaischen und modernen Menschen aus aller Welt. Darunter sind alle 21 verfügbaren Neandertaler-Genome und zwei Denisovaner-Genome sowie der weltweit einzige Hybrid, das Urzeit-Kind mit einer Neandertaler-Mutter und einem Denisovan-Vater. 

Primaten tragen Wildtyp, Frühmenschen 100 % Risiko-Allel

„Überraschenderweise trugen alle archaischen Menschen, die vor 40.000 bis 65.000 Jahren lebten, ausschließlich das Risiko-Allel, was auf eine Fixierung des Varianten-Allels bei ihren gemeinsamen Vorfahren hindeutet“, erklärt Andreas Geier und geht im menschlichen Stammbaum noch weiter zurück. „Bei der Analyse der Referenzgenomsequenz von Primaten wurde deutlich, dass die Menschenaffen, vom Orang-Utan über Gorilla bis zum Schimpansen und Bonobo, eine ursprüngliche, weniger riskante Genvariante tragen, einen sogenannten Wildtyp.“

Fettspeicherung sicherte einst das Überleben 

Daraus schließen die Wissenschaftler, dass die Hauptvariante des Fettleber-Gens PNPLA3 bereits vor der Aufspaltung des menschlichen Stammbaums vor mehr als 700.000 Jahren entstanden sein muss (siehe Abbildung 1). Aber warum? Schließlich hat diese Variante ungünstige Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Eine Hypothese ist, dass diese und andere Genvarianten, die am Stoffwechsel beteiligt sind, in der Altsteinzeit, dem Paläolithikum, entwickelt wurden, um das Überleben zu sichern. „Insbesondere die Fähigkeit, Fett zu speichern, war wahrscheinlich während des größten Teils der Menschheitsgeschichte von Vorteil, während sie unter den heutigen Lebensbedingungen von Nachteil ist“, erklärt Andreas Geier und zieht zum Vergleich den Habitus von Gänsen heran, die sich vor Langstreckenflügen eine Fettleber anfressen, um genügend Energie an Bord zu haben.

Unterstützt PNPLA3 die Thermogenese? 

PNPLA3 wird auch in der Netzhaut exprimiert. Hier ist es am Stoffwechsel von Vitamin A beteiligt, das das Sehen in der Dämmerung beeinflusst – möglicherweise ein wichtiger Aspekt bei der Jagd. Außerdem kommt es im braunen Fettgewebe vor. „Unsere Beobachtung könnte den Vorteil der Fettspeicherung in kaltem Klima und insbesondere für Neandertaler unter eiszeitlichen Bedingungen unterstreichen“, spekuliert Geier. Für diese Hypothese spricht, dass die PNPLA3-Variante bei 89,3 Prozent der Jakuten-Bevölkerung in der kältesten Region im Nordosten Russlands vorherrscht. Weitere Untersuchungen zur Funktion von PNPLA3 bei der Wärmeproduktion außerhalb der Leber wären laut Geier spannend.

Kein signifikantes Signal für natürliche negative Selektion

Interessant ist auch die Frage nach der natürlichen Selektion. Die Allelfrequenzen rund um den Globus haben sich in den vergangenen 15.000 Jahren kaum verändert. Es gibt im archäogenetischen Datensatz keinen signifikanten Hinweis auf genetische Selektion. Spricht das nicht gegen die Hypothese der natürlichen Selektion im Paläolithikum? Stephan Schiffels rät zur Vorsicht: „Obwohl unsere genomweite Analyse keine signifikanten Signale für natürliche Selektion in den letzten 10.000 Jahren gefunden hat, besteht immer noch die Möglichkeit, dass Selektion in Zeiträumen aktiv war, die älter sind als die, die wir heute statistisch analysieren können“. Angesichts der begrenzten Lebensspanne archaischer Menschen sei es auch nicht überraschend, dass kein Signal in Richtung negativer Selektion gefunden werden konnte, da diese Variante ihre ungünstigen Auswirkungen wahrscheinlich erst im späteren Erwachsenenalter entfaltet und daher weniger wahrscheinlich die Fortpflanzungsdynamik beeinflusst.

Haben wir das Fettleber-Gen von den Neandertalern geerbt? 

Ob wir Menschen die PNPLA3-Variante rs738409 von den Neandertalern geerbt haben, ist laut Andreas Geier die naheliegendste Frage, die sich aus der Studie ergibt, und sie ist nicht ganz unbegründet. So wurde die Genvariante SLC16A11, die unter anderem zu Diabetes Mellitus führt, von den Neandertalern auf die modernen Menschen übertragen, aber nicht an alle. Der Homo neanderthalensis lebte bereits in Europa als der Homo sapiens aus Afrika kam und ein Genaustausch stattfand. In Afrika findet man SLC16A11 nicht, dafür aber Varianten von PNPLA3. Und das spricht gegen einen Gentransfer durch den Neandertaler. „Obwohl er dazu beigetragen haben könnte“, fügt Stephan Schiffels hinzu. „Tatsächlich zeigen unsere nachfolgenden Analysen, dass eines von 1.000 heutigen PNPLA3-Varianten-Allelen aus dem Neandertaler-Genom stammen könnte.“ 


Förderung und Publikation: 
Die mit finanzieller Unterstützung des European Research Council (ERC) im EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 (grant agreement number 851511) gewonnenen Erkenntnisse wurden im renommierten Fachjournal für Gastroenterologie und Hepatologie Gut publiziert: Andreas Geier, Jonas Trost, Ke Wang, Clemens Schmid, Marcin Krawczyk, Stephan Schiffels: PNPLA3 fatty liver risk allele was fixed in Neanderthals and segregates neutrally in humans. Gut. Published Online First: 08 March 2024. doi: 10.1136/gutjnl-2023-331594

Das PNPLA3-Gen ist für die Produktion eines Enzyms namens Patatin-like Phospholipase Domain-containing Protein 3 (PNPLA3) verantwortlich. Das Enzym ist an Prozessen beteiligt, die die Speicherung und Freisetzung von Fetten regulieren. Mutationen oder genetische Varianten im PNPLA3-Gen können die Aktivität dieses Enzyms beeinflussen und damit den Fettstoffwechsel in der Leber verändern. So ist ein bestimmter genetischer Polymorphismus mit dem Referenzmarker rs738409 im PNPLA3-Gen mit einem erhöhten Risiko für eine Fettlebererkrankung assoziiert. Diese Variationen können dazu führen, dass die Leber mehr Fett speichert und weniger effizient abbaut, was zu einer Fettansammlung in der Leber führt und das Risiko für Lebererkrankungen erhöht.
 

Grafik zur Evolution und Verbreitung der Fettleber-Genvariante
Vorhandensein der PNPLA3 rs738409-Genvariante bei modernen und archaischen Menschen, wobei die großen Menschenaffen die ursprüngliche Variante, den Wildtyp tragen. © UKW
Rekonstruktion von Neandertalern in einer Höhle
Rekonstruktion einer Neandertalergruppe. Was können uns archäogenetischen Erkenntnisse über die Lebersteatose bei alten und modernen Menschen sagen? © Johannes Krause, Neandertal group by Atelier Daynes, Paris, France. In: Museum of the Krapina Neanderthals, Krapina, Croatia. Project and realization of the Museum: Zeljko Kovacic and Jakov Radovcic.

„CAR Factory“: Neue Wege in der Immunzelltherapie

Deutsche Krebshilfe fördert deutschlandweites Forschungsnetzwerk zur CAR-Zell-Therapie mit 4 Millionen Euro

Auf dem 36. Deutschen Krebskongress 2024 stellte die Deutsche Krebshilfe heute (21.2.2024) ihren neuen Förder- und Forschungsschwerpunkt „Präklinische Wirkstoffentwicklung“ vor, mit dem sie drei umfänglich angelegte Projekte zur Entwicklung neuartiger Krebstherapeutika mit insgesamt 20 Millionen Euro für fünf Jahre fördert. Das Verbundprojekt „CAR Factory“ wird von Professor Dr. Michael Hudecek (Universitätsklinikum Würzburg, UKW) und Professorin Dr. Evelyn Ullrich (Universitätsklinikum Frankfurt am Main) geleitet.

 

Blick durchs Bullauge ins Labor, in dem Michael Hudecek steht
Prof. Dr. Michael Hudecek ist Leiter des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie am Universitätsklinikum Würzburg und Ko-Sprecher des Netzwerks zur CAR Factory.

Michael Hudecek, Leiter des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie am Universitätsklinikum Würzburg und Ko-Sprecher des Netzwerks zur CAR Factory: „Das Projekt CAR Factory bietet die Chance, die präklinische und translationale Entwicklung von CAR-modifizierten Immunzellen in Deutschland nachhaltig zu beschleunigen. Es ist uns gelungen, führende Expertinnen und Experten auf dem Gebiet der Zell- und Gentherapie unter dem Dach der CAR Factory zu vereinen. Unsere Vision ist es, eine Hochleistungsplattform zur Herstellung von chimären Antigenrezeptor (CAR)-modifizierten T- und NK-Zellprodukten zu etab-lieren, die sowohl die Expertise als auch die Spitzentechnologien dieses Projektes Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Ärztinnen und Ärzten aber auch Industriepartnern zur Verfügung stellt.“

Meldung der Deutschen Krebshilfe: Der menschliche Körper ist ständig den verschiedensten Krankheitserregern aus der Umwelt ausgesetzt. Sein körpereigenes Immunsystem kann die meisten Erreger wie Bakterien und Viren direkt erkennen und unschädlich machen. Anders sieht es jedoch bei Krebszellen aus, die im Körper aus gesunden Zellen entstehen. Dabei entwickeln sie Mechanismen, um vom Immunsystem nicht angegriffen zu werden. Zum Beispiel verbergen Krebszellen bestimmte Moleküle auf ihrer Oberfläche, die sie für das Immunsystem als krankhaft identifizieren würden. Im Rahmen ihres Schwerpunktprogramms „Präklinische Wirkstoffentwicklung“ fördert die Deutsche Krebshilfe nun das Projekt „CAR Factory“. Ziel ist die Weiterentwicklung einer neuartigen Immuntherapie, die Tumorzellen für das Immunsystem wieder sichtbar macht.

Ein multidisziplinäres Forschungsteam hat sich zu dem von der Deutschen Krebshilfe mit vier Millionen Euro geförderten Forschungsnetzwerk „CAR Factory: eine Hochleistungsplattform zur Entwicklung genetisch optimierter CAR-T- und NK-Zelltherapien gegen Krebs“ zusammengeschlossen. Sie möchten eine in Europa seit 2018 zugelassene Therapiemethode weiterentwickeln, die sogenannte „Chimäre Antigenrezeptor-Zell-Therapie“, kurz CAR-Zell-Therapie. Bei der CAR-Zell-Therapie werden bestimmte Zellen des Immunsystems gentechnisch so verändert, dass sie spezifische Oberflächenmarker auf dem Tumor erkennen. So können die CAR-Zellen selbst gut getarnte Tumorzellen gezielt zerstören. Bisher kann das medizinische Fachpersonal die CAR-Zell-Therapie nur gegen bestimmte Blut- und Lymphdrüsenkrebsformen einsetzen. Dabei werde in Universitäten und Forschungszentren intensiv an vielversprechenden CAR-Immunzelltherapien für andere Krebsarten geforscht, berichtet Professorin Dr. Evelyn Ullrich, Leiterin des Bereichs Experimentelle Immunologie und Zelltherapie an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Ko-Sprecherin des Netzwerks. „Es fehlen aber häufig die Ressourcen, um ihre therapeutische Effektivität gezielt in translationalen Studien weiterzuentwickeln. Die Übertragung der Laborerkenntnisse in klinische Studien ist eine der größten Herausforderungen für die zelluläre Immuntherapie.“

Eine Brücke zwischen Labor und Klinik

Die Immunologin erhofft sich, dass die „CAR Factory“ eine Brücke zwischen Grundlagenforschung und der Klinik bilden kann. Das ambitionierte Team möchte bereits in zwei Jahren die erste mögliche Zielstruktur für die CAR-Zell-Therapie aus dem Labor in die klinische Erprobung bringen. Dabei befassen sie sich insbesondere mit seltenen und schwer behandelbaren Krebsarten, die nicht im Fokus der bisherigen CAR-Zell-Forschung stehen. „Wir möchten in unserem Netzwerk gezielt gegen solide Tumoren vorgehen. Diese sind eine Ansammlung aus vielen einzelnen Krebszellen, bei denen sich jede ein bisschen von ihrer Nachbarzelle unterscheidet. Dadurch ist es schwierig, einen Oberflächenmarker zu identifizieren, den alle Zellen eines soliden Tumors tragen“, so Professor Dr. Michael Hudecek, Leiter des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie am Universitätsklinikum Würzburg und Ko-Sprecher des Netzwerks. 

Die CAR-Zell-Therapie auf der Schnellspur 

In Vorarbeiten der Antragstellenden wurden Familien von Oberflächenmolekülen identifiziert, um unterschiedlichste Tumore gezielt mit CAR-Immunzellen zu behandeln. „In ersten Laborstudien konnten wir bereits erfolgreich die Anzahl von Blutkrebszellen nach Behandlung mit innovativen CAR-Zell-Therapien reduzieren. Wir möchten nun herausfinden, welche Zielmoleküle geeignet für solide Tumoren sind, zum Beispiel bei Brust- oder Lungenkrebs“, erklärt Hudecek. Langfristig möchte das Forschungsteam viele weitere Oberflächenmarker identifizieren und testen und somit die CAR-Zellbasierte Immuntherapie in Deutschland auf der Schnellspur nach vorne bringen.

Neben den Universitätskliniken Würzburg und Frankfurt am Main sind die Universität Freiburg (Prof. Dr. Toni Cathomen) sowie das Paul-Ehrlich-Institut in Langen (Prof. Dr. Zoltán Ivics) und das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig (Prof. Dr. Dr. Ulrike Köhl und Dr. Dominik Schmiedel) an dem Projekt beteiligt. 
 

Blick durchs Bullauge ins Labor, in dem Michael Hudecek steht
Prof. Dr. Michael Hudecek ist Leiter des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie am Universitätsklinikum Würzburg und Ko-Sprecher des Netzwerks zur CAR Factory.

Myelom-Workshop mit internationalem Expertenwissen

Am 10. und 11. Mai dieses Jahres bildet der international hochkarätig besetzte „6th Würzburg Myeloma Workshop“ den aktuellen Wissensstand in der Bekämpfung des Multiplen Myeloms ab. Neben Medizinerinnen und Medizinern sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern lädt die veranstaltende Medizinische Klinik II des Uniklinikums Würzburg erstmals auch Studierende zur Fachkonferenz ein.

Foyer des Rudolf-Virchow-Zentrums
Der Würzburg Myeloma Workshop findet im Hörsaal des Rudolf-Virchow-Zentrums auf dem Klinikums-Campus an der Josef-Schneider-Straße statt. Bild: Hans Jürgen Landes

Mit zweijährigem Abstand zur letzten Ausgabe sind am 10. und 11. Mai 2024 beim „6th Würzburg Myeloma Workshop“ erneut Vertreterinnen und Vertreter aus der Weltelite bei der Erforschung des Multiplen Myeloms am Uniklinikum Würzburg (UKW) zu Gast.
Organisator der englischsprachigen Fachtagung ist die Medizinische Klinik II des UKW. Deren Direktor, Prof. Dr. Hermann Einsele, kommentiert: „Wir fühlen uns geehrt, dass wieder so viele namhafte Kolleginnen und Kollegen aus den USA, Kanada, Großbritannien, Spanien, den Niederlanden, Deutschland, Österreich, der Schweiz ihr Wissen zur Erforschung und Behandlung dieser bösartigen Untergruppe des Lymphknotenkrebses mit uns und den Workshopteilnehmenden teilen.“

Zielgruppen der kostenlosen Veranstaltung sind in diesem Jahr nicht nur Ärzteschaft und Forschende, sondern auch Studierende aus Medizin und nahestehenden Naturwissenschaften. „Wir sehen es gerade auch für unsere Nachwuchskräfte als riesige Chance, Informationen aus der Speerspitze der Entwicklung zu erhalten und sich von den oft charismatischen Forscherinnen- und Forscherpersönlichkeiten inspirieren zu lassen“, so Prof. Einsele, selbst weltweit anerkannter Myelom-Experte.

Für den ersten Konferenztag sind Vorträge zur Pathogenese des Myeloms, zur Hochrisikoerkrankung sowie zu neuen Behandlungsstrategien, allen voran der Immuntherapie, geplant.  Am zweiten Tag stehen dann personalisierte Behandlungsaspekte auf dem Programm.
„Außerdem erwarten wir fruchtbare Debatten zu neuen diagnostischen und therapeutischen Ansätzen“, so Einsele.

Tagungsort ist das Rudolf-Virchow-Zentrum an der Josef-Scheider-Straße in Würzburg. Das detaillierte Programm und die Anmeldekonditionen können abgerufen werden unter www.ukw.de/medizin2, Rubrik „Veranstaltungskalender“.

Foyer des Rudolf-Virchow-Zentrums
Der Würzburg Myeloma Workshop findet im Hörsaal des Rudolf-Virchow-Zentrums auf dem Klinikums-Campus an der Josef-Schneider-Straße statt. Bild: Hans Jürgen Landes

Crème de la Crème der CAR-T-Zell-Szene

EBMT-EHA 6th European CAR T-cell Meeting: Michael Hudecek hat vom 15. bis 17. Februar den Vorsitz von Europas größtem CAR T-Zell-Meeting in Valencia 

Porträt von Michael Hudecek im Labor.
Prof. Dr. Michael Hudecek, Leiter des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie am UKW, hat den Vorsitz beim EBMT-EHA 6th European CAR T-cell Meeting im spanischen Valencia. © Daniel Peter / UKW

Würzburg. Das Europäische CAR-T-Zell-Meeting sei ein bisschen wie „Wetten, dass?“ Top-Referenten fliegen um die halbe Welt, um ihre neuesten Daten vor einem großen Publikum zu präsentieren", sagt Prof. Dr. Michael Hudecek, der gemeinsam mit Anna Sureda von der Universität Barcelona das sechste European CAR-T Cell Meeting in Valencia leitet. Vom 15. bis 17. Februar trifft sich hier die Crème de la Crème der CAR-T-Zell-Szene. Aber auch Postdocs, Doktorandinnen und Doktoranden sowie Medizinische Technologinnen und Technologen nehmen an Europas größtem CAR-T-Zell-Meeting teil, das laut Michael Hudecek vielleicht sogar das weltweit größte auf diesem Gebiet ist. Der Inhaber des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie am Uniklinikum Würzburg (UKW) hat zum dritten Mal in Folge den Vorsitz der European Hematology Association (EHA) inne und blickt nicht nur mit Freude, sondern auch mit Stolz auf die Entwicklung der Veranstaltung, die mittlerweile einen festen Platz im Terminkalender aller CAR-T-Zell-Forschenden hat.

1300 Teilnehmende mehr als 190 Abstracts

Das Treffen liege ihm sehr am Herzen. „Vor fünf Jahren planten die EHA und die European Society for Blood and Marrow Transplantation (EBMT) unabhängig voneinander ein kleines Symposium. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am UKW, und ich waren in beiden Fachgesellschaften aktiv und haben uns dafür eingesetzt, dass die beiden Veranstaltungen zusammengelegt werden“, berichtet Michael Hudecek. Die erste Tagung im Januar 2019 in Paris war innerhalb von zwei Wochen ausgebucht. Inzwischen ist die Zahl der Teilnehmenden von 500 auf 1.300 gestiegen, davon 1.100 vor Ort, der Rest virtuell.

Die große und positive Resonanz der Tagung spiegelt sich auch in der Anzahl der eingereichten Abstracts wider. Waren es vor zwei Jahren noch ca. 90, so sind in diesem Jahr über 190 Abstracts eingegangen.

Meeting eröffnet Karriere-Chancen

Das CAR-T-Zell-Meeting sei sowohl für Klinikerinnen und Kliniker als auch für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wichtig und ideal zum Netzwerken. Hier habe man die Möglichkeit, die Menschen zu treffen, von denen man sonst nur Manuskripte lese. Man kommt mit Top-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ins Gespräch und kann Kontakte für ein Postdoc oder ein Praktikum im Ausland knüpfen. Allein vom UKW reisen mehr als 20 Personen nach Valencia.

Hochkarätige Beiträge aus dem UKW

Privatdozentin Dr. Sophia Danhof stellt beispielsweise die neuesten Ergebnisse der Caramba-Studie vor. Ziel der Studie ist es, die SLAMF7-CAR-T-Zelltherapie bei Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenem Multiplen Myelom, bei denen konventionelle Therapien dieser bösartigen Erkrankung der Plasmazellen im Knochenmark ausgeschöpft sind, in die klinische Anwendung zu überführen. Dr. Karl Petri berichtet über die neuesten Verfahren der Gen-Editierung. Und Prof. Dr. Hermann Einsele hält einen Vortrag über CAR-T-Zellen beim Multiplen Myelom. Weitere wichtige Tagungsthemen sind CAR-T-Zelltherapien bei soliden Tumoren und Autoimmunerkrankungen. Hier gibt es zum Beispiel neueste Daten zur Wirksamkeit von CAR-T-Zellen gerade bei schwer verlaufenden Autoimmunerkrankungen. Darüber hinaus werden klinische Fallbeispiele präsentiert, unter anderem von Dr. Lukas Scheller zu einem Patienten mit Multiplen Myelom. Von den clinical cases können vor allem junge Klinikerinnen und Kliniker lernen, wie die Therapien eingesetzt werden und wie man mit Nebenwirkungen umgeht. 

EU-Projekte AIDPATH und T2EVOLVE

Schließlich werden verschiedene EU-Projekte vorgestellt. Dr. Carmen Sanges und Prof. Dr. Maik Luu werden über T2EVOLVE und AIDPATH berichten. Das Akronym AIDPATH steht für “AI powered, Decentralized Production for Advanced Therapies in the Hospital”. Das EU-Projekt zielt darauf ab, mittels künstlicher Intelligenz eine zielgerichtete und patientenindividuelle CAR-T-Zelltherapie direkt am Ort der Behandlung herzustellen. T2EVOLVE ist ein vom UKW und dem Pharmaunternehmen Servier geleitetes Konsortium mit 27 Partnern aus neun europäischen Ländern. Die Allianz hat sich zum Ziel gesetzt, die Entwicklung der CAR-T-Zelltherapie zu beschleunigen und den Zugang von Krebspatientinnen und Krebspatienten zur Behandlung mit reprogrammierten Immunzellen zu verbessern. 

Patientinnen und Patienten erhalten eigenes Forum

Ein zentrales Merkmal des im EU-Projekt T2EVOLVE verfolgten Ansatzes ist die Einbeziehung von Patientinnen und Patienten als mitwirkende Teammitglieder. Auch in Valencia werden die Patientinnen und Patienten ein eigenes Forum haben. Das sei ein wichtiger Aspekt des Meetings, sagt Hudecek. „Wir haben zum Beispiel eine Umfrage unter Menschen gemacht, die eine CAR-T-Zelltherapie bekommen haben. Wir wollten zum Beispiel wissen, was gut lief, wie die Betreuung war, was verbessert werden könnte.“

Translation muss in Europa noch schneller werden

„Schließlich geht es bei unserem Treffen auch um die Frage, wie sich die verschiedenen europäischen Initiativen noch besser austauschen und vernetzen können. Dazu haben wir eine Podiumsdiskussion organisiert. „Es gibt viele gute Ideen und wichtige Innovationen in Europa. Und in der Wissenschaft sind wir absolut vorne dabei. Wir müssen nur sehen, dass wir unsere Erkenntnisse schneller in die Klinik und auf den Markt bringen.“ In den USA geht die Translation oft schneller, so dass sie rascher und einfacher publizieren und Proof of Concepts entwickeln können, die wiederum Investoren anlocken. Doch jetzt steht erstmal Europa zwei Tage lang im Fokus der weltweiten Forschung und Behandlung mit CAR-T-Zellen. 

Zur Webseite des 6th European CAR T-cell Meeting: https://ehaweb.org/meetings/cart6/

Zur CAR-T-Zelltherapie und Prof. Dr. Michael Hudecek: 

Bei der zellulären Immuntherapie wird den weißen Blutkörperchen unseres Immunsystems, den T-Zellen, auf die Sprünge geholfen. Dazu werden die T-Zellen gentechnologisch verändert und im Labor mit einem künstlichen auf die entsprechende Krebsart zugeschnittenen Rezeptor ausgestattet, dem Chimären Antigen Rezeptor, kurz CAR. Anschließend werden die „scharf gestellten“ T-Zellen als lebendes Medikament der Patientin oder dem Patienten zurückgegeben. Mithilfe des spezifischen Oberflächenmarkers können die CAR-T-Zellen die Tumorzellen im Körper aufspüren und zerstören.

Prof. Dr. Michael Hudecek, Leiter des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie am UKW zählt zu den weltweit führenden Wissenschaftlern für CAR-T-Zelltherapien und liefert mit seinem Team ein regelrechtes Feuerwerk an neuen Produkten, die sie sowohl von Grund auf entwickeln als auch in die klinische Anwendung bringen.
Gemeinsam haben sie sich zur Aufgabe gemacht neue Zielmoleküle auf Krebszellen zu identifizieren und zu validieren, die CARs entsprechend maßzuschneidern und für Krebspatientinnen und -patienten zugänglich zu machen sowie die Wirksamkeit bereits etablierter CARs weiter zu erhöhen. 
 

Porträt von Michael Hudecek im Labor.
Prof. Dr. Michael Hudecek, Leiter des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie am UKW, hat den Vorsitz beim EBMT-EHA 6th European CAR T-cell Meeting im spanischen Valencia. © Daniel Peter / UKW

Hilfe im Kampf gegen Krebs spendiert zwei Kaffeeautomaten

Zum Wohle der Patientinnen und Patienten, wie auch der Beschäftigten: Der Würzburger Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ finanziert Kaffeeautomaten für zwei onkologische Tagestherapiezentren des Uniklinikums Würzburg im Wert von rund 8.000 Euro.

Vor dem Kaffeeautomat: Patientin, Fachpflegekraft der GOT, Vorsitzende von Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V., Fachpflegekraft der IOT und Leiterin der GOT
Gemeinsame Freude an einem der beiden gespendeten Kaffeeautomaten (von links): Patientin Corinna Schömig, Katja Ziegler (Fachpflegekraft der GOT), Gabriele Nelkenstock (Vorsitzende von Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.), Sabine Steigerwald (Fachpflegekraft der IOT) und Dr. Jessica Salmen (Leiterin der GOT). Bild: UKW / Susanne Just

Seit kurzem verfügen das Interdisziplinäre onkologische Tagestherapiezentrum (IOT) und die Gynäkologisch-onkologische Tagesklinik (GOT) des Uniklinikums Würzburg (UKW) über zwei topmoderne Kaffeevollautomaten. Auf Knopfdruck produzieren sie für die Patientinnen und Patienten, wie auch für die Beschäftigten der beiden Einrichtungen gratis diverse Varianten des anregenden Heißgetränks. Finanziert wurden die Maschinen im Wert von zusammen rund 8.000 Euro vom Würzburger Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“. Dessen Vorsitzende Gabriele Nelkenstock erläutert: „Die Diagnose Krebs und die damit beginnende Therapiebelastung zehren enorm an Körper und Geist der Betroffenen. Wir sind dankbar für die langjährig hervorragende Zusammenarbeit mit den beiden Kliniken und hoffen, dass wir mit dieser kleinen Unterstützung einen Beitrag zum Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten sowie der hoch engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten können.“

Verantwortlich für fast 80 Prozent der ambulanten Krebstherapien am UKW

Die beiden onkologischen Therapiezentren sind jeweils Einrichtungen der Medizinischen Klinik II und der Frauenklinik, die seit kurzem gemeinsam im Gebäude C16 des UKW an der Josef-Schneider-Straße untergebracht sind. Sie bieten erwachsenen Patientinnen und Patienten das gesamte Spektrum moderner medikamentöser Tumortherapien – Chemo-, Immun- und zielgerichtete Therapien – sowie unterstützende Behandlungsmethoden an. In Summe erbringen sie fast 80 Prozent aller ambulanten Krebstherapien am UKW.

Auch ein Zeichen der Solidarität und Wertschätzung

Beide Teams bedanken sich herzlich bei „Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.“ für die freundliche Spende. Diese verschönere nicht nur den Krankenhausalltag, sondern symbolisiere auch Solidarität mit den Patientinnen und Patienten sowie Wertschätzung für die geleistete medizinische und pflegerische Arbeit.

Vor dem Kaffeeautomat: Patientin, Fachpflegekraft der GOT, Vorsitzende von Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V., Fachpflegekraft der IOT und Leiterin der GOT
Gemeinsame Freude an einem der beiden gespendeten Kaffeeautomaten (von links): Patientin Corinna Schömig, Katja Ziegler (Fachpflegekraft der GOT), Gabriele Nelkenstock (Vorsitzende von Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.), Sabine Steigerwald (Fachpflegekraft der IOT) und Dr. Jessica Salmen (Leiterin der GOT). Bild: UKW / Susanne Just

Zehn Jahre Selbsthilfegruppe Adipositas: Umfangreicher Informationstag am Uniklinikum Würzburg

Anlässlich ihres zehnjährigen Jubiläums organisiert die Selbsthilfegruppe Adipositas gemeinsam mit dem Uniklinikum Würzburg am Samstag, den 23. März dieses Jahres einen thematisch breit aufgestellten Informationstag für Betroffene, deren Angehörige sowie alle sonstig Interessierte.

Zentrum für Innere Medizin des Uniklinikums Würzburg
Der Patiententag Adipositas findet im Zentrum für Innere Medizin des Uniklinikums Würzburg statt. Bild: Wolfgang Dürr

Fettleibigkeit (Adipositas) ist eine chronische Erkrankung, die unbehandelt schwerwiegende körperliche, psychische und soziale Folgen haben kann. Am Uniklinikum Würzburg (UKW) widmet sich das interdisziplinäre Team des Adipositaszentrums unter Leitung von Prof. Dr. Florian Seyfried der Therapie der Betroffenen. Der Chirurg erläutert: „Zu unseren zentralen Partnern zählt die Selbsthilfegruppe Adipositas. Seit nunmehr zehn Jahren fungiert sie als Anlaufstelle, Ratgeber und Sprachrohr für die Patientinnen und Patienten. Sie gibt ihnen Halt, Orientierung und eine Plattform, um sich auf Augenhöhe auszutauschen.“ Anlässlich des runden Jubiläums veranstalten die Selbsthilfegruppe und das für seine Selbsthilfefreundlichkeit ausgezeichnete Klinikum am Samstag, den 23. März 2024 gemeinsam einen großangelegten Patiententag Adipositas.

Fachvorträge zu einem breiten Themenspektrum

Um 10:00 Uhr startet im Hörsaal 1 des Zentrums für Innere Medizin (ZIM) des UKW an der Oberdürrbacher Straße eine Folge von vier laiengerechten Fachvorträgen. Dabei werden sowohl die medikamentösen, als auch die operativen Behandlungsmöglichkeiten der Erkrankung beschrieben. Außerdem kommen der Stellenwert der Ernährungs- und Bewegungstherapie sowie psychosomatische Aspekte zur Sprache.

Persönliche Gespräche an Info- und Aktionsständen

„Das große Engagement anlässlich unseres Jubiläums verdeutlicht nochmals die hohe Wertschätzung, die wir auch im sonstigen Kontakt mit den Beschäftigten und der Selbsthilfebeauftragten des UKW erfahren dürfen“, kommentiert Dagmar Feder, die Leiterin der Selbsthilfegruppe Adipositas. Sie fährt fort: „Ergänzend zu den Hörsaalvorträgen finden sich am Patiententag Informations- und Aktionsstände in der Magistrale des ZIM. Neben einem Wissensgewinn aus den Bereichen Ernährung und Bewegung besteht dort auch die Möglichkeit, unsere Gruppe kennenzulernen und in einen persönlichen Austausch zu treten.“

Die Teilnahme am Patiententag ist kostenfrei.
Wichtig ist eine Anmeldung bis 15. März 2024 bei Gabriele Nelkenstock, der Selbsthilfebeauftragten des UKW, unter E-Mail: selbsthilfe@ukw.de.

 

Zentrum für Innere Medizin des Uniklinikums Würzburg
Der Patiententag Adipositas findet im Zentrum für Innere Medizin des Uniklinikums Würzburg statt. Bild: Wolfgang Dürr

Praxisverändernde Studie zur Therapie beim Multiplen Myelom

Eine im New England Journal of Medicine publizierte und praxisverändernde Studie, an deren Konzeption und Durchführung Prof. Hermann Einsele vom Universitätsklinikum Würzburg (UKW) entscheidend beteiligt war, definiert eine neue Erstlinientherapie des Multiplen Myeloms mit dem Wirkstoff Daratumumab. Die Vierfach Therapie Standard + Daratumumab kombiniert mit der Hochdosistherapie und Stammzellentransplantation zeigt eine bisher noch nie bei Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom gesehene Krankheitskontrolle - so waren mehr als 84 Prozent der behandelten Patientinnen und Patienten nach vier Jahren noch krankheitsfrei.

Porträtfoto von Hermann Einsele
Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) und Sprecher des Nationalen Tumorzentrums NCT WERA war als Mitglied des European Myeloma Network maßgeblich an der Konzeption und Durchführung der internationalen Phase-3-Studie PERSEUS beteiligt. © UKW

Würzburg. Daratumumab ist ein spezifischer, künstlich hergestellter Antikörper, der gegen das Protein CD38 wirkt, das auf bestimmten Zellen, insbesondere Tumorzellen, vorkommt. Das bedeutet: Daratumumab bekämpft den Tumor direkt und unterstützt gleichzeitig das Immunsystem dabei, die Krebszellen besser zu erkennen und zu zerstören. Der Wirkstoff ist bereits für die Standardtherapie des Multiplen Myeloms, einer bösartigen Erkrankung des Knochenmarks, zugelassen.

Die internationale Phase-3-Studie PERSEUS untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit von subkutan verabreichtem Daratumumab bei der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit neu diagnostiziertem Multiplem Myelom, die für eine Transplantation in Frage kommen. An der Studie nahmen insgesamt 709 Patientinnen und Patienten teil, die nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Die eine Gruppe erhielt zusätzlich zur Induktions-, Konsolidierungs- und Erhaltungstherapie mit Bortezomib, Lenalidomid und Dexamethason (kurz: VRd-Therapie) den Wirkstoff Daratumumab subkutan. Die andere Gruppe erhielt nur die VRd-Therapie.

Subkutane Verabreichung hat weniger Nebenwirkungen als die intravenöse

„Die subkutane Verabreichung von Daratumumab, also die Injektion in das Fettgewebe unter der Haut, ist genauso wirksam wie die intravenöse Verabreichung und hat ähnliche Auswirkungen auf den Körper. Beide Verabreichungsformen sind sicher, aber die subkutane Form hat weniger Nebenwirkungen. Außerdem kann sie schneller verabreicht werden - in nur drei bis fünf Minuten. Das bedeutet, dass unsere Patientinnen und Patienten das Medikament in einer einzigen Dosis erhalten können, was bequem ist und weniger Zeit in Anspruch nimmt“, erklärt Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikums Würzburg (UKW), Sprecher des Nationalen Tumorzentrums NCT WERA und Mitglied des European Myeloma Network.

Enorme Fortschritte in der Therapie des Multiplen Myeloms

Im Hauptfokus der Studie, die im New England Journal of Medicine publizierte wurde, stand das so genannte progressionsfreien Überleben, also die Zeit, in der die Krankheit ohne Fortschreiten oder Tod kontrolliert werden konnte. Die Ergebnisse zeigten, dass die Gruppe, die zusätzlich Daratumumab erhielt, einen signifikanten Vorteil beim progressionsfreien Überleben hatte. Generell seien Hermann Einsele zufolge bei der Erkrankung, bei der in den vergangenen zehn Jahren 14 neue Medikamente zugelassen wurden, enorme Fortschritte in der Therapie erreicht. Vor 20 Jahren war die mittlere Überlebenszeit der Betroffenen zwei bis drei Jahre. In der aktuellen Studie waren nach 48 Monaten 84,3 Prozent der Patientinnen und Patienten ohne Fortschreiten der Erkrankung, verglichen mit 67,7 % in der Gruppe ohne Daratumumab. Weitere wichtige Ergebnisse waren, dass in der Daratumumab-Gruppe mehr Studienteilnehmende ein vollständiges oder besseres Ansprechen auf die Behandlung zeigten, und auch der Anteil der Patientinnen und Patienten mit einem negativen Status für eine minimale Resterkrankung höher war als in der Kontrollgruppe. Unerwünschte Ereignisse, insbesondere schwere, traten in beiden Gruppen auf, aber die Zugabe von Daratumumab führte nicht zu einem erhöhten Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen.

Neue Erstlinien-Therapie beim Multiplen Myelom definiert

Hermann Einsele zieht folgendes Fazit: „Unsere Studie zeigt, dass die Zugabe von subkutan verabreichtem Daratumumab zu einer 3er-Kombinationstherapie bei Patientinnen und Patienten mit neu diagnostiziertem Multiplen Myelom, die für eine Transplantation in Frage kommen, einen signifikanten Vorteil im Hinblick auf das progressionsfreie Überleben bringt. Damit haben wir eine neue Erstlinientherapie für das Multiple Myelom definiert. Die Studie verändert die Praxis.

Die Studie wurde gefördert durch das European Myeloma Network in Zusammenarbeit mit Janssen Research and Development; PERSEUS ClinicalTrials.gov-Nummer, NCT03710603; EudraCT-Nummer, 2018-002992-16. 

Publikation: 
Pieter Sonneveld, M.D., Ph.D., Meletios A. Dimopoulos, M.D., Mario Boccadoro, M.D., Hang Quach, M.B., B.S., M.D., P. Joy Ho, M.B., B.S., D.Phil., Meral Beksac, M.D., Cyrille Hulin, M.D., Elisabetta Antonioli, M.D., Ph.D., Xavier Leleu, M.D., Ph.D., Silvia Mangiacavalli, M.D., Aurore Perrot, M.D., Ph.D., Michele Cavo, M.D., et al., for the PERSEUS Trial Investigators*. Daratumumab, Bortezomib, Lenalidomide, and Dexamethasone for Multiple Myeloma. The New England Journal of Medicine. December 12, 2023. DOI: 10.1056/NEJMoa2312054

Porträtfoto von Hermann Einsele
Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) und Sprecher des Nationalen Tumorzentrums NCT WERA war als Mitglied des European Myeloma Network maßgeblich an der Konzeption und Durchführung der internationalen Phase-3-Studie PERSEUS beteiligt. © UKW

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