Aktuelle Forschungsfragen der Altersmedizin
Geriatrische Patienten, also Menschen, die meist älter als 70 Jahre sind und unter alterstypischen Erkrankungen leiden, stärker in klinische Studien zu integrieren, um deren spezifische Bedürfnisse besser zu verstehen: So definiert PD Dr. Ulrich Dischinger, Oberarzt der Endokrinologie und Diabetologie, eine zentrale Herausforderung der Altersmedizin. Wie er das ändern möchte und welche Forschungsfragen er aktuell im Fokus hat, lesen Sie hier.
Die Altersmedizin noch mehr in den Fokus der Forschung rücken: Das ist ein Anliegen der Forschenden am UKW.

PD Dr. Barbara Deschler-Baier
Oberärztin am CCC Mainfranken, Fachärztin für Innere Medizin und Hämatologie/Onkologie
„Nur durch die enge Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen sowie die Integration neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis kann eine ganzheitliche und qualitativ hochwertige Versorgung sichergestellt werden.“
Wie ist die aktuelle Forschung im Bereich Altersmedizin aufgestellt?
Aktuell ist die Forschung noch nicht spezifisch genug ausgerichtet. In klinischen Studien sind geriatrische Patienten zwar integriert, ihre spezifischen Bedürfnisse bleiben häufig jedoch leider unbeachtet.
Welche Ziele verfolgt die geriatrische Forschung?
Ein Hauptproblem ist die Unterversorgung geriatrischer Patienten in vielen Kliniken. Die Forschung zielt unter anderem darauf ab, Versorgungsstrukturen zu verbessern und eine spezifische geriatrische Versorgung zu optimieren. Dies erfordert eine umfassende Versorgungsforschung, um den Nutzen neuer Strukturen wie des neuen Zentrums für Altersmedizin (ZAM) zu evaluieren.
Wie kann das ZAM konkret die Forschung unterstützen?
Ein großer Vorteil ist die Vielzahl der geriatrischen Patientinnen und Patienten, die im ZAM versorgt werden. So ist es leichter möglich, eine entsprechende Zielgruppe für bestimmte Forschungsansätze zu identifizieren. Der Zugang zu Probanden bzw. relevanten Ansprechpersonen wird deutlich erleichtert.
Gibt es konkrete Forschungsvorhaben?
Ja, wir planen Studien zur Verbesserung der geriatrischen Versorgung. Dabei geht es auch um die Frage, wie eine geriatrische Versorgung aufgebaut und gestaltet sein sollte. Also, wie zahlt ein interdisziplinäres und multiprofessionelles Zentrum wie das ZAM auf die Versorgungsqualität geriatrischer Patienten und Patientinnen ein? Diesen Ansatz werden wir auf spezifische Erkrankungen des geriatrischen Patienten ausdehnen, wir denken hier im Speziellen an die Herzinsuffizienz oder den Diabetes mellitus. Beides sind häufige Erkrankungen, eine altersspezifische Versorgung ist auch hier dringend angezeigt. Die Heterogenität, also die Unterschiedlichkeit, der Patienten macht dies natürlich herausfordernd, bietet aber auch Chancen, besonders in größeren Einrichtungen wie dem ZAM.
„Das ZAM bietet Patientinnen und Patienten ein Spektrum an therapeutischen Optionen, das seinesgleichen sucht. Es kombiniert Angebote wie Ergotherapie, Physiotherapie, kognitive Maßnahmen, aber eben auch eine medizinische Versorgung auf dem Niveau einer Uniklinik.“

PD Dr. Ulrich Dischinger
Oberarzt der Endokrinologie und Diabetologie
Altersspezifische Therapie für Krebserkrankte
Die GOBI-Studie richtet sich an Krebspatienten ab einem Alter von 70 Jahren, die ambulant behandelt werden. Dabei leitet sich der Name von der ausführlichen Bezeichnung ab – nämlich geriatrisch-onkologische Behandlung und Intervention –, welche das Ziel der von der Stiftung Deutsche Krebshilfe geförderten Studie deutlich macht: Sie will zeigen, dass eine altersmedizinische Betreuung den Therapieerfolg und die Lebensqualität verbessern kann, erklärt Studienleitung PD Dr. Barbara Deschler-Baier vom Universitätsklinikum Würzburg.
Mit Hilfe eines Fragebogens werden Patienten mit erhöhtem Risiko für Komplikationen identifiziert. In einem Losverfahren erhalten zwei Drittel der Teilnehmenden sofortige Unterstützung durch ein multiprofessionelles Team, während die Kontrollgruppe diese verzögert bekommt. Involvierte Fachbereiche sind Onkologie, Geriatrie, Palliativmedizin und Psycho-Onkologie. Erste Ergebnisse zeigen, dass gezielte Unterstützung die Lebensqualität deutlich verbessern kann. Da ältere Menschen oft unterschiedliche körperliche Reserven haben, ist eine individuell angepasste Therapie entscheidend. „Aufgrund der demografischen Entwicklung wird die Bedeutung der altersgerechten Krebstherapie wachsen“, so Dr. Deschler-Baier. Die Studie ziele darauf ab, ältere Patienten bei Bedarf besser zu unterstützen, um ihre Unabhängigkeit und Lebensqualität zu erhalten.