
Würzburg. Etwa zehn bis 15 Prozent der Weltbevölkerung leiden an einer chronischen Nierenerkrankung (CKD, englisch für Chronic Kidney Disease). Die meisten Betroffenen wissen jedoch nichts davon, da CKD lange Zeit ohne Symptome verläuft und erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt wird. Umso wichtiger sind daher präventive Maßnahmen. Neben einem gesunden Lebensstil und der Vermeidung von Risikofaktoren ist vor allem die jährliche Kontrolle der Nierenwerte und des Urins bei gefährdeten Personen entscheidend. Ein erhöhtes Risiko besteht beispielsweise bei Diabetes, Bluthochdruck oder familiärer Vorbelastung. Eine frühzeitige Diagnose und leitliniengerechte Therapie können das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen, die Lebensqualität der Betroffenen verbessern und eine Dialyse oder Nierentransplantation verhindern.
KDIGO entwickelt weltweit einheitliche, evidenzbasierte Leitlinien für die Diagnose, Behandlung und Prävention von Nierenerkrankungen
Die globale, unabhängige Organisation KDIGO (Kidney Disease: Improving Global Outcomes) setzt sich dafür ein, dass Menschen mit Nierenerkrankungen überall auf der Welt nach den besten verfügbaren medizinischen Standards behandelt werden. Zu diesem Zweck entwickelt KDIGO einheitliche Leitlinien, die auf dem neuesten Stand der Forschung basieren, von den weltweiten Fachgesellschaften anerkannt sind und häufig lokal adaptiert werden. Bekannte KDIGO-Leitlinien gibt es unter anderem zu CKD, akuten Nierenschädigungen, Nierentransplantationen, dem Blutdruck- und Diabetesmanagement, der Anämie und dem Mineral- und Knochenstoffwechsel bei CKD. Ärztinnen und Ärzte auf der ganzen Welt können sich somit bei der Vorbeugung, Diagnose und Behandlung von Nierenerkrankungen an klaren Empfehlungen orientieren. Darüber hinaus fördert die in Brüssel ansässige Stiftung den Austausch zwischen Forschenden und Klinikern, identifiziert Forschungslücken und regt neue Studien an.
Ab Januar 2026 übernimmt Christoph den Vorsitz von KDIGO
Prof. Dr. Christoph Wanner, Seniorprofessor am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) am Uniklinikum Würzburg sowie Gastprofessor für Nephrologie an der University of Oxford in England, wurde nun gemeinsam mit Dr. Morgan Grams (NYU Langone Health, USA) vom KDIGO-Exekutivausschuss zum Co-Vorsitzenden gewählt. Im Januar 2026 wird Wanner den Vorsitz von KDIGO übernehmen. Die Co-Vorsitzenden sind die höchsten Führungspersönlichkeiten der Stiftung. Sie gestalten die strategische Ausrichtung, setzen Prioritäten, überwachen Programme und sichern die Qualität, Relevanz und klinische Umsetzbarkeit der wissenschaftlichen Arbeit von KDIGO.
„KDIGO hätte keine bessere Wahl treffen können“, kommentiert Dr. Michel Jadoul von den Cliniques Universitaires Saint-Luc der UCLouvain in Belgien, der dieses Ehrenamt seit 2019 innehat und sein Mandat Ende Dezember 2025 beenden wird. „Christoph ist brillant, hoch angesehen in der Fachwelt und zutiefst der Mission von KDIGO verpflichtet. Ich arbeite seit vielen Jahren mit ihm zusammen und bin sicher, dass er der Organisation hervorragende Impulse geben wird. KDIGO ist in besten Händen.“
Auch Morgan Grams, Nephrologin, Epidemiologin und Statistikerin, freut sich sehr, dass sich Christoph Wanner ihr als Co-Vorsitzender von KDIGO anschließt: „Christoph bringt herausragende Fachkenntnisse, klinisches Feingefühl und intellektuelle Tiefe in alles ein, was er tut. Zudem ist er ein äußerst kooperativer und großzügiger Kollege. KDIGO kann sich glücklich schätzen, ihn in dieser Rolle zu haben.“
Wanner brachte Würzburger Nephrologie auf die Weltbühne
Christoph Wanner leitete fast 30 Jahre lang die Nephrologie in der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) und etablierte die Würzburger Nephrologie auf der internationalen Bühne (siehe Meldung vom 28.03.2023). Der Vater von drei Söhnen leistete bedeutende Beiträge zu verschiedenen Bereichen – insbesondere zur diabetischen Nierenerkrankung, zum kardiovaskulären Risiko bei Dialysepatienten, zu Fettstoffwechselstörungen sowie zu seltenen Nierenerkrankungen. Er war Präsident der European Renal Association (ERA) und spielte eine führende Rolle in wichtigen klinischen Studien, darunter die „Die Deutsche-Diabetes-Dialyse-Studie“ (4D-Studie), SHARP und EMPA-KIDNEY (siehe Meldung vom 18.11.2022).
Wanner ist seit Langem ehrenamtlich für KDIGO tätig und hatte bereits zahlreiche Funktionen innerhalb der Organisation inne. Er war Mitglied des KDIGO-Exekutivausschusses, Ko-Vorsitzender der KDIGO-Leitlinie zu Lipiden bei CKD sowie Mitglied der Arbeitsgruppen für die KDIGO-Leitlinien zu Diabetes 2020 und 2022. Darüber hinaus engagierte er sich in zahlreichen Programmen von KDIGO, darunter Controversies Conferences, Implementation Summits und Bildungsinitiativen.
„KDIGO ist eine weltweit anerkannte Institution für vertrauenswürdige, evidenzbasierte Leitlinien, die die Versorgung von Nierenpatientinnen und -patienten weltweit prägen und wesentlich zur Qualitätssicherung in der Nephrologie beitragen. Es ist mir eine Ehre, als Co-Vorsitzender zu dienen und die Mission von KDIGO zu unterstützen: bessere Ergebnisse für Menschen mit Nierenerkrankungen durch internationale Zusammenarbeit, klinische Exzellenz und wirksame Umsetzung“, kommentiert Wanner seine Ernennung.
