Aktuelle Pressemitteilungen

Neue Bettanhänger erleichtern den Umgang mit seh- und hörbeeinträchtigten Patientinnen und Patienten

Am Uniklinikum Würzburg sind seit kurzem Bettanhänger im Einsatz, die die Klinikumsbeschäftigten auf eine Seh- oder Hörbehinderung der Patientin oder des Patienten aufmerksam machen. Das wegweisende Projekt entstand in enger Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe.

Auf dem Bild sieht man ein frisch bezogenes Krankenbett an dem am Ende des Fußes ein blauer Anhänger am Gestänge hängt. Auf dem steht Patient*in ist blind / sehbehindert. Darunter sind zwei Piktogramme. Ein durchgestrichenes Auge und ein Strichmännchen mit Stock, der vor einer Stufe steht.
Die neuen Anhänger weisen die Beschäftigten am Uniklinikum Würzburg auf Beeinträchtigungen der Patientinnen und Patienten hin. © Margot Rössler / UKW

Würzburg. Um die Versorgung blinder, sehbehinderter oder hörbehinderter Patientinnen und Patienten weiter zu verbessern, sind seit diesem Herbst am Uniklinikum Würzburg (UKW) zwei neue Hinweis-Anhänger im Einsatz. Entwickelt wurden sie in enger Zusammenarbeit mit der Selbsthilfebeauftragten des Klinikums, dem Bezirksverband Unterfranken der Schwerhörigenvereine und Selbsthilfegruppen e.V. sowie dem Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund e.V. (BBSB). 

Die blau-weißen Kunststoffanhänger können am Krankenbett angebracht werden. Sie sind abwisch- und desinfizierbar, können also wiederverwendet werden. Auf der Vorderseite informiert das Medium per Text und Piktogramm darüber, dass die betroffene Person blind/sehbehindert beziehungsweise hörbehindert ist. Auf der Rückseite gibt es hilfreiche Verhaltenstipps, beispielsweise zum Ansprechen, Vorstellen und Informieren. Voraussetzung für den Einsatz ist das mündliche Einverständnis der Patientin oder des Patienten. 

„Die neuen Hinweis-Anhänger erleichtern unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Kommunikation mit seh- oder hörbeeinträchtigten Patientinnen und Patienten. Durch die hervorragende Kooperation mit der Selbsthilfe konnten wir eine Lösung erarbeiten, die im Klinikalltag wirklich unterstützt und Barrieren reduziert“, freut sich Gabriele Nelkenstock, die Selbsthilfebeauftragte des UKW. 

Das Würzburger Universitätsklinikum wurde erst vor wenigen Wochen erneut vom bundesweiten Netzwerk „Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen“ als „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ ausgezeichnet.


Text: Pressestelle / UKW
 

Auf dem Bild sieht man ein frisch bezogenes Krankenbett an dem am Ende des Fußes ein blauer Anhänger am Gestänge hängt. Auf dem steht Patient*in ist blind / sehbehindert. Darunter sind zwei Piktogramme. Ein durchgestrichenes Auge und ein Strichmännchen mit Stock, der vor einer Stufe steht.
Die neuen Anhänger weisen die Beschäftigten am Uniklinikum Würzburg auf Beeinträchtigungen der Patientinnen und Patienten hin. © Margot Rössler / UKW

Seltene genetische Varianten erhöhen ADHS-Risiko um das bis zu 15-Fache

In einer neuen Studie, die von Forschenden der Universität Aarhus geleitet wurde und an der das Universitätsklinikum Würzburg beteiligt war, wurden seltene genetische Varianten identifiziert, die das Risiko für ADHS deutlich erhöhen. Die Studie zeigt, dass diese Varianten insbesondere in Nervenzellen im Gehirn exprimiert werden und sich negativ auf kognitive Fähigkeiten sowie den Bildungserfolg auswirken.

Grafische Übersicht wie Genetik und Epigenetik die Entstehung von ADHS beeinflussen kann.
Ein komplexes Zusammenspiel von genetischen Faktoren und Umweltbedingungen führt zur Entstehung psychischer Erkrankungen wie ADHS. Je nach individueller Veranlagung und Lebensumfeld kann es zu Veränderungen in Nervenzellen und Hirnnetzwerken kommen. Ob dann eine psychische Erkrankung entsteht, hängt auch mit Resilienzfaktoren zusammen. In der Nature Arbeit werden nun seltene genetische Varianten berichtet, die einen sehr großen Effekt auf das ADHS-Risiko haben und mit krankheitsrelevanten neurobiologischen Prozessen in Verbindung stehen. Das Bild basiert auf einer Grafik aus Geissler J, Lesch KP. A lifetime of attention-deficit/hyperactivity disorder: diagnostic challenges, treatment and neurobiological mechanisms. Expert Rev Neurother. 2011 Oct;11(10):1467-84. doi: 10.1586/ern.11.136. PMID: 21955202 und wurde mit Canva überarbeitet.

Aarhus/Würzburg. Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine Neuroentwicklungsstörung mit hoher Erblichkeit, deren genetische Grundlage aus Tausenden von Varianten besteht. Die meisten dieser Varianten erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer ADHS-Diagnose jedoch nur geringfügig.

Eine internationale Studie unter der Leitung von Forschenden der Universität Aarhus (Dänemark) in Zusammenarbeit mit Partnern wie dem Broad Institute of MIT und Harvard (USA), der Radboud Universiteit (Niederlande) und dem Universitätsklinikum Würzburg (UKW) zeigte nun, dass auch sogenannte „high-effect genetic variants“, also seltene, stark wirkende genetische Varianten, eine wichtige Rolle spielen. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift NATURE veröffentlicht. 

Störungen der Gehirnentwicklung und -funktion sind zentral für die Entstehung von ADHS 

Die Forschenden fanden heraus, dass Personen mit seltenen Varianten in den drei Genen MAP1A, ANO8 und ANK2 ein deutlich erhöhtes ADHS-Risiko aufweisen, zum Teil um mehr als das 15-Fache. Diese genetischen Varianten sind zwar sehr selten, beeinflussen jedoch stark die Aktivität von Genen in den Nervenzellen. Bei Menschen, die diese Varianten tragen, kann die Entwicklung und Kommunikation zwischen den Nervenzellen daher gestört sein, was zu ADHS führen kann. „Die Ergebnisse zeigen erstmals klar benannte Gene, in denen seltene, stark wirkende Varianten eine hohe Anfälligkeit für ADHS verursachen und grundlegende biologische Mechanismen beeinflussen“, fasst Professor Anders Børglum vom Department of Biomedicine der Universität Aarhus, der Seniorautor der Studie, zusammen. 

Die Analyse kombinierter genetischer und Genexpressionsdaten zeigt, dass die seltenen, an ADHS beteiligten Varianten insbesondere die Funktion dopaminerger und GABAerger Neurone beeinflussen. Diese Zelltypen sind für Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und Motivation von großer Bedeutung. Die Auswirkungen lassen sich bereits im fetalen Leben nachweisen und reichen bis ins Erwachsenenalter. „Unsere Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass Störungen der Gehirnentwicklung und -funktion zentral für die Entstehung von ADHS sind“, erklärt Ditte Demontis, Professorin am Department of Biomedicine der Universität Aarhus und Erstautorin der Studie. „Unsere Kolleginnen und Kollegen am Broad Institute analysierten, welche Proteine mit den Proteinen interagieren, die von den drei identifizierten ADHS-Genen kodiert werden, und identifizierten ein größeres Netzwerk von Proteinen, das ebenfalls bei anderen neurologischen Entwicklungsstörungen wie Autismus und Schizophrenie eine Rolle spielt. Das liefert Einblicke in biologische Zusammenhänge über mehrere psychiatrische Diagnosen hinweg.“

Auswirkungen auf Intelligenz, Bildung und Beschäftigung

Die seltenen genetischen Varianten beeinflussen nicht nur, wer ADHS entwickelt, sondern auch, wie es den Betroffenen im Bildungssystem und auf dem Arbeitsmarkt ergeht. Durch die Verknüpfung genetischer Daten mit dänischen Registerdaten fanden die Forschenden heraus, dass Personen mit ADHS und seltenen Varianten im Durchschnitt einen geringeren Bildungsstand und einen niedrigeren sozioökonomischen Status haben als Betroffene ohne diese Varianten. Bei Erwachsenen mit ADHS der Würzburger Stichprobe wurde eine durchschnittliche Abnahme des IQ-Werts um etwa 2,25 Punkte pro seltener Hochrisikovariante beobachtet. 

Die Ergebnisse erweitern das Verständnis der biologischen Grundlagen von ADHS und könnten die Basis für zukünftige Behandlungsmethoden bilden. Laut Studienteam ist das erst der Anfang. Ihre Berechnungen zeigen, dass es viele weitere seltene kausale Varianten gibt, die in noch größeren Studien identifiziert werden können. 

Daten von fast 1.000 Patientinnen und Patienten kamen aus Würzburg

„Ich freue mich sehr, dass wir in Würzburg zu diesen wichtigen Erkenntnissen wesentlich beitragen konnten“, sagt Prof. Dr. Klaus-Peter Lesch. Der Psychiater und Verhaltenswissenschaftler war von 1985 bis 2023 an der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie tätig und ist jetzt Seniorprofessor an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Von 2010 bis 2023 hatte er den Lehrstuhl für Molekulare Psychiatrie inne und leitete von 2004 bis 2011 die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Klinische Forschergruppe zur Erforschung des Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-Syndroms (KFO 125). 

In die aktuelle Studie flossen genetische Analysen von fast 9.000 Personen mit ADHS und von 54.000 Personen ohne ADHS ein. Diese wurden mit Analysen der Gehirnzellfunktion und Registerdaten zu Bildung und sozioökonomischem Status kombiniert. Das Universitätsklinikum Würzburg steuerte die diagnostische Evaluierung und das Biomaterial von fast 1.000 Patientinnen und Patienten mit ADHS des Erwachsenenalters bei. 

Bei bis zu 60 Prozent der Betroffenen besteht ADHS im Erwachsenenalter fort

„ADHS über die gesamte Lebensspanne“ ist einer der gemeinsamen Forschungsschwerpunkte der beiden Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Die Störung ist die häufigste neuroentwicklungsbedingte Störung im Kindesalter. Bei bis zu 60 Prozent der Betroffenen besteht sie auch im Erwachsenenalter fort und ist mit erheblichem psychischem Leidensdruck verbunden – etwa durch wiederholte Misserfolge oder Frustrationserleben. Zudem entwickeln viele Erwachsene mit ADHS im Laufe ihres Lebens mindestens eine weitere psychische Erkrankung, zum Beispiel Depression, Angststörungen oder Suchterkrankungen. Allerdings sprechen nur etwa die Hälfte der Betroffenen ausreichend auf die derzeit gängigen Behandlungsformen, wie beispielsweise Psychostimulanzien oder psychotherapeutische Verfahren, an. „Mit unserer Forschung möchten wir daher ein besseres Verständnis der neurobiologischen und psychologischen Ursachen von ADHS und seinen häufigen Begleiterkrankungen gewinnen, um langfristig die dringend notwendige Entwicklung zusätzlicher Therapieansätze zu unterstützen“, so Dr. Georg Ziegler, leitender Oberarzt und Leiter der Forschungsgruppe zu ADHS im Erwachsenenalter.

Publikation: Demontis, D., Duan, J., Hsu, YH.H. et al. Rare genetic variants confer a high risk of ADHD and implicate neuronal biology. Nature (2025). https://doi.org/10.1038/s41586-025-09702-8

Grafische Übersicht wie Genetik und Epigenetik die Entstehung von ADHS beeinflussen kann.
Ein komplexes Zusammenspiel von genetischen Faktoren und Umweltbedingungen führt zur Entstehung psychischer Erkrankungen wie ADHS. Je nach individueller Veranlagung und Lebensumfeld kann es zu Veränderungen in Nervenzellen und Hirnnetzwerken kommen. Ob dann eine psychische Erkrankung entsteht, hängt auch mit Resilienzfaktoren zusammen. In der Nature Arbeit werden nun seltene genetische Varianten berichtet, die einen sehr großen Effekt auf das ADHS-Risiko haben und mit krankheitsrelevanten neurobiologischen Prozessen in Verbindung stehen. Das Bild basiert auf einer Grafik aus Geissler J, Lesch KP. A lifetime of attention-deficit/hyperactivity disorder: diagnostic challenges, treatment and neurobiological mechanisms. Expert Rev Neurother. 2011 Oct;11(10):1467-84. doi: 10.1586/ern.11.136. PMID: 21955202 und wurde mit Canva überarbeitet.

Würzburger Anästhesist und Intensivmediziner verstärkt Leopoldina

Prof. Patrick Meybohm wurde vom Präsidium der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina als neues Mitglied berufen

Porträtbild von Patrick Meybohm in weißem Kittel
Prof. Patrick Meybohm, Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Universitätsklinikum Würzburg und Inhaber des Lehrstuhls für Anästhesiologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU), wurde vom Präsidium der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina als neues Mitglied berufen. © Robert Wenzl / UKW

Würzburg. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina ist die Stimme der Wissenschaft in Deutschland. Die rund 1.600 Akademiemitglieder aus aller Welt beraten die Politik und Gesellschaft in wichtigen Fragen, setzen sich für wissenschaftliche Exzellenz und Integrität ein, fördern den Dialog mit der breiten Öffentlichkeit und stärken so das Vertrauen in die Wissenschaft und sie vertreten die deutsche Wissenschaft im internationalen Kontext. Die Nominierung und Wahl zum Mitglied ist sowohl eine große Ehre für jede Wissenschaftlerinnen und jeden Wissenschaftler als auch eine Plattform, die Wissenschaftslandschaft aktiv mitzugestalten. 

Diese ehrenvolle Auszeichnung wurde nun Professor Patrick Meybohm zuteil. Er ist Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Universitätsklinikum Würzburg und Inhaber des Lehrstuhls für Anästhesiologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). „Ich freue mich sehr über die hohe Wertschätzung meiner bisherigen wissenschaftlichen Arbeit und darauf, mich künftig als Mitglied engagiert in die Aktivitäten dieser traditionsreichen Nationalen Akademie einzubringen“ so der Anästhesist und Intensivmediziner.

Auch der Präsident der JMU, Prof. Paul Pauli, gratuliert: „Diese Auszeichnung würdigt in besonderer Weise die hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen und das große Engagement von Patrick Meybohm – insbesondere auf dem Gebiet der anästhesiologischen und intensivmedizinischen Forschung.“

Meybohms Ziele: Minimierung der Risiken bei größeren Operationen und Komplikationen in der Intensivmedizin, Weiterentwicklung des Patient Blood Managements

Die Expertise von Patrick Meybohm liegt vor allem im Bereich der Intensivmedizin und translationalen Forschung. Sein Ziel ist es, Risiken bei größeren Operationen und Komplikationen in der Intensivmedizin zu minimieren und damit die Grundlage für eine moderne, evidenzbasierte perioperative Medizin zu schaffen. Zusätzlich arbeitet Meybohm an der Weiterentwicklung des Patient Blood Managements, einem Konzept, das auf drei Säulen basiert: rechtzeitige Erkennung und Behandlung einer Anämie vor planbaren Eingriffen, möglichst geringe intraoperative Blutverluste sowie die Durchführung von Bluttransfusionen nur nach eindeutigen klinischen Kriterien. Dadurch wird die perioperative Versorgung der Patientinnen und Patienten optimiert, die Sicherheit erhöht und die Abhängigkeit von Fremdblutkonserven deutlich reduziert. 

Patrick Meybohm, im Jahr 1978 in Stendal geboren, absolvierte sein Studium der Humanmedizin an der Georg-August Universität Göttingen, wo er im Jahr 2004 auch seine Promotion abschloss. Seine Facharztweiterbildung zum Anästhesisten begann er am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel. 2009 erhielt er die Facharztanerkennung für Anästhesiologie sowie die Venia Legendi in diesem Fachgebiet. Im Jahr 2019 wurde er auf die W2-Professur für Anästhesiologie und Intensivmedizin an der Johann Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main berufen. Seit 2020 bekleidet der zweifache Vater die W3-Professur für Anästhesiologie an der Medizinischen Fakultät der Julius-Maximilian-Universität Würzburg und ist zugleich Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Universitätsklinikum Würzburg.

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina zählt zu den ältesten und renommiertesten Wissenschaftsakademien der Welt 

Charles Darwin, Marie Curie, Albert Einstein, Emmanuelle Charpentier, Harald zur Hausen - sie alle waren oder sind Mitglieder der Leopoldina. Die Nationale Akademie der Wissenschaften zählt zu den ältesten und renommiertesten Wissenschaftsakademien der Welt. Als „Academia Naturae Curiosorum" 1652 in Schweinfurt gegründet, beschäftigten sich die ersten Mitglieder der „Akademie der Naturforscher“ vor allem mit medizinischen und naturwissenschaftlichen Fragen und trugen wesentlich zur wissenschaftlichen Aufklärung bei. Bis heute steht die Leopoldina für wissenschaftliche Exzellenz und interdisziplinären Austausch. Um ihre Stärke der Akademie zu erhalten, wählt die Leopoldina jedes Jahr in einem mehrtägigen Auswahlverfahren etwa 50 neue Mitglieder. Die Mitglieder sind in Fachsektionen organisiert, die wiederum vier Klassen mit den Schwerpunkten Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften, Medizin sowie Verhaltens-, Sozial- und Geisteswissenschaften zugeordnet sind. Unabhängig von wirtschaftlichen oder politischen Interessen erarbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gesellschaftlich relevante Zukunftsthemen und beraten die deutsche Politik und internationale Institutionen in wichtigen Fragen. Ihre Stellungnahmen zu Themen wie Gesundheit, Klimawandel oder Technologie haben großes Gewicht. Darüber hinaus setzt sich die Leopoldina für die Achtung der Menschenrechte ein. 

Porträtbild von Patrick Meybohm in weißem Kittel
Prof. Patrick Meybohm, Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Universitätsklinikum Würzburg und Inhaber des Lehrstuhls für Anästhesiologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU), wurde vom Präsidium der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina als neues Mitglied berufen. © Robert Wenzl / UKW

Mikroroboter bringt Medikamente direkt an ihren Wirkort

Ein Mikroroboter, der Medikamente zielgenau im Körper abliefert und bald klinisch einsetzbar sein soll: An dieser Entwicklung der ETH Zürich haben Forschende der Uni Würzburg mitgewirkt.

Auf dem Bild sieht man auf einem blauen Hintergrund eine vergrößerte Fingerkuppe auf der eine winzig kleine schwarze Kugel zu sehen ist.
Auf einer Fingerkuppe: So klein ist der neueste an der ETH Zürich entwickelte Mikroroboter. Er bringt Medikamente an ihren Wirkort und löst sich dann auf. (Bild: Luca Donati / lad.studio Zürich)

Ein Schlaganfall entsteht, wenn Blutgerinnsel Gefäße verstopfen, die das Gehirn mit Blut versorgen. Zwölf Millionen Menschen weltweit erleiden jährlich einen Schlaganfall – viele sterben daran oder bleiben beeinträchtigt, etwa in Form von Lähmungen.

Um Blutgerinnsel aufzulösen, werden heutzutage Medikamente verabreicht, die sich im ganzen Körper verteilen. Damit die nötige Menge vom Medikament das Gerinnsel erreicht, muss eine hohe Dosis gegeben werden. Das aber kann erhebliche Nebenwirkungen haben, zum Beispiel innere Blutungen.

Medikamente zielgenau an den Wirkort bringen

Medikamente werden häufig nur an einer bestimmten Stelle im Körper gebraucht. Darum versucht die medizinische Forschung schon seit längerem, sie genau dorthin zu bringen, wo sie wirken sollen – bei einem Schlaganfall also direkt in die Nähe des Blutgerinnsels.

Auf dem Weg zu diesem Ziel sind nun einem Team der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH Zürich gleich auf mehreren Ebenen entscheidende Durchbrüche gelungen. Die Ergebnisse sind hochrangig im Journal Science publiziert.

Zu den Autorinnen und Autoren der Publikation gehört auch Professorin Tessa Lühmann vom Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).

Magnetisch steuerbaren Mikroroboter entwickelt

Für den zielgenauen Transport von Medikamenten setzen die Forschenden auf einen Mikroroboter – eine von ihnen selbst entwickelte kugelförmige Kapsel. Sie besteht aus einer auflösbaren Gel-Hülle und aus Eisenoxid-Nanopartikeln. Diese machen es möglich, den Mikroroboter magnetisch durch den Körper zu steuern.

„Weil die Gefäße im menschlichen Gehirn so klein sind, darf auch die Kapsel nur eine bestimmte Größe haben. Die technische Herausforderung ist, dass eine so kleine Kapsel auch ausreichend starke magnetische Eigenschaften hat“, erklärt Fabian Landers, Erstautor des Papers und Postdoktorand am Multi-Scale Robotics Lab der ETH Zürich.

Damit Ärztinnen und Ärzte mittels Röntgenbildgebung verfolgen können, wie sich die Kapsel in den Gefäßen bewegt, ist für die Anwendung des Roboters ein Kontrastmittel nötig. Dafür haben die Forschenden die in der Medizin häufig verwendeten Tantal-Nanopartikel genutzt.

„Magnetische Funktionalität, bildgebende Sichtbarkeit und präzise Steuerung in einem einzigen Mikroroboter zu vereinen, erfordert ein perfektes Zusammenspiel zwischen Materialwissenschaft und Robotik. Wir haben viele Jahre gebraucht, dieses Ziel zu erreichen“, sagt ETH-Professor Bradley Nelson. Die Gruppe von Professor Salvador Pané, Chemiker am Institut für Robotik und Intelligente Systeme, entwickelte dafür passgenaue Eisenoxid-Nanopartikel.

Mikroroboter mit gängigen Medikamenten beladen

Den Forschenden gelang es, die Mikroroboter mit gängigen Medikamenten für verschiedene Anwendungen zu beladen. Dabei handelte es sich um ein Medikament, das Blutgerinnsel auflöst, ein Antibiotikum und ein Mittel gegen Tumore. Freigesetzt werden die Medikamente durch ein hochfrequentes magnetisches Feld, das die magnetischen Nanopartikel erhitzt und die Gel-Hülle sowie den Mikroroboter auflöst.

Bei dem Medikament, das zur Auflösung von Blutgerinnseln eingesetzt wurde, handelt es sich um ein von der U.S. Food and Drug Administration (FDA) zugelassenes Enzym mit dem Namen Gewebe-Plasminogenaktivator (tPA).

„Proteine wie tPA sind sehr empfindlich. Sie besitzen eine komplexe, dreidimensionale Struktur, die ganz exakt gefaltet sein muss, damit das Molekül richtig funktioniert“, erklärt Tessa Lühmann. Schon kleine Veränderungen der Umgebung – etwa zu hohe Temperaturen, ein falscher pH-Wert oder eine lange Lagerung – könnten diese Struktur zerstören: „Das Enzym verliert dann seine Aktivität oder kann sogar verklumpen.“

Umfangreiche Tests an der Universität Würzburg

Um tPA besser handhaben und gezielt einsetzen zu können, wurden die Mikroroboter am Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie der Universität Würzburg umfassend auf ihre Kompatibilität mit biologischen Systemen untersucht sowie auf die Aktivität der enthaltenen Enzyme und deren Stabilität bei der Lagerung.

Ein besonderer Fokus der Würzburger Gruppe lag auf dem zielgenauen Transport des Wirkstoffs.

Die Gel-Hülle der Mikroroboter wird im Körper durch eine kontrollierte Erhöhung der Temperatur aufgelöst. Das aber bedeutet Gefahr für die Stabilität der Enzyme. „Die große Herausforderung bestand darin, genau den richtigen Temperaturbereich zu finden, in dem die Kapsel zerfällt, aber das empfindliche tPA seine Struktur und seine Wirksamkeit behält“, sagt die JMU-Professorin. Das gelang dem Team mit umfangreichen Untersuchungen.

Nicht nur bei Gefäßverschlüssen einsetzbar

Die neuen Mikroroboter könnten nicht nur gegen Blutgerinnsel, sondern auch bei lokalisierten Infektionen oder Tumoren verwendet werden. Das Forschungsteam hat bei jedem Entwicklungsschritt mitberücksichtigt, dass alles, was es entwickelt, möglichst bald im Operationssaal eingesetzt werden kann. Das nächste Ziel ist, möglichst bald mit klinischen Tests bei Menschen zu beginnen.

Weitere Informationen

In der Pressemitteilung der ETH Zürich finden Sie weitere technische Details und Videos zum Einsatz der Mikroroboter. https://ethz.ch/de/news-und-veranstaltungen/eth-news/news/2025/11/mikroroboter-finden-ihren-weg.html 

Publikation

Landers F, Hertle L, Pustovalov V et al.: Clinically ready magnetic microrobots for targeted therapies. Science (2025), DOI:10.1126/science.adx1708

 

Pressemitteilung der Universität Würzburg vom 14. November 2025

 

Auf dem Bild sieht man auf einem blauen Hintergrund eine vergrößerte Fingerkuppe auf der eine winzig kleine schwarze Kugel zu sehen ist.
Auf einer Fingerkuppe: So klein ist der neueste an der ETH Zürich entwickelte Mikroroboter. Er bringt Medikamente an ihren Wirkort und löst sich dann auf. (Bild: Luca Donati / lad.studio Zürich)

Adventsvorlesung mit Prof. Maik Luu in der Orthopädischen Klinik König-Ludwig-Haus

Auch in diesem Jahr lädt die Orthopädische Klinik König-Ludwig-Haus herzlich zu einer besonderen wissenschaftlichen Vorlesung in der Adventszeit ein. Gastredner ist Prof. Dr. rer. nat. Maik Luu vom Universitätsklinikum Würzburg.

 

Auf dem Poster wird die Adventsvorlesung mit Prof. Maik Luu bekanntgegeben.  Man sieht eine Animation, die einen leuchtenden Darm zeigt mit vielen bunten Strichen und Kreisen die die Bakterien zeigen. Zusätzlich steht Tag, Uhrzeit und Veranstaltungsort auf dem Poster. Auch ein QR-Code ist auf dem Poster zu sehen..
Poster Adventsvorlesung

Bereits vor seinem 30. Lebensjahr wurde er Professor und kann eine beeindruckende wissenschaftliche Laufbahn vorweisen. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Entwicklung innovativer Immuntherapien unter Einbeziehung des Mikrobioms, um neue Behandlungsansätze für Krebserkrankungen voranzutreiben.

In seinem Vortrag mit dem Titel „Intestino veritas – Vom Bakterium zur Therapie“ wird er einen historischen Abriss der wichtigsten Erkenntnisse der Mikrobiomforschung der letzten 15 Jahre geben und aufzeigen, welchen Einfluss diese auf den heutigen Blick auf Tumor-Immuntherapien haben.

Termin: Mittwoch, 10. Dezember 2025, 16:30-19:00 Uhr
Ort: Hörsaal der Orthopädischen Klinik König-Ludwig-Haus im Zentrum für Seelische Gesundheit am König-Ludwig-Haus | Brettreichstraße 11 | 97074 Würzburg
Anmeldung: per Email an veranstaltung@ klh.de 

Die Teilnahme ist kostenlos.

Im Anschluss an die Vorlesung gibt es Erfrischungen und einen kleinen Imbiss.

 

Veranstaltungshinweis der Orthopädischen Klinik König-Ludwig-Haus vom 12. November 2025

Auf dem Poster wird die Adventsvorlesung mit Prof. Maik Luu bekanntgegeben.  Man sieht eine Animation, die einen leuchtenden Darm zeigt mit vielen bunten Strichen und Kreisen die die Bakterien zeigen. Zusätzlich steht Tag, Uhrzeit und Veranstaltungsort auf dem Poster. Auch ein QR-Code ist auf dem Poster zu sehen..
Poster Adventsvorlesung

Ein Lichtblick für die Elterninitiative Regenbogen

Schüler des Siebold-Gymnasiums unterstützen den gemeinnützigen Verein.

Auf Bild stehen mehrere Schüler mit Lehrern vor dem Gebäude der Elterninitiative. In der Mitte halten zwei Schüler einen großen Scheck in der Hand. Im Hintergrund sind am Haus zwei Schilder zu sehen. Elterninitiative Regenbogen und Karl-Wittmann-Elternhaus..as eine Schi
Schüler und Lehrer des Siebold-Gymnasiums vor dem Büro der Elterninitiative. (Foto: Nadine Kempa)

Scheint bei Regen die Sonne, erscheint als Zeichen der Hoffnung auf bessere Zeiten ein Regenbogen.

Vielleicht ist das der Grund, warum bunte Farben auf dem Logo der Elterninitiative Regenbogen Personen formen, die sich um das Kind sorgen, das im Mittelpunkt steht. Mütter und Väter, deren Kinder selbst mit der Krankheit Krebs zu kämpfen haben, kümmern sich unermüdlich darum, dass es anderen besser geht. Sie bieten Unterkünfte in der Nähe der Klinik an, um Betroffenen kilometerlange Fahrten zwischen ihrem Zuhause und dem Krankenhaus zu vermeiden und helfen den Kindern, für ein paar Stunden ihre Sorgen vergessen zu lassen, die ihre Krankheit mit sich bringt. Allein durch Spenden finanziert hoffen sie täglich auf finanzielle Unterstützung.
Zumindest einen kleinen Lichtblick konnte das Team der SMV, der Fachschaft Sport sowie der Verbindungslehrkräften des Siebold-Gymnasiums den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern des eingetragenen Vereins verschaffen, als die Schülersprecherinnen und Schülersprecher den Mitarbeiterinnen der Elterninitiative, Frau Lampert und Frau Kempa, einen symbolischen Scheck über einen Betrag in Höhe von 6.000 € überreichten. Eine Summe, die nur durch den eifrigen Einsatz unserer Schülerinnen und Schülern der Unterstufe beim Spendenlauf am Schuljahresende 2025/26 zusammenkam. Unser Dank richtet sich besonders auch an die Eltern, die großzügige Geldbeträge auf den Laufzettel eintrugen, den sie bereit waren, pro erlaufenen Kilometer zu zahlen!

Hierdurch konnte diese Spende erst möglich gemacht und werden.

Die Elterniniative Regenbogen bedankt sich herzlichst für den netten Besuch und die Unterstützung.

Text: Christian Schäfer für das Sieboldgymnasium, Nadine Kempa für die Elterninitiative Regenbogen

Auf Bild stehen mehrere Schüler mit Lehrern vor dem Gebäude der Elterninitiative. In der Mitte halten zwei Schüler einen großen Scheck in der Hand. Im Hintergrund sind am Haus zwei Schilder zu sehen. Elterninitiative Regenbogen und Karl-Wittmann-Elternhaus..as eine Schi
Schüler und Lehrer des Siebold-Gymnasiums vor dem Büro der Elterninitiative. (Foto: Nadine Kempa)

Uni sucht Personen mit Fibromyalgie

Kann Achtsamkeit den Umgang mit chronischen Schmerzen verbessern? Um diese Frage zu klären, sucht die Uni Würzburg Personen mit einer gesicherten Fibromyalgie-Diagnose.

Die Uni Würzburg testet derzeit ein kostenloses, wissenschaftlich geleitetes Online-Programm, das Menschen mit Fibromyalgie dabei unterstützen soll, besser mit chronischen Schmerzen umzugehen und ihre Lebensqualität zu steigern.

Das Programm geht über acht Wochen. Es basiert auf achtsamkeitsbasierten Methoden, die nachweislich helfen können, Schmerzintensität, Stress, Ängste und depressive Verstimmungen zu reduzieren. 

Unter professioneller Anleitung lernen die Teilnehmenden in kleinen Gruppen, mit kurzen Meditationen, Atemtechniken, sanften Bewegungsübungen und anderen Achtsamkeitsübungen einen neuen, bewussteren und vor allem selbstgesteuerten Umgang mit Schmerzen zu entwickeln.

Teilnahmebedingungen

An der Studie teilnehmen können Personen mit einer ärztlich diagnostizierten Fibromyalgie. Notwendig ist es, regelmäßig bei den wöchentlichen Online-Gruppensitzungen mitzumachen, die jeweils rund 2,5 Stunden dauern. Nötig ist auch die Bereitschaft, zu Hause zu üben und Fragebögen zur Evaluation auszufüllen.

Kursstart und Programm

Ein Vorgespräch findet am Freitag, 21. November 2025, um 16:30 Uhr online statt. Weitere Termine folgen im wöchentlichen Rhythmus mit einer Pause über Weihnachten:
Fr 28.11., Fr 05.12., Fr 12.12., Fr 19.12., Weihnachtspause, Fr 09.01., Fr 16.01., Fr 23.01., Fr 30.01., jeweils von 16:30 Uhr bis 19:00 (der erste und der achte Termin dauern bis 19:30 Uhr).

Anmeldung

Interessierte können sich telefonisch oder per E-Mail bei Saskia Drapart melden, T 0163 691 98 67, intervention@uni-wuerzburg.de 

Wer die Studie durchführt

Leiterin des Programms ist Professorin Andrea Kübler vom Lehrstuhl für Psychologie I, zertifizierte Achtsamkeitstrainerin und Expertin für achtsamkeitsbasierte Verfahren bei chronischen Erkrankungen. Unterstützt wird sie von der renommierten Schmerzforscherin Claudia Sommer, Professorin an der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Würzburg. Die wissenschaftliche Begleitung übernimmt die Psychologin Saskia Drapart.

 

Pressemitteilung der Universität Würzburg vom 13. November 2025