Prof. Dr. rer. nat. Malgorzata Burek

Biologin und Leiterin der Forschungsgruppe „In-vitro-Krankheitsmodelle“ an der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie

 

Prof. Dr. rer. nat. Malgorzata Burek wurde 1974 in Polen geboren, studierte Biologie in Warschau und ist seit 2008 am UKW tätig. Inzwischen leitet die dreifache Mutter an der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie des UKW die Forschungsgruppe In-vitro-Krankheitsmodelle sowie den Projektbereich Gentechnik. Außerdem ist sie Frauenbeauftragte der Medizinischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Mein Forschungsgebiet am UKW

In der Forschung der Anästhesie gibt es verschiedene Arbeitsgruppen, drei davon sind experimentell, eine davon ist meine Arbeitsgruppe: „In-vitro-Krankheitsmodelle“. Hier beschäftigen wir uns vor allem mit der Blut-Hirn-Schranke und versuchen, verschiedene Krankheiten in der Zellkultur nachzustellen, um mögliche Therapien zu finden. Die Blut-Hirn-Schranke sorgt dafür, dass nur Stoffe aus dem Blutkreislauf in das Gehirn gelangen, die für dessen Funktion notwendig sind, und Stoffwechselprodukte abtransportiert werden. Sie schützt das Gehirn vor Krankheitserregern wie Viren und Bakterien, Giftstoffen und Botenstoffen, die im Blut zirkulieren. Eigentlich. Denn Krankheiten, Entzündungen oder Schadstoffe können die Blut-Hirn-Schranke verändern und durchlässiger machen, so dass Krankheitserreger oder auch Tumorzellen eindringen können. Bei jedem vierten Menschen mit einer fortgeschrittenen Krebserkrankung durchdringen Tumorzellen die Blut-Hirn-Schranke und führen zu Hirnmetastasen. Wir untersuchen aber auch Schädel-Hirn-Traumata und Schlaganfälle. Und während der Pandemie haben wir anhand von Proben von Intensivpatientinnen und Patienten gesehen, dass auch das SARS-CoV-2-Virus die Blut-Hirn-Schranke beeinträchtigen kann.

Was ich als Kind werden wollte

Bis zum Abitur wollte ich Psychologin werden. Aber dann wollte ich ganz genau wissen, was im Körper passiert, und studierte Biologie mit Schwerpunkt Molekularbiologie. Meine Diplomarbeit schrieb ich über Pflanzenmolekularbiologie. Davor war ich mit einem Erasmus-Stipendium in Großbritannien und arbeitete in Wales an Nachweismethoden für bestimmte Pilze, die Kartoffeln befallen. Das war eine sehr interessante Erfahrung. Zurück in Warschau näherte ich mich der medizinischen Forschung an und durfte als Hilfswissenschaftlerin, kurz Hiwi, erste Untersuchungen an Stammzellen durchführen.

Wie ich nach Deutschland kam

Da das Promotionsstudium in Polen damals noch nicht so gut geregelt war und ich ohnehin noch einmal ins Ausland wollte und zudem Deutsch lernen wollte, bewarb ich mich um eine Promotion an der Medizinischen Fakultät in Tübingen. Das Thema meiner Dissertation, die ich wegen des Umzugs meines Doktorvaters in Münster abschloss, war die Untersuchung der molekularen Mechanismen des programmierten Zelltods.

Mein Weg nach Würzburg

In Münster lernte ich meinen Mann kennen, einen Chemiker, der aus Würzburg stammte und zurückwollte. So bin ich vor 20 Jahren endgültig in der zellbiologischen Forschung gelandet, zunächst in der Anatomie, vier Jahre später, 2008, wechselte ich in die Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie. Hier habe ich mich 2016 in Molekularer Medizin habilitiert und wurde zur außerordentlichen Professorin ernannt.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Mein Mann und ich haben drei Kinder im Alter von 19, 17 und 11 Jahren. Meine Tochter kam im ersten Jahr in Würzburg zur Welt. Vier Monate nach der Geburt wollte und musste ich schon wieder arbeiten, um nicht zu lange von der Forschung weg zu sein. Zum Glück hatten wir die Unterstützung der Oma und einer Tagesmutter. Neben dem familiären Umfeld ist natürlich auch die eigene Motivation wichtig. Beim mittleren Kind war ich ein halbes Jahr später wieder im Labor, beim jüngsten gab es zum ersten Mal ein Jahr Elternzeit, das sich mein Mann und ich geteilt haben. Wenn beide Eltern rein wissenschaftlich arbeiten, ist es zugegebenermaßen sehr schwierig, Laborarbeit und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen. Die Angebote der Universität und des UKW zur Kinderbetreuung und Ferienbetreuung waren für uns dabei sehr hilfreich.

 

Gibt es für eine Wissenschaftlerin den perfekten Zeitpunkt schwanger zu werden?

Als etablierte Wissenschaftlerin Mutter zu werden ist deutlich einfacher und entspannter, weil vieles schon geregelt ist. Man hat eine eigene Arbeitsgruppe, vertraute Mitarbeitende, die wissen, was im Labor zu tun ist. Deshalb würde ich einer Wissenschaftlerin aus heutiger Sicht raten, erst Kinder zu bekommen, wenn sie in der Forschung etabliert ist. Die ersten Karriereschritte sind Qualifizierungsschritte. Vor allem in der Postdoc-Phase, also nach der Promotion, entscheidet sich sehr viel. In dieser Phase, in der man auf Drittmittelverträge angewiesen ist und Verträge auslaufen, kann die Familienplanung problematisch werden. Damit einem der oder die Vorgesetzte bei der Familiengründung mit einer Vertragsverlängerung oder Teilzeit entgegenkommt, muss man gut aufgestellt sein. Denn bis auf wenige Ausnahmen haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler keinen Anspruch auf Vertragsverlängerung.

Was ich meinen Kindern empfehle

Meiner Tochter, die sich auch sehr für Naturwissenschaften interessiert, habe ich eine medizinische Laufbahn empfohlen, in der sie auch wissenschaftlich arbeiten kann. Als Ärztin kann sie besser planen und hat mehr Sicherheit. Wenn meine Jungs wissenschaftlich arbeiten möchten, rate ich ihnen zur Habilitation. Dann haben sie bessere Chancen, nach der Elternzeit wieder Fuß zu fassen. Mein Mann war nach dem Erziehungsurlaub arbeitslos.

Wird es leichter, wenn die Kinder größer sind?

Elternschaft endet nicht nach der Babyphase oder nach zehn oder fünfzehn Jahren. Es gibt viele Veranstaltungen, zu denen die Kinder gefahren werden müssen, und natürlich brauchen sie weiterhin Aufmerksamkeit. Aber ich genieße es jetzt, länger zu arbeiten, Konferenzen zu besuchen, Kontakte zu knüpfen und zu vertiefen sowie Hospitationen zu organisieren.

Faszination Forschung

Ich genieße die wissenschaftliche Freiheit und brenne für die Forschung wie vor 20 Jahren und würde rückblickend nichts anders machen.

Während ich am Anfang meiner Karriere fast nur im Labor pipettiert habe und auf meine eigenen Ergebnisse konzentriert war, habe ich jetzt einen besseren Überblick. Ich kenne viele Menschen, die an ähnlichen Themen arbeiten und tausche mich mit ihnen aus. Es gibt unglaublich viele Dinge, die noch nicht verstanden sind und die erforscht werden müssen
 

Forschung im Alltag

Die meiste Zeit sitze ich am Schreibtisch, schreibe Papers und Anträge und korrigiere Doktorarbeiten. Ich betreue 19 Doktoranden parallel, vier bis fünf sind gleichzeitig im Labor. Natürlich brauchen nicht alle diese geballte Aufmerksamkeit, der Aufwand ist sehr unterschiedlich, aber ich versuche, als Ansprechpartnerin zur Verfügung zu stehen. Auch unsere MTAs unterstützen die Studierenden immer gerne. 

Dann gilt es, die Trends im Auge zu behalten. Vieles wird nach Trends gefördert, was in der Grundlagenforschung nicht einfach ist. Man muss nach möglichen Kooperationen suchen, nach der klinischen Relevanz. Schließlich sitze ich auch gerne selbst im Labor und überprüfe die Machbarkeit meiner Idee, bevor ich sie in andere Hände gebe.

Mein Amt als Frauenbeauftragte

Seit dem Sommersemester 2020 bin ich Frauenbeauftragte der Medizinischen Fakultät und damit automatisch Mitglied im Fakultätsrat. Zuvor war ich drei Jahre lang stellvertretende Frauenbeauftragte. In Bayern wird dieses Amt ehrenamtlich im Rahmen der Arbeitszeit ausgeübt. Man könnte eine Freistellung beantragen. Leider finden die Fakultätsratssitzungen und einige Berufungskommissionen erst nach 17 Uhr statt, damit die Klinikerinnen und Kliniker daran teilnehmen können. Das könnte man etwas besser und familienfreundlicher regeln. In Schweden findet zum Beispiel nach 17 Uhr nichts Offizielles mehr statt, wie mir eine Kollegin berichtete. 

Darüber hinaus berate ich Ärztinnen, Studentinnen und Wissenschaftlerinnen. Hier geht es zum Beispiel um die Beschäftigung während der Schwangerschaft. Inzwischen gibt es recht gute Regelungen, dass man zumindest am Schreibtisch oder im Labor mit entsprechendem Arbeitsschutz und auf eigene Verantwortung sein Projekt weiterführen kann. Ich bin auch Ansprechpartnerin für Diskriminierung und sexuelle Belästigung. Inzwischen hat die Universität viele gute Initiativen gestartet. So entsteht gerade eine Anlaufstelle für Diskriminierung.

Es passiert wirklich etwas, nicht nur auf dem Papier. Viele wissen aus eigener Erfahrung, wie man etwas strukturieren muss, damit sich etwas ändert. Professorin Anja Schlömerkemper, Inhaberin des Lehrstuhls für Mathematik, verantwortet als Vizepräsidentin die Themen „Chancengleichheit, Karriereplanung und Nachhaltigkeit“.

Frauenbeauftragte

Jede der zehn Fakultäten der Universität Würzburg hat eigene Frauenbeauftragte, die vom Fakultätsrat gewählt werden. Die Frauenbeauftragten achten auf die Vermeidung von Nachteilen für Wissenschaftlerinnen, weibliche Lehrpersonen und Studierende; sie unterstützen die Hochschule in der Wahrnehmung ihrer Aufgabe die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern zu fördern und diese als Leitprinzip zu berücksichtigen und sie wirken auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin. Näheres zu den Aufgaben der Frauenbeauftragten steht im Auszug aus dem Bayerischen Hochschulgesetz (BayHSchG, in der Fassung vom 23.5.2006). 

Bei allgemeinen Fragen und Problemen steht das zentrale Frauenbüro zur Verfügung:
Telefon: +49 931 31-85665
E-Mail: unifrauenbeauftragte@ uni-wuerzburg.de
Campus Hubland Nord
Klara-Oppenheimer-Weg 38
7074 Würzburg

Frauenbeauftragte der Medizinischen Fakultät:
Prof. Dr. rer. nat. Malgorzata Burek
Telefon:+49 931 201-55223
E-Mail: burek_m@ ukw.de

Geschlechterverhältnis in der Medizinischen Fakultät

Bei Medizinstudium und Promotion lag in Würzburg in den vergangenen Jahren der Anteil der Frauen stetig über dem der Männer. So nahmen im Jahr 2022 insgesamt 497 Frauen ihr Medizin- und Zahnmedizinstudium in Würzburg auf (67%), 350 absolvierten es (61%) und 132 Frauen (63%) promovierten. Bei der Habilitation wechselt das Geschlechterverhältnis: Im Jahr 2022 haben sich sechs Frauen habilitiert (20%). Bei den W1-Professuren war das Geschlechterverhältnis mit 6:6 im Jahr 2022 ausgeglichen, von den W2/C3-Professuren waren 26 (30%) von Frauen besetzt und 61 von Männern, bei den W3-Professuren sank der Anteil der Frauen auf 19%. Mit einem Professorinnen-Anteil von insgesamt 27 Prozent liegt die Medizinische Fakultät Würzburg über dem Durchschnitt in Bayern (24%) und in Deutschland (23%).