Schild Patient Blood Management, Bild: S-Krummer

Patient Blood Management (PBM)

Das Patient Blood Management (PBM) ist ein von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit 2011 gefordertes Konzept, Blutarmut oder starke Blutverluste möglichst ohne fremde Bluttransfusionen zu beheben. Bereits in einigen Ländern konsequent umgesetzt, finden die Maßnahmen nun auch in Deutschland immer größere Akzeptanz. Seit 2016 stellt PBM laut Deutscher Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin (DGAI) einen der zehn Qualitätsindikatoren für Anästhesiologie dar.

Patientensicherheit und Nachfrage

Zum einen steigt der Bedarf an Bluttransfusionen durch die moderne Medizin, gleichzeitig sinkt jedoch die Spendenbereitschaft seit Jahren. Dieses Ungleichgewicht, verbunden mit der Tatsache, dass jede Bluttransfusion ein gewisses Risiko bezüglich Verträglichkeit, Heilprozess oder auch Infektionen für die Empfängerin oder den Empfänger in sich birgt, hat zur Entwicklung von PBM geführt. Immerhin können so bis zu 20 Prozent der Blutkonserven eingespart und damit gleichzeitig die Patientensicherheit erhöht werden. 

Welche Maßnahmen umfassen das PBM?

Im Wesentlichen werden drei Ziele verfolgt: Vor einer geplanten Operation wird eine vorab diagnostizierte Anämie behoben. Während des Eingriffs versucht man den Blutverlust möglichst gering zu halten. Der Ausgleich des Volumen- und Bluthaushalts in der Nachbetreuung erfolgt unter Einhaltung strenger Richtlinien.

Vorbereitung auf die Operation

Vor jeder geplanten Operation, bei der ein größerer Blutverlust möglich oder zu erwarten ist, wird bei der Patientin oder dem Patienten über eine Blutprobe der Hämoglobin- und Hämatokritwert ermittelt. Liegen diese Indikatoren, die den roten Blutfarbstoff sowie die Zellzahl der roten Blutkörperchen wiedergeben, unter der Norm, werden unter Feststellung möglicher Ursachen auch interdisziplinäre Maßnahmen eingeleitet, um die Blutbildung anzukurbeln. Liegt ein Eisenmangel vor, sind in bis zu 80 Prozent eine oder mehrere Eiseninfusionen in unserer Ambulanz bereits ausreichend. Ebenso werden die Gerinnungsfaktoren kontrolliert und blutverdünnende Medikamente abgesetzt oder umgestellt.

Blutgerinnung und Blutwiederverwertung

Das moderne laserbasiertes Schneiden, das die  Schnittfläche sofort mit Hitze versiegelt, hat den Blutverlust im Vergleich zu früher generell drastisch gesenkt. Dennoch kommt es vor allem bei Herzoperationen oder Gelenkersatz noch zu größeren Blutaustritten. Das Blut geht dann jedoch nicht verloren, sondern es wird abgesaugt und in sogenannten Cell-Saver-Geräten gewaschen, gefiltert und wieder aufbereitet zurückgeführt.

Ein weiterer besonderer Aspekt liegt darauf, dass die natürliche Blutgerinnung des Organismus während der Operation gut funktioniert. Dies gelingt einerseits unter Erhaltung der Körperwärme per Wärmedecke, Luft oder Infusion, anderseits auch durch unmittelbare Unterstützung der Gerinnungsfaktoren mit Kalzium und durch Säureausgleich. Auch dadurch kommt es zu geringeren Blutverlusten.

Nachsorge und Richtlinien

Während des gesamten Krankenhausaufenthaltes wird darauf geachtet, dass die Blutmengen bei Blutabnahmen für Kontroll- und Diagnostikzwecke geringgehalten werden. Dazu werden zum Beispiel kleinere Blutröhrchen verwendet.

Kommt es durch die Operation dennoch zu starkem Volumenverlust handeln wir streng nach den Leitlinien der Bundesärztekammer zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten. Diese sieht unter Berücksichtigung der individuellen Situation der Patientin oder des Patientin – des Risikoprofils, der Kompensationsbreite, der zugrunde liegenden Erkrankung und des geplanten Therapieverlaufs – den abgestuften Volumenersatz bis zur Blutkonserve vor.

Was tun bei Eisenmangel?

Die häufigste Ursache für Blutarmut ist Eisenmangel, da rote Blutkörperchen Eisen benötigen. Entzündungen, chronische Krankheiten, Schwangerschaft oder auch Ernährungsgewohnheiten wie etwa eine streng vegane oder vegetarische Kost können den Eisenspiegel senken. Ebenfalls neigen Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz oft zu chronischem Eisenmangel. Diese Mangelerscheinung äußert sich zum Beispiel in Müdigkeit, Blässe Abgeschlagenheit oder sogar Atemnot. Mit einem einfachen Bluttest lässt sich die Diagnose schnell stellen. Fast ebenso schnell lassen sich die Eisenspeicher aber mit einer Infusion auch wieder auffüllen. Diesen Service bieten wir in unserer Anämieambulanz allen Betroffenen mit gravierendem Eisenmangel an, auch wenn keine Operation ansteht. 

Im Notfall

Natürlich halten wir für den Notfall auch genügend Blutkonserven vor. Bei medizinischen Notfällen, Unfällen oder sehr schweren Operationen sind Bluttransfusionen nach wie vor unersetzlich und retten Menschenleben!

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Ansprechperson

Portraitfoto von Prof. Dr. med. Patrick Meybohm

Univ.-Prof. Dr. med.
Patrick Meybohm

Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie

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Prof. Dr. med. Patrick Meybohm
+49 931 201-30001


Anschrift

Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie| Zentrum Operative Medizin (ZOM) | Oberdürrbacher Straße 6 | Haus A2 | 97080 Würzburg | Deutschland

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