Zu jeder Zeit Spezialisten vor Ort

Rund um die Uhr arbeiten Fachärzte am Uniklinikum bei Operationen Hand in Hand. Die Teams werden je nach Bedarf individuell zusammengestellt.

Die genaue Bezeichnung „Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Kinderchirurgie des Universitätsklinikums Würzburg“, kurz Chirurgische Klinik I, deutet schon an, wie umfassend das Aufgabengebiet dieser Klinik im Zentrum für Operative Medizin (ZOM) ist. Neben der Chirurgie des gesamten Bauchraumes und der Blutgefäße sowie der Kinderchirurgie spielen hier auch Forschung und Lehre eine zentrale Rolle. Aber nicht nur der Umfang, sondern auch die Tiefe medizinischen Wissens kommt hier zum Nutzen der Patienten zum Tragen. Hochspezialisierte Bereiche arbeiten in jeweils individuell zusammengestellten Teams zusammen. Das klingt zunächst etwas abstrakt, aber zum Beispiel bei einer Bauspeicheldrüsen-Operation, bei der die Gefahr einer Blutung besteht, ist es wichtig, dass ein Spezialist bereitsteht, der solch eine Blutung stillen kann. Der Patient befindet sich somit auch im Falle von Komplikationen, die auftreten können, immer in sicherer Hand. Damit wird deutlich: Gerade die Zusammenarbeit eines Teams von Spezialisten, wie es nur an einer großen Klinik gebildet werden kann, ist oftmals entscheidend für das Gelingen einer Operation. „Das heißt zusammengefasst für Patienten, in der Chirurgie I des UKW sind alle Disziplinen vor Ort, einschließlich der gesamten Notfallversorgung, wobei alle möglichen Operationsverfahren, von minimalinvasiven Eingriffen bis zur Operation mit Robotern, den Patienten rund um die Uhr an allen Tagen des Jahres zur Verfügung stehen“, wie Klinikdirektor Prof. Dr. Christoph-Thomas Germer zusammenfasst.

Prof. Dr. Christoph-Thomas Germer

Komplexe Operationen rund um die Uhr.

Viszeralchirurgie – die Chirurgie des Bauchraumes

Dieses medizinische Gebiet nimmt an der Chirurgischen Klinik I den größten Raum ein. Krebserkrankungen, entzündliche Erkrankungen des Magen- und Darmtraktes, aber auch funktionale Störungen wie Reflux oder Entleerungsbeeinträchtigungen sind in diesem Bereich ein Thema, neben Transplantationen von Leber, Niere und Bauchspeicheldrüse. In der Viszeralchirurgie ist auch die endokrine Chirurgie beheimatet. Ihr Gegenstand sind die Erkrankungen der hormonbildenden Organe wie Schilddrüse, Nebenschilddrüse, Nebennieren und Bauchspeicheldrüse. Zu den endokrinen Erkrankungen zählt beispielsweise die Adipositas, die auch Fettsucht genannt wird und eine anerkannte Krankheit ist. Die Viszeralchirurgie der Chirurgie I kann gleich mit mehreren Besonderheiten aufwarten, die, zusammengenommen, die Einzigartigkeit der Klinik unterstreichen. „Zu nennen ist an dieser Stelle die Zusammenstellung von Spezialteams, die für jeden Einzelfall, je nach Erfordernis, neu gebildet werden. Jeder macht das, was er wirklich ausgezeichnet kann, so dass der gesamte Prozess der Heilung von Anfang bis zum Ende in den Händen von Spezialisten bleibt“, so Prof. Germer. Dies gilt auch für sehr komplexe Operationen im Magen-Darmtrakt, Mastdarm, in der Bauchspeicheldrüse, Speiseröhre und Leber. Ebenfalls außergewöhnlich sind die Intensiv- und Überwachungsstationen, die fachbezogen organisiert sind, und der Einsatz eines Roboters in der Onkologie. Dieser erlaubt ein viel genaueres Arbeiten als direkt von Hand.

Wegweisende Versorgung und Forschung.

Je nach Erkrankung werden Spezialteams zusammengestellt.

Eine zentrale Rolle: die Forschung.

Gefäßchirurgie – Reparaturen an Arterien und Venen

Auch in der Gefäßchirurgie der Chirurgischen Klinik I werden alle möglichen Operationsmethoden vorgehalten. Zum Behandlungsspektrum gehören Krampfaderleiden, Durchblutungsstörungen an den Beinen (die sogenannte Verschlusskrankheit) oder an der Halsschlagader sowie Aneurysmaleiden (Aussackungen an der Hauptschlagader), und nicht zuletzt Gefäßzugänge für Dialysepatienten sind Teil der Spezialgebiete, die hier angewandt werden. Eine Besonderheit der Würzburger Gefäßchirurgie ist der Hybridoperationssaal: In einem Schritt ist es hier möglich, mit Hilfe einer dreidimensionalen Darstellung der Gefäße eine Diagnose vorzunehmen und anschließend minimalinvasiv zu operieren. Dies erhöht die Sicherheit der Eingriffe und hilft, Komplikationen zu vermeiden.

Kinderchirurgie – auch junge Patienten werden ernst genommen

In der Kinderchirurgie arbeiten Fachärzte, die speziell für die chirurgische Behandlung von Kindern ausgebildet wurden. Von Früh- und Neugeborenen über Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche bis zum Alter von 16 Jahren treffen alle Kinder auf ein spezialisiertes Team. Vorwiegend werden in dieser Abteilung Kinder mit angeborenen Fehlbildungen z. B. an Speiseröhre, Bauchdecke und Darm oder mit Verbrennungen behandelt. Aber auch Kinder und Jugendliche mit einer Krebserkrankung oder nach Knochenbrüchen finden in der Kinderchirurgie verständnisvolle Ärzte. In jedem Fall ist diese Abteilung mit anderen Abteilungen wie der Kinderklinik, der Frauenklinik mit Perinatalzentrum, und der Kinderneurochirurgie vernetzt und ist Teil des Traumanetzwerks Nordbayern.

Forschung – modernste Medizin für Patienten

Seit jeher war und ist die Forschung ein besonderes Kennzeichen der Universitätsmedizin. Hiervon profitieren nicht nur Ärzte und Studenten, sondern in erster Linie Patienten. Sie kommen unmittelbar in den Genuss von neuesten Forschungsergebnissen und erhalten die jeweils modernste Therapie. Dies gilt auch, wenn Patienten an Studien teilnehmen. „Teilnehmer an Studien haben einen besseren Krankheitsverlauf als Patienten, die nach dem bis dahin herkömmlichen Verfahren behandelt wurden“, weiß Prof. Germer zu berichten. Besondere Themen in der Forschung an der Chirurgischen Klinik I sind beispielsweise die Aufklärung der Mechanismen bei der Krebsentstehung, die Entstehung und Therapie von krankhaftem Übergewicht (Adipositas) und von Entzündungen. Ein weiterer Gegenstand der Forschung bildet die Krebstherapie solider Tumore des Magendarmtraktes.

Lehre – Wissensvermittlung in allen Operationsmethoden

Eine maßgebliche Rolle in der Medizin spielt die Lehre, ganz besonders in der Chirurgie I, wie Prof. Germer erklärt: „Die Ausbildung von Studenten liegt mir sehr am Herzen, denn hier kann man die Begeisterung für das Fach Chirurgie entzünden. Dies ist insofern wichtig, weil das Fach einerseits hoch interessant ist, andererseits aber auch einen großen Anteil an ungeplanten Arbeitszeiten aufzuweisen hat.“ Hier sind, angesichts eines Frauenanteils an den Medizinstudenten von 60 bis 70 Prozent, neue Arbeitszeitmodelle ebenso gefragt wie das Bestreben, in möglichst flachen Hierarchien zu arbeiten. Das heutige Wissensspektrum ist so groß, dass es viele Spezialisten gibt, aber nicht mehr die eine Person, die über das gesamte Fachmedizinwissen verfügt. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen der jeweilige Lehrstuhlinhaber alles wusste und damit einen Hierarchievorsprung begründete. Ebenfalls sind die Zeiten vorbei, in denen einmal im Studium erworbenes Wissen ausreichte, um den Beruf ein Arbeitsleben hindurch „ohne großes Dazulernen“ zu praktizieren. Ständige Weiterbildung der Mitarbeiter ist also gefragt. Ein Beispiel ist das Lernen am OP-Roboter. Ähnlich wie ein Fahrschulwagen ist der Roboter mit zwei Konsolen ausgestattet und ermöglicht dem Lernenden ein langsames Hinführen an Operationstechniken, wobei der Kollege an der Kontroll-Konsole jederzeit eingreifen und „auf die Bremse treten“ kann. Und so ist die Lehre, auch weil hier ständige Weiterbildungen angeboten und auch angenommen werden, ein wichtiges Qualitätskriterium für die Klinik, weil auf diese Weise Patienten innerhalb sehr kurzer Zeit von den neuesten Entwicklungen der Medizin profitieren.

Prof. Germer: „Die Ausbildung von Studenten liegt mir sehr am Herzen.“

Im Operationssaal.

Das heutige Wissensspektrum ist so groß, dass es viele Spezialisten gibt, aber nicht mehr die eine Person, die über das gesamte Fachmedizinwissen verfügt.

Text: Dr. Bernhard Rauh, Fotos: Uniklinik, Hans Pastyrik