Trainieren am Simulator statt Üben am Patienten...

...das ist das Motto des Interdisziplinären Trainings- und Simulationszentrums an der Uniklinik, kurz INTUS! Hier können Ärzte komplexe medizinische Eingriffe trainieren, so wie Piloten regelmäßig Übungsstunden im Flugsimulator absolvieren müssen.

Zwei Ärztinnen trainieren am Katheter-Simulator.

Trainieren am Simulator statt Üben am Patienten...

...das ist das Motto des Interdisziplinären Trainings- und Simulationszentrums an der Uniklinik, kurz INTUS! Hier können Ärzte komplexe medizinische Eingriffe trainieren, so wie Piloten regelmäßig Übungsstunden im Flugsimulator absolvieren müssen.

Zwei Ärztinnen trainieren am Katheter-Simulator.

Ein Patient liegt vorbereitet auf der Liege und stöhnt vor Schmerzen. Ganz schnell müssen die Ärzte jetzt einen Stent setzen. Das junge Ärzteteam verfügt über wenig Erfahrung, steht unter Stress, muss aber schnell und trotzdem überlegt handeln: Soll der Katheter-Zugang über die Leiste oder über das Handgelenk gelegt werden? Wie kommt man mit dem Herzkatheter in die richtige Herzkranz-Arterie? Welche Stentgröße kommt zum Einsatz? Wenn jetzt ein Schritt misslingt … aber der Patient ist zum Glück nur ein Simulationsgerät. Piloten und Ärzte haben eines gemeinsam: Wenn ihnen auch nur ein kleiner Fehler unterläuft, kann das dramatische Folgen haben. Aus der Luftfahrt ist bekannt, dass regelmäßiges Simulationstraining die Beherrschung von Notfallsituationen verbessert. Auch für Ärzte und Pfleger gibt es am Uniklinikum Würzburg eine entsprechende Möglichkeit, sich auf komplexe Situationen vorzubereiten. Schwierige Untersuchungen im menschlichen Körper können heute zunächst am Simulator und müssen nicht am Patienten geübt werden.

Prof. Voelker

1. Herr Prof. Voelker, wofür genau steht INTUS? Prof. Voelker: INTUS gibt es seit 15 Jahren und ist eine gut ausgestattete Einrichtung, die es angehenden und berufserfahrenen Ärzten sowie nicht-ärztlichem Assistenzpersonal ermöglicht, medizinische Prozeduren an Simulatoren und Modellen zu trainieren. Im Einzelnen üben Ärzte, Pfleger, Klinik- und Praxisteams Eingriffe an Puppen und Computern, meist im Rahmen zertifizierter Fortbildungskurse, die ein-, zwei Tage andauern und von erfahrenen Ärzten geleitet werden.

2. Wie sieht so eine Simulation in der Praxis aus? Beispiel Herzkatheter-Untersuchung. Da die Simulation sehr realitätsnah ist, entspricht der Vorgang auch fast dem einer echten Untersuchung: Einer Puppe wird zunächst ein Zugang – bei einem Menschen am Handgelenk oder in der Leiste – gelegt, danach wird ein Schlauch (ein sog. Katheter) mit einem Durchmesser von 2 Millimetern bis zur Herzkranzarterie eingeführt. Im nächsten Schritt führt der Arzt einen dünnen Draht über die simulierte Kranzgefäßverengung ein, der dann als Führungsschiene für den anschließend vorzubringenden Stent dient. Der Stent muss genau am richtigen Ort im Gefäß platziert werden. Während des gesamten Eingriffs hat das Team ein simuliertes Röntgenbild vor Augen, das sich von einer echten Aufnahme nur wenig unterscheidet. Zur Orientierung wird immer wieder „Kontrastmittel“ durch den Katheter gepumpt – wie bei einer echten Untersuchung auch. Für das Training können die simulierten Befunde unterschiedlicher Patienten ausgewählt werden, entsprechend lässt sich die Trainingssituation verändern. Auch „Komplikationen“ können per Software eingespielt werden.

3. Was haben die Patienten vom Trainings- und Simulationszentrum und was Ärzte und Pfleger? Trainieren am Simulator statt Üben am Patienten, das ist das große Plus, von dem vor allem die Patienten profitieren: Heute muss niemand mehr Angst haben, dass ein junger Arzt einen potenziell lebensbedrohlichen Eingriff durchführt, den er mangels Erfahrung noch gar nicht beherrscht. Vielmehr können Ärzte heute kritische Situationen bereits am Simulator durchspielen und sind so für den „Ernstfall“ beim Patienten bestmöglich vorbereitet. Ein großer Vorteil: INTUS befindet sich in den Räumen des Uniklinikums. Die kurzen Wege führen dazu, dass sich auch viele Ärzte und Pfleger des UKW im INTUS fortbilden lassen.

4. Was wird simuliert am UKW? Simulieren kann man heute viele Eingriffe. INTUS vermittelt Wissen, insbesondere bei endoskopischen Verfahren und Katheterprozeduren. Den Schwerpunkt des Zentrums bildet aber eindeutig die Kardiologie. In diesem Bereich hat INTUS in Würzburg ein Alleinstellungsmerkmal: Viele Kardiologen haben am Würzburger Simulationszentrum ihre Kenntnisse in der Herzkatheter-Technik, der Ballonaufdehnung und Stent-Implantation erworben. Auch das richtige Vorgehen bei Komplikationen, die bei den hier genannten Verfahren auftreten können, haben sie im Rahmen des Simulationstrainings im INTUS wiederholt geübt.

Text: Dr. Bernhard Rauh, Fotos: Daniel Peter

Demonstration am Modell

Trainingspuppe für Kathetereingriffe

Endoskopietraining