Kann in jedem Alter auftreten

Bei einer Insektengiftallergie reagiert das Immunsystem überempfindlich auf das Gift einer Biene oder Wespe. Es kann zu einem anaphylaktischen Schock mit Kreislaufversagen kommen. Wie Notfallset und Immuntherapie helfen.

Die meisten Menschen reagieren mit leichten Symptomen wie Schwellung, Juckreiz oder Schmerzen an der Stichstelle. Nur rund zwei Prozent der Bevölkerung entwickelt zeitnah nach dem Stich eine allergische Reaktion, bei der der ganze Körper betroffen ist: Schwellungen und Quaddelbildung, Schwindel, Magen-Darm-Beschwerden, Schluckbeschwerden, Schwäche. In schweren Fällen kann es zu Atemnot und Blutdruckabfall bis zur Bewusstlosigkeit kommen. „Eine Insektengiftallergie kann in jedem Alter auftreten: Das kann beim zweiten, aber auch erst beim 20. Stich sein“, erklärt Prof. Dr. Axel Trautmann, Leitender Oberarzt der Universitäts-Hautklinik und Leiter des Allergiezentrums Würzburg. „Wespengift ist in 80 Prozent der Fälle Auslöser der Insektengiftallergie, der Rest ist durch Bienengift verursacht.“ Hornissen – trotz ihres schlechten Rufes – und Hummeln spielen so gut wie keine Rolle. Wie wird die Allergie nachgewiesen? Hauttests (Prick- und Intrakutantest) geben den entscheidenden Hinweis darauf, ob eine Allergie vorliegt. Genauere Ergebnisse bringt ein Bluttest, der die IgE-Antikörper aufspürt – also die Eiweiße, die für die übermäßige Reaktion auf das Insektengift und die allergischen Symptome verantwortlich sind. Wie kann man sich schützen? Wenn eine Insektengiftallergie nachgewiesen worden ist, sollte man in der Flugzeit der Bienen und Wespen ein Notfallset dabei haben. Prof. Trautmann: „Das Entscheidende im Set ist der Adrenalin-Autoinjektor, der den Kreislauf stabilisiert, damit es nicht zum Schock und zur Bewusstlosigkeit kommt.“ Es braucht ein bisschen Übung, sich die Spritze, die wie ein überdimensionierter Kugelschreiber aussieht, in dem Moment selbst zu setzen. Daher wird das beim Arzt vorher geübt. Eine Spezifische Immuntherapie (SIT) gegen schwere allergische Verläufe dauert zwar lange, ist aber „sehr wirksam und schützt zu nahezu 100 Prozent“, versichert Trautmann. Dabei bekommt der Patient fünf Jahre lang den Allergie-Auslöser monatlich in den Oberarm gespritzt. Da die Dosis anfangs langsam gesteigert wird, gewöhnt sich der Körper an das Insektengift. Für die ersten Spritzen werden schwer betroffene Patienten im Krankenhaus stationär überwacht. So besser nicht „verteidigen“ Sind Wespen im Anflug auf den reich gedeckten Tisch, empfiehlt Prof. Trautmann, ruhig zu bleiben und nicht zu wedeln: „Die Tiere suchen Zucker sowie Eiweiß in Fleisch, um ihre Larven zu ernähren.“ Wasser-Sprüher würden die Tiere erst recht aggressiv machen. „Parfüm oder ein Borussia-Dortmund-Fanshirt darf der Wespengift Allergiker hingegen gerne tragen – wenn er es mag“, schmunzelt der Experte. „Wespen und Bienen stehen unter Artenschutz und sind nicht unsere Feinde. Im Gegenteil: Wespen kontrollieren die Verbreitung anderer Insekten, z. B. Stechmücken, und Bienen bestäuben u. a. unsere Nutzpflanzen.“ www.ukw.de/hautklinik

Text: Anke Faust, Foto: Daniel Peter

5 Tipps für den Akutfall: Gestochen? So handeln Sie richtig!

  1. Stachel – falls noch da – sofort entfernen, egal wie. Ein Anfassen des Giftsacks stellt, im Gegensatz zu weit verbreiteter Überzeugung, keine Gefahr für eine zusätzliche Giftinjektion dar.
  2. Einstichstelle kühlen und ruhig stellen, dazu betroffenen Arm oder das Bein, wenn möglich, hochlagern. Lokal kann ein Gel aufgetragen, gegebenenfalls ein Antihistaminikum eingenommen werden.
  3. Bei allergischen Symptomen am ganzen Körper Notfallmedikament einsetzen oder Notarzt verständigen.
  4. Bei Schwindel, Seh- oder Hörstörungen sofort hin-legen und Beine hochlagern.
  5. Ein Stich in den Rachen oder Hals kann zu einer gefährlichen Verlegung der oberen Atemwege führen, egal ob eine Allergie vorliegt oder nicht: sofort Notarzt rufen!