Plage­geister, die besonders schmerzen

Rund fünf Prozent aller Menschen in Deutschland leiden irgendwann in ihrem Leben an Nierensteinen. Dank minimalinvasiver Behandlung am UKW wird man sie auf schonende Weise los.

Den Stein im Blick: Bei der flexiblen Harnleiter- und Nierenspiegelung (URS) kann der Operateur mittels Röntgen (linker Bildschirm) und hochauflösender Kamera (rechter Bildschirm) im Operationsfeld genau navigieren, um auch schwierig liegende Nierensteine aufzuspüren.

Plötzlich und ohne Vorwarnung treten krampfartige, starke Schmerzen im Unterbauch, in der Flanke, im Rücken oder in der Genitalregion auf. Der Grund: In vielen Fällen haben sich im Lauf der Zeit Steine in der Niere gebildet, die jetzt festsitzen und von der Muskulatur nicht mehr Richtung „Ausgang“, also durch den Harnleiter, weiterbefördert werden können. Die Folge: heftige Schmerzen. Der Gang zum Arzt ist jetzt unausweichlich, da sich ein Harnstau entwickeln kann und in der Folge Entzündungen entstehen können. Warum entstehen Steine? Nieren- oder Harnsteine gehören zu den häufigsten urologischen Krankheitsbildern, unter ihnen leiden etwa fünf Prozent der Deutschen, Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Meist bilden sich Steine bei Menschen, die sich falsch ernähren, zu wenig trinken und sich zu wenig bewegen. Manchmal liegen diese Lebensstilfaktoren kombiniert mit einer erblichen Veranlagung vor. „Steine sind eine Art Volksleiden, jeder kann sie mehr oder weniger bekommen, und sie werden oft als Zufallsbefund bemerkt oder eben bei einer Kolik“, sagt Andreas Henning, Facharzt in der Urologie des Uniklinikums. Drei moderne Therapien am UKW Den Ärzten stehen drei moderne operative Wege für eine Behandlung zur Verfügung: die Ureterorenoskopie (URS), die perkutane Nephrolitholapaxie (PNL oder Mini-PNL) und eine Kombination aus diesen beiden Therapien. Bei der URS lenkt der Arzt ein sehr dünnes Endoskop mit einem integrierten Laser und einer Minikamera über die Harnröhre durch die Blase und anschließend über den Harnleiter in die Niere. Dort werden die Steine bis zu einem Durchmesser von 1,5 Zentimetern mit dem Laser zertrümmert und verlassen auf natürlichem Weg den Körper. Größere Steine dagegen entfernt man besser per Mini-PNL. Bei dieser Methode werden mittels eines extrem dünnen Endoskops mit Laser und Kamera, das minimalinvasiv von der Flanke aus direkt in die Niere geführt wird, Steine zertrümmert. Durch einen parallel zum Endoskop verlaufenden Kanal können so kleinere Trümmerteilchen abgesaugt werden. Dieser Eingriff erfordert nur noch eine Öffnung in der Niere von wenigen Millimetern Durchmesser. Bei hoher Steinlast kombinieren die Ärzte URS und Mini-PNL. Während ein Urologe mit dem Endoskop über den Harnleiter in die Niere vordringt und Steine aus schwer zugänglichen Bereichen herausführt, kann der andere sie über einen Zugang an der Flanke zertrümmern und herausspülen. Kurzer Klinikaufenthalt Andreas Henning beschreibt den Vorteil dieser Verfahren am UKW: „Benötigte man früher rund zwei Stunden für eine offene Schnittoperation zur Steinentfernung mit einem anschließenden Krankenhausaufenthalt von bis zu zehn Tagen, so braucht man heute 30 bis 40 Minuten bei einem stationären Aufenthalt von ein bis zwei Tagen.“ Das Uniklinikum konnte diese Steintherapie soweit optimieren, dass es in der Bestenliste des Magazins Focus geführt wird. www.ukw.de/urologie

v. l.: Andreas Henning, Prof. Dr. Georgios Gakis, Prof. Dr. Hubert Kübler, Dr. Charis Kalogirou, Dr. Andrey Svistunov und Dr. Markus Oelschläger.

Text: Dr. Bernhard Rauh, Fotos: Uniklinikum/Robert Woidich

Steinsprechstunde

Bei einigen Patienten treten Steine wiederholt auf und die Ursache dafür ist unklar. Dies ist unter anderem Thema der Stein-Sprechstunde von Andreas Henning, die die Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie des UKW anbietet. Termine nach Vereinbarung unter Tel. 0931/201-32034