Behandlung nach Dringlichkeit mit System

Seit April dieses Jahres arbeitet die Notaufnahme des Uniklinikums mit einem Triagesystem zum Wohl von Patienten und Pflegekräften.

Ein Sturz vom Fahrrad, eine Sportverletzung oder unklare Schmerzen im Brustbereich. Wenn der Hausarzt nicht mehr erreichbar und der ärztliche Bereitschaftsdienst nicht zuständig ist, dann denken die meisten Menschen an die Notaufnahme eines Krankenhauses. Dort finden sich immer mehr Menschen ein, was vielerlei Gründe hat: Facharztpraxen sind oft überlaufen, Kliniken bzw. deren Notaufnahmen wurden geschlossen, es gibt immer mehr ältere Patienten, und dann haben viele junge Menschen, vor allem Studenten von auswärts, hier keinen eigenen Hausarzt. Deshalb sind in der Zentralen Notaufnahme (ZNA) an der Uniklinik in Würzburg allein von 2014 bis 2018 die Zahlen von 21 500 internistischen und chirurgischen Notfällen auf rund 27 500 jährlich angestiegen. „Das sind zirka 75 Patienten täglich, was besondere Anforderungen an die Mitarbeiter stellt: Sie müssen innerhalb kürzester Zeit entscheiden, welche Fälle dringend zu behandeln sind und wer eine Wartezeit in Kauf nehmen kann“, so Andreas Münch und Niels Krumm von der Stationsleitung der ZNA.

Einteilung nach Dringlichkeit

Deshalb hat die Uniklinik seit April diesen Jahres ein sogenanntes Triagesystem eingeführt. Der Begriff Triage leitet sich vom französischen „trier“ ab und bedeutet so viel wie „auswählen“ oder „sortieren“. Und das geht in der Uniklinik sehr schnell, weil geschulte Pflegekräfte mit viel Erfahrung den Patienten in der Notaufnahme als Erste sehen. Die Einteilung sieht fünf Dringlichkeitsstufen vor, die allerdings nicht starr angewendet werden: Im Einzelfall ermöglicht die fachliche Erfahrung ein flexibles Handeln.

In der Dringlichkeitsstufe 1 sind alle Notfallpatienten, die lebensrettende Maßnahmen benötigen. Herz- und Atemstillstand oder Thoraxschmerzen mit Kreislaufinstabilität gehören hierzu, ein sofortiger Arztkontakt ist dringend erforderlich. Hochrisikosituationen werden der Stufe 2 zugeordnet. Starke Schmerzen, Verwirrtheit oder erste Anzeichen für einen Schlaganfall fallen hierunter und haben eine sofortige pflegerische Versorgung und einen Arztkontakt innerhalb der nächsten 10 Minuten zur Folge.

Die Dringlichkeitsstufen 3 bis 5 werden unterschieden nach notwendigem Einsatz von Ressourcen: also Röntgen, MRT, Labor, EKG, Ultraschall usw. Wer hiervon nichts benötigt, fällt unter Stufe 5, wer eine von diesen Maßnahmen braucht, wird in Dringlichkeit 4 eingestuft und wer mehrere braucht, wird der Dringlichkeitsstufe 3 zugeteilt. In der Regel werden im Vorfeld noch Vitalwerte überprüft wie Herz- und Atemfrequenz oder beispielsweise die Sauerstoffsättigung des Blutes. Diese Überprüfung ist in der Dringlichkeitsstufe 3 zwingend, um eine Festlegung zwischen 2 und 3 zu treffen.

Nach Ansicht von Münch und Krumm hat sich das Triagesystem in der ZNA bewährt: „Beide Seiten haben einen Vorteil von diesem System: Die Patienten sind informiert und bei unterschiedlichen Wartezeiten einsichtiger, und die Pflegekräfte haben einen genauen Überblick, wie viele Patienten mit welchen Dringlichkeitsstufen sich im Wartebereich befinden.“ Grundsätzlich erhalten alle Patienten so schnell wie möglich eine Untersuchung bzw. Behandlung.

Texte: Dr. Bernhard Rauh, Infografik: MainKonzept, Fotos: Uniklinik