Nieren leiden leise

Kennen Sie Ihr ABCDE-Profil? Professor Christoph Wanner, Nierenexperte am UKW, erklärt, warum alle Männer ab 40 und Frauen ab 50 das kennen sollten. Und warum Herzpatienten oft Nierenprobleme bekommen können und umgekehrt.

Wobei unsere Nieren Schwerstarbeit leisten Rund 1,2 Liter Blut fließen pro Minute durch unsere Nieren. Sie filtern Abfallstoffe aus unserem Blut, regeln den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt, den Blutdruck sowie den Stoffwechsel der Knochen und bilden Hormone. Damit zählen die Nieren zu den Schwerstarbeitern in unserem Organismus. Was das ABCDE-Profil bedeutet Die wenigsten wissen oder spüren, wenn Nieren oder Herz immer schwächer werden. Vor allem die Nieren leiden leise, ohne Schmerzen zu verursachen. Je eher Risiken erkannt und behandelt werden, desto besser lassen sich die Schwächen aufhalten – nicht jedoch rückgängig machen. Das Profil: A steht für Albuminurie (Eiweiß), B für Blutdruck, C für Cholesterin (Blutfett), D für Diabetes (Blutzucker) und E für eGFR-Status (glomeruläre Filtrationsrate). Das ABCDE-Profil kann auch noch mit einem F für Fettleibigkeit und einem N für Nikotin ergänzt werden.

Professor Christoph Wanner

Wessen Nieren besonders gefährdet sind Wer an Bluthochdruck, Übergewicht oder Diabetes leidet, hat ein erhöhtes Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Unerkannt schädigen diese Erkrankungen auf Dauer die Gefäße – und somit auch die Nieren. Die Hälfte der Dialyse-Patienten leiden an solch einer Lebensstilerkrankung. Daher empfehlen Experten bei einem Herz-Kreislauf-Screening die Nieren gleich mit zu checken. Zusammenspiel von Herz und Niere Jeder zweite Herzinsuffizienz-Patient hat eine chronische Nierenerkrankung. Und viele Patienten mit einer chronischen Niereninsuffizienz haben ein schwaches Herz. „Das Zusammenspiel von Herz und Nieren ist sehr komplex“, weiß Prof. Dr. Christoph Wanner, Leiter der Nephrologie am Universitätsklinikum Würzburg und Präsident der ERA. Ein schwaches Herz pumpt schlecht. Die Nieren werden dadurch nicht ausreichend mit Blut versorgt und können weniger Primärharn aus dem Blut filtrieren, was man durch die verminderte glomeruläre Filtrationsrate (GFR) im Test (das E im Profil) erkennen kann. Um der Unterversorgung entgegenzuwirken, setzen die Nieren vermehrt hormonähnliches Renin frei. Dies löst eine Kaskade aus: Zum einen bringt das Renin zwar den Kreislauf wieder in Schwung, erhöht den Blutdruck und damit auch den Filtrationsdruck in den Nieren. Zum anderen aber wird das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) aktiviert. Dieses System verengt die Gefäße, dadurch steigen Blutdruck und Blutvolumen immer weiter an und der Druck auf Herz und Nieren wird immer weiter – schädigend – erhöht. So können Sie Ihre Nieren schützen Ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung. Dazu gehört eine abwechslungsreiche Ernährung mit viel Gemüse, Obst, wenig Fleisch, gesundem Öl, mehr Fisch und Ballaststoffen, so wenig Zucker wie möglich. Damit die Nieren einwandfrei funktionieren, sollten zudem rund zwei Liter (Wasser, Tee, Schorlen) getrunken werden. So lässt sich den Hauptauslösern – Adipositas, Bluthochdruck, Diabetes – sowie Ablagerungen in den Blutgefäßen (Arteriosklerose) oft wirksam vorbeugen. Da viele Medikamente über die Niere abgebaut werden, sollte der Gebrauch mit dem Hausarzt sorgfältig abgewogen werden. Auch Rauchen ist ein Tabu.

Das persönliche ABCDE-Profil: Eiweiß im Urin, Blutdruck, Blutfett und Blutzucker sowie die glomeruläre Filtrationsrate – diese Werte sind wichtige Marker in der Früherkennung von Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Text: Anke Faust, Foto: Getty Images, Uniklinikum

Umfrage: Machen Sie den Nierentest!

Machen Sie mit bei der europaweiten, anonymen Umfrage zur Nierengesundheit: Ihre Antworten tragen dazu bei, die Präventionsarbeit zu verbessern. Die Umfrage ist Teil der Kampagne „Strong Kidneys“, die durch Prof. Dr. Christoph Wanner, Leiter der Nephrologie am UKW und Präsident der European Renal Association, initiiert wurde. Teilen Sie die Umfrage gerne, um noch mehr Menschen zu erreichen. Weitere Informationen: kurzer Aufklärungsfilm zur Nierengesundheit auf www.strongkidneys.eu. www.tinyurl.com/strongkidneyssurvey