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01 Titel
02 Morbus Parkinson
03 Neurovaskuläres Netzwerk
04 Neuroonkologisches Tumorzentrum
05 Women in Science
06 Biobank
07 Fatigue Syndrom
08 Trichterbrust
09 Zahnklinik
10 Bipolare Erkrankung
11 Maligne Hyperthermie
12 Beckenverletzungen
13 Transfusionsmedizin
14 Aktuelles
15 Krebsforschung
12. Beckenverletzungen
14. Aktuelles

Der besondere Saft

Unser Blut verrichtet im Stillen seine scheinbar selbst­ver­ständliche Arbeit. Tut es das nicht, ist das ein Fall für das Institut für Trans­fusions­medizin und Hämo­therapie. Die Arbeit mit Blut und Blut­produkten am Uniklinikum Würzburg startete vor 75 Jahren.

Das Bild aus den 1980er Jahren zeigt Prof. Dr. Dieter Wiebecke, den damaligen Leiter der Abteilung für Trans­fusions­medizin, bei einer Plasmapherese.

Die allogene Stammzellspende ist fester Bestandteil des heutigen Leistungsspektrums des Instituts.

Das Bild aus den 1980er Jahren zeigt Prof. Dr. Dieter Wiebecke, den damaligen Leiter der Abteilung für Trans­fusions­medizin, bei einer Plasmapherese.

Die allogene Stammzellspende ist fester Bestandteil des heutigen Leistungsspektrums des Instituts.


Prof. Markus Böck

Direktor Transfusionsmedizin

Das Institut gehört zu den Einrichtungen des UKW, die in der Öffentlichkeit weniger wahrgenommen werden als andere. Dabei hat es sich von einer Blutspendezentrale zu einem Institut mit bundesweiter Bedeutung entwickelt.

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der Chirurgischen Klinik der Universität Würzburg die erste Blutkonserve hergestellt. Wenige Jahre später wirkte die Klinik als erste Blutspendezentrale in Bayern mit einer Jahresproduktion von etwa 500 Konserven, zu Beginn der 60er Jahre waren es bereits rund 6000 Blutkonserven.

Vorreiter bei der Plasmapherese

Das UKW wurde schließlich Vorreiter in der sogenannten Plasmapherese, einer Aufteilung des Blutes in Blutzellen und Blutplasma. Letzteres benötigte man beispielsweise, um Impfstoffe gegen Tetanus und Pocken herzustellen. „Mit diesen Entwicklungen zählte das Uniklinikum Würzburg seinerzeit zu den bundesweiten Vorreitern der Trans­fusions­medizin“, betont Institutsleiter Prof. Dr. Markus Böck.

In den 70er Jahren wurden die ersten therapeutischen Apheresen in Würzburg durchgeführt. Mit dieser Methode, die in den Folgejahren technisch laufend weiterentwickelt wurde, können schädliche Bestandteile aus dem Blut von Patienten entfernt werden.

Zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde ein weiterer Laborbereich für die Produktion von Stamm­zell­konzentraten errichtet, erläutert Prof. Böck: „Bis heute werden dort in quasi vollständig staub- und keimfreier Luft Stammzellkonzentrate bearbeitet und in flüssigem Stickstoff tiefgefroren.“ Aufgrund der großen Leistungsvielfalt wurde die bis dahin in der Chirurgischen Klinik angesiedelte Abteilung für Trans­fusions­medizin 2007 in das eigenständige Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie umgewandelt. Nach wie vor haben Blut- und Stamm­zell­spenden eine große Bedeutung.

Blutspende – immer willkommen

Schwere Unfälle und Transplantationen sind nur zwei Gründe, weshalb Menschen Bluttransfusionen brauchen. Etwa 70 Prozent aller Menschen benötigen irgendwann in ihrem Leben deshalb Blut oder Blutprodukte. Aber nur fünf Prozent sind bereit, Blut zu spenden. Blut spenden können Menschen im Alter zwischen 18 und 68 Jahren. Das gilt allerdings nicht, wenn regelmäßig bestimmte Medikamente eingenommen werden oder wenn Krankheiten vorliegen wie zum Beispiel eine durchgemachte Leberentzündung oder eine Infektion mit dem HI-Virus.

Kryolager für Stammzellen bei –140 °C.

Blutlagerschrank

Kryolager für Stammzellen bei –140 °C.

Blutlagerschrank

Stammzellspende rettet Leben

Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Sie bilden rote und weiße Blutkörperchen sowie die Blutplättchen. Diese wiederum transportieren Sauerstoff, bekämpfen Infektionen und sind für die Blutgerinnung verantwortlich. „Fehlen einem Menschen bei bestimmten Erkrankungen wie manchen Leukämien die blutbildenden Stammzellen oder sind sie nicht funktionstüchtig, funktioniert der Sauerstofftransport nicht mehr richtig, die Infektionsanfälligkeit steigt und man blutet leicht“, erklärt Prof. Böck. Eine Stammzelltransplantation wird so in einigen Fällen erforderlich.

Deshalb gibt es am Institut die Stammzellspenderdatei „Netzwerk Hoffnung“, die vor allem im nordbayerischen Raum möglichst viele potenzielle Stammzellspender gewinnen möchte. Dafür kommen Menschen im Alter zwischen 18 und 45 Jahren in Frage. Diese können sich registrieren lassen und werden im Zentralen Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD) gespeichert, das sehr eng mit dem „Netzwerk Hoffnung“ zusammenarbeitet. Letzteres vermittelt Stammzellpräparate an betroffene Patienten in aller Welt. Ohne eine solche Spende wären viele Menschen heute nicht mehr am Leben.

Mehr Infos zur Transfusionsmedizin

Aufgaben des Instituts für Transfusionsmedizin und Hämotherapie

Die Gewinnung von Blut und die Weiterverarbeitung zu verschiedenen Blutprodukten sowie die Stamm­zell­gewinnung gehören zu den Hauptaufgaben. Das sogenannte Apheresezentrum des Instituts, das als eines der bundesweit größten Zentren dieser Art gilt, eliminiert gesundheitsschädliche Bestandteile aus dem Blut. Die Versorgung des gesamten Universitätsklinikums Würzburg mit Blut und Blutprodukten sowie die Blut­gruppen­bestimmung und die Untersuchung der Blutgruppenverträglichkeit von Spender- und Empfängerblut sind weitere Aufgaben. So werden von den 66 Mitarbeitern des Instituts unter anderem jährlich Labor­analysen für die Bereitstellung von rund 70.000 Blutkonserven für die Patienten des UKW durchgeführt. Nicht zuletzt gewinnt das Institut in seinem Apheresezentrum patienten-eigene weiße Blutkörperchen, die als Ausgangssubstanzen für die Herstellung von individuellen krebsbekämpfenden Arzneimitteln für diese Patienten dienen.

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