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01 Cover
02 Inhalt
03 Vorwort
04 Top-Thema
05 Geschichte
06 Ereignisse am Klinikum
07 neuer Ärztlicher Direktor
08 Neuer Pflegedirektor
09 Begrüßung Philip Rieger
10 Erkenntnisse zu Covid in Kitas
11 Per Machine Learning Nierenversagen vorhersagen
12 Palliativmedizin
13 BaCoM
14 Ereignisse-2
15 Ivermectin
16 CCR1-Antagonist
17 Fördererfolge bei Forschungsverbunden
18 Ereignisse-1
19 Ereignisse-3
20 Ereignisse-4
21 Multiplem Myelom
22 Ereignisse-5
23 Danke
24 Ereignisse in Kürze
25 Ereignisse in Kürze 2
26 Ereignisse in Kürze 3
27 Ereignisse in Kürze 4
28 Wir stellen uns vor
29 Vorstellung Teil 1
30 Vorstellung Teil 2
31 Unsere Mit­arbeiterinnen und Mitarbeiter
32 Ausbildung
33 Zahlen & Fakten
34 Leistungszahlen 2021

Was hilft gegen Herzschmerz?

Der antianginale Kompass empfiehlt Medi­ka­men­te bei chronischem Koronarsyndrom mit und ohne Herzinsuffizienz. CCB Kalzium­antago­nisten; CCB-DHP Kalzium­kanalblocker vom Dihydropyridin-­Typ; LAN langwirksame Nitrate; RNLZ Ranolazin; TMZD Trimetazidin; rEF Herz­insuffizienz mit reduzierter systolischer Funk­tion; pEF erhaltene linksventrikuläre Ejektions­fraktion (LVEF > 40 %).

Details zu den Mechanismen können Interessierte in der Fachzeitschrift Nature Reviews Cardiology nachlesen. © adaptiert von Bertero et al., Nat Rev Cardiol 2021

Etwa fünfeinhalb Millionen Menschen leiden hierzulande an der Koronaren Herzkrankheit, kurz KHK. Durch die Verengung der Herzkranzgefäße kommt es zu Durchblutungsstörungen, der Herz­muskel wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Die Folge: Brustenge und brennende Schmerzen, vor allem bei Belastung - Angina Pectoris. Christoph Maack, Sprecher des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI), hat gemeinsam mit dem Mediziner Edoardo Bertero, dem Pathophysiologen Gerd Heusch vom Uniklinikum Essen und dem Kardiologen Thomas Münzel von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz die derzeitigen medikamentösen Angina-Therapien unter die Lupe genommen. Ergebnis: Kein Medikament verlängert das Leben, und keines ist dem anderen wirklich über­legen. Wer jedoch Medikamente personalisiert verschreibt, also die Auslöser der Erkrankung und die Pathophysiologie bei jedem Betroffenen als Ent­schei­dungs­grundlage für die Behandlung nimmt, der kann zumindest die Lebensqualität seiner Patientinnen und Patienten deutlich ver­bessern. Nach ausgiebiger Prüfung der Studienlage haben die Kardiologen und Wissenschaftler einen Kompass erstellt. Wichtige Parameter des Kompasses sind Blut­druck und Herzfrequenz. Hier sind nicht nur die hohen Werte relevant, sondern auch die normalen und niedrigen. Die Kombi­nation sei entscheidend. Ist der Blut­druck höher als 140 zu 80 mmHg, und liegt die Herzfrequenz über 70 Schlägen pro Minute, werden zum Beispiel Betablocker und Nitrate empfohlen, bei reduzierter Herzleistung kann neben Betablockern auch Ivabradin gegeben werden, bei er­haltenem Auswurf sind Kalzium­antago­nisten ratsam. Bei niedrigem Puls und Blutdruck bietet sich die Einnahme von Ranolazin und Trimetazidin an.


Schwachstelle für Herzproblem entdeckt

Patienten mit dem Barth-Syndrom dürfen möglicherweise bald aufatmen. Im Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) hat Christoph Maack mit seinem Team den Calcium­kanal in den Mitochondrien als Ursache für ihre Herzfunktionsstörungen entlarvt. Das Barth-Syndrom geht auf einen Defekt des Tafazzin-Gens zurück, Tafazzin produziert Cardiolipin, einen wesentlichen Be­stand­teil der Mitochondrien­membran. Die Erkrankung betrifft meist Jungen im frühen Kindesalter und verursacht Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen. Das Team fand heraus, dass durch den Defekt der Calciumkanal in Mitochondrien verloren geht. Da Calcium der wichtigste Botenstoff für die Anpassung der Energieproduktion an einen er­höhten Bedarf ist, erklärt dieser Defekt die Unfähigkeit der Barth-Herzen, bei körperlicher Aktivität die Pumpleistung zu steigern, aber auch das Auftreten von Herzrhythmusstörungen. Die Erkenntnisse, veröffentlicht im AHA Journal Circulation, sind nicht nur ein Lichtblick in der Behandlung des seltenen Barth-­Syndroms, sondern könnten auch zum verbesserten Verständ­nis und der Behandlung der weiter verbreiteten Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion (HFpEF) beitragen.


Stabiles Herz – stabiler Geist

In der Studie „Cognition.Matters-HF“ wurden 148 Männer und Frauen mittleren Alters mit einer mindestens ein Jahr zuvor diagnostizierten Herzschwäche über den Verlauf von drei Jahren im interdisziplinären Ansatz durch vier verschiedene Fachrichtungen – Neurologie, Psychologie, Neuroradiologie und Kardiologie – dreimal untersucht. Eine Besonderheit der Beobachtungsstudie war die gleichzeitige Erfassung der Hirnstruktur mittels Magnet­resonanztomographie (MRT), um Einblicke über zugrunde­liegende Herz-Hirn-Interaktionen zu bekommen. Schon in den ersten Auswertungen konnte das interdisziplinäre Team unter Leitung von Privatdozentin Dr. Anna Frey, Prof. Dr. Guido Stoll, Prof. Dr. Stefan Störk und Prof. Dr. Mirko Pham belegen, dass Patientinnen und Patienten mit einer Herzschwäche häufig Gedächtnisstörungen und Aufmerksamkeitsdefizite aufweisen.

Die gute Nachricht: Bei optimaler Herzinsuffizienztherapie haben sich die zum Studienstart vorhandenen kognitiven Defizite kaum verschlechtert. Und auch die automatisierte Auswertung der Kopf-MRTs zeigte, dass der im Verlauf von drei Jahren zu beobachtende globale und lokale Verlust von Hirnsubstanz das Ausmaß des physiologischen Alterns nicht übersteigt. Die Schwere der Hippocampusatrophie korrelierte mit den kognitiven Leistungseinbußen bei Studieneintritt, aber die Betroffenen zeigten keinen beschleunigten Abbau von Hirnsubstanz, zumindest solange das Ausmaß der Herzinsuffizienz stabil blieb. Die Studie wurde im renommierten European Heart Journal veröffentlicht.

Wie unser Herz unter kar­­dio­vas­ku­lä­r­en Risiko­fak­toren leidet

Bluthochdruck, starkes Über­gewicht, Diabetes mellitus, Nikotinkonsum und Fett­stoff­wechsel­­störungen sind allesamt Faktoren, die das Risiko für die Entstehung einer Herzinsuffizienz erhöhen. Wie stark diese Risikofaktoren Funktion und Leistung unseres Herzens beeinflussen, hat Floran Sahiti vom Deutschen Zentrum für Herz­insuffizienz Würzburg (DZHI) ge­nauer unter die Lupe ge­nommen und neue Erkenntnisse gewonnen. Dazu hat der Mediziner Herz­ultraschall-Bilder von insgesamt 1929 Männern und Frauen aus­gewertet und die Bewegung des Herzmuskels mit den Risiko­faktoren der jeweiligen Person in Beziehung gesetzt, 77 Prozent hatten mindestens einen Risiko­faktor. Ergebnis: Alle Faktoren waren mit einer schlechteren Effizienz der Herztätigkeit asso­ziiert. Am eindrücklichsten war dieser Zusammenhang für den Bluthochdruck (höher als 140/90 mmHg oder Einnahme blut­druck­senkender Medikamente), sowohl was die Häufigkeit angeht als auch die Auswirkung. Die wissen­schaft­liche Arbeit von Floran Sahiti, die im Journal of Human Hypertension veröffentlicht wurde, leistet einen wertvollen Beitrag zum grund­le­gen­den Verständnis der Physio­lo­gie des Herzens sowie der Pa­tho­physiologie der Herzinsuffizienz.