Preisgekrönter

Zellatlas

für die Nebenniere

Die Endokrinologin Dr. Barbara Altieri hat mit Kolleginnen und Kollegen im Rahmen eines DFG-Projekts den weltweit ersten umfassenden Zellatlas für die Nebenniere erstellt und hierfür national und international Preise erhalten.

Bild: European Society of Endocrinology, European Congress of Endocrinology 2022

Von der Histologie und Pathologie der Nebenniere, also den spezifischen Funktionen des Gewebes und krankhaften Veränderungen dieser wichtigen Hormondrüsen, hatte die Wissenschaft bereits ein recht gutes Bild. Doch eine Übersicht über die einzelnen Zellen gab es bislang noch nicht. Somit waren die komplizierten molekularen Mechanismen, die der Selbsterneuerung der Nebenniere bei Erwachsenen zugrunde liegen, bisher kaum geklärt. Durch die Kombination von Einzelzelltechnologien, dem sogenannten Single Cell RNA Sequencing, und Transkriptom-Analysen, der Analyse aller zu einem Zeitpunkt in einer Zelle transkribierten Gene, hat Barbara Altieri vom UKW gemeinsam mit Alim Kerim Secener vom Max Delbrück Center for Molecular Medicine in Berlin, nun den weltweit ersten umfassenden Zellatlas der gesunden Nebenniere erstellt. Dabei haben sie unter anderem zwei neue bislang unbekannte Zelltypen identifiziert. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) hat ihnen dafür auf der diesjährigen Jahrestagung den traditionsreichen und mit 12.000 Euro dotierten Schoeller-Junkmann-Preis verliehen. Molekulare Heterogenität der gutartigen Nebennierenrindenkarzinome Ein weiteres Projekt folgte: Der Zellatlas ermöglicht nicht nur ein besseres Verständnis der Selbsterneuerung der Nebenniere - die Nebenniere muss sich permanent selbst erneuern um die wichtigen Steroidhormone zu produzieren wie etwa das Stresshormon Cortisol, das Geschlechtshormon Androstendion oder Aldosteron, welches den Salz- und Wasserhaushalt reguliert. Der Zellatlas gibt auch Einblicke in die molekularen Mechanismen, die der Tumor­entstehung in der Nebennierenrinde zugrunde liegen und hilft bei der Charakterisierung der Tumorzellen. Barbara Altieri hat das Transkriptionsprofil von gesunden Nebennieren mit denen von Nebennieren mit gutartigen Tumoren verglichen. „Der Vergleich hat eine deutlich größere Heterogenität dieser Tumorentität offenbart, als man bisher angenommen hatte. Es haben sich verschiedene spezifische Zellpopulationen gezeigt, die je nach Hormonproduktion und Mutationsstatus des Tumors unterschiedlich verteilt sind“, schildert die 37-jährige Medizinerin ihre Entdeckung. „Das bedeutet, dass uns nun weitere Charakteristika zur Verfügung stehen, um das Risiko einer Tumorerkrankung besser einzuschätzen, gegebenenfalls engmaschiger zu kontrollieren und gezielter behandeln zu können.“ Auszeichnungen durch die European Society of Endocrinology Eine ausgezeichnete Entdeckung befand die European Society of Endocrinology (ESE) und verlieh Barbara Altieri für ihre neuen Ende Mai auf dem European Congress of Endocrinology in Mailand (Italien) den Young Investigator Award. Zeitgleich wurde die gebürtige Italienerin und Wahl-Würzburgerin ins ESE Young Endocrinologists & Scientists (EYES) Committee gewählt.