Ein passionierter Pädiater

Ende April verabschiedete sich Prof. Dr. Christian Speer als Direktor der Kinderklinik.

Ein passionierter Pädiater

Ende April verabschiedete sich Prof. Dr. Christian Speer als Direktor des Kinderklinik

Einmal in einem Krankenhaus zu arbeiten, gar eine Klinik zu leiten, dieser Gedanke war ihm als Jugendlicher völlig fern. „Ich träumte davon, Jura zu studieren und in den diplomatischen Dienst zu treten“, verrät Prof. Dr. Christan Speer. Dass alles anders kam, hat der Professor für Pädiatrie seinem langjährigen Mathelehrer zu verdanken. „Was?“, rief der aus: „Diplomatischer Dienst?“ Entsetzt schüttelte er den Kopf. Und schob dem Jugendlichen mitten im schriftlichen Mathe-Abitur einen Zettel zu. Darauf stand: „Arzt.“

Dem Teenager fiel es leicht, Ja zum Rat seines Lehrers zu sagen, denn er vertraute ihm als seinem langjährigen Begleiter. Gleich nach dem Abi fand Speer in Göttingen einen Medizin-Studienplatz. Nach der Promotion begann er seine Fach­arzt­ausbildung an der Göttinger Uni-Kinderklinik. Vor seiner Habilitation 1986 verbrachte Speer zwei Forschungsjahre in den USA am National Jewish Hospital and Research Center. 1994 wurde er zum Direktor der Abteilung Neonatologie der Universität Tübingen berufen, 1999 übernahm der heute 67-Jährige den Lehrstuhl für Kinder­heilkunde an der Uni Würzburg sowie die Leitung der Uni-Kinderklinik.

Die Devise „Das Beste für den Patienten!“ war für Speer nie nur ein Lippen­bekenntnis. Während der letzten 21 Jahre tat er alles dafür, damit „seine“ Patienten auf höchstem Niveau behandelt wurden. Ein besonderes Anliegen sind ihm Früh­geborene. Dass sich Speer hierauf spezialisierte, hat er einer wegweisenden Begegnung zu verdanken: „Ich traf 1986 Bengt Robertson.“ Der 2008 verstorbene schwedische Wissen­schaft­ler galt zu seiner Zeit als Koryphäe auf dem Gebiet der Neonatologie. Christian Speer trat in seine Fuß­stapfen und zählt heute zu den weltweit anerkannten Spezialisten auf dem Gebiet der Früh- und Neu­­geborenen­medizin.

Stets überlegte Speer, inwieweit sich die Situation seiner Klinik verbessern lassen könnte. Neben seiner Tätigkeit als Mediziner, Forscher und Dozent pflegte er intensive Kontakte zu Sponsoren. Dadurch gelang es vielfach, Projekte anzuschieben, die später als unverzichtbares Angebot implementiert und öffentlich finanziert wurden, so die Errichtung des Stammzell-Transplantationszentrums des Universitäts­klinikums. Auf die Frage, wie man das alles schafft, lächelt der Mediziner: „Das ist nur möglich mit einem guten Zeitmanagement und hervorragenden Mitarbeitern“, sowie mit Engagement weit über das normale Maß hinaus: „Ich hatte fast immer eine Sieben-­Tage-­Woche.“

Auch wenn er künftig die Kinderklinik nicht mehr managen wird, bleibt Speer der Medizin treu: „Ich werde als Seniorprofessor weiterarbeiten.“ Alles andere wäre auch unvorstellbar. Denn für Speer ist die Pädiatrie seine größte Passion.

Text: Pat Christ, Foto: Daniel Peter

Prof. Dr. Christan Speer

Drei Fragen an Christian Speer

Was war der häufigste Vorname der Kinder, die Sie behandelt haben? Das ist schwierig … aber ich denke, „Ben“ kam häufig vor.

Welcher Mediziner beeindruckt Sie am meisten? Einer der imponierendsten Mediziner ist mein akademischer Lehrer Richard B. Johnston vom National Jewish Hospital and Research Center, Denver

Worauf freut sich Ihre Frau, wenn Sie nun zu Hause sind? Nachdem ich in den letzten Jahren beruflich viel alleine gereist bin, freut sie sich darauf, dass wir endlich Zeit für gemeinsame Kulturreisen haben.