Krebs heilen mit Strahlen

Die Strahlentherapie gehört zu den wichtigsten und erfolgreichsten Heilverfahren in der Krebsmedizin.

Krebs heilen mit Strahlen

Die Strahlentherapie gehört zu den wichtigsten und erfolgreichsten Heilverfahren in der Krebsmedizin.

1895 entdeckte Wilhelm Conrad Röntgen in Würzburg die nach ihm benannten Strahlen - heute hat das hiesige Uniklinikum eine der größten Strahlenkliniken in Bayern. In der Zwischenzeit hat sich die Strahlentherapie sehr weit entwickelt. Zwar war die medizinische Bedeutung der Röntgenstrahlen nicht nur für die Diagnostik, sondern auch für die Therapie schon kurz nach der Jahrhundertwende klar. Doch es sollten noch viele Jahrzehnte vergehen, bis die Strahlen hochpräzise und fein dosiert in der Krebstherapie eingesetzt werden konnten.

Prof. Dr. Michael Flentje

Von der Hautklinik und der Frauenklinik zur Strahlenklinik Anfangs war die Strahlentherapie ein recht „grobes“ Verfahren, das nur die Behandlung von Tumoren erlaubte, die sehr oberflächlich oder im Bereich zugänglicher Körperhöhlen lagen, wie der Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie, Prof. Dr. Michael Flentje, erklärt. „Deshalb entwickelten sich die ersten Strahlenabteilungen innerhalb entsprechender Fachdisziplinen und als Teile bestehender Kliniken, wie hier in Würzburg in der Hautklinik und der Frauenklinik.“ Später, 1978, entstand ein dritter Strahlentherapiestandort in der bereits bestehenden Kopfklinik, genauer in der Hals-Nasen-Ohrenklinik. Mit der zunehmenden Spezialisierung wurde 1994 die Strahlenabteilung in der Frauenklinik und der Kopfklinik zusammengefasst, 2004 ein weiterer Therapiestandort im Zentrum für Operative Medizin (ZOM) geschaffen und die neu errichtete Palliativmedizin 2009 der Strahlenklinik zugeordnet. „Heute ist die Strahlentherapie ein hoch spezialisiertes Kernfach in der Krebsbehandlung“, wie Prof. Flentje betont, der die Entwicklung der Strahlentherapie am UKW seit 1994 verantwortlich gestaltet. Künftig werden die heute verstreuten Standorte zusammengeführt und finden in der neuen Strahlenklinik hinter der Frauenklinik einen Ort, der klinische Aufgaben, Seminarräume, Lehre und Forschung in einem Schnittpunkt bündelt. Personell und organisatorisch auf dem neuesten Stand Als eine der größten Strahlenkliniken in Bayern kann die Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie auf eine hervorragende Ausstattung und Ausstrahlung verweisen: Insgesamt drei Lehrstuhlinhaber und fünf Chefärzte sind aus ihr in den letzten Jahren hervorgegangen. Eine große Anzahl von Ärzten, Medizinphysikern, Radiologieassistenten und Krankenschwestern/Pflegern kümmert sich um die Patienten. Dazu ist der Bereich auch organisatorisch sehr gut aufgestellt, was ebenfalls den Patienten zugute kommt: So kommen im so genannten Tumorboard Ärzte aus verschiedenen Disziplinen zusammen und beraten über die jeweils am besten geeignete Therapie für ihre Patienten. Und das Comprehensive Cancer Center Mainfranken (CCC MF) koordiniert als zentrale Einrichtung Diagnostik und Therapie der Krebspatienten. Das bedeutet, dass durch diese Form der effektiven Zusammenarbeit aller beteiligten Stellen sich die Prognosen für Tumorpatienten in den letzten Jahren deutlich verbessert haben. Zusätzlich sorgen große Forschungslabore mit intensiver Grundlagenforschung für stetig neue Erkenntnisse in Zell- und Molekularbiologie.

Technische Ausstattung vom Feinsten Bei der Strahlentherapie nutzen die Ärzte die unterschiedlichen Eigenschaften von Tumoren und gesundem Gewebe. Während Tumoren mit ihrem schnelleren Wachstum anfälliger für ionisierende Strahlung sind, verfügt gesundes Gewebe über Reparaturmechanismen. Unter diesen Voraussetzungen und mit dem Einsatz zahlreicher High-End-Geräte lässt sich ein Tumor gezielt angreifen. So lassen sich Tumoren beispielsweise von außen, aber auch von innen her bestrahlen – so kann man Krebs sehr gezielt bekämpfen. Mit dieser technischen Ausstattung nimmt die Strahlentherapie am UKW einen Spitzenplatz in Bayern ein. So zählt Würzburg, was die Entwicklung neuer Bestrahlungstechniken betrifft, zu den Pionieren bei der Magnetresonanztomografie und bei der stereotaktischen Bestrahlung von Tumoren. Diese erlauben eine exakte „Beschießung“ des bösartigen Gewebes mit einer Genauigkeit von 0,5 bis 1,5 Millimeter bei gleichzeitig variabler Dosierung der Strahlungsstärke. Damit lassen sich Tumoren viel gezielter auch mit stärkeren Strahlen angreifen, während gesundes Gewebe weitgehend verschont bleibt. Zum Beispiel ermöglicht eine spezielle 4-D-Technik, Tumoren in Abhängigkeit von der Atmung zu bestrahlen, was die Genauigkeit nochmals erhöht.

Text: Dr. Bernhard Rauh, Fotos: Getty Images, Daniel Peter