„Eltern sind nie nur Besucher“

Seit Mai wird die Kinderklinik von Prof. Dr. Christoph Härtel geleitet.

„Eltern sind nie nur Besucher“

Seit Mai wird die Kinderklinik von Prof. Dr. Christoph Härtel geleitet.

Christoph Härtel liebt seinen Beruf. Es erfüllt ihn, kranken Kindern und dadurch der ganzen Familie zu helfen. Dass er Arzt werden würde, hätte der neue Leiter der Uni-Kinderklinik, als er selbst noch ein Kind war, allerdings nie gedacht: „Ich wollte Journalistik studieren.“ Ein Praktikum, das er mit 16 Jahren in der kinderorthopädischen Abteilung eines Rostocker Krankenhauses ableistete, brachte ihn zu seinem Traumberuf.

„Eine Geburt ist ein absolut einmaliger Moment.“

Härtel kümmerte sich damals um Gleichaltrige mit Körperbehinderung. Das machte ihm so großen Spaß, dass er seinen Wunsch, Journalist zu werden, begrub. In Rostock, Cincinnati und Lübeck studierte der heute 46-Jährige Medizin. An der Lübecker Uniklinik für Kinder- und Jugendmedizin, wo Härtel bis Ende April als Geschäftsführender Oberarzt fungierte, mauserte er sich zum Facharzt. Die Palette der Themen, mit der sich der Pädiatrie-Professor schwerpunktmäßig beschäftigt, ist groß. Sie reicht von der Kinderonkologie über die pädiatrische Infektiologie bis hin zur Neonatologie.

Mithelfen zu dürfen, ein Frühchen von der Geburt an zu begleiten, ist für Härtel jedes Mal äußerst berührend: „Eine Geburt ist ein absolut einmaliger Moment.“ Die sehr besonderen Begegnungen mit jenen Familien, deren Kind zu früh geboren wurde, bewegten Härtel dazu, die Neonatologie als speziellen Schwerpunkt zu wählen. Um seine in Deutschland erworbenen Kenntnisse über die Frühgeborenen-Medizin zu vertiefen, ging er 2007 für zwei Jahre ans Children´s Hospital Westmead im australischen Sydney.

Dass das heiß ersehnte Kind viel zu früh auf die Welt kam und nun, verkabelt, auf der Intensivstation heranreifen muss, das, sagt Härtel, ist für Eltern nicht leicht zu verkraften. Oft kommen Schuldgefühle auf. Für den Kinderarzt ist es deshalb wichtig, nicht nur dem Frühchen medizinisch optimal zu helfen: Er möchte auch die Eltern bestmöglich unterstützen. In Lübeck gab es darum eigene Schulungen für Eltern von Frühgeborenen. Die würde Härtel gerne in Würzburg implementieren. Grundsätzlich, sagt er, sind Eltern von Frühchen nie nur Besucher der Klinik: „Sie sind ein wichtiger Teil des Versorgungssystems.“

Der Job eines Klinikdirektors lässt nur wenig Zeit für Dinge, die man rein aus Neigung tut. Die rare Freizeit, die neben der Arbeit bleibt, will Härtel in erster Linie seiner Familie widmen: Mit ihm nach Würzburg kommen seine Frau und seine drei Kinder im Alter von 5 bis 17 Jahren. Um sich zu regenerieren, geht der gebürtige Mecklenburger gern in die Natur. Außerdem liebt er Musik. Was an seiner Frau liegt. Die ist Musikpädagogin.

Text: Pat Christ, Foto: Daniel Peter

Prof. Dr. Christoph Härtel

Drei Fragen an Christoph Härtel

Wie gewöhnungsbedürftig sind für einen Norddeutschen die Franken? Also, ich finde die Franken nicht gewöhnungsbedürftig, ich habe sie bisher als sehr offen und kommunikativ erlebt.

Was werden Sie an Lübeck vermissen? Die Ostsee.

Was fiel Ihnen sofort zum Stichwort „Würzburg“ ein? Der Main, die Weinberge und die ideale Lage als ICE-Standort.