COVID KIDS BAVARIA

Infektio­sität von Kindern testen

Eine bayernweite Langzeitstudie begleitet die Öffnung von Kinderkrippen, Kindergärten und Grundschulen nach dem Corona-Lockdown wissenschaftlich. Diese Studie läuft parallel zur Wü-KiTa-CoV-Studie, an der die Uni-Kinderklinik ebenfalls beteiligt ist.

COVID KIDS BAVARIA

Infektiosität von Kindern testen

Eine bayernweite Langzeitstudie begleitet die Öffnung von Kinderkrippen, Kindergärten und Grundschulen nach dem Corona-Lockdown wissenschaftlich. Diese Studie läuft parallel zur Wü-KiTa-CoV-Studie, an der die Uni-Kinderklinik ebenfalls beteiligt ist.

In der Corona-Pandemie nimmt die Öffentlichkeit Kinder als häufige Virusträger wahr, wofür es bislang keinen wissenschaftlichen Beweis gibt“, sagt Prof. Christoph Härtel, Direktor der Universitätskinderklinik. „Gleichermaßen unerforscht sind die Folgen, welche die Schließung von Betreuungseinrichtungen, Spielplätzen und Sportstätten auf eine gesunde körperliche, psychische und soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen hat.“ 150 Einrichtungen machen mit Um hier Erkenntnisse zu gewinnen, testen sechs bayerische Universitätskinderkliniken – auch Würzburg – seit September an rund 150 per Zufallsprinzip ausgewählten Kinderkrippen, Kindergärten und Grundschulen, wie viele Kinder und Betreuungskräfte infiziert sind und ob sie Symptome aufweisen. „In Würzburg und der Region testen wir in drei Einrichtungen“, erläutert Prof. Härtel. An der Studie Covid Kids Bavaria nehmen andere Einrichtungen teil als an der Wü-KiTa-CoV-Studie.

Professor Christoph Härtel

Rachenabstriche bei Kindern und Betreuern Ein Team der Würzburger Universitäts-Kinderklinik unter der Leitung des Kinderarztes und Infektiologen Prof. Dr. Johannes Liese führt bei den Kindern und ihren Betreuern Rachenabstriche zu drei Zeitpunkten jeweils drei Wochen nach den Sommer-, Herbst. und Weihnachtsferien durch. Zu jedem der drei Zeitpunkte werden pro Einrichtungen bis zu 30 Kinder und 10 Betreuungspersonen abgestrichen. „Das Logo der Studie zeigt einen bayerischen Löwen. Den ‚Mund so weit wie ein Löwe zu öffnen‘ hat wunderbar geklappt, um die Kinder zu einem Rachenabstrich zu motivieren. Die Rückmeldungen von Kindern, Eltern und Betreuern waren sehr positiv“, freut sich Prof. Liese.

Neben der Testung sollen standardisierte psychosoziale Fragebögen (KiddyKINDL) klären, ob und wie die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Kinder durch die Bedingungen der Corona-Pandemie beeinträchtigt ist. „In der Gesamtschau soll die Studie auch einen wissenschaftlichen Beitrag dafür liefern, ob so einschneidende Maßnahmen wie die Schließung von Kinderbetreuungseinrichtungen für die Kontrolle der Pandemie in Deutschland erforderlich sind – oder nicht“, kündigt Prof. Liese an.

Das Ende der Studie ist für Februar 2021 vorgesehen. Die Datenauswertung soll voraussichtlich im Frühjahr 2021 abgeschlossen werden. Der Freistaat Bayern finanziert die Kosten des Projekts mit einer Million Euro.

CORONA KITA-STUDIE

Ein erster großer Erfolg

Bis Januar werden rund 6000 Corona-Tests in verschiedenen KiTas durchgeführt. Die Studienergebnisse sollen zeigen, wie dort ein Auftreten des neuen Coronavirus rasch erkannt und seine Ausbreitung verhindert werden kann.

Leiter der Wü-KiTa-CoV-Studie sind der Mikrobiologe Prof. Oliver Kurzai der Universität Würzburg und der Leiter der pädiatrischen Infektiologie der Universitätskinderklinik, Prof. Johannes Liese. „Wir möchten herausfinden, wie wir während der Pandemie eine kontinuierliche und sichere Betreuung in Kindergärten ermöglichen können. Dazu testen wir jetzt verschiedene Untersuchungsroutinen“, so Prof. Liese. Wenn ein Coronafall in einer Kita auftritt, solle möglichst nur eine Gruppe in Quarantäne geschickt und nicht die ganze Einrichtung geschlossen werden. Ein wichtiger Faktor der Studie seien auch Befragungen, die über die Belastung von Kindern, Familien und dem betreuenden Personal durch die Pandemie und die Akzeptanz der geplanten Untersuchungen Auskunft geben sollen.

An der gemeinsamen Initiative der Stadt, der Universität und des UKW nehmen neun der etwa 80 in Würzburg vorhandenen Kinderbetreuungseinrichtungen mit rund 600 Kindern im Kindergartenalter sowie deren Betreuerinnen und Betreuer teil. Drei Untersuchungsgruppen Zu Beginn und am Ende des Monitorings wird bei allen per Fingerpieks Blut für den Antikörpertest entnommen. Der gibt Auskunft, ob das Kind mit dem Coronavirus infiziert war. Über einen Zeitraum von zwölf Wochen sind die Kinder in drei verschiedene Untersuchungsgruppen aufgeteilt: In vier KiTas werden alle teilnehmenden Kinder und Betreuer unabhängig von Zeichen einer Infektion untersucht. In zwei davon per Nasenabstrich 1x oder 2x pro Woche, in zwei weiteren Kitas per Mundspülwasserprobe 2x pro Woche. In fünf weiteren KiTas werden Kinder, Betreuer und deren Haushaltsangehörige mit Covid-Symptomen mittels Abstrich untersucht. „Dafür, dass es nicht immer angenehm ist, sind wir mit der Teilnehmerzahl sehr zufrieden. Insgesamt nehmen etwa 60 Prozent aller Kinder und Betreuerinnen aus diesen neun KiTas an der Studie teil – die hohe Teilnehmerrate ist ein erster großer Erfolg“, freut sich Kinder- und Jugendarzt Johannes Liese. Viele Partner unterstützen Prof. Kurzai: „Wenn die Ergebnisse der Studie im Frühsommer 2021 vorliegen, können wir konkrete Aussagen zur Akzeptanz, zur Wirksamkeit und praktischen Durchführbarkeit der verschiedenen Konzepte treffen. Außerdem wird es möglich sein, konkrete Kosten zu berechnen.“ An der Studie beteiligt sind u. a. die Virologie, die Kinder- und Jugendpsychiatrie die Klinische Epidemiologie und die Allgemeinmedizin der Uniklinik. Die Stadt unterstützt die Studie aktiv: z. B. mit Fahrzeugen für die Studienteams, Mitwirkung bei der Auswahl der Einrichtungen und durch vorbereitende Gespräche mit den Trägern der Einrichtungen.

Finanziert wird die Studie mit 1,2 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Forschungsnetzwerks InfectControl.

Texte: Uniklinik, Anke Faust, Fotos: Getty Images, Daniel Peter