Mit konzentrierter Energie gegen einen unsichtbaren Feind

Gemeinsam erforschen Universitätskliniken bundesweit das Corona-virus und seine Auswirkungen – auch das Universitätsklinikum Würzburg arbeitet in elf thematisch ausgerichteten Verbünden.

Mit konzen­trier­ter Energie gegen einen unsicht­baren Feind

Gemeinsam erforschen Universitätskliniken bundesweit das Corona-virus und seine Auswirkungen – auch das Universitätsklinikum Würzburg arbeitet in elf thematisch ausgerichteten Verbünden.

Prof. Georg Ertl

Die Corona-Pandemie hat uns mit voller Wucht erfasst und zeigt Auswirkungen in alle gesellschaftlichen Bereiche hinein. So steht die gesamte Wirtschaft unter einer harten Prüfung und viele Unternehmen haben mit den Folgen zu kämpfen, die das Virus mit sich bringt. Eine besondere Belastung erfährt das Gesundheitssystem, und wir werden erstmals mit den Grenzen einer allumfassenden und scheinbar absolut sicheren Versorgung für alle zu jeder Zeit konfrontiert. Prävention, Behandlung, der Umgang mit der Krankheit COVID-19 und nicht zuletzt die Suche nach Impfstoffen gegen das Coronavirus stellen die Gesundheitssysteme vor große Herausforderungen. Um Forschungsprojekte zu bündeln, Fachleute zu vernetzen und Reibungsverluste zu verhindern, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung das „Netzwerk Universitätsmedizin“ ins Leben gerufen und fördert es mit 150 Millionen Euro. Alle deutschen Standorte der Universitätsmedizin sind vertreten, die Gesamtkoordination liegt bei der Berliner Charité.

Prof. Matthias Frosch

Koordination am UKW In Würzburg haben hierzu das Universitätsklinikum und die Medizinische Fakultät der Universität unter der Leitung des Ärztlichen Direktors Prof. Georg Ertl und des Dekans Prof. Matthias Frosch eine gemeinsame Task Force eingerichtet, um Kompetenzen vor Ort zu bündeln und schnell reagieren zu können. „Die Task Force kann auf die langjährige Erfahrung und internationale Reputation des Forschungsstandorts Würzburg bei klinischen Studien und Registern zurückgreifen“, so der Koordinator der Würzburger Task Force, Prof. Peter Heuschmann, Direktor des Instituts für Klinische Epidemiologie und Biometrie. „Nahezu alle infektiologischen und klinischen Forschungsbereiche des Standorts Würzburg sind mit ihren Erfahrungen in der Forschung einbezogen“, ergänzt Prof. Frosch. An insgesamt elf der dreizehn bundesweit gebildeten Verbünde ist die Würzburger Universitätsmedizin beteiligt.

Prof. Peter Heuschmann

Verbünde – wer sind sie und was tun sie? Mehrere hiesige Kliniken und Institute arbeiten in den thematisch organisierten Verbünden und decken damit ein breites Spektrum an medizinischer Forschung und Anwendung ab. Die Fördersumme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für Würzburg beläuft sich auf über 4,3 Millionen Euro. Die Uniklinik verspricht sich davon weitere, wichtige Erkenntnisse auf dem Weg zur Erforschung des Virus und Antworten auf viele noch offene Fragen, wie Prof. Ertl betont: „Gerade die wieder gestiegenen Corona-Infektionszahlen ohne entsprechende COVID-19-Erkrankungen machen den Forschungsbedarf deutlich: Wer infiziert sich? Wer wird krank? Wer hat einen schweren Krankheitsverlauf? Was sind die Risikofaktoren für einen solchen schweren Verlauf?“ Fragen, die verdeutlichen, dass man es mit dem Coronavirus mit einem noch nahezu unbekannten Feind zu tun hat, den man wie durch eine Nebelwand hindurch bekämpfen muss und dem man am besten gemeinsam, vernetzt begegnet.

Prof. Birgitt van Oorschot

PallPan – Nationale Strategie für Palliativversorgung in Pandemiezeiten Einer der elf Verbünde befasst sich mit der Palliativversorgung in Pandemiezeiten, kurz: PallPan. Gerade die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig die Betreuung schwerkranker, sterbender Erwachsener und deren Angehörige ist. „Es gibt Hinweise, dass eine umfassende medizinische, pflegerische, psychosoziale und spirituelle Betreuung und Begleitung nicht möglich war – sowohl für die Sterbenden als auch für die Nahestehenden, die Abschied nehmen wollten“, betont Projektleiterin Prof. Birgitt van Oorschot vom Interdisziplinären Zentrum Palliativmedizin der Uniklinik. PallPan widmet sich diesen Problemstellungen und hat zum hauptsächlichen Ziel, eine nationale Strategie für die Betreuung zu entwickeln. „Zunächst aber werden Erfahrungen, Herausforderungen und Lösungsansätze in Bezug auf die Betreuung von Palliativpatienten und ihren Angehörigen beschrieben und analysiert. Hierzu ist eine bundesweite Onlinebefragung von Krankenhausmitarbeitern unter der Federführung des Palliativzentrums der Uniklinik Würzburg geplant.“

PallPan ist einer von vielen wichtigen Bausteinen, die dazu beitragen sollen, die Corona-Pandemie durch optimale Abstimmung und Zusammenarbeit vieler medizinischer Einrichtungen schneller und effektiver zu bekämpfen.

Text: Dr. Bernhard Rauh, Fotos: Getty Images, Silvia Gralla, Johannes Kiefer, Uniklinik