STUDIE

Blutungen verhindern –

und zwar ohne erhöhtes Throm­bose­risiko

Eine Studie der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Patrick Meybohm vom Uniklinikum Würzburg belegt, dass die prophylaktische Gabe von Tranexamsäure das Risiko einer Thrombose oder einer Embolie nicht erhöht. Eine gute Nachricht unter anderem für alle, die unnötige Bluttransfusionen vermeiden wollen.

Tranexamsäure (TXA) ist ein hoch­potentes Antifibrinolytikum, also ein Medikament, das die Auflösung von Blutgerinnseln (Thromben) verhindert. Diese Wirkweise macht sich die Medizin seit vielen Jahrzehnten zunutze – vor allem dann, wenn die Gerinnung dabei helfen soll, schwere Blutungen zu stoppen.

Neuerdings tritt TXA durch das „Patient Blood Management“ verstärkt in den Fokus der Mediziner*innen. „Dieses Konzept zielt unter anderem darauf ab, bei Operationen die Blutverluste und den Einsatz von Blutkonserven möglichst zu reduzieren“, schildert Prof. Dr. Patrick Meybohm. Der Leiter der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, ­Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Uniklinikum Würzburg fährt fort: „Ein Ansatz dabei ist, bei Standardeingriffen, wie Knie- oder Wirbelsäulenoperationen, vorbeugend TXA intravenös zu verabreichen und damit die Blutverluste deutlich zu minimieren.“

Basis: Über 200 Studien mit Daten von 125.000 Patienten Die Erweiterung der Indikationen ruft jedoch auch Besorgnis hervor: Kann die prophylaktische Anwendung nicht auch zu einem vermehrten Auftreten von Thrombosen oder Embolien führen? Um hier Klarheit zu schaffen, wertete Isabel Taeuber, Doktorandin aus der Arbeitsgruppe von Prof. Meybohm, mehr als 200 randomisierte kontrollierte Studien aus. Sie berücksichtigte dabei wissenschaftliche Arbeiten, die intravenös verabreichte Tranexamsäure mit einem Placebo oder einer Kontrolle verglichen. Dahinter stehen in Summe die Daten von über 125.000 Patienten aus verschiedenen medizinischen Fachrichtungen. Ergebnis: Vorteile überwiegen das Risiko deutlich Die im April dieses Jahres in der Fachzeitschrift JAMA Surgery veröffentlichte Übersichtsarbeit zeigt, dass unter prophylaktischer TXA-Gabe weder Thrombosen noch Embolien häufiger auftreten. Gleichzeitig konnte aber ermittelt werden, dass die allgemeine Sterblichkeitsrate – insbesondere die Sterblichkeitsrate aufgrund von Blutungen – durch Tranexamsäure signifikant gesenkt wird. „Es lässt sich festhalten, dass die Vorteile der vorbeugenden Therapie das potenzielle Thrombo­embolie-Risiko deutlich überwiegen. Damit bildet TXA einen wichtigen ­Baustein im Blutmanagement des ­Patienten. Der Wirkstoff hilft, eine ­Gerinnungsstörung zu verhindern, das Blutungsrisiko zu reduzieren und die wertvolle Ressource Blut zu schonen“, fasst Prof. Meybohm, der Letztautor der Studie, zusammen.