Therapie­chance

bei Mantelzell-Lymphom

Die internationale Phase-II-Studie ZUMA-2, an der auch das Uniklinikum Würzburg beteiligt war, zeigte, dass viele Patienten mit Mantelzell-Lymphom von einer CAR-T-Zell-Therapie in einem bislang ungekannten Maße profitieren können.

93 % der in Studie therapierten Patienten sprachen auf die Behandlung an, bei 67 % waren sogar keine Lymphomzellen mehr nachweisbar.

Das Mantelzell-Lymphom (MCL) wird bislang auf vielerlei Weise behandelt – von Chemotherapie über Strahlentherapie bis hin zur Stammzelltransplantation. „All diesen Therapien gemeinsam ist jedoch, dass sie im besten Fall einen Krankheitsrückfall hinauszögern können. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines MCL-Patienten nach dem zweiten Rückfall der Erkrankung beträgt weniger als sechs Monate“, beschreibt Prof. Dr. Hermann Einsele. Anders sieht es laut dem Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW) bei einer neuen CAR-T-Zell-Therapie aus. „Hier sind Behandlungsergebnisse möglich, bei denen auch noch nach zwei Jahren die meisten Patienten krankheitsfrei sind“, verdeutlicht der Würzburger Krebsexperte. Multizentrische Phase-II-Studie Mit dieser Aussage bezieht er sich auf die Erkenntnisse der multizentrischen Phase-II-Studie ZUMA-2. Unter US-amerikanischer Leitung waren daran 20 internationale Krebsforschungs- und -behandlungs­einrichtungen beteiligt, darunter auch das UKW, vertreten durch Prof. Dr. Max Topp, dem Leiter des klinischen CAR-T-Zellen-Programms an der Medizinischen Klinik II.

Insgesamt erhielten 68 Patienten, bei denen das MCL nach Ausschöpfung der anderen Therapieoptionen wiedergekehrt war, CAR-T-Zellen des Typs KTE-X19. Bei der CAR-T-Zelltherapie werden die zum Immunsystem gehörenden T-Zellen aus dem Blut der Patienten extrahiert und genetisch mit Chimären-Antigenrezeptor-(CAR)-Molekülen umgebaut. Diese Veränderung versetzt die T-Zellen in die Lage, Krebszellen anzugreifen, für die sie vorher biochemisch blind waren. Die umgebauten T-Zellen werden dem Patienten wieder infundiert. Sehr hohes Ansprechen auf die Therapie 93 % der in der Studie so therapierten Patienten sprachen auf die Behandlung an, wobei 67 Prozent ein vollständiges Ansprechen erzielten. Das heißt, dass bei ihnen auch mit feinsten Methoden keine Lymphomzellen mehr nachweisbar waren. Ein Jahr später war bei 57 % der Patienten das MCL nach wie vor komplett eliminiert und 76 % aller in der Studie behandelten Patienten waren noch am Leben. Hoffnung auf wirksame Waffe „Diese Ergebnisse geben Anlass zu der berechtigten Hoffnung, dass uns mit KTE-X19 eine wirksame und praktikable Waffe gegen das Mantelzell-Lymphom zur Ver­fügung steht“, sagt Prof. Topp, einer der Co-Autoren der Studie. Nicht verschwiegen werden sollte nach seinen Worten ­allerdings, dass die Anwendung dieser Waffe für die Patienten durchaus belastend ist: Zu den Nebenwirkungen zählt – neben Störungen der Blutzusammensetzung, wie Neutropenie und Thrombozytopenie – auch das Zytokinfrei­setzungssyndrom. Dieses kann mit hohem Fieber, Schüttelfrost, Bluthochdruck und Übelkeit einhergehen. Allerdings konnte das Syndrom bei allen Studienpatienten wirksam behandelt werden.

Die Ergebnisse der Studie wurden im April dieses Jahres in der US-amerikanischen Fachzeitschrift The New England Journal of Medicine veröffentlicht.