Würzburg koordiniert neues Nationales Krebszentrum

In Bayern entsteht ein neuer Standort des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen. Koordiniert wird er von Würzburg aus. Beteiligt sind außerdem Erlangen, Regensburg und Augsburg.

Prof. Dr. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg (links), und Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II des UKW und Standortkoordinator des neu eingerichteten NCT WERA in Würzburg.

Die Erforschung von Krebs vorantreiben und möglichst vielen Patient*innen Zugang zu den neuesten Behandlungsmethoden verschaffen: Auf diese Nenner lassen sich die Aufgaben des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) bringen. Zwei Standorte hat das Zentrum bereits – in Heidelberg und Dresden. Nun kommen vier neue dazu; acht hatten sich beworben. Das gab Bundesforschungsministerin Anja Karliczek Ende September dieses Jahres in Berlin bekannt. Die neu ausgewählten NCT-Standorte erhalten zunächst eine Förderung für eine einjährige Konzeptphase. In dieser Zeit können sie eine gemeinsame Strategie für den Aufbau und die Umsetzung des erweiterten NCT erarbeiten. Werden das Gesamtkonzept und die Beiträge der einzelnen Standorte dann positiv begutachtet, folgt eine dauerhafte Förderung durch Bund und Länder. Kooperation im Netzwerk WERA Einer der vier neuen NCT-Standorte liegt in Bayern. Eingerichtet wird er unter ­Federführung der Uni und des Uniklinikums Würzburg (UKW) sowie des von diesen geführten Comprehensive Cancer Centers Mainfranken – im Verbund mit den Universitäten und Universitätsklinika in Erlangen, Regensburg und Augsburg. Die Partner kooperieren im Netzwerk WERA (Würzburg, Erlangen, Regensburg, Augsburg). Nach der erfolgreichen Bewerbung um die Aufnahme in das Nationale Centrum agieren sie nun unter dem Namen NCT WERA. Für die einjährige Konzeptphase erhalten sie 300.000 Euro. „Dieser Erfolg zeigt erneut, welche überaus starke Stellung Würzburg als Medizinstandort einnimmt, insbesondere auch bei der Erforschung und Behandlung von Krebs“, freut sich Prof. Dr. Georg Ertl, der Ärztliche Direktor des Uniklinikums Würzburg. Laut Unipräsident Prof. Dr. Alfred Forchel spreche es für sich, dass Würzburg nach dem Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz, das seit dem Jahr 2010 vom Bund gefördert wird, nun auch den Zuschlag für den NCT-Standort erhielt. Der Dekan der Medizinischen Fakultät der Uni Würzburg, Prof. Dr. Matthias Frosch, sieht sich in der strategischen Entwicklung der

„Einmal mehr hat sich gezeigt, dass Würzburg zur inter­­nationalen Spitze im Bereich der Krebsforschung und Krebs­therapie gehört.“

Prof. Dr. Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät

Fakultät bestätigt: „Einmal mehr hat sich gezeigt, dass Würzburg zur internationalen Spitze im Bereich der Krebsforschung und Krebstherapie gehört – Folge einer gezielten Rekrutierung und Förderung von Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern sowie einer fokussierten und nachhaltigen Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses insbesondere in der Krebsmedizin.“ Forschungsprogramm des neuen Zentrums Koordinator des NCT WERA ist Prof. Dr. Hermann Einsele, Krebsexperte und Direktor der Medizinischen Universitätsklinik II des UKW. Er erläutert: „Unsere Arbeit zielt darauf ab, auch die Menschen in überwiegend ländlich geprägten Regionen mit innovativen Krebstherapien zu versorgen und ihnen Zugang zu Therapiestudien zu verschaffen.“ Um dieses Ziel zu erreichen, haben die WERA-Partner unter Würzburger Leitung ein umfassendes Forschungsprogramm etabliert. Es fußt auf zwei großen Linien: Zum einen auf der gesamten Bandbreite neuer Immuntherapien, bei denen speziell präparierte CAR-T-Zellen – das sind Immunzellen, die mit einem neuen Rezeptor ausgestattet sind – die Tumoren zielgerichtet attackieren. Diese Form der Behandlung wurde von Forscher*innen aus Würzburg maßgeblich mitentwickelt. Im Team der Professoren Hermann Einsele, Ralf Bargou und Michael ­Hudecek wird sie laufend weiterentwickelt. Zum anderen steht die Analyse von krebsauslösenden Proteinen im Mittelpunkt. Der kontrollierte Abbau dieser Proteine spielt im Krankheitsgeschehen eine wichtige Rolle und bietet Angriffspunkte für grundlegend neue Krebs­therapien, die im Team der Würzburger Biochemie-Professoren Martin Eilers und Elmar Wolf erforscht werden. „Eine weitere Besonderheit unseres Standortes ist die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Biobank ibdw“, sagt Prof. Einsele. In dieser Einrichtung werden Blut- und Gewebeproben von Erkrankten gesammelt und analysiert. Sie ermöglicht es, spezielle Biomarker für einzelne Krankheiten zu identi­fizieren und trägt damit ­wesentlich zur Entwicklung neuer Therapiekonzepte bei.

Bild: R. Emmerich | Universität Würzburg

Hentschel-Preis für Dr. Alexander Kollikowski

Außer dem Stiftungsgründer Günter Hentschel (rechts) gratulierte auch Prof. Dr. Karl Georg Häusler, Geschäftsführender Oberarzt der Neurologischen Klinik und Poliklinik des UKW, dem Hentschel-Preisträger 2020, Dr. Alexander Kollikowski (links), zur Auszeichnung.

Im Rahmen des virtuellen 5. Würzburger Schlaganfallsymposiums der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Uni­klinikums Würzburg (UKW) wurde am 29. Oktober der Hentschel-­Preis 2020 verliehen. Mit dem seit dem Jahr 2011 jährlich vergebenen Preis ehrt die Stiftung „Kampf dem Schlaganfall“ Arbeiten aus Forschung, Prävention, ­Diagnostik und Therapie des Schlaganfalls. In diesem Jahr überreichte Dipl.-Ing. Günter Hentschel, der Gründer der Stiftung, den bundesweit ausgeschriebenen und mit 5.000 Euro dotierten Preis an Dr. Alexander Kollikowski vom Institut für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie des UKW für seine Arbeit „Lokale Leukozyten-Invasion während des humanen hyperakuten ischämischen Schlaganfalls“, die im Fachblatt Annals of Neurology publiziert wurde. Zudem erhielt am Welt-Schlaganfalltag auch Dr. Abass Eidizadeh vom Universitätsklinikum Göttingen den mit 2.500 Euro dotierten Nachwuchs-Preis der Stiftung für seine Doktorarbeit zum Thema „Beurteilung des therapeutischen Potenzials von intraperitoneal injiziertem Metallothionein-II im Ischämischen Schlaganfallmodell der Maus“. Um auch in Zukunft Projekte zum Thema Schlaganfall unterstützen zu können, freut sich die Hentschel-Stiftung über Spenden auf das Konto: Kampf dem Schlaganfall, HypoVereinsbank Würzburg BIC: HYVEDEMM455 / IBAN: DE45790200760347390402