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Vom Schwimmer im Strömungskanal

Die Universitätsmedizin Würzburg und ihr Spin-Off CatalYm zeigen in der Fachzeitschrift Nature Communications erstmals die Wirkung des Zytokins GDF-15 auf die LFA-1/Zelladhäsionsachse bei Tumor-assoziierten T Zellen. Eine erhöhte GDF-15-Expression beeinträchtigt die Immunantwort auf den Tumor und verhindert den Erfolg einer Immuntherapie.

Prof. Dr. Jörg Wischhusen und Dr. Markus Haake im Porträt
Jörg Wischhusen (links), Professor für Experimentelle Tumorimmunologie an der Universität Würzburg, und Markus Haake, Vice President Pharmacology bei CatalYm, forschen schon seit vielen Jahren am Wachstumsdifferenzierungsfaktor GDF-15. Wie GDF-15 die Immuntherapie bei soliden Tumoren beeinflussen kann, haben sie jetzt im Journal Nature Communications publiziert. © Dominik Gierke / CatalYm

Unser Immunsystem schützt uns vor körperfremden Eindringlingen oder krankhaft veränderten Zellen. Die Evolution hat jedoch Toleranzmechanismen entwickelt, die das Immunsystem zum Stillhalten bewegen. Ohne solche Toleranzsignale würde ein Embryo, der ja zur Hälfte väterliche Gene hat, vom mütterlichen Immunsystem abgestoßen werden. Aus eben diesem Grund ist die tumorimmunologische Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Jörg Wischhusen in der Frauenklinik am Universitätsklinikum Würzburg angesiedelt. „Wir lernen von der feto-maternalen Toleranz“, erklärt Wischhusen. „Das heißt: Wir suchen nach Toleranzmechanismen, die den Fötus schützen und die sich Tumore zu eigen machen, um sich den gleichen Schutz zu verschaffen wie der Embryo.“

GDF-15 kann als Biomarker Versagen einer Immuntherapie vorhersagen

Schon vor vielen Jahren hat der Biochemiker mit seinem Team den Wachstumsdifferenzierungsfaktor GDF-15 (Growth/Differentiation Factor 15) als wichtige Zielstruktur identifiziert. Das Protein GDF-15 führt dazu, dass Immunzellen gar nicht erst zum Fötus gelangen, sondern einfach im Blutstrom am neuen, väterliche Antigene exprimierenden Gewebe vorbeischwimmen. Ein niedriger GDF-15-Spiegel bedeutet für Schwangere ein erhöhtes Risiko, dass ihr Immunsystem den Fötus abstößt. In der Krebstherapie wiederum geht ein erhöhter GDF-15 Spiegel mit einer schlechteren Prognose einher. In einer Studie im Wissenschaftsjournal Nature Communications konnte die Würzburger Arbeitsgruppe gemeinsam mit CatalYm, einer inzwischen in München beheimateten Ausgründung der Julius-Maximilians-Universität, zeigen, dass GDF-15 ein zentraler Faktor der Resistenz gegen Immuntherapien bei verschiedenen soliden Tumoren ist. Die Studie schlägt dabei den Bogen von molekularen Mechanismen über zelluläre Modelle und Mausmodelle bis hin zu Beobachtungen am Menschen. Untersucht wurden Melanome (Hauttumore) und Kopf-Hals-Tumore sowie im Tiermodell Kolon- und Pankreaskarzinome (Dickdarm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs).

Hoher GDF-15 Spiegel bedeutet schlechte Prognose bei aktuellen Immuntherapien

Wie stark GDF-15 den Erfolg einer Immuntherapie beeinflusst zeigen Blutproben, die Melanom-Patientinnen und Patienten abgenommen wurden, bevor sie eine Immuntherapie mit anti-PD-1-Antikörpern erhielten. PD-1 steht für Programmed Cell Death 1 und ist der Rezeptor für den von vielen Tumoren exprimierten Liganden PD-L1, der T Zellen regelrecht entwaffnet. PD-1-Antikörper, die aus der heutigen Krebstherapie nicht mehr wegzudenken sind, unterbrechen dieses inhibitorische Signal, sodass die T Zellen wieder ihrer eigentlichen Arbeit nachkommen und den Tumor bekämpfen können. Immuntherapien mit diesen so genannten Checkpoint-Inhibitoren bieten vielen Krebspatientinnen und -patienten realistische Heilungschancen. Die Ansprechraten liegen aber bei den meisten Tumorarten im unteren zweistelligen Prozentbereich.

„Diejenigen Melanompatientinnen und -patienten, die eine niedrige GDF-15-Konzentration im Serum aufwiesen, hatten sehr gute Überlebenschancen, wohingegen diejenigen mit einem hohen GDF-15-Wert nicht auf die Immuntherapie angesprochen haben“, schildert Jörg Wischhusen anhand einer Kaplan-Meier-Kurve. „Dass Überlebenskurven basierend auf einem einzigen Marker so weit auseinandergehen ist einer der stärksten Effekte, die bislang beschrieben wurden.“

GDF-15 blockiert die Rekrutierung von LFA-1-abhängigen T-Zellen

Doch warum ist das so? Wie kann GDF-15 die Immunzellen so wirksam hemmen? Hier kommt das Integrin LFA-1 (leukozytenfunktionsassoziiertes Antigen 1) ins Spiel. Seine Bindung an das Adhäsions-Molekül ICAM-1 sorgt für eine entscheidende Zell-Zell-Interaktion, damit aktivierte Immunzellen an ihren Bestimmungsort gelangen. Wischhusen vergleicht die Immunzelle mit einem Schwimmer im Strömungskanal. Nachdem sie im Lymphknoten aktiviert wurde macht sie sich in der Blutbahn auf den Weg zum Tumor, schafft es aber nicht, sich mit ihren Armen, den Integrinen, an den Griffen im Strömungskanal festzuhalten, sich herauszuziehen und zum Tumor ins Gewebe zu gelangen, um diesen zu bekämpfen. Denn GDF15 verhindert die Aktivierung der Zelladhäsionsachse LFA-1/ICAM-1, es schwächt gewissermaßen die Schultermuskulatur des Greifarms der Immunzelle.

Neutralisierung von GDF-15 verbessert Immunantwort

„Tatsächlich ist dies die erste Studie weltweit, die eine Verbindung zwischen GDF-15 und der LFA-1/ICAM-1 Zelladhäsionsachse auf T-Zellen zeigt“, berichtet Dr. Markus Haake, Vice President Pharmcology der CatalYm GmbH und Erstautor der Studie. Somit sei GDF-15 ein interessanter Biomarker, aber auch eine Option in der Therapie, betont Haake, der als ehemaliger Mitarbeiter der AG Wischhusen CatalYm mitbegründet hat. Wenn GDF-15 die Rekrutierung von LFA-1-abhängigen T-Zellen blockiert, so könnte wiederum eine Blockade von GDF-15 die Infiltration der Immunzellen in den Tumor und schlussendlich den Erfolg der Immuntherapie verbessern.

Mit Visugromab verfügt das Biotech-Start-up CatalYm über einen Antikörper, der GDF-15 neutralisiert und mit einer Anti-PD-1-Therapie kombiniert wird. Die aussagekräftigen Daten aus der Phase-1-Studie belegen das erhebliche klinische Potenzial von Visugromab, das inzwischen in einer multizentrischen und internationalen Phase-2-Studie (GDFATHER = GDF-15 Antibody-mediaTed Human Effector Cell Relocation Phase 2) mit Würzburger Beteiligung untersucht wird.

Gelungene Translation und Hoffnung für verschiedene Tumorarten und Therapien

Jörg Wischhusen blickt stolz auf die gelungene Translation, die er mit seiner Arbeitsgruppe geschafft hat: „Wir haben den Mechanismus von der Idee über die ersten Daten, Entwicklung eines Antikörpers, Gewinnung von Investoren, dem Liefern weiterer Evidenz aus Modellen und aus klinischen Korrelationen soweit gebracht, dass dieser GDF-15-neutralisierende Antikörper jetzt klinisch eingesetzt wird.“

„Natürlich müssen wir noch vorsichtig sein, aber es gibt gute Anzeichen, dass die Immunzellen im Tumor landen und wir mit der Kombination aus GDF-15-neutralisierenden Antikörpern und Immuntherapie Menschen mit verschiedenen Tumorarten helfen können, für die es keine therapeutische Option mehr gibt und denen sonst wirklich nicht mehr geholfen werden kann“, blickt Markus Haake hoffnungsvoll in die Zukunft. 

Studie: Haake, M., Haack, B., Schäfer, T. et al. Tumor-derived GDF-15 blocks LFA-1 dependent T cell recruitment and suppresses responses to anti-PD-1 treatment. Nat Commun 14, 4253 (2023). https://doi.org/10.1038/s41467-023-39817-3

Prof. Dr. Jörg Wischhusen und Dr. Markus Haake im Porträt
Jörg Wischhusen (links), Professor für Experimentelle Tumorimmunologie an der Universität Würzburg, und Markus Haake, Vice President Pharmacology bei CatalYm, forschen schon seit vielen Jahren am Wachstumsdifferenzierungsfaktor GDF-15. Wie GDF-15 die Immuntherapie bei soliden Tumoren beeinflussen kann, haben sie jetzt im Journal Nature Communications publiziert. © Dominik Gierke / CatalYm

Operationsroboter live erleben: Infotag war ein voller Erfolg

Wie funktioniert eigentlich ein Operationsroboter? Antworten auf diese Frage fanden die Besucherinnen und Besucher beim Infotag „Operationsroboter live erleben“ am Samstag, den 15. Juli 2023, am Universitätsklinikum Würzburg.

OA PD Dr. med. Joachim Diessner aus der Frauenklinik mit dem Operationsroboter-System „Da Vinci" © UKW

Einer der Höhepunkte dabei: An einem Demonstrationsmodell des High-End-Operationsroboter-Systems „Da Vinci“ konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dessen Funktionsweise sogar selbst erproben.Das „Da Vinci Xi“ gilt als das derzeit fortschrittlichste auf dem Markt verfügbare Operationsroboter-System. Eines dieser über zwei Millionen Euro teuren Hochtechnologie-Geräte ist seit dem Jahr 2017 im Zentral-Operationssaal des Zentrums für Operative Medizin (ZOM) des Uniklinikums Würzburg (UKW) im Einsatz. Experten des UKW erläuterten beim Infotag in laienverständlichen Kurzvorträgen die Einsatzfelder der Robotik bei urologischen, kinderurologischen und gynäkologischen Eingriffen sowie bei der operativen Behandlung von Magen-, Speiseröhren- und Dickdarmkrebs.  

Operationsroboter selbst steuern

Einige Besucherinnen und Besucher steuerten den Operationsroboter sogar mal selbst. Möglich machte das ein Demonstrationsmodell eines „Da Vinci“ in der Magistrale des ZOM.

Zur Bildergalerie Impressionen vom Infotag Operationsroboter live erleben...

OA PD Dr. med. Joachim Diessner aus der Frauenklinik mit dem Operationsroboter-System „Da Vinci" © UKW

Selina ist das 100ste MIAI-Baby

Seit dem Start der Geburtskohorte MIAI im Mai 2022 wurden am Uniklinikum Würzburg bereits 100 Babys in die Studie aufgenommen. Anhand ihrer Daten und Bioproben untersucht der Lehrstuhl für Translationale Pädiatrie an der Kinderklinik gemeinsam mit der Frauenklinik bei Kindern im ersten Lebensjahr die Entwicklung des Immunsystems gegen Viruserkrankungen der Atemwege.

Selina ist in einem Handtuch eingewickelt und wird gehalten vom MIAI-Studienarzt.
Selina ist das hundertste Baby in der Geburtskohorte MIAI des Lehrstuhls für Translationale Pädiatrie am Uniklinikum Würzburg. © Markus Hammer / UKW
Hautabstrich bei Selina, dem 100sten MIAI-Baby
Im Rahmen der MIAI-Studie werden in regelmäßigen Abständen verschiedene Bioproben wie etwa Hautabstriche und Stuhlproben abgenommen. © Markus Hammer / UKW
In der MIAI-Studienambulanz werden die Babys untersucht.
Das MIAI-Studienteam analysiert anhand der gesammelten Daten aus Fragebögen und Untersuchungen sowie den Bioproben, wie Babys lernen, sich gegen die Viren zu verteidigen, die Atemwegserkrankungen auslösen. © Kirstin Linkamp / UKW

Würzburg. Selina Brandl gähnt herzhaft als Dr. Jonas Fischer das Stethoskop auf ihre zarte Brust setzt. Und das vier Wochen alte Mädchen schläft seelenruhig weiter, während der Kinderarzt es gemeinsam mit Studienschwester Monika ausgiebig untersucht. Auch der prominente Status kann den Säugling nicht aus der Ruhe bringen. Selina ist das hundertste Baby in der MIAI-Studie und leistet mit allen weiteren MIAI-Kindern einen wichtigen Beitrag für die Wissenschaft. 

Mit ihren gesammelten Daten aus Fragebögen und Untersuchungen sowie den Bioproben erhofft sich das MIAI-Studienteam am Uniklinikum Würzburg ein besseres Verständnis, wie Babys lernen, sich gegen die Viren zu verteidigen, die Atemwegserkrankungen auslösen. Ziel der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Studie MIAI (englisch für Maturation of Immunity Against Influenza) ist es, wissenschaftlich belegte Empfehlungen zu geben und Maßnahmen zu entwickeln, mit denen Eltern die Entwicklung des Immunsystems frühzeitig fördern können.

Welche Faktoren tragen zur Entwicklung des Immunsystems bei?

Auch Selinas Immunsystem ist noch nicht ausgereift. Das ist ganz normal und hat bei Neugeborenen seinen Sinn. Es wird erst in den nächsten Wochen und Monaten durch verschiedene Einflüsse wie die Darmflora, Ernährung, Infektionen, Impfungen, soziale Kontakte und Lebensbedingungen geformt. Welche Faktoren die Reifung des kindlichen Immunsystems gegen Viruserkrankungen der Atemwege beeinträchtigen oder fördern, das erforscht Prof. Dr. Dorothee Viemann, Leiterin der Translationalen Pädiatrie, mit ihrem Team anhand des Datenschatzes, den die MIAI-Babys produzieren. Dazu werden die Kinder direkt nach der Entbindung in der Frauenklinik sowie nach einem, sechs und zwölf Monaten in der MIAI-Studienambulanz in der benachbarten Kinderklinik untersucht. 

Wie läuft eine typische Untersuchung ab? „Wir fragen zunächst nach dem Gesundheitszustand der Kinder, ob zwischendurch Impfungen erfolgt sind oder ein Urlaub im Ausland verbracht wurde. Wir sammeln verschiedene Bioproben der Kinder, nehmen zum Beispiel Hautabstriche und Stuhlproben. Außerdem werden die Babys gemessen, gewogen und von unserem Studienarzt gründlich untersucht“, berichtet die Studienkoordinatorin Carina Maier. Die Untersuchungen finden natürlich erst dann statt, wenn die Eltern in die Studienteilnahme eingewilligt haben.

Erkenntnisse für die Gesellschaft und ein Extra-Blick aufs Kind

Und das tun sie gern. Das Interesse ist groß. So sind die Eltern der MIAI-Zwillinge Anton und Bruno der Meinung: „Nur Forschung bringt uns voran!“ Eine andere Familie hat das Ziel überzeugt, „unabhängig von Pharmainteressen, Erkenntnisse zu gewinnen, was unseren Kindern Vorteile beim Start ins Leben gibt.“ Eine Mutter macht aus Dankbarkeit ein gesundes Baby zur Welt gebracht zu haben, an der Studie mit. Ihre Zimmerkollegin hatte ein Frühchen, das intensivmedizinisch betreut werden musste. Darüber hinaus schätzen viele neben dem gesellschaftlichen Aspekt den persönlichen Vorteil. Denn zusätzlich zu den U-Untersuchungen erfolgt regelmäßig ein professioneller Blick auf die Kleinen, und das Studienteam nehme sich noch einmal Extra-Zeit. Auch Selinas Mama, Sina Brandl, war von Beginn an überzeugt von der Studie und kommt dafür gern zum Uniklinikum. „Es ist ja für die Kinder“, sagt sie.

Weitere Studienteilnehmende sind herzlich willkommen

Wer in Würzburg und Umgebung demnächst Nachwuchs erwartet, am Uniklinikum Würzburg entbinden und an der Studie teilnehmen möchte, ist herzlich eingeladen, sich vorab mit dem MIAI-Studienteam in Verbindung zu setzen: www.ukw.de/miai.

Das Immunsystem: Balance zwischen Toleranz und Abwehr

Weitere Informationen zum Immunsystem als Brücke zwischen Gesundheit und Krankheit stehen in unserer Pressemitteilung, die wir anlässlich des diesjährigen Tag der Immunologie herausgegeben haben. Die Würzburger Universitätsmedizin hat sich als wichtiger Forschungsstandort im Bereich Immunologie hervorgetan und diese Kompetenzen in den letzten Jahren stark ausgebaut. In zahlreichen Instituten und Lehrstühlen arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daran, das Immunsystem besser zu verstehen, um neue Ansätze zur Therapie und vor allem Prävention von Krankheiten zu entwickeln. Dabei kooperieren sie eng mit Forschungsteams in Deutschland und weltweit.

 

Film: Selinas erste Untersuchung in der MIAI-Studienambulanz haben wir gefilmt und ist hier zu sehen. 

Selina ist in einem Handtuch eingewickelt und wird gehalten vom MIAI-Studienarzt.
Selina ist das hundertste Baby in der Geburtskohorte MIAI des Lehrstuhls für Translationale Pädiatrie am Uniklinikum Würzburg. © Markus Hammer / UKW
Hautabstrich bei Selina, dem 100sten MIAI-Baby
Im Rahmen der MIAI-Studie werden in regelmäßigen Abständen verschiedene Bioproben wie etwa Hautabstriche und Stuhlproben abgenommen. © Markus Hammer / UKW
In der MIAI-Studienambulanz werden die Babys untersucht.
Das MIAI-Studienteam analysiert anhand der gesammelten Daten aus Fragebögen und Untersuchungen sowie den Bioproben, wie Babys lernen, sich gegen die Viren zu verteidigen, die Atemwegserkrankungen auslösen. © Kirstin Linkamp / UKW

Süddeutsches Brustwandzentrum als neue Therapiestruktur am Uniklinikum Würzburg

Diverse Erkrankungen können Operationen an der Brustwand erforderlich machen. Für eine bestmögliche Behandlung bei den oft komplexen Krankheitsbildern bündeln Fachleute aus verschiedenen Abteilungen des Uniklinikums Würzburg ihre Expertise in einem für den gesamten süddeutschen Raum einmaligen Zentrum.

Die Professoren Ivo Aleksic, Rafael Jakubietz und Achim Wöckel vom Uniklinikum Würzburg (von links) vertreten die medizinischen Kerndisziplinen, die sich zum Süddeutschen Brustwandzentrum zusammengeschlossen haben.
Die Professoren Ivo Aleksic, Rafael Jakubietz und Achim Wöckel vom Uniklinikum Würzburg (von links) vertreten die medizinischen Kerndisziplinen, die sich zum Süddeutschen Brustwandzentrum zusammengeschlossen haben. Bilder: UKW / D. Peter, S. Bausewein, D. Peter
Zum Therapieumfang des Süddeutschen Brustwandzentrums gehören fortgeschrittene Tumore.
Zum Therapieumfang des Süddeutschen Brustwandzentrums gehören fortgeschrittene Tumore. Das PET-CT zeigt eine Raumforderung (Pfeil), die sich in Richtung Leber vorwölbt. Die hohe Glucoseaufnahme, erkennbar an der intensiven Gelbfärbung, spricht für einen bösartigen Tumor. Bild: UKW

Würzburg. Für eine zielführende Behandlung von Tumoren, großen Weichteildefekten sowie Verletzungen und Deformitäten des Brustkorbs (Thorax) sind häufig chirurgische Eingriffe nötig. Neben der Therapie der Grunderkrankung gilt es, die ungehinderte Funktion von Herz und Lunge sowie die Stabilität des Brustkorbs zu gewährleisten. Außerdem muss in vielen Fällen auch das Brustwandäußere wiederhergestellt werden. Um diesen komplexen Ansprüchen gerecht zu werden, ist vielfach das vereinte Spezialwissen aus der Thoraxchirurgie, der Plastischen Chirurgie und der Gynäkologie gefragt. Für eine noch bessere Kooperation schlossen sich diese Disziplinen am Uniklinikum Würzburg (UKW) kürzlich zum Süddeutschen Brustwandzentrum (SBWZ) zusammen. Bei Bedarf können weitere Fachbereiche des unterfränkischen Klinikums der Maximalversorgung hinzugezogen werden.

Individuelle Behandlungskonzepte 

Verwaltet wird das Zentrum von der Klinik für Thorax-, Herz- und Thorakale Gefäßchirurgie. Prof. Dr. Ivo Aleksic, der Leiter der Sektion Thoraxchirurgie, erläutert: „Wir betrachten uns als Anlaufstelle für alle Menschen, die ein gesundheitliches oder kosmetisches Problem mit der Thoraxwand haben und sich durch einen operativen Eingriff eine Verbesserung ihrer Lebensqualität erhoffen.“ Nach seinen Worten erstellt das interdisziplinäre Team des SBWZ für jede Patientin und jeden Patienten nach ausführlicher Diagnostik individuell einen maßgeschneiderten Operationsplan und ein sinnvolles Behandlungskonzept.

Behandlung von Brustwandtumoren

Zu den Leistungsschwerpunkten der Einrichtung gehört die Therapie von fortgeschrittenem Brustkrebs. „Diese bösartige Erkrankung kann auch auf das unter der Brust liegende Gewebe wie die Muskulatur, die Rippen oder sogar das Rippenfell übergreifen“, schildert Prof. Dr. Achim Wöckel. Laut dem Direktor der Würzburger Universitäts-Frauenklinik ist dann eine Operation oft die wichtigste Behandlungsmöglichkeit mit der Aussicht auf Heilung. „Für die optimale Therapie einer Brustkrebserkrankung in einem solchen Stadium ist die Zusammenarbeit von Kolleginnen und Kollegen aus der Gynäkologie, der Plastischen Chirurgie und der Thoraxchirurgie sowie gegebenenfalls aus weiteren Fachdisziplinen geradezu zwingend erforderlich“, unterstreicht Wöckel.

Bei schweren Infektionen der Brustwand oder der Rippen

Ein weiteres Thema für das SBWZ sind massive Infektionen der Brustwand oder der Rippen. Sie können infolge von Verletzungen, Thoraxtraumen oder nach einer Operation auftreten. Neben dem Muskel- und Hautgewebe können auch knöcherne Strukturen oder sogar das Innere des Brustkorbs betroffen sein. „Wenn hier eine Antibiotikagabe nicht die nötigen Erfolge zeigt, muss der – oft ausgedehnte – Wundherd chirurgisch ausgeräumt werden“, beschreibt Prof. Aleksic. Je nach Umfang des Eingriffs kann es für ein am Ende auch ästhetisches Erscheinungsbild nötig sein, den Weichteilmantel des Brustkorbs wiederherzustellen. „Dafür nutzen wir unter anderem die Möglichkeiten der Verschieb- oder Schwenklappenplastiken“, erklärt Prof. Dr. Rafael Jakubietz, der Leiter der Sektion Plastische und ästhetische Chirurgie am UKW.

Lösungen bei angeborenen Fehlbildungen

Den dritten Schwerpunkt des Zentrums bilden operative Maßnahmen, die sich gegen angeborene Fehlbildungen der Brustwand, wie Trichterbrust und Kielbrust, richten. Die Betroffenen können unter psychischen Belastungen, Einschränkungen der Lungenfunktion und der Herzleistung sowie orthopädischen Fehlhaltungen leiden. 

Neben den geschilderten, vergleichsweise häufigen Krankheitsbildern gehören zum „Portfolio“ des SBWZ auch deutlich seltenere Erkrankungen wie Sarkome, Knochenmarkentzündungen des Brustbeins oder das Poland-Syndrom.

Einzigartig in Süddeutschland

Das SBWZ in Würzburg ist das einzige Thoraxwandzentrum in Süddeutschland. Mehr zu den Leistungen und die Kontaktdaten der Brustwandsprechstunde finden sich unter www.ukw.de/behandlungszentren/sueddeutsches-brustwandzentrum-sbwz 

Die Professoren Ivo Aleksic, Rafael Jakubietz und Achim Wöckel vom Uniklinikum Würzburg (von links) vertreten die medizinischen Kerndisziplinen, die sich zum Süddeutschen Brustwandzentrum zusammengeschlossen haben.
Die Professoren Ivo Aleksic, Rafael Jakubietz und Achim Wöckel vom Uniklinikum Würzburg (von links) vertreten die medizinischen Kerndisziplinen, die sich zum Süddeutschen Brustwandzentrum zusammengeschlossen haben. Bilder: UKW / D. Peter, S. Bausewein, D. Peter
Zum Therapieumfang des Süddeutschen Brustwandzentrums gehören fortgeschrittene Tumore.
Zum Therapieumfang des Süddeutschen Brustwandzentrums gehören fortgeschrittene Tumore. Das PET-CT zeigt eine Raumforderung (Pfeil), die sich in Richtung Leber vorwölbt. Die hohe Glucoseaufnahme, erkennbar an der intensiven Gelbfärbung, spricht für einen bösartigen Tumor. Bild: UKW

Geburtshilfe und Frauenheilkunde: Gemeinsamer Kongress von BGGF und OEGGG in Würzburg

Am 23. und 24. Juni 2023 veranstalten die Bayerische Gesellschaft für Geburtshilfe und Frauenheilkunde e.V. (BGGF) und die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) einen gemeinsamen Kongress in Würzburg. Die Würzburger Universitäts-Frauenklinik zählt zu den Organisatoren der themenreichen Tagung.

Hauptveranstaltungsort des BGGF/OEGGG-Kongresses ist das Congress Centrum Würzburg. Bild: CTW / Andreas Bestle

„Gemeinsam für die Gesellschaft(en)“ – so lautet das Motto des Kongresses, den die Bayerische Gesellschaft für Geburtshilfe und Frauenheilkunde e.V. (BGGF) und die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) am 23. und 24. Juni dieses Jahres im Verbund abhalten. Schauplatz ist – wie schon beim BGGF-Kongress 2022 – Würzburg. Die Kongresspräsidentschaft teilen sich Prof. Dr. Bettina Toth für die OEGGG und Prof. Dr. Achim Wöckel für die BGGF. Prof. Wöckel, der Direktor der Würzburger Universitäts-Frauenklinik, kommentiert: „Wir freuen uns sehr über diesen Schulterschluss mit den Kolleginnen und Kollegen aus Österreich. Gemeinsam können wir ein dicht gepacktes Programm anbieten, das praktisch alle aktuell besonders relevanten Themen der Frauenheilkunde abdeckt.“

Für Nachwuchsförderung und Vernetzung

Neben Übersichtsreferaten stehen wissenschaftliche Präsentationen aus bayerischen Nachwuchsforschergruppen im Fokus. Als Sonderthema widmet sich die Großveranstaltung zudem der Nachwuchsförderung. „Darüber hinaus bieten wir nicht zuletzt eine Plattform für eine effiziente Vernetzung von niedergelassenen, in der Ausbildung befindlichen und in den Kliniken tätigen Medizinerinnen und Medizinern“, unterstreicht der Kongresspräsident.

Als Tagungsort dient das topmoderne Congress Centrum Würzburg. Außerdem finden einzelne Kurse an der Frauenklinik statt.

Kostenloses virtuelles Vorsymposium

Während der Kongress selbst als Präsenzveranstaltung konzipiert ist, gibt es bereits am 20. und 21. Juni abendliche Online-Vorsymposien. Hier wird unter anderem über aktuelle Therapiemöglichkeiten bei Mamma- und Ovarialkarzinomen diskutiert. Die Teilnahme an den virtuellen Veranstaltungen ist kostenlos.

Das detaillierte Kongressprogramm und den Anmeldelink gibt es unter www.bggf.de.

 

Hauptveranstaltungsort des BGGF/OEGGG-Kongresses ist das Congress Centrum Würzburg. Bild: CTW / Andreas Bestle

Studie zur besseren Brustkrebs-Nachsorge gestartet

Im Rahmen der deutschlandweiten Studie BETTER-CARE entwickelt und prüft die Universitätsmedizin Würzburg eine bedarfsadaptierte und individualisierte Versorgung von Patientinnen und Patienten nach Ende einer primären Brustkrebsbehandlung. Die 30 beteiligten Brustkrebszentren in Deutschland nehmen ab sofort Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer auf.

Im BETTER-CARE-Programm werden in persönlichen Gesprächen und via App das Befinden und mögliche Belastungen der Brustkrebspatientinnen und –patienten abgefragt. © Anna Wenzl / UKW
Im Rahmen der Studie BETTER-CARE, an der 30 Brustkrebszentren in Deutschland beteiligt sind, entwickelt und prüft die Universitätsmedizin Würzburg gemeinsam mit ihren Partnern eine bedarfsadaptierte und individualisierte Versorgung von Patientinnen und Patienten nach Ende einer primären Brustkrebsbehandlung. © Anna Wenzl / UKW
Über die Anwendungssoftware können die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer Angaben zu ihren individuellen therapeutischen Bedürfnissen oder auch Symptomen machen und Interventionen nutzen, um tumorbedingte Belastungen zu reduzieren. © Anna Wenzl / UKW
Die Frauenklinik am Universitätsklinikum Würzburg und das Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B) der Universität Würzburg bauen mit BETTER CARE ein fachübergreifendes digitales Versorgungsnetzwerk auf, um die Wirksamkeit eines Nachsorgekonzepts nach Ende einer primären Brustkrebsbehandlung im Vergleich zur derzeitigen Routineversorgung zu untersuchen. © Anna Wenzl / UKW

Würzburg. Brustkrebs ist die weltweit am häufigsten diagnostizierte Krebsart. Jede achte Frau in Deutschland erkrankt im Laufe ihres Lebens an einem Mammakarzinom. Moderne Therapien bieten gute Heilungschancen. Dennoch bleibt immer ein Risiko, dass der Krebs zurückkommt, ein Rezidiv oder eine Metastasierung bildet, also gestreut hat. Umso wichtiger ist die Nachsorge. Und die hinkt hierzulande noch hinter dem Therapiefortschritt hinterher. „Aktuell wird in Deutschland die Nachsorge bei Brustkrebs nach einem sehr einheitlichen Schema gestaltet. Durch diese Gleichbehandlung besteht im jeweiligen Einzelfall die Gefahr einer Über- oder Unterversorgung“, schildert Prof. Dr. Achim Wöckel, Direktor der Frauenklinik am Universitätsklinikum Würzburg, das Problem. „Die Nachsorge muss viel individualisierter, bedarfs- und risikoadaptierter werden. Und dafür benötigen wir ein wissenschaftlich untermauertes Konzept.“ Es wird in ausgewählten Zentren ein fachübergreifendes digitales Versorgungsnetzwerk aufgebaut, um die Wirksamkeit eines Nachsorgekonzepts im Vergleich zur derzeitigen Routineversorgung zu untersuchen. Die Nachsorge wird hierbei an die individuellen Bedürfnisse sowie das individuelle Risiko der Betroffenen angepasst.

15 Brustkrebszentren bieten BETTER-CARE-Nachsorge, 15 weitere die herkömmliche Nachsorge nach S3-Leitlinie

Das möchte der Gynäkologe gemeinsam mit dem Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B) der Universität Würzburg mit dem großangelegten Versorgungsforschungsprojekt BETTER-CARE entwickeln und erproben. „Eines der Ziele von BETTER-CARE ist es, erstmals in Deutschland ein umfassendes, wissenschaftliches Nachsorgeprogramm zu evaluieren, das an die Bedürfnisse und an das individuelle Risiko von Patientinnen und Patienten nach ihrer Brustkrebsbehandlung angepasst ist“, erläutert Prof. Dr. Peter Heuschmann, Vorstand des IKE-B.

Die 30 deutschen Brustkrebszentren, die an BETTER-CARE teilnehmen, wurden der Interventionsgruppe oder der Kontrollgruppe zufällig zugeordnet. Das heißt, 15 Zentren bieten ausschließlich die herkömmliche Brustkrebsnachsorge nach S3-Leitinie an und 15 Zentren die BETTER-CARE-Nachsorge. In jedem Zentrum können ab sofort etwa 38 Personen in die Studie aufgenommen werden.

Aufbau eines fach- und sektorenübergreifenden digitalen Versorgungsnetzwerks

Die Basis des BETTER-CARE-Programms bildet ein jeweils lokales vom Brustkrebszentrum koordiniertes Netzwerk mit Partnerinnen und Partnern aus anderen Fachbereichen wie etwa der Kardiologie, Neurologie, Psychotherapie und Physiotherapie. Über eine zentral gesteuerte Dokumentation, der elektronischen Patientenakte, können die fachärztlichen und therapeutischen Disziplinen untereinander interagieren. Das Befinden und mögliche Belastungen der Patientinnen und Patienten werden sowohl in persönlichen Gesprächen als auch über mobile Anwendungssoftware abgefragt. Über die Apps können die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer Angaben zu ihren individuellen therapeutischen Bedürfnissen oder auch Symptomen machen, die den Interventionszentren stetig aktualisiert zur Verfügung stehen. So können zeitnah weitere Behandlungsschritte eingeleitet werden. Da die Apps auch Prozesse der Künstlichen Intelligenz nutzen, können sie den Betroffenen schnell maßgeschneiderte Angebote liefern. So kann zum Beispiel eine psychologische Intervention vorschlagen werden, um tumorbedingte Belastungen zu reduzieren. „Bei körperlichen oder mentalen Herausforderungen, die auf diesem unmittelbaren Weg nicht zu lösen sind, wird das behandelnde Brustkrebszentrum informiert, mit dem dann das weitere Vorgehen besprochen werden kann“, erklärt Achim Wöckel.

Um den Effekt des neuen Nachsorgekonzeptes beurteilen zu können, werden die Informationen zu Lebensqualität, gesundheitlichen Folgen der Therapie, psychischem Befinden, Gesundheitsverhalten, Zufriedenheit mit der Behandlung und Behandlungskosten zwischen Interventions- und Kontrollgruppe verglichen.

Koordination, Evaluation und Konsortialpartner

Die deutschlandweite vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) mit 3,3 Millionen Euro geförderte Multicenter -Studie wird von der Frauenklinik des Uniklinikums Würzburg koordiniert und durch das Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B) der Universität Würzburg evaluiert. Als Konsortialpartner sind beteiligt: die Klinik für Frauenheilkunde des Universitätsklinikums Heidelberg, die Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Ulm, die Universitäts-Frauenklinik Tübingen des Departments für Frauengesundheit, die Institut Frauengesundheit GmbH Tübingen, der Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Controlling und interne Unternehmensrechnung der Universität Würzburg und die Zentrale für Klinische Studien des Universitätsklinikums Würzburg.

Rekrutierungsstart

Jedes an der Studie beteiligte Brustkrebszentrum in Deutschland kann ab sofort Patientinnen und Patienten in die Studie aufnehmen. Alle Patientinnen und Patienten nach ihrer primären Brustkrebsbehandlung, unabhängig von Geschlecht und durchgeführter Therapie, sind herzlich eingeladen, an der Studie teilzunehmen. Ansprechpersonen sind die behandelnden Gynäkologinnen und Gynäkologen sowie das Studienteam am Universitätsklinikum Würzburg.

Weitere Informationen finden Sie unter www.better-care.health.

Im BETTER-CARE-Programm werden in persönlichen Gesprächen und via App das Befinden und mögliche Belastungen der Brustkrebspatientinnen und –patienten abgefragt. © Anna Wenzl / UKW
Im Rahmen der Studie BETTER-CARE, an der 30 Brustkrebszentren in Deutschland beteiligt sind, entwickelt und prüft die Universitätsmedizin Würzburg gemeinsam mit ihren Partnern eine bedarfsadaptierte und individualisierte Versorgung von Patientinnen und Patienten nach Ende einer primären Brustkrebsbehandlung. © Anna Wenzl / UKW
Über die Anwendungssoftware können die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer Angaben zu ihren individuellen therapeutischen Bedürfnissen oder auch Symptomen machen und Interventionen nutzen, um tumorbedingte Belastungen zu reduzieren. © Anna Wenzl / UKW
Die Frauenklinik am Universitätsklinikum Würzburg und das Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B) der Universität Würzburg bauen mit BETTER CARE ein fachübergreifendes digitales Versorgungsnetzwerk auf, um die Wirksamkeit eines Nachsorgekonzepts nach Ende einer primären Brustkrebsbehandlung im Vergleich zur derzeitigen Routineversorgung zu untersuchen. © Anna Wenzl / UKW

Nach 43 Jahren am UKW und über 6.400 begleiteten Geburten: Hebamme Marianne Ahmed verabschiedet

Seit 1980 in der Geburtshilfe der Würzburger Uniklinik gearbeitet.

Würzburg. Wohl niemand in Würzburg hat mehr Geburten betreut als sie: Nach 43 Jahren an der Uniklinik Würzburg und rund 6.400 von ihr betreute Geburten hatte Marianne Ahmed jetzt ihren letzten Dienst: Nun ist die Hebamme mit 65 Jahren in den wohl verdienten Ruhestand gegangen. Am ersten März 1980 hatte sie nach ihrer Ausbildung zur Hebamme in der Frauenklinik des UKW begonnen, von 2002 bis 2019 war sie Leitende Hebamme im Team der UKW Geburtshilfe.

Vor ihrem letzten Dienst habe sie schon ein „komisches Gefühl zuhause gehabt“. Dann überlegt sie kurz: „Ich freue mich aber nun auf Tage ohne Dienstplan, auf die Arbeit in meinen neuen Kleingarten und viele Touren mit dem Elektro-Rad.“ Aber die leidenschaftliche Hebamme gibt auch zu: „Der Abschied fällt natürlich ein wenig schwer. Wir sind ein tolles Team. Die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Hebammen funktioniert toll. Das ist enorm wichtig.“

„Ihre Kompetenz, ihre Empathie und ihr großer Erfahrungsschatz waren eine enorme Stütze für unser Team der Geburtshilfe. Im Namen der gesamten Frauenklinik bedanke ich mich bei Frau Ahmed für ihren jahrzehntelangen Einsatz. Für den Ruhestand wünschen wir ihr alles erdenklich Gute“, betont Prof. Dr. Achim Wöckel, Direktor der Frauenklinik am UKW. „Für sie stand immer das Wohl der Frau und der Familien im Vordergrund, auf sie war immer Verlass“, so ihre langjährigen Kolleginnen im Kreißsaal.

Bei der Frage nach der Anzahl der Geburten, dies sie begleitet hat, kommt Marianne Ahmed ins Rechnen. Um die 6.400 dürften es gewesen sein – grob überschlagen. „Natürlich sind da Momente dabei, die bleiben – viele intensive Erinnerungen. Und für mich stand auch immer fest, dass ich an einem Haus der Maximalversorgung wie dem UKW arbeiten wollte. Das hat sich nie geändert.“

Fast zwei Jahrzehnte war sie zudem Leitende Hebamme am UKW, bevor sie diese Aufgabe 2019 abgab. Denn auch das sagt sie im Rückblick: „Es ist ein fordernder und ein anstrengender Beruf.“ Die letzten drei Jahre standen natürlich auch im Zeichen der Corona-Pandemie – „eine große zusätzliche Herausforderung, die wir gemeinsam geschafft haben.“ Seit ihrem Dienstantritt 1980 war sie im Kreißsaal an der praktischen Ausbildung der Hebammenschülerinnen beteiligt, zuletzt auch aktiv im Rahmen des neuen Studiengangs Hebammenwissenschaft. Etwa 690 Hebammen hat sie in dieser Zeit praktisch ausgebildet - übrigens in der Tat alles Frauen. 

Als einen großen Glückfall bezeichnet sie die Fortschritte in der Versorgung von Frühgeborenen: „Diese Entwicklung hat vielen Familien großes Glück gebracht“, so Ahmed. Gleichzeitig weist sie auf andere Trends hin: Mehr Kaiserschnitte als früher, Babys mit mehr Gewicht und das steigende Alter der Mütter. „Es hat sich viel getan“, überlegt sie beim Blick auf ihre Zeit an der Würzburger Uniklinik. Natürlich war der technische Fortschritt groß, aber eines war ihr immer wichtig: „Ich war stets eine analoge Hebamme. Dieses Wissen wollte ich auch immer an künftige Hebammen weitergeben. Etwa: Wie ertaste ich das Kind richtig? Wie kann ich die Herztöne richtig abhören?“

Jetzt werden andere Kolleginnen dieses Wissen weitergeben. Und Marianne Ahmed freut sich darauf, mehr Zeit für ihren Enkelsohn zu haben, denn: „Der kam bislang viel zu kurz.“

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