Pflegefachkraft Bärbel Bergmann über die Bedeutung des Tagesstübchens

Bärbel Bergmann, gerontopsychiatrische Pflegefachkraft im Tagesstübchen, spricht im Interview darüber, wie wichtig eine Alltagsstruktur ist, aber auch wie bedeutsam Jahreszeiten, Sinneseindrücken und altersgerechten Gegenständen für Patientinnen und Patienten sind.  

Frau Bergmann, was genau ist das Betreuungscafé Tagesstübchen?

Es steht ein lichtdurchfluteter Raum zur Verfügung, der an den Nachmittag- bis Abendstunden für unser Tagesstübchen reserviert ist. Um das Konzept der „Altersgerechten Uniklinik“ weiter zu verfolgen, sind auch hier visuelle Orientierungshilfen angebracht, wie ein Kalender und jahreszeitliche Bilder.

Bei Kaffee und Kuchen findet eine ungezwungene Kontaktaufnahme statt, welche in ein lockeres Miteinander übergeht. Diese Betreuungszeit stellt eine alltags- beziehungsweise tagesstrukturierende Begleitung dar. Dazu setzen wir zum Beispiel Geschichten, Gedichte und Zeitungsberichte ein, fangen sich daraus ergebende Unterhaltungen auf und intensivieren diese. Wir möchten Erinnerungen durch altersgerechte Gegenstände aufleben lassen, auf jahreszeitliche Veränderungen eingehen und Sinneseindrücke vermitteln.

Die Patientinnen und Patienten sollen am Geschehen beteiligt sein und das Gefühl haben "ich bin es noch wert", "ich kann noch was"! Wenn das alles noch mit Singen und Musik untermalt wird, ist, so denke ich, ein schöner Abschluss gegeben.

Beim Kaffeetrinken, wie auch beim Abendessen im Tagesstübchen motivieren und unterstützen wir selbstverständlich unsere Gäste. Zur allgemeinen Unterstützung ist eine Kollegin, die bei uns ihr Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, mit im Team.

Welchen Nutzen versprechen Sie sich aus dem Tagesstübchen?

Jeder Mensch ist einzigartig, auch in seiner Krankheit und deren Symptomen.
So muss auch eine Betreuung zur Linderung von zum Beispiel demenziellen Auffälligkeiten stets individuell geplant und umgesetzt werden.

Unser Ziel ist es, den Patientinnen und Patienten ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen im Klinikalltag zu geben. Wir haben uns für den Nachmittag als Betreuungszeit entschieden, da zu diesem Zeitpunkt am wenigsten auf den Stationen (im Sinne von diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen) los ist und unsere Besucher so ein wenig Abwechslung erfahren.

Ist das Tagesstübchen für alle Patientinnen und Patienten geeignet?

Im Großen und Ganzen – ja. Aber hauptsächlich ist unser Café für wahrnehmungsveränderte Patientinnen und Patienten gedacht. Grob gesagt für alle, die in der Alltagskompetenz eingeschränkt sind, zum Beispiel durch Alterungsprozesse, Krankheit, geistige Behinderung und psychische Erkrankungen. Wir versuchen jedem unserer Patientinnen und Patienten individuell zu begegnen, deren Bedürfnisse wahr- und ernstzunehmen, einen wertschätzenden Umgang zu pflegen, ihn da abzuholen wo er oder sie kognitiv in der Welt steht.

Wie erfolgt die Anmeldung?

Die Anmeldung erfolgt über die Pflegekräfte auf der jeweiligen Station.

Herzlichen Dank für diesen interessanten Einblick in das Tagesstübchen!