Rätselhafte Welt des Krebs

Aktuelle Themen der molekularen Krebsforschung standen im Mittelpunkt eines Symposiums an der Universität Würzburg. Organisiert hatten das Treffen junge Nach-wuchswissenschaftler der Graduiertenschule des Sonderforschungsbereichs TR17.
Wenn zwei Menschen an einer bestimmten Form von Lungenkrebs erkranken, heißt das noch lange nicht, dass sie an einer identischen Art leiden. Das zeigt sich vor allem dann, wenn bei dem einen Patienten die Therapie gute Erfolge zeigt, beim anderen aber nicht. Geringfügige Unterschiede im Erbgut der Tumorzellen können da-für verantwortlich sein, wenn ein bewährtes Medikament in dem einen Fall plötzlich versagt.
Was sich heute als Herausforderung für die Medizin darstellt, könnte in Zukunft den Ansatz für eine maßgeschneiderte Therapie bieten – dank neuer Methoden der mo-lekularen Krebsforschung, wie Michael Hölzel erläuterte. Hölzel arbeitet am Netherlands Cancer Institute (Amsterdam); in Würzburg hielt er beim Symposium „The puzzling world of cancer“ einen Vortrag über diese Methoden.
Neue Techniken für die Krebsforschung
"RNA-Interferenz" heißt eine vielversprechende Methode. Mit ihr lassen sich in einer Zellkultur einzelne Gene gezielt abschalten. Möglich ist es, sich Gen für Gen durch das Erbgut hindurch zu arbeiten oder automatisch parallel circa 30.000 Gene gleich-zeitig in Angriff zu nehmen. Wissenschaftler können damit sehr viel schneller als bisher untersuchen, welche Funktionen bestimmte Gene in bestimmten Zellen ausüben.
Ebenfalls sehr schnell arbeitet die "Hochdurchsatz-Sequenzierung“. Geräte, die mit dieser Technik arbeiten – eines davon steht seit Kurzem am Biozentrum der Uni Würzburg – sind in der Lage, in kurzer Zeit das Erbgut von Zellen zu sequenzieren. Unterschiede, die dabei zwischen Tumorzellen auftauchen, könnten sich als Ansatzpunkt für neue und zielgenaue Medikamente erweisen.
Weitere Themen des Symposiums
Neben diesen neuen Methoden in der molekukaren Krebsforschung standen weitere Themen auf der Tagesordnung des Symposiums, das vom 6. bis 8. Oktober in der Würzburger Residenz stattfand. Die Teilnehmer beschäftigten sich unter anderem mit Stamm- und Tumorstammzellen, mit DNA-Schäden und Tumortherapie oder mit der Zellzyklusregulation.
Etwa 100 Nachwuchswissenschaftler waren dafür zusammengekommen, davon etwa 60 Doktoranden, die im Sonderforschungsbereich TR 17 ihre Doktorarbeit in Würz-burg und Marburg anfertigen. An diesen beiden Universitäten ist der Sonderforschungsbereich angesiedelt; seine Mitglieder untersuchen, wie wichtige Eigenschaf-ten von Tumoren als Antwort auf eine Störung in der Signalübertragung auf einem bestimmten Übertragungsweg entstehen.
Gastredner waren renommierte Wissenschaftler aus Deutschland, den USA, Italien, Holland und Spanien. Darüber hinaus hatten Doktoranden der Graduiertenschule die Möglichkeit, ihre Forschungsthemen in Kurzvorträgen und in einer Poster-Session vorzustellen. Während einer Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft konnten die Teilnehmer die Karrieremöglichkeiten für Postgraduierte in der Universität und in der Industrie sowie die Karrieremöglichkeiten speziell für Frauen diskutieren.
Einen Preis für das beste Poster und für den besten studentischen Vortrag erhielten Barbara Herkert (Würzburg) und Katharina Schlereth (Marburg).

Organisiert von Doktoranden

Organisiert wurde das Symposium von den Doktoranden selbst, insbesondere von den studentischen Sprechern Katrin Wiese (Würzburg) und Anne Catherine Bretz (Marburg) sowie von Andrea Schott-Heinzmann vom Sekretariat der Graduierten-schule. Unterstützt wurden sie von den beiden Sprechern der Graduiertenschule, Pro-fessor Thorsten Stiewe (Marburg) und Professor Stefan Gaubatz (Würzburg).

Kontakt: Andrea Schott-Heinzmann, T (0931) 31-84137,
 andrea.schott-heinzmann(at)biozentrum.uni-wuerzburg.de

(einBlick vom 26.10.2010)