Vorführung mit Einführung und Diskussion: NS-Propagandafilm zum Thema Euthanasie

Das Würzburger Central-Kino zeigt am 27. Mai 2024 den NS-Propagandafilm „Ich klage an“ aus dem Jahr 1941. Anlass ist ein derzeit laufendes studentisches Seminar der Würzburger Universitätsmedizin, das sich der Erinnerungs- und Gedenkarbeit an die Opfer des Nationalsozialismus in Würzburg widmet.

Würzburg. Beim derzeit stattfindenden Seminar „Reflective Practitioner – Erinnerungs- und Gedenkarbeit zu den Opfern des Nationalsozialismus in Würzburg“ vertiefen 20 Würzburger Medizinstudierende ihre Kenntnisse zur Geschichte des Nationalsozialismus anhand der Biographien jüdischer Ärztinnen und Ärzte sowie lokaler Bezüge. Das Wahlfach ist ein Kooperationsprojekt der Lehrstühle für Allgemeinmedizin und der Geschichte der Medizin.

Als Abschluss des Seminars zeigt das Würzburger Programm-Kino Central (Bürgerbräu, Frankfurter Str. 87) am 27. Mai 2024 um 20:00 Uhr den Film „Ich klage an“ aus dem Jahr 1941. Der von der nationalsozialistischen Regierung in Auftrag gegebene Spielfilm sollte mit großer Starbesetzung und in der Tradition der populären Arztfilme für die Euthanasie „unwerten Lebens“ werben.

Thematische Verbindungen zu Würzburg

Vor dem Propagandafilm gibt Prof. Dr. Sabine Schlegelmilch, die kommissarische Leiterin des Instituts für Geschichte der Medizin an der Uni Würzburg, eine historische Einführung und steht auch danach zur Diskussion zu Verfügung. „Es gab spezifische Verbindungen zwischen Würzburg und dem damaligen Euthanasie-Programm, die nicht nur die Medizinstudierenden, sondern auch die hiesige Bürgerschaft allgemein kennen sollten“, unterstreicht Prof. Schlegelmilch und fährt fort: „So wurde die sogenannte Aktion T4, die diesen systematischen Kranken- und Patientenmord umsetzen sollte, vom Würzburger Psychiatrieprofessor Werner Heyde geleitet. Dieser konnte nach dem Krieg – auch mit Hilfe Würzburger Kontakte – den Nürnberger Prozessen entgehen.“

 

Weitere Gründe, den Film zu zeigen

Nach ihrer Einschätzung gibt es weitere Gründe, den Film, der ansonsten nicht ohne Weiteres aufgeführt werden darf, zu zeigen. „Zum einen wird in der hochaktuellen Diskussion um ärztlich assistierten Suizid immer wieder relativ undifferenziert die Euthanasie der NS-Zeit thematisiert. Zum anderen stellen tendenziöse politische Debatten die Inklusion körperlich und geistig behinderter Menschen in Frage“, so die Professorin.

Der Eintritt bei dieser öffentlichen Veranstaltung ist frei. Es ist allerdings für alle Besucherinnen und Besucher eine verpflichtende namentliche Registrierung bis spätestens 26. Mai 2024 erforderlich. Der Anmelde-Link findet sich unter www.medizingeschichte.uni-wuerzburg.de

Text: Pressestelle Uniklinik Würzburg