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Die Quintessenz der translationalen, klinischen Wissenschaftlerin

Prof. Dr. Claudia Sommer wurde auf der Jahrestagung der Peripheral Nerve Society in Kopenhagen mit dem renommierten Alan J. Gebhart Prize for Excellence in Peripheral Nerve Research ausgezeichnet.

Das Bild zeigt Claudia Sommer und Richard Lewis bei der Preisverleihung
Für ihre kontinuierlichen und herausragenden Beiträge zur Verbesserung der Diagnostik und Behandlung von Menschen mit peripheren Neuropathien wurde Claudia Sommer auf der Jahrestagung der Peripheral Nerve Society (PNS) in Kopenhagen mit dem renommierten Alan J. Gebhart Prize for Excellence in Peripheral Nerve Research ausgezeichnet, hier mit dem Präsidenten der PNS, Prof. Dr. Richard Lewis. © PNS
Die Preisträger des Alan J. Gebhart Prize
Prof. Dr. Claudia Sommer teilt sich den Alan J. Gebhart Prize for Excellence in Peripheral Nerve Research mit Prof. Dr. Pieter van Doorn vom Erasmus Medical Center in Rotterdam. © PNS
Porträt von Claudia Sommer
Prof. Dr. Claudia Sommer ist Oberärztin in der Neurologischen Klinik und Poliklinik am Universitätsklinikum Würzburg und Sprecherin der klinischen Forschergruppe Resolve PAIN (KFO5001). © Daniel Peter / UKW

Das Leben von Menschen mit peripheren Neuropathien zu verbessern, das ist die Mission der Peripheral Nerve Society (PNS) – und von Claudia Sommer, leitende Oberärztin in der Neurologischen Klinik und Poliklinik am Universitätsklinikum Würzburg und Sprecherin der klinischen Forschergruppe Resolve PAIN (KFO5001). Für ihre kontinuierlichen und herausragenden Beiträge zur Verbesserung der Diagnostik und Behandlung von Menschen mit Erkrankungen der Nerven, die außerhalb des Gehirns und Rückenmarks liegen, wurde die Würzburger Schmerzforscherin auf der Jahrestagung der PNS mit dem Alan J. Gebhart Prize for Excellence in Peripheral Nerve Research ausgezeichnet. Claudia Sommer teilt sich den Preis mit Prof. Dr. Pieter van Doorn vom Erasmus Medical Center in Rotterdam. 

Herausragende Leistungen in der peripheren Nervenforschung

Sie sei die Quintessenz der translationalen, klinischen Wissenschaftlerin mit einem breiten Spektrum an Interessen“, begründet Prof. Dr. Richard Lewis, Präsident der PNS, die Wahl. „Sie ist eine herausragende Medizinerin, die unglaubliche Beiträge zu unserem Verständnis von entzündlichen Neuropathien, neuropathischen Schmerzen und Neuropathien der kleinen Fasern geleistet hat. Diese Beiträge waren klinischer, pathologischer und immunologischer Natur.“ Als Autorin von mehr als 300 Publikationen sei sie zudem und Mentorin für viele junge Forschende. „Sie ist die ehemalige Präsidentin der International Association for the Study of Pain (IASP) und hat der PNS in zahlreichen Funktionen gedient.“ Sie sei also eine äußerst verdiente Empfängerin dieses Preises.

„Jede Patientin und jeder Patient ist ein Rätsel, das es zu lösen gilt“

Claudia Sommer (Jahrgang 1958) wollte schon als Kind Forscherin werden und war besonders vom Nervensystem fasziniert. Sie entschied sich über die Medizin zum Feld der Neuroanatomie und Neurophysiologie zu kommen und schließlich zur Schmerzforschung. „Erst später merkte ich, dass ich auch die Menschen mit den Krankheiten spannend fand: Jede Patientin und jeder Patient ist ein Rätsel, das es zu lösen gilt. Somit mache ich heute beides, Klinik und Forschung“, erläutert die Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie. „Mich hat immer fasziniert, bei unerklärten Krankheiten, an die vielleicht kaum jemand glaubt, Mechanismen zu entdecken und zu zeigen, dass im Körper tatsächlich etwas passiert, dass wir das Phänomen ernst nehmen.“Drei Forschungs-Highlights ihrer Karriere seien die Entdeckungen zum Stiff-Person-Syndrom, einer seltenen Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper die Neurone angreifen; der Beleg, dass Fibromyalgie nicht nur psychische Ursachen hat sondern auch organische; und Untersuchungen zu Autoantikörpern als Ursache einiger Neuropathien. Claudia Sommer war nicht nur Präsidentin der IASP, sondern auch der Deutschen Schmerzgesellschaft und ist sehr engagiert in der European Academy of Neurology. Zu einem ihrer größten Erfolge zählt die Einwerbung der klinischen Forschergruppe ResolvePAIN gemeinsam mit Heike Rittner. Kein Wunder also, dass sie kürzlich im Research.com-Ranking unter die besten 100 weiblichen Wissenschaftlerinnen in Deutschland und unter den besten 1000 weltweit gelistet wurde.Ein ausführliches Porträt über Claudia Sommer ist in unserer UKW-Serie #WomenInScience.

Das Bild zeigt Claudia Sommer und Richard Lewis bei der Preisverleihung
Für ihre kontinuierlichen und herausragenden Beiträge zur Verbesserung der Diagnostik und Behandlung von Menschen mit peripheren Neuropathien wurde Claudia Sommer auf der Jahrestagung der Peripheral Nerve Society (PNS) in Kopenhagen mit dem renommierten Alan J. Gebhart Prize for Excellence in Peripheral Nerve Research ausgezeichnet, hier mit dem Präsidenten der PNS, Prof. Dr. Richard Lewis. © PNS
Die Preisträger des Alan J. Gebhart Prize
Prof. Dr. Claudia Sommer teilt sich den Alan J. Gebhart Prize for Excellence in Peripheral Nerve Research mit Prof. Dr. Pieter van Doorn vom Erasmus Medical Center in Rotterdam. © PNS
Porträt von Claudia Sommer
Prof. Dr. Claudia Sommer ist Oberärztin in der Neurologischen Klinik und Poliklinik am Universitätsklinikum Würzburg und Sprecherin der klinischen Forschergruppe Resolve PAIN (KFO5001). © Daniel Peter / UKW

Auszeichnung für Dr. med. Juliane Becker

Die Schmerzforscherin und Mitarbeiterin der Klinischen Forschungsgruppe (KFO) 5001 ResolvePain Dr. med. Juliane Becker aus der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie wurde mit dem Best Abstract Award der DGAI für ihre außergewöhnliche Forschungsarbeit ausgezeichnet.

Linkes Foto: Die Preisträgerin Dr. med. Juliane Becker, Schmerzforscherin in der Klinischen Forschungsgruppe 5001 ResolvePAIN und ärztliche Mitarbeiterin der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie; Rechtes Foto: Flyer der 3. Wissenschaftlichen Arbeitstage für Schmerzmedizin (WATS)

Unter zahlreichen Referentinnen und Referenten, die anlässlich der 3. Wissenschaftlichen Arbeitstage für Schmerzmedizin (WATS) der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) am 16. und 17. Juni in Göttingen ihre Forschungsarbeiten präsentierten, wurde die Arbeit der Würzburger Anästhesistin von der Jury als die beste erachtet. Sie erhielt den renommierten Preis für ihre Forschung über das komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS), eine schmerzhafte Erkrankung, die nach Verletzungen auftritt.

Da bei der Entstehung von CRPS mehrere Mechanismen eine Rolle spielen, ist eine genaue Vorhersage über den Verlauf der Erkrankung nach wie vor schwierig. Es hat sich jedoch gezeigt, dass eine frühzeitige Behandlung, einschließlich Bewegungstraining, das Fortschreiten der Krankheit verbessern kann. Dr. med. Juliane Becker und andere Mitglieder des Teams konzipierten eine umfassende prospektive Langzeitbeobachtungsstudie, die auch eine eingehende Phänotypisierung umfasst, um Faktoren zu ermitteln, die mit der Schmerzlinderung bei CRPS-Patienten in Verbindung stehen.

Der Workshop, der dieses Jahr unter dem Thema "Make Pain Medicine Yours: Erfolg für die Zukunft und die nächste Generation sichern" stand, ist eine der themenspezifischen Veranstaltungen aus dem Bereich der Anästhesiologie, die andere von der DGAI organisierte wissenschaftliche Konferenzen ergänzen soll. WATS bietet eine jährliche Plattform zum Austausch über schmerzmedizinische Aktivitäten in Klinik und Wissenschaft. In diesem Rahmen wird auch jeweils die beste Forschungsarbeit des Jahres prämiert.

Der diesjährige dritte Workshop befasste sich vor allem mit dem Thema Nachwuchsmangel und der Frage, wie die Zukunft der Schmerzmedizin innerhalb der Anästhesiologie gestaltet werden kann. Mitglieder der KFO waren vor Ort und nahmen aktiv an der Fachtagung teil, die neben dem kollegialen Informationsaustausch auch Feedback-Sitzungen, methodische Beratungen und Mentoring umfasste, wobei der Schwerpunkt auf Unterstützung und Vernetzungsmöglichkeiten lag.

Linkes Foto: Die Preisträgerin Dr. med. Juliane Becker, Schmerzforscherin in der Klinischen Forschungsgruppe 5001 ResolvePAIN und ärztliche Mitarbeiterin der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie; Rechtes Foto: Flyer der 3. Wissenschaftlichen Arbeitstage für Schmerzmedizin (WATS)

Aktionstag gegen den Schmerz

Mit zahlreichen Kurzvorträgen zu den neuesten Schmerztherapien, mit Infoständen und mit individuellen Beratungen im „Café Schmerz“ beteiligte sich das Zentrum für interdisziplinäre Schmerzmedizin (ZiS) des Universitätsklinikum Würzburg am 06. Juni am bundesweiten Aktionstag.

Dr. med. Eva Rampeltshammer, Clinician Scientist und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der klinischen Forschungsgruppe KFO 5001 hält einen Vortrag über "Neurofibromatose und Schmerz".
Die Veranstaltung brachte Fachleute aus dem Gesundheitswesen, Wissenschaftler und Schmerzbetroffene zusammen.

Die Veranstaltung richtete sich an Ärztinnen und Ärzte, Therapierende sowie Patientinnen und Patienten und deren Angehörige und hatte zum Ziel, über verschiedene Aspekte des Schmerzes zu informieren, das Bewusstsein für die Schmerzbehandlung zu schärfen und Menschen, die mit chronischen Schmerzen zu kämpfen haben, Unterstützung anzubieten. Die Veranstaltung wurde von mehreren Organisationen unterstützt. Dazu brachten sich auch zahlreiche Mitglieder der Schmerzforschungsgruppe KFO 5001 ResolvePAIN mit ein und bereicherten mit ihren Beiträgen die Diskussion über die komplexe Natur von Schmerzen und deren umfassende Behandlungsansätze.

In Deutschland leiden rund 23 Millionen Menschen – das sind 28 Prozent der Bevölkerung – unter chronischen Schmerzen. Für rund sechs Millionen Deutsche wirkst sich das sowohl auf den Alltag als auch auf die berufliche Tätigkeit aus.  Weitere 2,2 Millionen Menschen mit chronischen – nicht tumorbedingten – Schmerzen sind psychisch beeinträchtigt. Trotz der hohen Prävalenz von chronischen Schmerzen bleibt die Versorgung von Schmerzpatientinnen und -patienten in Deutschland eine Herausforderung.

Vor diesem Hintergrund bot der 12. „Aktionstag gegen den Schmerz" eine Plattform für ein Treffen von Expertinnen und Experten aus Medizin, Wissenschaft und Therapie sowie Betroffenen, um gegenseitig Wissen auszutauschen: Im Rahmen der dreistündigen Veranstaltung hatten Interessierte die Möglichkeit, informative Vorträge zu hören, Expertise einzuholen und in der Kaffeepause Erfahrungen auszutauschen sowie Kontakte mit Personen zu knüpfen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.

Es ist zu hoffen, dass die auf dieser Veranstaltung gewonnenen Erkenntnisse zur Entwicklung besserer Schmerzbehandlungsstrategien beitragen und die Lebensqualität von Menschen, die mit Schmerzen leben, verbessern werden.

Dr. med. Eva Rampeltshammer, Clinician Scientist und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der klinischen Forschungsgruppe KFO 5001 hält einen Vortrag über "Neurofibromatose und Schmerz".
Die Veranstaltung brachte Fachleute aus dem Gesundheitswesen, Wissenschaftler und Schmerzbetroffene zusammen.

Kinderuni mit der KFO 5001

Schmerz lass nach! – Warum tut das weh? Dr. med. Ann-Kristin Reinhold, Anästhesistin, Schmerzforscherin und Clinician Scientist der KFO, erklärte Kindern, warum Schmerzen wichtig sind und wie deren Wahrnehmung funktioniert.

Illustrationsbilder: (Links) Dr. med. Ann-Kristin Reinhold erklärt wie Schmerz wahrgenommen wird; (Rechts) Die Wirkung der „Zauberpaste“ wurde an einer tapferen Versuchsperson belegt
1) Dr. med. Ann-Kristin Reinhold erklärt wie Schmerz wahrgenommen wird. 2) Die Wirkung der „Zauberpaste“ wurde an einer tapferen Versuchsperson belegt.

Etwas 600 junge Nachwuchsstudierende versammelten sich am Samstag, dem 29.04.2023 im Audimax der Universität. Im Rahmen der Kinderuni der Universität Würzburg wurde anschaulich und interaktiv den Fragen nachgegangen, weshalb man Schmerzen hat, wie sie entstehen und was man dagegen tun kann. Gebannt lauschten die 6-13-Jährigen den Ausführungen der Referentin auch zu den Möglichkeiten Schmerzen auszuschalten, was dann eindrucksvoll mit einer „Zauberpaste“ an einer tapferen Versuchsperson belegt wurde. 

Im Anschluss stellte sich Dr. med. Reinhold den vielfältigen Fragen der Wissbegierigen, um am Ende eine Schar begeisterter junger Schmerzexpertinnen und Schmerzexperten zu verabschieden. 

Die Wissenschaftlerin und Ärztin arbeitet im Z-Projekt der KFO 5001 ResolvePain an Biosample-Analysen und ist erst vor Kurzem mit dem renommierten DGAI-Stipendium der Freseniusstiftung für ihre Forschungsarbeit ausgezeichnet worden.

Illustrationsbilder: (Links) Dr. med. Ann-Kristin Reinhold erklärt wie Schmerz wahrgenommen wird; (Rechts) Die Wirkung der „Zauberpaste“ wurde an einer tapferen Versuchsperson belegt
1) Dr. med. Ann-Kristin Reinhold erklärt wie Schmerz wahrgenommen wird. 2) Die Wirkung der „Zauberpaste“ wurde an einer tapferen Versuchsperson belegt.

Chance auf Forschungsförderung

Die Klinische Forschungsgruppe KFO 5001 ResolvePAIN unterstützt talentierte Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, die sich mit der Thematik der KFO-Projekte auf dem Gebiet der Schmerzbekämpfung engagieren wollen.

Die Förderung richtet sich an Promovierende, die den Abschluss ihrer Doktorarbeit zwischen Oktober 2023 und Juni 2024 planen und im Anschluss als Postdoc weiterarbeiten wollen. Ebenso sollen mit diesen Mitteln Postdocs beim Übergang zur eigenständigen Leitung einer Arbeitsgruppe oder eines Projekts (PI) finanziell unterstützt werden. Dies betrifft Postdocs, die sich verstärkt in die zweite Förderphase der KFO 5001 Resovle Pain 2.0 einbringen werden. Auch externe Anträge sind möglich. 

Die Mittel aus ResolvePAIN2.0 decken die Kosten für die Durchführung von Vorversuchen und die Verfolgung eigener Forschungsthemen mit einer maximalen Förderung von 20 000 Euro für sechs Monate.

Die Ausgaben können umfassen:

  • Zubehör und Verbrauchsmaterial
  • Studentische Hilfskräfte (HiWis)
  • Reisekosten
  • Publikationskosten

Bewerbung

Bei Interesse reichen Sie Ihre Bewerbung bitte mit den aufgeführten Unterlagen bis zum 31.05.2023 per E-Mail an resolvepain@ ukw.de ein.

  • Anschreiben
  • Ausgefülltes Bewerbungsformular
  • Lebenslauf über maximal zwei Seiten mit den wichtigsten Referenzen Empfehlungsschreiben Ihrer derzeitigen Hauptbetreuerin oder Ihres derzeitigen Hauptbetreuers
  • Detaillierte Ausführung des Forschungsvorhabens und des Arbeitsprogramms mit: Einleitung, Hauptforschungsfragen und -ziele, Arbeitsplan inklusive eines Zeitplans, langfristige Perspektive, Finanzplan
    (Formatvorgabe: maximal vier Din A4 Seiten, Schrift Arial, Schriftgröße 11, Zeilenabstand 1,5).

Hauptkriterien sind die wissenschaftliche Exzellenz, die Solidität des eingereichten Vorschlags und eine überzeugende Perspektive für eine erfolgreiche akademische Laufbahn, wie sie sich aus dem wissenschaftlichen Werdegang des Absolventen einschließlich seiner Veröffentlichungen ergibt. Die Vorschläge werden auch nach ihrem zusätzlichen Wert für die Forschung der KFO5001 bewertet.

Die Anträge werden von einem Prinicipal Investigator (PI) aus der Forschungsgruppe KFO 5001 ResolvePAIN sowie einem Mitglied der Graduate School of Life Sciences (GSLS) Würzburg, Sektion Neurowissenschaften begutachtet. Die Sprecherin und die wissenschaftliche Leiterin der KFO5001, Univ.-Prof. Dr. med. Claudia Sommer sowie Univ.- Prof. Dr. med. Heike Rittner, werden zusammen mit dem GSLS-Vertreter über die eingereichten Anträge und beantragten Mittel bis zum 31.06.2023 entscheiden. Die Stipendien sollten so geplant werden, dass sie zwischen dem 01.07.2023 und dem 01.12.2023 starten. Es wird erwartet, dass die Geförderten ihre Ergebnisse bei der DFG-Vor-Ort-Begutachtung im Jahr 2024 vorstellen.

KFO5001 Retreat in Kloster Banz

Die Klinische Forschungsgruppe ResolvePain 5001 traf sich vom 16.-17. März zur großen Klausurtagung auf Kloster Banz zum wissenschaftlichen Austausch.

Collage KFO Retreat

Der abgeschiedene Ort oberhalb des Maintals im oberfränkischen Bad Staffelstein bot mit seinen Tagungsräumen die Rahmenbedingungen, um sich ungestört außerhalb der Universität über den aktuellen Stand des Projekts allgemein und der einzelnen Arbeitsgruppen speziell auszutauschen. Dabei wurden einerseits rege Diskussionen sowohl über die Fortschritte oder notwendigen Veränderungen in den Projekten geführt, aber vor allem auch über erfolgreiche Entwicklungen bei der Umsetzung von Ergebnissen und Erkenntnissen in die therapeutische Anwendung berichtet. 

Mit Prof. Claus Lamm PhD von der Universität Wien, Prof. Luda Diatchenko MD, PhD von der kanadischen McGill Universität in Montreal sowie Sara Jager PhD von der Universität Kopenhagen waren internationale Expertinnen und Experten vor Ort, die vor allem den jungen ResolvePAIN-Forscherinnen und Forschern die Möglichkeit gaben, sich umfassend über Schmerzforschung auf den Gebieten der Verhaltensforschung, Genetik oder molekularen Prozessen bei chronischem Schmerz auseinanderzusetzen.  

Neben diesem dichten Programm fanden außerdem noch vier projektspezifische Workshops und  zwei Postersessions statt. Zudem wurde erstmals auch die Kommunikationsform des Science Slams angewandt, mit der junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Clinician Scientists des Fachbereichs Medizin von der Graduiertenschule für Lebenswissenschaften (GLDS) oder vom interdisziplinären Zentrum für klinische Forschung (IZKF) unterhaltsam und kurzweilig ihre Arbeiten auf dem Gebiet der Schmerzforschung präsentierten.   

 

Foto 1: Gruppenfoto aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Retreats auf dem Treppenaufgang zu Kloster Banz. 
Foto 2: Doktorandin Ankita Rawat (links) diskutiert ihre Forschungsergebnisse aus Projekt 8 mit Univ.-Prof. Dr. med. Nurcan Üçeyler, Projekt Z, und Univ.-Prof. Dr. med. Cordula Matthies, Projekt 2 (im Hintergrund). Rawat wurde mit dem zweiten Preis für das beste Poster auf der Klausurtagung ausgezeichnet. 
Foto 3: Präsentation und Diskussion der CRPS/CPIP-Studie des Projekts Z im großen Tagungsraum. 
Foto 4: Gastreferentin Sara Jager PhD von der Universität Kopenhagen zwischen Univ.-Prof. Dr. med. Claudia Sommer (links) , Sprecherin der Forschungsgruppe, und Univ.-Prof. Dr. med. Heike Rittner, wissenschaftliche Leiterin der Forschungsgruppe.

Collage KFO Retreat

Neue Hoffnungsträgerin für Diagnose und Behandlung von CRPS

Dr. Ann-Kristin Reinhold erhält für ihre Forschungsarbeit zur „DNA-Methylierung im komplexen regionalen Schmerzsyndrom CRPS als neuer Ansatz für personalisierte Medizin“ auf den Wissenschaftlichen Arbeitstagen (WAT) der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) das prestigeträchtige DGAI-Forschungsstipendium der Fresenius-Stiftung.

Das Bild zeigt Ann-Kristin Reinhold bei den Wissenschaftlichen Arbeitstagen der DGAI
Die Würzburger Anästhesistin Dr. Ann-Kristin Reinhold hat für ihre Untersuchungen zur DNA-Methylierung im komplexen regionalen Schmerzsyndrom CRPS auf den Wissenschaftlichen Arbeitstagen (WAT) der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) das prestigeträchtige DGAI-Forschungsstipendium der Fresenius-Stiftung erhalten. © Heike Rittner / UKW

CRPS (Complex Regional Pain Syndrome) zählt zwar zu den seltenen Erkrankungen, doch schon ein einfacher Unterarmbruch kann solch ein komplexes regionales Schmerzsyndrom auslösen. Neben starken, anhaltenden Schmerzen treten Schwellungen, Rötungen, Temperaturveränderungen, Überempfindlichkeit sowie Bewegungseinschränkungen bis hin zur Arbeitsunfähigkeit auf. „Der Leidensdruck unserer CRPS-Patientinnen und -Patienten ist immens“, weiß Dr. Ann-Kristin Reinhold, Anästhesistin und Schmerzforscherin in der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie sowie im Zentrum für interdisziplinäre Schmerzmedizin (ZiS) am Universitätsklinikum Würzburg (UKW). Viele Betroffene fühlten sich zudem unverstanden. Allein der Weg bis zur Diagnose sei oftmals eine Odyssee. Tatsächlich ist CRPS, das vorwiegend nach Verletzungen, Frakturen oder Operationen an Armen und Beinen auftritt, aufgrund seiner komplexen Pathologie noch relativ unverstanden.

DGAI-Forschungsstipendium der Fresenius-Stiftung für bedeutendste Forschungsarbeit

„Bislang kann weder vorhergesagt werden, ob sich nach einer Verletzung ein CRPS entwickelt, sich der Schmerz zurückbildet oder er chronisch wird. Auch gibt es noch keine Biomarker, mit denen die Diagnose gestellt werden kann“, fasst Ann-Kristin Reinhold den aktuellen Stand zusammen. Bis jetzt. Denn die forschende Ärztin hat einen wichtigen Baustein für ein besseres Verständnis und somit vielleicht auch einen Hoffnungsträger für die Diagnostik und Therapie von CRPS entdeckt. Für ihre Erkenntnisse hat Ann-Kristin Reinhold bei den 36. Wissenschaftlichen Arbeitstagen der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) Mitte März in Würzburg das renommierte DGAI-Forschungsstipendium der Fresenius-Stiftung in Höhe von 15.000 Euro erhalten. „Dass die Preisträgerkommission meine Forschungsarbeit als die bedeutendste ermittelt hat, ist eine große Ehre für mich und eine tolle Anerkennung und Wertschätzung meiner wissenschaftlichen Anstrengungen in den vergangenen Jahren“, freut sich Ann-Kristin Reinhold.

In ihrer Studie konnte sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus der AG Molekulare Schmerzforschung unter der Leitung von Prof. Heike Rittner erstmals zeigen, dass die DNA-Methylierung beim CRPS eine Rolle spielt. Die DNA-Methylierung gehört zu den so genannten epigenetischen Veränderungen. Das heißt, die Basenabfolge, in der unsere genetischen Informationen gespeichert sind, bleiben erhalten, nur die chemische Struktur verwandelt sich, wodurch sich die Genaktivität verändert. Es ist also keine Mutation, sondern eine Modifikation, die wieder rückgängig gemacht werden kann.

Die Analyse der DNA-Methylierung ist ein völlig neuer Ansatz, die Entstehung und den Verlauf des CRPS zu verstehen, zu diagnostizieren und zu therapieren

„In unseren Untersuchungen haben wir gesehen, dass sich das DNA-Methylierungs-Profil bei CRPS-Patienten stark von Personen unterscheidet, die nach einem Trauma kein CRPS gebildet hatten. Die epigenetischen Veränderungen zeigten sich vor allem im Zusammenhang mit entzündlichen Prozessen und der Aktivität von Schmerzrezeptoren. Außerdem veränderte sich das Profil im Krankheitsverlauf besonders deutlich bei denjenigen, die sich von den Schmerzen erholten. Dies deutet darauf hin, dass die Schmerzauflösung ein aktiver Prozess ist“, resümiert Ann-Kristin Reinhold.

Neben einem besseren Grundlagenverständnis könnten ihre Ergebnisse den Umgang mit CRPS für Behandelnde und für Betroffene verändern. So könnten besonders prägnant regulierte DNA-Stellen als Biomarker die bislang rein klinische Diagnose ergänzen und auch die Prognose erleichtern. Und durch gezielte Veränderungen der DNA-Methylierung durch Medikamente ergeben sich ganz neue Behandlungsmöglichkeiten. In weiteren Methylierungsuntersuchungen sollen nun Patientinnen und Patienten identifiziert werden, bei denen (de-)methylierende Medikamente im Sinne einer personalisierten Medizin eingesetzt werden können.

Ferner gilt es, die Ergebnisse an einer anderen Patientenkohorte und in anderem Gewebe zu überprüfen, sowie durch detaillierte Untersuchungen und Validierungen einzelne DNA-Stellen als Biomarker und therapeutische Zielstrukturen auszumachen.

Förderungen und Kooperationspartner

Die bisherigen Untersuchungen wurden im Rahmen der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschergruppe KFO5001 ResolvePAIN unterstützt sowie von der Europäischen Kommission im Rahmen des Projekts ncRNAPain im siebten Forschungsprogramm (7 FP) und vom Interdisziplinären Zentrum für Klinische Forschung (IZKF) Würzburg. Einen wesentlichen Beitrag zu den Forschungsergebnissen haben neben der AG Molekulare Schmerzforschung in der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am UKW, Prof. Dr. Martin Kortüm und Dr. Larissa Haertle aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik II (UKW) sowie Prof. Dr. Peter Krawitz vom Institut für genomische Statistik und Bioinformatik an der Universität Bonn geleistet.

Zum Forschungsstipendium der Fresenius-Stiftung:

Das DGAI-Forschungsstipendium der Fresenius-Stiftung gilt als eine der wichtigsten wissenschaftlichen Auszeichnungen in der deutschen Anästhesiologie. Die Gesellschaft würdigt damit herausragende Forschungsleistungen von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern. Um den jährlich ausgeschriebenen Preis können sich junge Anästhesistinnen und Anästhesisten bis zur Habilitation bewerben. Die eingereichten Arbeiten werden auf den Wissenschaftlichen Arbeitstagen der DGAI vorgestellt und von einer unabhängigen Jury bewertet (https://www.wat-wuerzburg.de/stipendium).

Bild: Die Würzburger Anästhesistin Dr. Ann-Kristin Reinhold hat für ihre Untersuchungen zur DNA-Methylierung im komplexen regionalen Schmerzsyndrom CRPS auf den Wissenschaftlichen Arbeitstagen (WAT) der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) das prestigeträchtige DGAI-Forschungsstipendium der Fresenius-Stiftung erhalten. © Heike Rittner / UKW 

Das Bild zeigt Ann-Kristin Reinhold bei den Wissenschaftlichen Arbeitstagen der DGAI
Die Würzburger Anästhesistin Dr. Ann-Kristin Reinhold hat für ihre Untersuchungen zur DNA-Methylierung im komplexen regionalen Schmerzsyndrom CRPS auf den Wissenschaftlichen Arbeitstagen (WAT) der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) das prestigeträchtige DGAI-Forschungsstipendium der Fresenius-Stiftung erhalten. © Heike Rittner / UKW