Würzburg. Für eine zielführende Behandlung von Tumoren, großen Weichteildefekten sowie Verletzungen und Deformitäten des Brustkorbs (Thorax) sind häufig chirurgische Eingriffe nötig. Neben der Therapie der Grunderkrankung gilt es, die ungehinderte Funktion von Herz und Lunge sowie die Stabilität des Brustkorbs zu gewährleisten. Außerdem muss in vielen Fällen auch das Brustwandäußere wiederhergestellt werden. Um diesen komplexen Ansprüchen gerecht zu werden, ist vielfach das vereinte Spezialwissen aus der Thoraxchirurgie, der Plastischen Chirurgie und der Gynäkologie gefragt. Für eine noch bessere Kooperation schlossen sich diese Disziplinen am Uniklinikum Würzburg (UKW) kürzlich zum Süddeutschen Brustwandzentrum (SBWZ) zusammen. Bei Bedarf können weitere Fachbereiche des unterfränkischen Klinikums der Maximalversorgung hinzugezogen werden.
Individuelle Behandlungskonzepte
Verwaltet wird das Zentrum von der Klinik für Thorax-, Herz- und Thorakale Gefäßchirurgie. Prof. Dr. Ivo Aleksic, der Leiter der Sektion Thoraxchirurgie, erläutert: „Wir betrachten uns als Anlaufstelle für alle Menschen, die ein gesundheitliches oder kosmetisches Problem mit der Thoraxwand haben und sich durch einen operativen Eingriff eine Verbesserung ihrer Lebensqualität erhoffen.“ Nach seinen Worten erstellt das interdisziplinäre Team des SBWZ für jede Patientin und jeden Patienten nach ausführlicher Diagnostik individuell einen maßgeschneiderten Operationsplan und ein sinnvolles Behandlungskonzept.
Behandlung von Brustwandtumoren
Zu den Leistungsschwerpunkten der Einrichtung gehört die Therapie von fortgeschrittenem Brustkrebs. „Diese bösartige Erkrankung kann auch auf das unter der Brust liegende Gewebe wie die Muskulatur, die Rippen oder sogar das Rippenfell übergreifen“, schildert Prof. Dr. Achim Wöckel. Laut dem Direktor der Würzburger Universitäts-Frauenklinik ist dann eine Operation oft die wichtigste Behandlungsmöglichkeit mit der Aussicht auf Heilung. „Für die optimale Therapie einer Brustkrebserkrankung in einem solchen Stadium ist die Zusammenarbeit von Kolleginnen und Kollegen aus der Gynäkologie, der Plastischen Chirurgie und der Thoraxchirurgie sowie gegebenenfalls aus weiteren Fachdisziplinen geradezu zwingend erforderlich“, unterstreicht Wöckel.
Bei schweren Infektionen der Brustwand oder der Rippen
Ein weiteres Thema für das SBWZ sind massive Infektionen der Brustwand oder der Rippen. Sie können infolge von Verletzungen, Thoraxtraumen oder nach einer Operation auftreten. Neben dem Muskel- und Hautgewebe können auch knöcherne Strukturen oder sogar das Innere des Brustkorbs betroffen sein. „Wenn hier eine Antibiotikagabe nicht die nötigen Erfolge zeigt, muss der – oft ausgedehnte – Wundherd chirurgisch ausgeräumt werden“, beschreibt Prof. Aleksic. Je nach Umfang des Eingriffs kann es für ein am Ende auch ästhetisches Erscheinungsbild nötig sein, den Weichteilmantel des Brustkorbs wiederherzustellen. „Dafür nutzen wir unter anderem die Möglichkeiten der Verschieb- oder Schwenklappenplastiken“, erklärt Prof. Dr. Rafael Jakubietz, der Leiter der Sektion Plastische und ästhetische Chirurgie am UKW.
Lösungen bei angeborenen Fehlbildungen
Den dritten Schwerpunkt des Zentrums bilden operative Maßnahmen, die sich gegen angeborene Fehlbildungen der Brustwand, wie Trichterbrust und Kielbrust, richten. Die Betroffenen können unter psychischen Belastungen, Einschränkungen der Lungenfunktion und der Herzleistung sowie orthopädischen Fehlhaltungen leiden.
Neben den geschilderten, vergleichsweise häufigen Krankheitsbildern gehören zum „Portfolio“ des SBWZ auch deutlich seltenere Erkrankungen wie Sarkome, Knochenmarkentzündungen des Brustbeins oder das Poland-Syndrom.
Einzigartig in Süddeutschland
Das SBWZ in Würzburg ist das einzige Thoraxwandzentrum in Süddeutschland. Mehr zu den Leistungen und die Kontaktdaten der Brustwandsprechstunde finden sich unter www.ukw.de/behandlungszentren/sueddeutsches-brustwandzentrum-sbwz